Читать книгу Vengeful King - Melody Adams - Страница 5
ОглавлениеKapitel 1
Sam
Wieder eine neue Schule. Gott, wie ich es hasste. Dad hatte eine neue Stelle als Schulleiter hier. Sinners High war kleiner als meine letzte Schule, was es umso schwerer machte, unbemerkt zu bleiben. Es war nie Fun, die Neue an einer Schule zu sein, doch wenn dein Dad der Schulleiter war, dann war es umso schlimmer. Ich spürte die Blicke auf mir, als ich zu den Spinden ging. Die Kids hier waren anders als an meiner alten Schule. Zum einen trugen sie keine Uniform. Und sie waren schrecklich vulgär. Dad hatte mir erzählt, dass die Schule hier von den KINGS regiert wurde. Das war etwas, was er ändern wollte. Nicht, dass es mich interessierte, was er mit den sogenannten Herrschern dieser Schule machte, doch leider brachte es mich genau in die Mitte dessen, was hier geschehen würde. Mein Dad war der Feind der KINGS und ich war seine Tochter. Ich musste kein Prophet sein, um vorher zu sehen, wie das für mich ausgehen würde. Ich hatte meinen Spind beinahe erreicht, als mein Weg plötzlich blockiert wurde. Ich hatte meinen Blick auf den Boden gerichtet gehabt. Jetzt schaute ich langsam auf und sah mich drei Mädchen gegenüber. Das Mädchen direkt vor mir schien die Anführerin zu sein, denn die beiden anderen standen leicht zurück. Alle drei waren angezogen wie Straßenhuren, doch die Anführerin am meisten. Ihr Rock war so kurz, dass ich mich fragte, wie sie sich jemals damit hinsetzen konnte, ohne jedem ihre Unterwäsche zu zeigen. Ihr Top war bauchfrei und so tief ausgeschnitten, dass ihre Brüste – die auf keinen Fall echt sein konnten – beinahe heraus fielen.
„Sieh an, sieh an. Was haben wir denn hier?“, fragte sie, ihre Stimme voller Spott. „Hast du dir das Outfit von deiner Großmutter ausgeliehen?“
Natürlich würde sie mich wegen meiner Kleidung hänseln. Doch das war okay. Ich war froh, dass ich nicht so nuttig aussah wie sie und ihre Lakaien. Ich trug einen langen, weit fallenden fliederfarbenen Rock und meine weiße Lieblingsbluse mit zart rosa und fliederfarbenen Blumen. Der Rock und die Bluse passten so wunderbar zusammen, als wären sie als ein Set gedacht. In meiner alten Schule hatte die Schuluniform dafür gesorgt, dass niemand wegen seiner Kleidung gehänselt werden konnte.
„Ja“, erwiderte ich auf die Frage der Blondine vor mir. „Meine Großmutter hatte einen guten Geschmack.“
Ich wusste, es war besser, eine Konfrontation im Keim zu ersticken, also gab ich einfach nach und nahm ihren Worten damit den Wind aus den Segeln.
„Wenn das alles ist...“, sagte ich, einen Schritt zur Seite machend. „Ich muss meine Sachen in meinem Spind verstauen.“
Ich wollte an den Mädchen vorbei gehen, doch die Blondine ergriff mich beim Arm und hielt mich zurück. Ihr Griff war fest, und ihre langen Acrylnägel drückten sich schmerzhaft in mein Fleisch.
„Nicht so schnell, Aschenputtel“, sagte sie, mich aus bösartigen Augen anfunkelnd. „Ich bin noch nicht fertig mit dir.“
„Lass sie los, Kelly“, erklang plötzlich eine Stimme hinter mir.
Kelly schaute über meine Schulter hinweg und für einen kurzen Moment blitzte Panik in ihren Augen auf. Sie ließ mich los und schenkte meiner Retterin hinter mir ein zuckersüßes Lächeln.
„Wir waren nur gerade dabei, die Neue zu begrüßen, Abby.“
„Sah für mich nicht wie eine freundliche Begrüßung aus“, erwiderte meine Retterin, Abby. „Lasst sie in Ruhe. Haben wir uns verstanden?“
„Natürlich“, versicherte Kelly und lächelte. Ein Lächeln, welches ihre Augen nicht erreicht. Doch wer immer diese Abby war, sie schien in der Schulhierarchie über Kelly und ihre Freundinnen zu stehen. Die drei Mädchen wandten sich ab und eilten davon.
Ich wandte mich langsam um. Das Mädchen, welches mir zu Hilfe gekommen war, schenkte mir ein warmes Lächeln. Sie war nicht viel größer als ich, doch zierlich, während ich einige Kilos zu viel mit mir herum schleppte. Sie war schön. Auf eine natürliche Weise, nicht wie Kelly und ihre Freundinnen. Abby trug nur den Hauch von Make-up und sie trug einen knielangen Rock und ein langärmeliges T-Shirt. Ich mochte sie auf Anhieb.
„Hi, ich bin Abby“, grüßte sie.
„Hi. Ich... ich bin Samantha, aber meine Freunde nennen mich Sam.“
„Mach dir keine Sorgen wegen Kelly und ihrem Gefolge. Sie werden dich nicht mehr belästigen. Mein Freund und seine Jungs beherrschen die Schule hier. Wenn ich den Zicken sage, dass sie dich in Ruhe lassen sollen, dann werden sie das auch. Keiner will sich mit den KINGS anlegen, glaub mir.“
„Oh... danke“, erwiderte ich. Abby war mit den KINGS involviert. Dahin war meine Hoffnung, in ihr eine Freundin gefunden zu haben. Dad würde mir nie erlauben, mit ihr abzuhängen, wenn sie mit diesen wilden Jungs rum hing. „Ich... ich muss meine Sachen in den Spind packen, sonst komm ich noch zu spät zur ersten Stunde.“
„Was ist deine Spind Nummer?“
„817.“
„Oh, das ist fast neben meinem. Ich hab 814“, erwiderte Abby. „Komm! Wir können zusammen gehen. Was hast du in der ersten Stunde?“
„Biologie.“
„Hmm, ich hab Mathe. Aber ich zeig dir, wo das Bio-Labor ist. Doch wir sollten uns beeilen. Glaub mir, du willst nicht zu spät zu Mr. Anstorms Unterricht kommen. Der Typ ist strikt wie ein Feldwebel.“
„Okay, danke“, murmelte ich und folgte Abby zu den Spinden.
Irgendwie hatte ich es geschafft, meinen ersten Tag hinter mich zu bringen. Abgesehen von Abby hatte mich niemand freundlich behandelt, doch ich hatte auch keine weiteren Hänseleien erdulden müssen. Doch es war klar, dass ich in dieser Schule herausstach, und das nicht in einer guten Weise. Ich hatte sehr wohl mitbekommen, wie hinter meinem Rücken gelästert und gelacht wurde. Sie hielten mich für einen Freak, weil ich mich anders kleidete. Abby mochte mich davor bewahrt haben, dass man mich offen mobbte, doch es war klar, dass ich hier keine Freunde machen würde. In der Lunchpause hatte ich allein an einem Tisch in der Ecke gesessen. Abby hatte mit den KINGS an einem Tisch in der Mitte gesessen. Die Jungs wurden an dieser Schule tatsächlich wie verdammte Könige behandelt. Sie räumten nicht einmal ihre Tabletts selber weg. Und Abby hatte mit ihnen gelacht und mit ihrem Freund gekuschelt und rumgeknutscht. In aller Öffentlichkeit. Sie mochte sich mir gegenüber nett verhalten haben, doch es war klar, dass sie und ich nichts gemein hatten. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ich hier eine Freundin gefunden hätte.
Ich verließ die Schule durch den Hinterausgang, denn Dad und ich lebten in dem kleinen Haus am Ende des Schuldgrundstückes. Ein scharfer Wind wehte dunkle Wolken über das Gelände. Ich war dabei, den Westflügel des Schulgebäudes zu umrunden, als ich seltsame Laute vernahm. Da war ein Grunzen und Stöhnen. Dumpfe Geräusche, die ich nicht einordnen konnte. Und dann eine Stimme.
„Ich glaube, er hat genug, Nate.“
Nate. Das war der Anführer der KINGS. Mein Herz schlug aufgeregt und mein Magen überschlug sich. Vorsichtig lugte ich um die Ecke herum. Die KINGS standen nicht weit von mir und Nate stand über einem am Boden liegenden Typen. Er sah aus, als wenn jemand ihn durch den Wolf gedreht hätte. Ich erstickte einen Aufschrei mit meiner Hand. Ich war gerade Zeuge einer Schlägerei geworden. Nein, keine Schlägerei, denn es sah nicht so aus, als wenn Nate irgendwelche Schläge abbekommen hätte. Er hatte den anderen Jungen verprügelt. Für was?
„Ein letztes Mal, Skinner“, sagte Nate drohend, sich zu dem am Boden liegenden Jungen hinab beugend. „Wenn ich dich noch mal dabei erwische, wie du auf meinem Schulgelände Drogen dealst, landest du dort, wo du die Radieschen von untern wachsen sehen kannst. Verstanden?“
Der Junge am Boden murmelte etwas Unverständliches.
„Wie war das? Ich hab nicht ganz verstanden, Skinner. Sprich lauter!“
„Jaaa“, krächzte Skinner.
„Gut. Wir sind die Einzigen an dieser Schule, die Zeug verticken, merk dir das. Deal an deiner eigenen Schule.“
Oh mein Gott! Dies wurde immer schlimmer. Die Kings dealten offenbar Drogen an der Schule und sie hatten diesen Skinner verprügelt, weil er ihnen ins Geschäft gekommen war. Verdammt. Ich musste Dad davon erzählen. Ich wollte mich gerade anwenden, als Nate aufsah und unsere Blicke sich trafen. Oh nein! Mein Herz setzte vor Angst einen Moment aus. Mit einem Aufschrei wandte ich mich ab und rannte davon.
Nate
Angewidert sah ich auf das Stück Scheiße hinab, der versucht hatte, an unserer Schule sein Zeug zu verticken. Nicht nur, dass dies unser Territorium war. Nein, er dealte in harten Drogen wie H, Crack und Koks. Wir dealten nur Hasch und ein paar Partypillen. Ich wollte das harte Zeug nicht an meiner Schule.
„Ein letztes Mal, Skinner“, sagte ich drohend, mich zu Skinner hinab beugend. „Wenn ich dich noch mal dabei erwische, wie du auf meinem Schulgelände Drogen dealst, landest du dort, wo du die Radieschen von untern wachsen sehen kannst. Verstanden?“
Skinner murmelte etwas.
„Wie war das? Ich hab nicht ganz verstanden, Skinner. Sprich lauter!“
„Jaaa“, krächzte er.
„Gut. Wir sind die Einzigen an dieser Schule, die Zeug verticken, merk dir das. Deal an deiner eigenen Schule.“
Ich hoffte, der Mistkerl hatte die Mitteilung laut und deutlich erhalten und würde auch seinen Buddys weitersagen, dass unsere Schule für sie tabu war. Ich richtete mich auf und mein Blick fiel auf ein Mädchen, das hinter der Hausecke lauerte. Unsere Blicke trafen sich. Es war die Neue. Die Tochter des neuen Schulleiters. Fuck! Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet und ihr Mund stand offen. Ehe ich etwas sagen oder tun konnte, wandte sie sich mit einem leisen Aufschrei ab und rannte davon.
„Fuck!“, knurrte Kent. „Wer war das?“
„Die Tochter von Wilson“, erwiderte ich.
„Oh, Fuck“, fluchte Ian. „Die wird uns sicher bei Daddy verpetzen.“
„Soll ich mich drum kümmern?“, bot Gregory an. „Ich sorg dafür, dass sie keinen Mucks macht.“
Gregorys Augen leuchteten mit einem sadistischen Funkeln. Er kam aus einer russischen Mafiafamilie. Wenn ich ihn der Kleinen hinterherschickte, dann landete sie wahrscheinlich irgendwo in einem Grab im Wald. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, lass sie. Ich handle das.“
Ich beugte mich erneut zu Skinner hinab, der sich mittlerweile mühsam zum Sitzen aufgerichtet hatte und sich das Blut von der Nase wischte.
„Du hältst dein verdammtes Maul darüber, was hier geschehen ist“, sagte ich warnend. „Hast du verstanden?“
„Ja.“
„Gut. Dann verpiss dich!“
Er rappelte sich auf und taumelte davon. Ich wandte mich an die Jungs. Ihre Gesichter waren grimmig. Dass wir dabei beobachtet worden waren, wie wir einen Typen verprügelten, war schlimm genug, doch die Kleine konnte mit angehört haben, wie wir uns über Drogen unterhalten hatten. Das war nicht gut.
„Wir sind fünf. Sie nur eine. Unser Wort gegen ihres. Daddy wird seiner kleinen Prinzessin glauben, doch auch er kann ohne reale Beweise nichts gegen uns unternehmen“, sagte ich.
Die Jungs nickten.
„Okay, dann lass uns von hier verschwinden.“
Sam
Ich rannte zurück ins Schulgebäude und direkt in Daddys Büro. Mein Herz raste wie wild. Zum einen wegen dem was ich gesehen hatte. Ich hatte Angst davor, was die KINGS mit mir tun würden. Und zum anderen, weil ich es nicht gewohnt war zu laufen. Ja, ich war unsportlich. Ich bevorzugte es, faul auf der Couch zu liegen und ein gutes Buch zu lesen. Natürlich zeigte sich meine Faulheit in meiner Figur. Ich war mit einem Meter sechsundfünfzig kleiner als Abby, doch während sie schlank war, war ich etwas mehr gerundet. Okay, eine Menge mehr gerundet. Wahrscheinlich würden auch eine Diät und Sport daran nichts ändern. Ich hatte es längst aufgegeben, zu hungern oder zu trainieren. Wie gesagt, ich war faul und Diät war auch nicht mein Ding. Ich war, wie ich war. Basta. Und Paul, mein Freund, mochte mich so, wie ich war. Leider lagen wegen dem verdammten Umzug jetzt über vierhundert Meilen zwischen uns. Paul hatte versprochen, dass wir trotzdem zusammen bleiben würden. Wir würden beide unseren High School Abschluss machen, und danach konnten wir zusammen studieren. Wir hatten uns noch nicht entschieden, an welchem College wir uns bewerben würden, doch der Umzug war auch ziemlich unvorhergesehen gewesen. Ich würde Paul heute Abend anrufen. Nach allem, was ich heute erlebt hatte, konnte ich ein wenig Aufmunterung gebrauchen.
Ich hielt mich nicht damit auf, an Daddys Bürotür zu klopfen. Um diese Zeit würde er ohnehin niemanden in seinem Büro haben. Die Sekretärin war sicher schon nach Hause gegangen, und so waren die meisten Schüler. Abgesehen von denen, die Nachsitzen mussten. Daddy sah von seinem Laptop auf und Besorgnis zeigte sich auf seinen Zügen. Es musste deutlich sein, dass etwas geschehen war. Mein Gesicht war sicher rot wie eine Tomate von der Anstrengung und meine Haare schweißverklebt.
„Babygirl, was ist los? – Komm. Setz dich, ich bring dir ein Glas Wasser.“
Er war von seinem Platz aufgesprungen und eilte zum Waschbecken in der Ecke, um ein Glas Wasser abzufüllen. Ich ließ mich in einen der Sessel vor seinem Schreibtisch fallen und versuchte, mich zu sammeln. Daddy kam mit dem Wasser zu mir und ich nahm dankbar das Glas entgegen. Nachdem ich es in einem Zug geleert hatte, setzte Daddy sich wieder in seinen Sessel.
„Nun, was ist geschehen, dass du so aufgeregt bist? Haben die Kids dich belästigt? Hat jemand Hand an dich gelegt?“
Ich wusste, das war stets Dads erste Sorge. Dass jemand sein kleines Mädchen anfassen könnte. Er schien nicht zu verstehen, dass ich nicht zu der Sorte Mädchen gehörte, die Aufmerksamkeit von Jungs auf sich zog. Ich war zu fett, zu unscheinbar und meine Kleidung war nun wirklich nicht sexy. Ich schüttelte den Kopf, und Daddy atmete sichtlich erleichtert auf.
„Okay, was ist es dann?“
„Die KINGS“, erwiderte ich, noch immer etwas atemlos.
„Was ist mit den KINGS?“, fragte Daddy, sich interessiert zu mir vor beugend.
„Sie haben hinter dem Westflügel einen Jungen zusammen geschlagen. Ein... einen Typ namens Skinner. Er ist nicht von Sinners High. Er hat wohl versucht, Drogen hier zu dealen und die KINGS haben ihn dafür verprügelt. Ich hab mit angehört, wie Nate zu dem Typen gesagt hat, dass die Schule ihr Territorium ist und dass SIE hier die Drogen verkaufen.“
Daddy sprang auf, als wolle er aus dem Büro stürmen.
„Wo willst du hin, Daddy?“, fragte ich.
„Sehen, ob ich die Mistkerle noch schnappen kann. Sie auf frischer Tat ertappen.“
„Sie sind sicher abgehauen. Nate hat mich entdeckt. Sie werden wissen, dass ich direkt hierher gelaufen bin.“
Dad blieb stehen und sah mich besorgt an.
„Sie haben dich gesehen?“
Ich nickte unbehaglich.
„Verdammt!“ Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Ein Grund mehr, dass ich sie mir schnappen muss. Aber erst bringe ich dich nach Hause. Ich will nicht, dass du ihnen über den Weg läufst, ehe ich mit ihnen gesprochen habe. Ich werde ihnen klarmachen, was geschieht, wenn sie auch nur ein Haar auf deinem Kopf krümmen.“