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AUSBILDUNG

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Der Frankfurter Flughafen 1966 war klein. Er hatte nur eine einzige Start und Landebahn. Für uns, das Flugpersonal gab es eine „Crewbaracke“ die war lausig, klein und zugig, alles andere als glamourös, wie sich Klein Lieschen das immer so vorgestellt hatte.

Unser Ausbildungskurs gestaltete sich folgendermaßen: Zuerst hatten wir theoretischen Unterricht und dann praktischen in einer lächerlichen „Flugzeugattrappe“. Wir lernten etwas über das Wetter, wie heißen die Wolken, die verschiedenen Destinationen die Lufthansa zur damaligen Zeit anflog, Zollbestimmungen und Einreisebestimmungen der diversen Länder sowie die Wechselkurse der verschiedenen Währungen. Es gab auch Cocktailunterricht bei dem wir die Zutaten auswendig lernen mussten. B and B (Brandy and Bourbon) Bloody Mary, Martini Dry, Champagnercocktails und so weiter. Verwirrung lass nach! Es war ausgiebig und viel Neues, was in unseren Köpfen alles Platz haben musste.

Das Emergency Training - wie rette ich 168 Menschen aus einer brennenden Maschine wurde jedes Jahr neu wiederholt. Benimmregeln, wie spreche ich Adelige, Bischöfe, Regierungschefs, Präsidenten und dergleichen an waren im Schulungsprogramm enthalten. Jeder First Class Passagier wurde mit seinem Name angesprochen - Namenskärtchen waren am Kopfteil des Sitzes platziert.

Serviceübungen wurden abgehalten wie zum Beispiel: wie faltet man eine Kaviarserviette (ganz wichtig) und mir immer noch unverständlich, wie kommt so ein großer Flieger mit nur einer einzigen Zitrone an Bord aus? - wir sind ausgekommen, oh Wunder! , wie schwebt man engelsgleich mit schwerbestückten Essenstabletts und zwar mit echtem Porzellangeschirr und Metallbesteck bestückt, ohne Servicewagen die langen schmalen Gänge von der Galley bis zur letzten Reihe.

Alpha, Bravo, Charlie - das Flieger ABC

Damals wurde in der Galley (eine 1 m2 große Bordküche) die Speisen für die 1st class Passagiere frisch vom Kabinenpersonal gekocht. Die Schwierigkeiten begannen mit der Zubereitung der verschiedenen Arten der Frühstückseier: Da gab es weich gekochte vierminuten Eier, die jedoch aufgrund des Innendrucks der Kabine (Zugspitzenhöhe) immer unterschiedliche Garzeiten hatten. Eine weitere Herausforderung waren die Spiegeleier, denn weitgereiste anspruchsvolle Gäste wollten keine „Sunny side up“ Eier sondern „turned over“, Rühreier mit Schinken oder ohne, mit Tomaten oder Käse wurden oft zu trockenen Bröseleiern. Das waren schweißtreibende Tätigkeiten hinter heißem Ofen. Gott sei Dank benutzte ich damals kein Make-up.

Unser Vorspeisenangebot beinhaltete eine 300 bis 500g Malossol Kaviardose, ummer Hu HuHummer mit verschiedenen Saucen, französische Gänseleber mit Baguette, Crevetten und vieles mehr das gut und teuer war. Es wurde alles von einem Servierwagen dargeboten und konnte nach Lust und Laune bestellt und nachgeholt werden. Dazu wurde Champagner, deutscher Weißwein und französischer Rotwein in kleinen Fläschchen gereicht. Typische nervige Hauptspeisen waren Rindersteak rare, medium oder well done frisch zubereitet mit Gemüsepfanne und pommes de paille, Lachssteaks in Weißweinsauce und dergleichen mehr. Als Nachspeise wurde ein Servierwagen voll mit allen gängigen Käsesorten der Welt sowie tropische Früchte gereicht. Anschließend kam der Servierwagen mit Kaffee und Tee, Pralinen, Cognac, Cointreau, Drambuie, Curvoisier und Zigarren und kleine Zigarettenpäckchen aller Marken die 3 Stück Zigaretten beinhalteten. Rauchen an Board war selbstverständlich, so auch Zigarren, die alles eingenebelt haben.

Weitere Schulungspunkte waren: Welche Dokumente muss man wo, wie ausfüllen; welche Zoll- und Einreisebestimmungen haben die einzelnen Länder; wo schaue ich nach; was mache ich wenn jemand grün im Gesicht wird; wie beruhige ich einen durchgedrehten Passagier; wie verbinde ich einen Arm; was mache ich bei „Hyperventilationstetanie“ (ha, ein tolles Wort, hab ich später meiner zweijährigen Tochter beigebracht); wie kaschiere ich einen plötzlich an Bord verstorbenen Menschen damit sich die ihn umgebenden Passagiere nicht beunruhigen? - das Zaubermittel war, eine transportable Sauerstoffflasche mit einer um den Kopf gebundenen Maske so machte es den Anschein als hätte er klinische Probleme; Kindergebären wurde uns durch einen Film anschaulich vermittelt – ein für damalige Zeit drastischer Film, den nur Mediziner zu sehen bekamen und nicht so wie heute, wo man dieses Naturereignis in allen Fernsehsendern miterleben kann. Und plötzlich landete mein homosexueller Kollege ohnmächtig auf meinem Schoß – bei meinen Widerbelebungsversuchen beruhigte ich ihn mit den Worten: Kinder gebären nur echte Frauen! wie überlebe ich Turbulenzen, ohne den Passagieren das Gefühl zu geben auch Stewardessen zeigen Angstgefühle.

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