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Zimmer B 214

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Tivaro Kirchner erwachte irgendwann nachts durch ein Geräusch. Hatte er im Schlaf nicht das Telefon läuten gehört? Unruhig hob er den Kopf vom Kissen. Durch den Türspalt seines Zimmers drang schwaches Licht von unten aus der Diele. Er lauschte angestrengt und glaubte dann, seine Mutter undeutlich und leise sprechen zu hören. Möglicherweise war es ja sein Vater, überlegte er. Wenn der manchmal von einer seiner Geschäftsreisen anrief, war es bei ihm vielleicht früh abends, während es zuhause bereits spät in der Nacht war. Tivaro gähnte, legte sich wieder zurück und schlief dann durch bis zum Morgen.

Tivaros Wecker klingelte um halb acht. Er sprang aus dem Bett, zog sich schnell an und flitzte dann ins Bad, um sich die Zähne zu putzen.

»Guten Morgen!«, rief er nach unten. Keine Antwort. Kurz darauf stand er in der Küche. »Guten Morgen, sagte ich.«

Sabrina saß am Frühstückstisch über ihrer Müslischale und heulte.

»Guten Morgen, Tivaro!«, sagte Elise leise. Auch ihre Augen waren feucht.

»Was habt Ihr denn? Ist etwas passiert?«, fragte Tivaro voller Sorge.

»Opa ist heute Nacht schwer gestürzt und liegt jetzt mit einem Oberschenkelhalsbruch im Bürgerhospital«, informierte Elise ihn.

»Was?« Für Tivaro hörte sich das wie Bein- und Genickbruch zusammen an. »Ist es sehr schlimm?«, wollte er wissen.

»Ich will ehrlich zu euch sein«, antwortete Elise. »Ja, es ist sehr schlimm, wie der Arzt sagte. Und er sagte auch, dass es nicht sicher ist, ob er wirklich wieder auf die Beine kommt. Viele Menschen, die so alt wie Opa sind, sterben nach einem Oberschenkelhalsbruch, wenn sie nicht operiert werden können.«

»Kann man Opa nicht operieren?«, fragte Tivaro.

»Das wird sich erst heute im Laufe des Tages klären«, sagte Elise und seufzte.

»Ich will jetzt zum Opa«, forderte Sabrina. »Oh, er tut mir ja so schrecklich leid.« Sie war noch im Schlafanzug und schluchzte: »Ich weiß auch gar nicht, was ich überhaupt anziehen soll.«

Auch Tivaro liebte seinen Opa über alles und wäre am liebsten ebenfalls gleich zu ihm gefahren. Doch heute würde er erst abends vom Taunus-Camp zurückkommen.

Elise schien Tivaros Gedanken gelesen zu haben. »Sabrina und ich fahren heute Vormittag ins Krankenhaus. Und wenn du am Abend zurück bist, fahren wir noch mal hin.«

»Ich würde ihn gerne alleine besuchen«, sagte Tivaro nach dem Frühstück.

»Wenn du meinst. Ich bringe dich jedenfalls hin«, entgegnete Elise. »Hast du deinen Rucksack zusammengepackt?«

»Ist alles noch so wie beim letzten Mal. Einen Schlafsack brauchen wir heute bestimmt nicht.«

»Unwahrscheinlich«, sagte Elise. »Das hätten die mir schon gesagt. So, und nun mach dich auf den Weg zur U-Bahn. Ich hole dich und Otto dann um sechs ab, okay?«

»Ist okay, Mom. Und grüßt mir Opa Reinhard schön.« Die beiden Freunde Tivaro und Otto hatten sich im ersten Wagen der U2 verabredet. Bis zur Haltestelle Gonzenheim in Bad Homburg dauerte die Fahrt etwa eine Viertelstunde.

Otto war mit seiner Spiele-Console beschäftigt. Er spielte gerade Pokemon. Trotzdem bemerkte er schnell, dass mit Tivaro irgendetwas nicht stimmte.

»Du guckst so traurig. Freust du dich nicht aufs Camp?«

»Klar doch. Aber ich muss an meinen Opa denken. Der liegt seit heute Nacht mit einem Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus. Und ich kann erst heute Abend zu ihm. Aber meine Mom sagt, es geht ihm sehr schlecht. Das geht mir durch den Kopf, verstehst du?«

»Tut mir leid«, versuchte Otto zu trösten. »Ist schon hart, gleich zwei Brüche auf einmal.«

»Wieso zwei Brüche?«, wunderte sich Tivaro.

»Na, Oberschenkel und Hals denke ich«, sagte Otto.

Tivaro musste trotz der ernsten Situation grinsen, und er klärte Otto auf.

»Außerdem will ich heute Abend alleine bei ihm sein. Wenn mein Opa und ich zusammen sind, ist alles ganz anders als mit Mom oder Sabrina«, erklärte Tivaro. »Da reden wir eben über viele andere Dinge.«

»Mein Opa ist schon tot«, bemerkte Otto nur und spielte weiter.

Pünktlich um 8:30 Uhr kamen sie an der Endhaltestelle Gonzenheim an. Dort wartete auch schon der Bus, der die Kinder aus dem Frankfurter Umland in die verschiedenen Camps im Taunus brachte. Für die zwanzig Kilometer nach Oberreifenberg brauchte der Bus fast eine dreiviertel Stunde. Wie immer ging es ziemlich laut zu. Am Ziel angelangt hielt der Bus mitten im Wald, wo auf einer großen Lichtung eine Wohn- und Zeltlandschaft errichtet worden war – das Taunus-Camp.

Tivaro und Otto schulterten ihre Rucksäcke und liefen mit den anderen Kindern Richtung Sammelstelle.

»Ich hoffe, ihr habt alle eure Sportsachen dabei. Wir machen heute nämlich ein Völkerball-Turnier«, sagte Ernst, einer der Camp-Betreuer, den Tivaro und Otto bereits kannten. Sie wurden in Teams zu je sechs Spielern eingeteilt und bekamen von Christian, einem weiteren Betreuer, entweder rote oder blaue Halstücher, damit jeder wusste, wer zu welcher Mannschaft gehört. Dann ging es auch schon los. Tivaro und Otto schlugen sich prächtig und hatten eine Menge Spaß. Bis zum Mittag wurden dann auch noch Staffelläufe und ein paar andere Spiele veranstaltet. Für die abgekämpften und hungrigen Sportler gab es schließlich Essen aus der Gulaschkanone.

In der Mittagspause gingen Tivaro und Otto zum Betreuerzelt. Dort fanden sie Christian und fragten ihn, ob Nico und Jojo sich noch nachträglich für das Ferienlager anmelden könnten.

»Da muss ich erst mal bei der Campleitung nachfragen. Ich gebe euch morgen Bescheid«, versprach Christian.

»Hoffentlich klappt’s für die beiden«, meinte Otto.

»Ich fände es auch toll, wenn die ganze Gang hier wäre«, sagte Tivaro. »Mal sehen, was geht.«

Nachmittags wurden in Tivaros und Ottos Gruppe Lieder gesungen, die Ernst mehr oder weniger schön mit seiner Gitarre begleitete.

»Ich kann nicht mehr singen«, krächzte Otto irgendwann plötzlich. »Meine Stimme kratzt so.«

»Du kommst in den Stimmbruch«, freute sich Tivaro.

»Was?«, kiekste Otto.

»Stimmbruch«, wiederholte Tivaro. »So wie bei mir. Es dauert ein bisschen, bis die tiefere Stimme bleibt. Und so lange es noch nicht soweit ist, geht die Stimme erst mal rauf und runter.«

»Aha«, sagte Otto diesmal in tiefem Brustton und beide lachten.

Pünktlich um sechs kam Elise mit ihrem Fiat und holte die beiden Jungen ab. Tivaro ließ sich mit Otto am Weißen Stein absetzen.

»Ich fahre mit der U-Bahn weiter«, sagte Tivaro.

»Wie du willst«, entgegnete Elise. »Aber spätestens um neun bist du wieder zuhause.«

»Ist okay, Mom«. Tivaro und Otto stiegen aus, und Elise fuhr weiter.

»Ich fahre bis Miquelallee und gehe dann den Rest zu Fuß. Wir treffen uns Morgen wieder im ersten Wagen«, verabschiedete sich Tivaro von seinem Freund. Er kannte den Weg zum Bürgerhospital. Er und Sabrina wurden dort geboren, und mit zehn Jahren war er dort Blinddarm-Patient.

Tivaro betrat das Bürgerhospital gegen halb acht und fragte an der Pforte nach der Station, auf der sein Opa lag. Mit dem Fahrstuhl fuhr er dann in den zweiten Stock. Über der Glastür rechts von ihm hing ein Schild mit der Aufschrift Station B – Chirurgische Abteilung. Hier musste es wohl sein. Er hatte gerade die schwere Glastür geöffnet, als plötzlich ein alter Mann aus einem der Krankenzimmer auf den Gang trat und dann mit hochrotem Gesicht wutentbrannt an ihm vorbeistürmte.

»Geh’ mir aus dem Weg, Rotzlöffel!«, schnauzte er Tivaro an, der sofort erschrocken zur Seite wich.

»Immer schön langsam, Alter!«, rief Tivaro dem Mann hinterher. »Sonst liegen Sie auch bald hier.«

Der Alte lief schimpfend die Treppen nach unten, ohne vom Fahrstuhl Notiz zu nehmen. »Dieser Narr!«, brüllte er durchs Treppenhaus, und Tivaro sah ihm noch eine Weile nachdenklich hinterher. Und dann glaubte er plötzlich, das Gesicht des alten Mannes, das er nur einen Augenblick lang gesehen hatte, von irgendwoher zu kennen. Merkwürdig, dachte Tivaro.

Dann betrat er erneut die Krankenstation und wanderte von Tür zu Tür, bis er vor Zimmer B 214 stand. Genau aus dieser Tür war gerade der alte Mann gekommen! Tivaro drückte vorsichtig die Klinke herunter und betrat dann leise den Raum. Draußen schien noch immer die Sonne, aber man hatte die Fenster mit Vorhängen abgedunkelt. Nur eines von drei Betten war belegt, und darin lag sein Opa.

»Ja, Tivaro! Mein lieber Tivaro!«, rief der Opa erfreut.

»Ach, Opa Reinhard!« Tivaro trat schnell an das Bett und umarmte behutsam seinen geliebten Großvater. »Wie geht’s dir denn?«, fragte er mit Tränen in den Augen.

»Es geht, es geht«, sagte der Opa, doch er klang ziemlich erschöpft. »Weißt du, die geben mir hier Spritzen gegen die Schmerzen im Bein. Und Pillen für dies und Pillen für das. Siehst Du?«

Er zeigte auf einen kleinen fahrbaren Nachttisch aus Metall neben ihm. Darauf lag eine längliche weiße Plastikbox mit Tabletten in verschiedenen Farben.

»Wofür sind die?«, fragte Tivaro.

»Na, zum Essen. Oder glaubst du, die geben mir hier etwas Richtiges?«

»Aber Opa!«, wehrte Tivaro ab, der die Flunkereien seines Großvaters gut kannte.

»Doch, doch! Es ist wahr. Bis Morgen kriege ich bloß Wasser. Und dann komme ich unter das Messer.« Seine Stimme klang düster.

»Du wirst operiert?«

»Ja, die schrauben mich wieder zusammen.«

»Schrauben?«, rief Tivaro erstaunt.

»Ja, mit richtigen Schrauben. So macht man das heutzutage. Und vor der Operation darf ich eben nichts essen. Aber mir ist sowieso der Appetit vergangen.«

»Wieso?«, wollte Tivaro wissen.

»Ach, es ist nichts«, entgegnete Opa. »Nichts als Ärger jedenfalls.«

Da fiel Tivaro die Begegnung draußen an der Glastür wieder ein. »Opa, wer war denn eigentlich der alte Mann, der gerade aus deinem Zimmer kam?«

Opas Gesicht war erst überrascht, wurde aber gleich darauf zornig. »Genau der, Tivaro! Der Kerl ist der Grund für meinen Ärger.« Wütend hämmerte Opa mit der Faust auf seine Bettdecke. »Aua, mein Bein!«, stöhnte er. »Diese miese, hundsgemeine Wühlratte!« Opa Reinhard war richtig blass vor Wut.

»Opa, du darfst dich nicht aufregen! Sag mir doch ganz ruhig, was los ist«, versuchte Tivaro seinen Großvater zu beruhigen. Opa hustete etwas, und wieder verzog er vor Schmerzen sein Gesicht. Tivaro konnte seinen Anblick vor Mitgefühl kaum ertragen.

Opa keuchte. »Du musst dir einen Stuhl holen, mein lieber Tivaro«, sagte er dann. »Ich habe dir nämlich einiges hoch Interessantes zu erzählen.«

Tivaro gehorchte und trug einen Stuhl vom Besuchertisch neben Opas Bett und setzte sich.

»Ich denke, es ist an der Zeit, dass du ein paar sehr wichtige Dinge erfährst. Der Mann, dem du da eben begegnet bist, das war Rupert. Professor Dr. Rupert Raff. Du hast ihn schon öfter mal bei mir gesehen, als du noch sehr klein warst. Damals waren Rupert und ich auch noch gute Freunde.«

»Du bist ja auch Professor«, nickte Tivaro.

»Ja genau. Ich für Geschichte und er für Paläontologie.«

»Palä ... was?« versuchte Tivaro zu wiederholen.

»Der gräbt alte Tiere aus. Dinosaurier und so’n Zeug. Unser Senckenberg-Museum ist sozusagen sein zweites Zuhause. Dort schläft er sogar manchmal.«

»Wirklich? Bei den Dino-Skeletten?«, fragte Tivaro amüsiert.

»Ja wirklich. Und er ist sogar ziemlich berühmt.«

»Na und?«, fragte Tivaro.

»Und habgierig«, ergänzte Opa. »Der macht seinem Namen alle Ehre. Ihm genügen ja seine Dinoknochen gar nicht. Rupert buddelt nämlich nach allem, was nicht niet- und nagelfest ist. Und er geht sogar über Leichen.« Opas Augen weiteten sich und glänzten unruhig.

»Was?«, fragte Tivaro erstaunt.

»Pass auf!«, fuhr der Opa fort. »Rupert und ich sind uns vorhin zufällig beim Röntgen begegnet. Ich mit meinem Bein und er mit seiner Lunge wegen irgendeines grippalen Infekts. Dann kam er sogar noch mit hier ins Zimmer. Und weißt du, was er zu mir gesagt hat?«

»Was?«, fragte Tivaro.

»Er sagte, ich würde es ja nun sowieso nicht mehr lange machen. Und deshalb sollte ich ihm etwas geben.«

»Was?«, fragte Tivaro zum dritten Mal.

»Komm mal näher, Tivaro.« Opas rechter Arm tauchte unter der Decke hervor und griff in Brusthöhe nach Tivaros T-Shirt. Tivaro musste schlucken und beugte sich nach vorne, bis sein rechtes Ohr ganz nahe an Opas Mund war.

»Es geht um vier silberne Schlüssel, die ich besitze«, raunte Opa Reinhard erregt. »Und um sehr, sehr viel Gold!«, fügte er hinzu.

Tivaro wurde heiß und kalt zugleich. »Oh!«, machte er nur erstaunt. »Was denn für Gold, Opa Reinhard?« fragte er leise.

»Nazi-Gold!« Opa ließ Tivaros T-Shirt los, und der Junge glitt wieder auf seinen Stuhl zurück. Das klang ja unglaublich! Doch was hatte sein Opa damit zu tun?

»Und dieser Rupert wollte deine Schlüssel?«, überlegte er laut.

»Nicht ganz, mein lieber Tivaro. Von denen weiß die dumme Wühlratte nämlich gar nichts«, kicherte Opa. »Nein, er wollte natürlich das Gold.« Er hustete wieder und stöhnte auf. »Hör zu!«, begann er erneut. »Es gibt vier silberne Schlüssel für vier Kisten voller Gold. Alles Wertsachen von Juden, die während des Krieges von den Nazis ermordet wurden. Ihr werdet das Thema noch in Geschichte durchnehmen.«

»Ich habe schon davon gehört«, bemerkte Tivaro.

»Also vier silberne Schlüssel«, wiederholte Tivaros Großvater. »Einer für eine Kiste voller Goldringe und Uhren. Einer für eine Kiste voller Juwelen und Ketten. Einer für eine Kiste voller Goldmünzen aus der Kaiserzeit und eine Kiste voller …«. Der alte Mann machte eine Pause. »Keine Ahnung, was in der vierten Kiste steckt«, sagte er dann matt.

»Und die Schlüssel sind für die Kisten?«, kombinierte Tivaro.

»Genau!«, bestätigte Opa. »Ohne Schlüssel keine Kisten.«

»Und weißt du wo die Kisten sind?«, fragte Tivaro weiter.

»Bist du neugierig?«, fragte der Opa zurück. »Ich sage dir: Diese vier Schlüssel führen zum König«

»Aha«, gab Tivaro zurück.

»Willst du denn nicht erst einmal wissen, woher ich die Schlüssel habe?«

»Äh, ja sicher«, erwiderte Tivaro. Er schämte sich etwas dafür, dass er eben wohl ein wenig zu neugierig gewesen war.

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und eine Krankenschwester betrat den Raum.

»So, noch Besuch?«, sagte sie freundlich. »Ich bin Nachtschwester Marlies. Möchten Sie vielleicht etwas Tee, Herr Wallenberger?«

Tivaros Großvater nickte, und die Nachtschwester goss hellen Tee in eine Schnabeltasse. »Die Besuchszeit ist aber eigentlich schon zu Ende«, sagte sie dann sanft zu Tivaro gewandt.

»Ich bin doch gerade erst gekommen«, wehrte sich Tivaro, der unbedingt Opas Geschichte weiter hören wollte.

Doch auch Opa sagte: »Geh du nur, Tivaro. Für heute ist es genug. Du kannst mich ja morgen nach meiner Operation besuchen.«

Tivaro war sichtlich enttäuscht, aber natürlich verstand er, dass sein Opa wirklich Ruhe brauchte.

»Kann ich noch irgendetwas tun, Opa?«, fragte er.

»Ja, du kannst Elise ausrichten, sie soll Morgen mal in meine Wohnung gehen und mir mein Schachspiel und etwas zu lesen mitbringen. Dann können wir morgen eine Partie zusammen spielen.«

»Ist gut«, versicherte Tivaro. »Dann komme ich morgen Abend um die gleiche Zeit, wenn ich vom Camp zurück bin.«

»Camp? Was für ein Camp?«, fragte Opa.

»Ach, das erkläre ich dir morgen. Dann haben wir uns beide was zu erzählen«, freute sich Tivaro.

»Verstehe«, sagte Opa nur. »Und jetzt ab nach Hause mit dir!«

»Tschüss, Opa Reinhard!« Tivaro stand auf und ging zur Tür. »Bis morgen also. Und viel Glück bei deiner Operation.«

»Wünsch mir lieber Erfolg. Wenn die Ärzte hier erst mal Glück brauchen, ...«

Zuhause pünktlich angekommen hängte Tivaro seine Jacke an den Haken und lief in Küche. Beim Abendbrot sagte er zu Elise: »Du, morgen wird Opa operiert. Er kriegt richtige Schrauben in sein Bein.«

»Das wusste ich schon«, entgegnete Elise. »Deshalb dachte ich, dass es besser wäre, wenn ihr Kinder ihn erst am Mittwoch wieder seht, wenn alles gut überstanden ist.«

»Lieber morgen«, sagte Tivaro. »Es war ja auch ganz okay für Opa, dass ich heute bei ihm war. Er hat sich wirklich gefreut.« Von Opas geheimnisvoller Geschichte wollte er lieber nichts sagen. Wozu auch, er kannte sie ja selbst noch nicht einmal. »Du sollst morgen Opas Schachspiel und etwas zu lesen aus seinem Haus holen. Opa will morgen Abend mit mir spielen.«

»Na, das sind ja schöne Pläne«, stöhnte Elise. »Wie soll ich das nur wieder alles unter einen Hut bringen? Ich habe um zehn einen Friseurtermin. Dann muss ich Sabrina zu ihrer Freundin fahren. Um zwölf muss ich im Tutti-Frutti bei der Arbeit sein. Und spät nachmittags will ich selbst zu Opa«

»Er hat aber nichts zu lesen, und er will mit mir Schach spielen.«

»Ist gut, Tivaro. Ich fahre gleich Morgen früh in Opas Wohnung nach Oberursel.«

Vier Schlüssel zum König

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