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Kapitel 2

Im Büro starre ich auf den schwarzen Computerbildschirm und grüble vor mich hin.

Lucas kommt mit einem Aktenordner durch die Tür. »Hi Emma, wie geht es dir?«

Ich stehe auf und gehe einen Schritt auf ihn zu. »Sind wir jetzt noch miteinander befreundet?«

»Klar, das sind wir für immer.«

Meine Augen beginnen zu brennen und ich reibe sie mir. »Zieht es hier etwa?«

»Vermutlich. Ich hab grad die Klimaanlage eingeschaltet. Stört es dich? Sonst drehe ich sie wieder ab.«

Ich sehe in seine sanften grünen Augen. »Das ist kein Problem. Aber nett, dass du fragst.«

Er lächelt. »Ran an die Arbeit, die Fotokulisse muss heute noch fertigwerden.«

Ich starte den Computer. Mir fällt der Mann vom See wieder ein. Was der wohl dort gemacht hat?

»Emma, was ist los mit dir?«, fragt Lucas.

Ich schrecke hoch. »Alles bestens, ich überlege mir nur grade einen passenden Text, den wir unter die Bilder schreiben.«

»Ich bin gespannt, deine Idee wird unserem Chef garantiert gefallen, sowie sonst auch.«

»Meinst du?«

Er beachtet mich nicht und schaut in den Bildschirm seines Rechners.

Am nächsten Tag fahre ich gemeinsam mit Julian an den See.

Vor Ort angekommen, steigen wir aus dem Wagen und gehen den Kiesweg entlang.

»Bist du dir sicher, dass da ein Typ war, der den See angestarrt hat?«, fragt er.

»Wenn ich es dir doch sage, er war wirklich dort.«

Er ergreift mein Handgelenk. »Okay, ich begleite dich weiterhin, aber dass du mir keinen Bären aufbindest.«

Ich nicke, löse mich von seinem Griff und zeige auf den Steg. »Da vorne bin ich gestanden. Und auf dem Hügel da hinten ist die Bank, auf der der Mann gestern gesessen hat.«

Zusammen gehen wir auf die Parkbank zu und stoppen davor.

Julian betrachtet sie von oben bis unten. »Da sitzt niemand.«

Ich verdrehe die Augen. »Er wird nicht immer da sein.«

»Sowie du ihn mir beschrieben hast, müsste er jeden Tag den See hier auswendig lernen.«

»Du kaufst mir die Geschichte nicht wirklich ab, oder?«

»Es klingt ein bisschen unglaubwürdig, das muss ich zugeben«, sagt Julian.

Ich seufze. »Wie du meinst. Setzen wir uns auf den Steg und warten dort, falls er doch noch auftaucht.«

Julians Handy klingelt. Er geht ran und entfernt sich ein Stück von mir.

In der Zwischenzeit habe ich den Steg erreicht und lasse den Blick schweifen. Siehe da, der unbekannte Mann sitzt hinten auf der Parkbank.

Julian kommt angerannt. »Wir müssen sofort nach Hause. Lena ist von der Leiter gestürzt, als sie die Fenster im Wohnzimmer putzen wollte.«

Ich halte mir erschrocken die Hand vor den Mund. »Echt?«

Er schnappt mich am Handgelenk und läuft mit mir zurück zum Auto.

Schade, jetzt ist der Mann endlich hier und ich schaffe es nicht, mit ihm zu sprechen. Da mir Julian sowieso nicht glauben wird, erwähne ich gar nicht erst, dass er doch noch hier war.

Zuhause angekommen, entdecken wir im Wohnzimmer unsere Freundin mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen. Wir laufen auf sie zu und greifen ihr stützend unter die Arme.

»Hoffentlich hab ich mir das Bein nicht gebrochen, es schmerzt fürchterlich«, sagt sie.

»Wir bringen wir dich sofort ins Krankenhaus«, versuche ich, sie zu beruhigen.

Vor dem Spital stellen wir den Wagen auf dem Parkplatz ab und gehen ins Gebäude zur Anmeldung. Da zum Glück nicht viele Patienten anwesend sind, wird Lena sofort zu einem Arzt geschickt. Ich setze mich auf einen Stuhl, der sich in einem langen engen Gang befindet. Alles wirkt sehr steril. Die Wände sind weiß gestrichen und der Boden besteht aus dunkelblauem PVC Belag.

Julian kommt mit zwei Becher dampfend heißem Kaffee auf mich zu. Er reicht mir einen. »Hoffentlich müssen wir nicht zu lange warten.«

Ich nicke und lächle ihn dankbar an. Nach einer Weile humpelt Lena mit einem Verband am linken Unterschenkel aus dem Behandlungszimmer. »Zum Glück ist kein Knochen gebrochen.«

Ich falle ihr um den Hals. »Du machst vielleicht Sachen, bitte pass in Zukunft besser auf dich auf.«

Sie beginnt, lauthals zu lachen. »In Ordnung, ich versprech es dir.«

Zeitgleich setzten wir uns in Bewegung und verlassen das Krankenhaus.

Am nächsten Tag sitze ich abermals auf dem Steg beim Engertsee und fotografiere das Wasser. Heute hab ich wenigstens die Kamera dabei. Der Fremde ist bisher aber leider nicht aufgetaucht.

Ich steige den Hügel hoch zur Holzbank und setze mich darauf. Aus der Handtasche krame ich einen Liebesroman hervor und lese darin.

Nach einer Weile verdüstert sich der Himmel und ich höre ein Donnergrollen. Es scheint ein Gewitter im Anmarsch zu sein. Schnell springe ich auf und renne zum Auto zurück.

Am Abend liege ich noch lange wach im Bett und denke an den unbekannten Mann. Er will einfach nicht aus meinen Gedanken verschwinden.

Eine Arbeitswoche mit vielen Überstunden ist vergangen und ich sehne mich nach Entspannung. Mein Lieblingsort ist dafür wie geschaffen. Gut gelaunt fahre ich an den See.

Ich steige aus dem Wagen und gehe den Weg entlang zum Steg. Die Sonne treibt mir den Schweiß auf die Stirn.

Am Ende des Steges entdecke ich etwas Quadratisches auf den Holzbrettern. Ich greife danach und betrachte es genauer. Es ist ein Gemälde in einem Keilrahmen. Mir stockt der Atem. Die Frau, die darauf abgebildet ist, bin ich. Das Bild ist gestochen scharf, meine blonde Mähne und die blauen Augen sind deutlich zu erkennen. Wer hat das nur gemalt? Schlagartig kommt mir der unbekannte Mann in den Sinn. War er das?

Mit dem Bild in der Hand gehe ich zum Wagen, doch bevor ich die Autotür öffnen kann, ergreift jemand von hinten meinen Oberarm.

Erschrocken wende ich mich um und erblicke Julian, der mir ins Gesicht sieht.

»Jetzt bist du schon wieder hier?«, fragt er »Der Typ taucht hier garantiert nicht mehr auf.«

»Was soll ich tun, Lucas bin ich inzwischen sowieso egal. Vielleicht schaffe ich es, ihn zu vergessen, wenn ich einen anderen Mann kennenlerne.«

»Das wäre Ausnützen und das ist unfair. Du kannst ihn nicht ersetzen.«

»Du hast recht, er ist unersetzbar. Hoffentlich erkennt er, wie toll ich bin, und will wieder mit mir zusammensein.«

»Ich muss los«, sagt Julian. »Lauf du nochmal an den See und betrachte die untergehende Sonne.« Er geht zu seinem Wagen und fährt davon.

Ich verstaue das Bild in meinem Auto, öffne die Zauntür und gehe den Weg zurück zum Steg.

Dort schlüpfe ich aus den Schuhen, setze mich hin und lasse die Füße hinunterbaumeln. Meine Zehen berühren das Wasser und es fühlt sich angenehm kühl an. Eine Weile beobachte ich die Gischt unter mir und seufze beunruhigt.

»Sind Sie jeden Tag hier?«, höre ich eine ältere Männerstimme hinter mir.

Ich verharre in der Position. »Ja, der See ist mein Lieblingsplatz.«

Es ertönen Schritte und jemand setzt sich zu mir. »Darf ich mich neben Sie setzen?«

Mit einem lautstarken Seufzer senke ich den Blick. »Das Leben ist zu schwer.«

»Wie bitte? Was ist passiert?«, fragt der Mann.

Ich starre weiterhin auf das Gewässer und beachte ihn nicht. »Mein Freund hat sich von mir getrennt, weil er sich in eine Andere verliebt hat. Ich kauf ihm die Geschichte jedoch nicht ab, da er mir immer versichert hat, dass ich eine tolle Frau bin und nur das Beste verdient hab. Der Arme, er hält sich anscheinend nicht mehr für liebenswert.«

»Ich vermute, dass er das Gefühl hatte, er würde Sie aus irgendeinem Grund verlieren. Wahrscheinlich konnte er dem Druck nicht standhalten und hat sich von Ihnen getrennt.«

»Sie haben recht, er liebt mich noch.« Ich sehe ihn kurz an, stehe auf und springe samt Kleidung ins Wasser.

Der Mann wirft mir einen entsetzen Blick zu. »Was tun Sie da?«

Ich zappele mit den Füßen. »Ich schwimme, haben Sie was dagegen?«

»Nein, aber mit Ihrer Kleidung?«

»Das ist kein Problem, die wird wieder trocken, wenn ich rauskomme. Bei den Temperaturen heute.« Ich beginne zu kraulen, bis ich ein paar Meter vom Ufer entfernt bin. Es ist wunderbar entspannend und ich spüre, wie mir eine Last von den Schultern genommen wird.

Nach einer Weile kehre ich um und steige die Stufen zum Steg hinauf. Verwundert bemerke ich, dass der Mann von vorhin weg ist. Ich lasse den Blick schweifen, doch er scheint verschwunden.

Kurz darauf tippt mir jemand auf die Schulter und ich drehe mich um.

Vor mir steht der dunkelhaarige Mann, den ich vorige Woche auf der Parkbank sitzen sah.

Er grinst verschmitzt und drückt mir eine Skizze in die Hand.

Zaghaft ergreife ich sie und betrachte das Bild. Darauf bin ich abgebildet, bevor ich in den See springe. »Wieso haben sie mich gemalt?«

»Ich bin immer auf der Suche nach einem geeigneten Model. Da Sie die Einzige sind, die nahezu jeden Tag hier ist, waren Sie das.«

»Das ist nett von Ihnen.« Ich strecke ihm eine Hand entgegen und lächle verlegen. »Mein Name ist Emma.«

Er ergreift sie und grinst. »Felix. Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich hab das Gespräch von Ihnen und meinem Papa vorhin mitbekommen. Sie scheinen noch sehr an Ihrem Exfreund zu hängen.«

Ich zucke erschrocken zusammen. Der Mann, mit dem ich gesprochen hab, ist sein Vater?

»Bitte malen Sie nochmal ein Porträt von mir, vielleicht kann ich ihn so wieder zurückgewinnen.«

Er wirft einen Blick zum Himmel. »Heute ist es nicht mehr möglich, da die Sonne gleich sinkt.«

Vor Kälte zitternd verschränke ich die Arme vor der Brust. Die nasse Kleidung klebt an meinem Körper. »Einverstanden, dann sehen wir uns morgen hier pünktlich um 15 Uhr.«

Felix lacht lauthals los. »Ich werde mit meiner Staffelei da sein.«

Ich verabschiede mich von ihm und gehe mit dem Papier in der Hand zum Auto.

Im Büro ging es heute hektisch zu. Glücklicherweise sind meine Aufträge bis Dienstschluss fertiggeworden. Ich atme tief durch und schalte den Computer ab. Rasch schnappe ich die Kamera, die ich am Schreibtisch abgelegt habe, packe sie in die Tasche und stehe auf.

Lucas beendet sein letztes Telefongespräch, legt den Hörer auf die Gabel und sieht mich verwirrt an. »Was tust du da?«

»Ich geh jetzt heim, die Schicht ist vorbei.«

»Das geht nicht, bitte mach Überstunden, damit wir fertigwerden. Ich schaffe das Projekt für die Firma nicht allein.«

Seufzend lasse ich mich zurück auf den Stuhl sinken. »In Ordnung, wenn du ohne meine Hilfe aufgeschmissen bist, muss ich wohl hierbleiben. Ich bin gleich wieder da, ich muss nur kurz telefonieren.« Rasch verlasse ich mit dem Smartphone den Raum, bleibe vor der Tür stehen und wähle Lena’s Nummer.

Sie geht sofort ran. »Hallo, Emma du kommst heute später, stimmts?«

»Hi, woher weißt du das?«

»Lucas hat vorhin angerufen und Bescheid gesagt.«

»Der ist aber nett, das wollte ich grade selber machen. Du sag mal, ist Julian zufällig zuhause?«

»Klar.«

»Sag ihm bitte, er soll gegen 15 Uhr zum See fahren, um mich bei dem unbekannten Mann zu entschuldigen. Er heißt übrigens Felix. Wir haben uns dort verabredet. Danke dir.« Ich beende das Gespräch und gehe zurück ins Büro.

Wir schuften bis spät in die Nacht und erst gegen drei Uhr Früh haben wir es geschafft. Das Projekt ist endlich fertig.

Völlig erschöpft machen wir uns beide auf den Heimweg. Glücklicherweise beginnt morgen das Wochenende.

Zuhause entspanne ich auf dem Sofa, dabei döse ich ein.

Ein paar Stunden später läutet es an der Tür. Erschrocken fahre ich hoch, renne in den Flur und öffne sie.

Vor mir steht Felix, der lässig am Türstock lehnt. Anscheinend hat ihm Julian meine Adresse verraten. »Ich hab mir was anderes überlegt«, sagt er. »Ich helfe Ihnen, Ihren Freund zurückzugewinnen. Aber ein Porträt zu malen, wär der falsche Weg.«

Ich sehe ihm eindringlich die Augen. »Soso und was schlagen Sie vor?«

Er räuspert sich verlegen. »Laden Sie den Mann zu einem romantischen Dinner ein.«

»Gute Idee. Sie meinen wirklich, dass er mich daraufhin zurückwill?«

»Sie können es zumindest versuchen. Mehr als eine nochmalige Abfuhr kann nicht passieren. Glauben Sie mir. Wenn er noch Gefühle für Sie hat, wie Sie sagen, dann wird es ihn garantiert überzeugen.«

Ich deute hinter mich in die Wohnung. »Kommen Sie rein, Sie müssen nicht hier draußen vor der Tür stehenbleiben.«

Wir gehen zusammen ins Wohnzimmer und setzen uns auf die Couch.

»Wollen Sie einen Kaffee?«, frage ich.

Felix lehnt sich mit dem Rücken an die Lehne. »Lieber wär mir ein Wasser bitte. Ach und noch was, sag Du zu mir, sonst komm ich mir so alt vor.«

Ich lache los, stehe auf und marschiere in die Küche. Aus dem Schrank nehme ich ein Glas und befülle es mit Leitungswasser.

Anschließend stelle ich es im Wohnzimmer auf den Kaffeetisch. Ich setze mich zu Felix auf das Sofa. »Was schlägst du vor, wann soll ich meinen Exfreund einladen und was serviere ich?«

Er trinkt einen Schluck. »Ruf ihn an, vereinbare für morgen Abend ein Treffen und koch ihm sein Lieblingsessen.«

»Du denkst, das reicht, um ihn zurückzuerobern?«

»Klar, also mich würde es garantiert überzeugen.« Er lächelt schelmisch.

Ich senke betrübt den Blick. »Hoffentlich geht es ihm genauso.«

Felix sieht auf seine Armbanduhr. »Ich muss los.« Er leert das Glas und steht auf.

Ich erhebe mich ebenfalls und begleite ihn in den Flur. »Danke für alles.«

»Bevor ich geh, gebe ich dir meine Handynummer, falls du Hilfe brauchst.«

Ich nehme Kuli und Block aus der Kommode und reiche ihm alles. Er ergreift den Stift und notiert seine Nummer.

Der Rat von Felix war gut. Lucas hat zugesagt und da ich weiß, dass er Pizza Salami liebt, habe ich uns eine bestellt.

Ich decke den Esstisch im Wohnzimmer, stelle zwei Kerzen auf die Tischplatte und zünde sie an. Gleich darauf klingelt die Türglocke.

Ich lege die Packung Streichhölzer in eine Lade, stürme in den Flur und öffne die Tür.

Mein Exfreund steht vor mir und grinst. »Nett von dir, dass du mich zum Essen einlädst.«

»Gern. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich Pizza für uns bestellt hab.«

»Kein Problem. Ich finde es gut, dass wir immer noch Freunde sind, nach allem, was zwischen uns passiert ist.«

Mir fällt ein, dass ich den vollgefüllten Wasserkrug in der Küche auf der Anrichte stehen gelassen habe. Rasch springe ich auf, um ihn zu holen.

Ich stoppe vor der Theke, krame mein Handy aus der Hosentasche und rufe Felix an.

Er hebt sofort ab. »Hallo Emma, wie geht es dir?«

»Hi, es ist ein wenig problematisch. Lucas sieht den heutigen Abend nur als Treffen zwischen Freunde an.«

»Beruhig dich, schalte das Radio an und führe mit ihm eine Unterhaltung über aktuelle Themen.« Seine Stimme wirkt besänftigend auf mich.

»Bitte komm her, meine Mitbewohner sind nicht da. Ich brauch dringend Hilfe.«

Felix seufzt. »Von mir aus. Nur denkt er dann nicht noch mehr, dass es kein Date ist, wenn andere Leute dabei sind?«

»Ist egal. Vielleicht ist mit deiner Hilfe noch etwas zu retten.«

»Okay, ich komm und versuch dir zu helfen«,sagt er.

Wir verabschieden uns voneinander und ich schnappe mir den Krug. Langsam gehe ich zurück ins Wohnzimmer und stelle ihn auf den Esstisch.

Ich setze mich auf meinen Stuhl und bemerke, dass Lucas inzwischen die Hälfte der Pizza aufgefuttert hat.

Er nimmt einen Bissen in den Mund und kaut darauf herum. »Die ist echt gut.«

Mit einem Messer schneide ich mir ein Stück ab. »Schön, dass dir die Pizza schmeckt.«

Nach dem Essen ist uns der komplette Gesprächsstoff ausgegangen und Lucas sitzt allein im Wohnzimmer auf dem Sofa. Er hört einen Radiosender, der Countrylieder spielt, die ein bisschen zu wünschen übrig lassen. Aber was solls, mein Exfreund hat eben einen eigenen Geschmack. Ich stehe schon eine Weile in der Küche, spüle das Geschirr ab und warte ungeduldig auf Felix.

Kurz darauf klingelt es endlich. Er ist da, was für ein Glück. Ich renne in den Flur und öffne die Wohnungstür.

Felix grüßt mich, geht an mir vorbei ins Wohnzimmer und bleibt vor Lucas stehen.

Ich folge ihm und sehe, wie er ihm seine Hand entgegenstreckt. »Hallo, Emma hat mir von Ihnen erzählt. Schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Felix Braun, ein Freund von Emma.«

Er stellt sich als Kumpel von mir vor. Was für eine Überraschung.

Mein Exfreund erhebt sich und ergreift seine Hand. »Ich heiße Lucas.«

»Wollt ihr beiden mich raus in die Natur begleiten?«, fragt Felix. »Es ist wunderbares Wetter.«

Ich nicke. »Gute Idee. Ich hol nur schnell meine Tasche aus dem Zimmer.«

Zusammen verlassen wir die Wohnung. Wir spazieren die Straße runter zum Ladispark, der hier in der Nähe liegt. Langsam marschieren wir den Weg entlang und bleiben vor einem Eisstand stehen.

Lucas kramt sein Handy aus der Hosentasche und tippt darauf herum.

Ich neige mich zu Felix, der neben mir steht. »Es sieht aus, als würde er kein Interesse mehr an mir haben. Was machen wir jetzt?«

Er beginnt zu lächeln. »Rede mehr mit ihm und nicht nur mit mir.«

Ich schlucke beunruhigt. »Das versuche ich doch die ganze Zeit, aber er schenkt mir keine Beachtung.«

Lucas hebt den Kopf und sieht uns verwirrt an. »Was besprecht ihr beiden da?«

Felix seufzt lautstark. »Wissen Sie, Emma würde viel lieber mit Ihnen sprechen, weil sie Sie vermisst, aber sie traut sich nicht, das zuzugeben.«

Mein Exfreund verzieht keine Miene und wendet sich an mich. »Wenn das so ist, dann gehen wir gemeinsam zum Eisstand und reden kurz miteinander.«

Wir setzen uns in Bewegung und schlendern zum Stand hinüber.

Lucas gibt eine Bestellung auf und ich werfe einen Blick über meine Schulter. Zu Felix hat sich mittlerweile eine dunkelhaarige Frau gesellt, mit der er ein anregendes Gespräch zu führen scheint.

Ich sehe wieder zu Lucas und bemerke, dass er zwei Schokoladeneisbecher in der Hand hält. Einen davon reicht er mir. Anscheinend hat er vergessen, dass ich diese Sorte nicht mag. Doch ich lasse mir nichts anmerken und beginne zu essen.

Wir spazieren mit dem Eis ein Stück nebeneinander her, bis ich stehenbleibe und mich zu Felix und der Frau umdrehe. Wer ist die eigentlich und was läuft da zwischen den beiden ab?

»Emma, was ist los?«, fragt Lucas. »Du siehst aus, als wärst du eifersüchtig.«

Ich sehe ihm in die Augen und lache lautstark auf. »Nein, es ist nur merkwürdig.«

Felix kommt auf uns zu. »Und, habt ihr alles besprochen?«

Ich runzle die Stirn. »Wer war die Dame, mit der du dich vorhin unterhalten hast?«

Er wirft einen Blick über seine Schulter und schaut zu der Frau hinüber, die ihm sofort lachend zuwinkt. »Ach, sie ist nur eine ehemalige Schulfreundin.«

Erleichtert atme ich aus. »Interessant. Und du hast sie zufällig hier angetroffen?«

Lucas fährt sich ungeduldig durch seine schwarz gelockten Haare und steigt von einen Fuß auf den anderen. »So, ich muss jetzt los.«

Er setzt sich in Bewegung und verlässt den Park. Ich ich sehe ihm nach und beiße mir dabei nachdenklich auf die Unterlippe.

Felix wirft mir einen verwunderten Blick zu. »Das hat nicht so gut geklappt, oder?«

Ich knete nervös meine Hände. »Stimmt, es wird extrem schwierig, ihn zurückzugewinnen.«

Er sieht mich aufmunternd an. »Starte einen neuen Versuch, du könntest Lucas zum Beispiel ins Kino einladen.«

»Das ist eine Möglichkeit. Aber was, wenn er doch eine Freundin hat?« Ich reibe mir übers Kinn. »Ach quatsch, das Risiko geh ich ein. Ich bitte ihn um ein romantisches Date.«

»Ich will dir nicht dreinreden«, sagt Felix. »Nur frage ich mich, ob das wirklich so eine gute Idee ist?«

»Mir bleibt keine andere Wahl, das wird schon klappen. Auf jeden Fall danke für alles und diesmal brauchst du auch nicht dabei zu sein.«

Er nickt. »In Ordnung, melde dich einfach bei mir, wenn du Hilfe benötigst.«

»Danke das ist nett, ich möchte unbedingt, dass er mich zurücknimmt, weil ich mir sicher bin, dass wir füreinander bestimmt sind.«

Felix seufzt lautstark. »Ich hoffe, du verrennst dich da nicht in was.« Er verabschiedet sich von mir und verlässt den Park.

Ich krame mein Handy aus der Handtasche und rufe Lucas an.

Zum Glück gelingt es mir, ihn mit den passenden Argumenten zu einem Date zu überreden. Wir vereinbaren für den darauffolgenden Tag ein Treffen.

Nach dem erfolgreichen Telefonat, packe ich das Smartphone zurück in die Tasche und laufe motiviert heim.

Im Wohnzimmer angekommen, finde ich Julian vor, der auf dem Sofa sitzt und ein Kreuzworträtsel in der Zeitung löst.

»Ich geh morgen mit meinem Exfreund ins Kino«, sage ich. »Der Film muss exzellent sein, hättest du einen Tipp für mich?«

Er legt den Kugelschreiber auf den Tisch und grinst. »Ich schlage vor, ihr seht euch einen Horrorfilm an.«

Ich schüttle den Kopf. »Du bist verrückt, eine romantische Komödie wär das Beste für uns.«

Am nächsten Tag, es ist kurz vor 19 Uhr, stehe ich im Bad, um mich für mein Date fertigzumachen. Ich trage ein schwarzes, figurbetontes Minikleid und binde mir die langen, blonden Haare zu einem Dutt zusammen. Seitlich ziehe ich ein paar Strähnen heraus und lasse sie locker ins Gesicht fallen. Als Make-up verwende ich nur Wimperntusche und Lippenstift, da ich weiß, dass Lucas dezent geschminkte Frauen besser gefallen.

Eine halbe Stunde später schlüpfe ich in meine Pumps und verlasse die Wohnung.

Ich fahre mit dem Auto zum vereinbarten Treffpunkt. Als ich in die Gasse einbiege, sehe ich auch schon meinen Exfreund, der vor dem Kino auf mich wartet.

Direkt davor stelle ich den Wagen ich in einer Parklücke ab und steige aus. »Hallo Lucas. Wartest du schon lange hier?«

Er lächelt gekünstelt. »Hi. Nein, ich bin grade erst gekommen. Gehen wir gleich rein?«

Ich nicke und wir marschieren durch die Eingangstür. Wir schlendern zum Ticketschalter und kaufen zwei Karten für einen Horrorfilm. Wer hätte gedacht, dass er tatsächlich solche Streifen mag. Ich kenne ihn schon mehrere Jahre und hab das noch gar nicht mitbekommen. Während des Films rücke ich ein Stück an Lucas ran. Doch er bleibt regungslos sitzen und futtert weiterhin genüsslich sein Popcorn. Nach drei Stunden ist der Kinofilm vorbei. Ich bin froh darüber, da er mir viel zu gruselig war. Wir verlassen den Kinosaal und gönnen uns im Kaffeehaus gegenüber noch einen Kaffee.

Ein runder Tisch in der Ecke ist frei. Wir setzen uns und schweigen. Komischerweise geht uns in letzter Zeit ständig der Gesprächsstoff aus.

Lucas trinkt die Tasse in einem Zug aus, verabschiedet sich sofort von mir und verlässt das Lokal.

Ich zücke mein Handy und wähle Felix’s Nummer. »Er ist abgehauen, es funktioniert einfach nicht mit ihm. Er scheint mich nicht zurückzuwollen«, sprudelt es aus mir heraus.

»Frag ihn, wie er zu dir steht. Du bist hübsch, liebenswürdig und humorvoll. Es wäre unverständlich, wenn er dich nicht mögen würde.«

»Das klingt gut, aber er soll mir das von sich aus sagen.«

»Du grübelst zu viel. Ich schlage vor, wir beide unternehmen morgen was zusammen, um dich auf andere Gedanken zu bringen.«

»Einverstanden«, sage ich. »Wir könnten in den Freizeitpark gehen. Allerdings ist er zwei Stunden von hier entfernt, aber ich bin schon lange nicht mehr Achterbahn gefahren.«

»Ich würde auch gern mal wieder hin und dort Spaß haben.«

Wir vereinbaren, dass Felix um sechs Uhr Früh zu mir kommt, damit wir dann von hier aus losfahren. So sind wir zeitig im Park und können den ganzen Tag gut nützen.

Um Fünf reißt mich der Wecker aus dem Schlaf. Ich drehe ihn ab, schwinge die Beine aus dem Bett und gehe ins Bad.

Nach der erfrischenden Dusche, werfe ich mir einen Bademantel über und schlendere zurück in mein Zimmer.

Gutgelaunt öffne ich den Kleiderschrank, nehme mir einen Rock und eine Bluse heraus und schlüpfe hinein.

Kurz darauf werfe ich einen Blick auf die Uhr. Erschrocken stelle ich fest, dass es bereits Sechs ist. Oh nein, Felix ist garantiert schon hier. Ich bin spät dran.

Schnell hänge ich mir meine Tasche um und verlasse die Wohnung.

Vor dem Haus steht ein grauer Pkw, in dem Felix sitzt und auf mich wartet.

Ich steige auf der Beifahrerseite ein, begrüße ihn und er startet den Motor. Wir biegen in eine Seitengasse, von der wir anschließend auf die Hauptstraße gelangen.

Die gesamte Fahrt über unterhalten wir uns köstlich. Felix kennt eine Menge Geschichten, vor allem sehr witzige.

Am Parkplatz vor dem Freizeitpark, halten wir vor einem Zaun, der das Grundstück trennt.

Wir steigen aus dem Wagen und bezahlen am Eingang. Das Tolle hier ist, dass alle Attraktionen im Eintrittspreis inkludiert sind.

Die Achterbahn befindet sich genau neben der Kasse. Dummerweise sind davor viele Leute angestellt. Und das um acht Uhr morgens, wo der Park grade erst geöffnet hat. Nichtsdestotrotz stellen wir uns dahinter und warten, bis wir dran sind. Wir schweigen eine Weile und beobachten die anderen Menschen.

Endlich ist es soweit und wir setzen uns nebeneinander in den Ersten von vier Waggons.

Kurz darauf setzt sich die Bahn in Bewegung und wir werden hochgezogen. Ich bekomme ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend. Vermutlich bin ich nur ein bisschen aufgeregt.

Das erste Looping ist vorbei und die Fahrt gefällt mir immer besser. Erfreut strahle ich über das ganze Gesicht. Ich werfe einen kurzen Blick zur Seite und merke, dass mein Begleiter sich ebenso amüsiert.

Wir gelangen zum Ende, die Bahn stoppt und alle Passagiere steigen aus.

Gemeinsam mit Felix bleibe ich vor der Attraktion stehen und schaue ihm in die Augen. »Das war total aufregend. Mir zittern jetzt noch die Knie.«

Er lächelt, nimmt meine Hand und zerrt mich zu einem Verkaufsstand neben der Achterbahn. »Komm, ich lade dich auf Zuckerwatte und Limo ein.«

Ich grinse ihn begeistert an. »Vielen Dank die hab ich schon ewig nicht mehr gegessen.«

Felix bestellt alles und bezahlt den Verkäufer. Dieser reicht mir eine Flasche Limonade und einen Stab mit Zuckerwatte.

Ich zupfe ein kleines Stück davon ab und schiebe es mir in den Mund. »Lecker, die schmeckt wie damals.«

Felix probiert von seiner. »Stimmt.« Er deutet auf eine Parkbank ein paar Meter weiter.

Wir schlendern mit der Süßspeise in der Hand darauf zu und setzen uns.

Es dauert nicht lange, bis wir die Zuckerwatte aufgegessen haben. Dabei betrachten wir das bunte Treiben hier im Park. Wir trinken die Flasche aus, stehen auf und gehen weiter den Weg entlang.

Kurz darauf kommen wir an einer Wurfbude vorbei und Felix fordert mich zu einem Wurfduell heraus.

Vom Schausteller bekommen wir gleich einen Ball in die Hand gedrückt. Wir werfen ihn nacheinander gegen die Dosen und bei meinem Gegner fallen sofort alle Büchsen um. Mir gelingt das nicht so schnell, aber ich lass mich nicht unterkriegen und versuche es weiter.

Nach einer Weile schaffe ich es endlich und die letzte Dose fällt um.

Der Wurfbudenbesitzer bückt sich zu einem Regal und taucht danach mit einem Minipokal auf. Er reicht ihn Felix. »Sie haben diesen Preis gewonnen.«

Mein Begleiter ergreift den Pokal und wendet sich an mich. »Hier, den schenk ich dir, weil du nicht aufgegeben hast.«

Ich grinse verlegen, greife mir das Ding und sehe Felix direkt in die Augen. Vergnügt genieße ich den Anblick und kann meinen Blick kaum von ihm abwenden. Er ist wirklich sehr nett.

Den restlichen Tag über, fahren wir noch mit vielen Attraktionen und haben eine schöne Zeit zusammen.

Emma's große Liebe

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