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Frage 2:

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Lieben Sie sie oder tun Sie nur so?

Diese Frage geht sehr weit. Merkwürdigerweise ist es die Frage, die ich wohl einige Male in meinen Katalog aufgenommen und wieder verworfen habe. Letztendlich habe ich es doch dabei belassen, sie zu stellen, denn es geht bei meinem Buch um die Dinge, die uns in einer Partnerschaft beschäftigen, die aber außer uns selbst niemanden etwas angehen. Nun ja, könnten Sie mit Recht einwenden, die Frage, ob man seinen Partner oder seine Partnerin liebt, geht in jedem Fall auch ihn oder sie an. Doch vielleicht gibt es auch Lebensumstände, bei denen nicht oder nicht mehr geliebt wird, es jedoch für die Beziehung, das Umfeld, die Familie oder wofür auch immer besser ist, dass man dennoch zusammenbleibt. Und das vielleicht noch nicht einmal unglücklich.

Wenn man sich die Frage stellt, ob man den anderen liebt oder von ihm geliebt wird, muss man sich zuerst darüber im Klaren werden, was man unter Liebe versteht. Liebt er so wie ich? Liebt sie so wie ich? Muss Liebe so sein wie ich sie sehe oder wie der andere sie sieht? Ist Liebe überhaupt zu definieren?

Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich glaube, Liebe ist nicht zu definieren, sondern nur vielfältig und von jedem aus seiner Sicht und aus seinen Gefühlen heraus zu umschreiben. Heute gibt einem das Internet auf alles eine Antwort. Wikipedia sagt dazu folgendes:

Liebe ist im Allgemeinen die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung und Wertschätzung, die ein Mensch einem anderen entgegenzubringen in der Lage ist. Der Erwiderung bedarf sie nicht.

Oh. Der Erwiderung bedarf sie nicht? Das hört sich danach an, als wäre Liebe auch schön, wenn man nicht wiedergeliebt wird. Demnach wäre auch die platonische Liebe, die einseitige oder die unerfüllte Liebe eine tolle Sache.

Der alte Platon meinte, der Liebende wählt einen philosophischen Weg. Er richtet seinen erotischen Drang auf immer umfassendere, höherrangige und daher lohnendere Objekte. Wie soll man das denn jetzt verstehen? Würde ich in einer Kneipe jetzt einem Kalle gegenübersitzen, würde ich versuchen, es ihm so zu erklären:

„Du hast ein Weib. Das ist das Subjekt. Und du hast ein Auto. Das ist das Objekt. Was für ein Auto hast du?“

„Einen Golf.“

„Gut. Wen liebst du mehr, dein Weib oder deinen Golf?“

„Na, mein Weib natürlich!“

„Okay. Du bist jetzt dreißig, da ist das normal. Doch wenn du fünfzig bist, wird es nach Platon andersrum sein. Da wird die Erotik zur Platonik, du hast mehr Geld als heute, dafür weniger Testosteron, aber einen 911 Turbo.“

„Echt?“

„Ja. Das lohnendere Objekt. Verstanden?“

„Häh?“

Nun, die Definition der platonischen Liebe kann einen schon depressiv stimmen, denn auf Deutsch gesagt bedeutet sie Frust. Laut Wikipedia: Keine Fähigkeit oder keine Gelegenheit oder keine Zustimmung der geliebten Person. Oder ganz einfach in Kallesprache: Keinen Sex!

Wie eingangs gesagt, bedarf die Liebe keiner Erwiderung. Die Definition geht aber noch weiter: Liebe ist … die Verbundenheit zu einer Person, die den Zweck oder den Nutzwert einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt.

Nutzwert. Das hört sich an wie Zeitwert oder Gegenwert oder Gebrauchtwagen. Lachen Sie nicht! Vielleicht hat die Liebe einen Wert, den wir so nur noch nicht gesehen haben. Untersuchungen belegen, dass der (männliche) Mensch nur etwa vier Jahre bindungsfähig ist. Man sagt, das ist in etwa die Zeit, die ein Kind braucht, um aus dem Gröbsten herauszukommen, so dass die Versorgerrolle in den Hintergrund gerät und sich der Mann nach der nächsten Blume umschaut.

Glücklicherweise hat meine Umfrage ein vollkommen anderes Bild der Männerwelt ergeben. Liebe Frauen: Männer können lieben! Ja, das können sie. Und sie brauchen keine Erwiderung, denn … sie lieben sich selbst!

Gehen Sie doch einmal auf die Wikipedia-Seite und schauen Sie sich die Arten der Liebe an. Ich saß vor meinem Computer, starrte auf den Desktop und konnte es nicht glauben. Diverse Arten der Liebe sind dort definiert, und was stand an erster Stelle? Die Selbstliebe!

Ich weiß nicht, wie das zustande kam und ob ein bestimmtes Kriterium für die Aufzählung vorgegeben war, aber dass Selbstliebe an Nummer eins steht, ist schon ein starkes Stück. Hat das mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu tun? Mit der Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken? Der Selbstbefriedigung in Facebook? Millionen von Ichs in Dreizimmerwohnungen? Ist es das, was die Definition mit Die Liebe bedarf keiner Erwiderung meint? Das wäre unerträglich, ein Armutszeugnis für die Seelen und eine Kapitulation der Gefühle.

Ich weiß, was Sie denken: Aber ich, ich liebe doch! Ich weiß auch, was ich denke, denn ich, ich liebe auch. Glaub ich zumindest.

Ich habe stundenlang im Netz nach Aussagen gesucht, die die Liebe beschreiben. Hier sind einige davon:

Für mich ist Liebe

 mit Schmerzen verbunden

 ein Zustand

 ein Willensakt

 etwas Kosmisches

 Freundschaft mit gewissen Vorzügen

 eine Entscheidung

 etwas Undefinierbares

 nicht physisches Einssein

 Treibstoff des Herzens

 Alltagsbanalität

Wenn man sich im Netz bewegt, begegnet man Tausenden Frauen, doch nur relativ wenigen Männern in den diversen Chats, Foren und sonstigen virtuellen Begegnungsstätten. Interessanterweise geht es in vielen der Themenbeiträge oft nicht mehr um das zentrale Thema der Website selbst (also vielleicht dem Briefmarken- oder Kaninchenforum), sondern um sehr persönliche Dinge. Aber natürlich gibt es auch unzählige Seiten, die sich mit dem Thema Liebe und Partnerschaft beschäftigen. So sehr ich jedoch forschte, zu der Frage, wie Männer die Liebe definieren, finden sich nur sehr wenige Beiträge. Und die dann auch wieder meist von Frauen.

Loulou15 auf bfriends.brigitte.de: „Männer sehen die Liebe viel pragmatischer: Ich liebe dich. Sonst würde ich nicht so viel Zeit mit dir verbringen!“

Doch hier mal die Aussage von einem Mann, Forumsgast Raldi auf lovetalk.de:

Wir Männer sehen die Liebe etwas anders als Frauen. Wir wollen, fordern und verweilen im augenblicklichen Zustand. Frauen entwickeln sich in der Regel täglich weiter.“

Sehr mutige Aussage, mein lieber Raldi. Aber vielleicht ist ja etwas dran. Wenn ich das richtig verstehe, lieben wir Männer den Status Quo und unsere Frauen wollen neue Welten entdecken, sich fortbilden und eine höhere Stufe erklimmen. Es könnte so sein, denn meine Frau hält jetzt elf statt anfangs drei Kaninchen und ich sitze immer noch auf der Terrasse, trinke mein Bier und schaue kopfschüttelnd zu.

Was mich noch einmal zurück zu den Arten der Liebe bringt, wie sie auf Wikipedia aufgezählt werden. An fünfter Stelle findet sich die Objekt- und die Ideenliebe (z.B. Tierliebe, Hobbys, Liebhaberei, Ideale).

Zur Entspannung sei gesagt, dass es nicht elf Rammler sind, sondern überwiegend Häschen. Na ja, vielleicht sollte auch ich mich der Tierliebe widmen, ich denke da an die Aufzucht von Möpsen.

Paartherapeut Matthias Jung: „Männer sind emotionale Sparschweine.“

Was soll ich sagen. Wir Männer fühlen sehr viel, erzählen aber niemandem davon.

Aus woman.at: Leider ist es nun aber so, dass Frauen Komplimente und Zärtlichkeiten eher als Liebesbeweise verstehen als das von ihm gesäuberte Katzenklo!

Ich finde, wenn ein Mann ein Katzenklo saubermacht, ist er ein Held. Oder schwul. Es ist in jedem Fall ein nicht zu überbietender Liebesbeweis. Dummerweise sagen viele wissenschaftliche Untersuchungen, dass Frauen Handlungen von Männern gar nicht als Liebesbeweis deuten. Für sie ist es vollkommen normal, dass Mann Klos saubermacht, putzt, wäscht, Windeln wechselt, einkauft und stickt. Frauen muss man also sagen, was man aus Liebe macht, man darf es nicht nur tun. Man muss reden, alles erzählen, vieles erörtern und berichten, auf keinen Fall machen und schweigen. Kurz gesagt: Sei eine Frau, lieber Mann! Dann, und nur dann versteht sie dich!

Liebst du sie oder tust du nur so?

Chicco46 auf med1.de: „In all den Jahren habe ich mir oftmals Gedanken gestellt über Aufwand und Ertrag. … zugegeben, ich habe natürlich auch schon mal geflunkert und gesagt, ich sehe keinen Speck, obwohl welcher da war.“

Kerniger Typ, finden Sie nicht? Aufwand und Ertrag … Soll oder Haben. Ich finde Chicco trotzdem sympathisch, denn er liebt seine Frau wie sie ist. Oder er liebt Speck.

Steffi43434 auf gofeminin.de sagt: „Ich glaube nicht, dass Männer lieben können, zumindest nicht ihre eigenen Frauen.“

Das sitzt. Diesen Satz muss man erst mal verdauen. Aber immerhin, wir können lieben. Und eine andere Frau ist auch eine Frau.

Bevor ich Ihnen nun die Antworten auf die Frage 2 meiner Umfrage mitteilen möchte, hier noch ein Zitat von Erich Fromm. In seinem Buch Die Kunst des Liebens sagt er:

Es gibt kaum ein Unterfangen, das mit so ungeheuren Hoffnungen und Erwartungen begonnen wird und das mit einer solchen Regelmäßigkeit fehlschlägt wie die Liebe. Wäre das auf irgendeinem anderen Gebiet der Fall, so würde man alles daran setzen, die Gründe für den Fehlschlag herauszufinden und in Erfahrung zu bringen, wie man es besser machen könnte. Oder man würde aufgeben.“

Aufgeben wollen wir nicht. Wir suchen bisweilen zeit unseres Lebens nach Liebe. Wenn wir sie finden, wollen wir sie ewig halten, doch gelingt dies nur selten. Ihr Feind, die Zeit, lässt sie uns durch die Finger rieseln, bis nur noch Körnchen übrig sind. Manchmal müssen wir sie neu formen, manchmal ihr nachjagen. Männer und Frauen, nehmt sie wahr! Sie ist in und um euch.

Ich glaube nämlich nicht, was Plattnasenfuesserin auf geofeminin.de gesagt hat, und zwar: „Es soll Männer geben, die lieben können, nämlich sich selbst!“

Ich kann belegen, dass das nicht stimmt, denn ich habe das beruhigende und wunderbare Ergebnis meiner Frage vorliegen.

Lieben Sie sie oder tun Sie nur so?

Mehr als 70% der befragten Männer sagen „Ich liebe sie!“ oder „Ich liebe sie wie am ersten Tag!“ oder „Sie ist mein Ein und Alles. Ich liebe sie!“

Wie auch immer diese überwältigende Mehrheit der Männer die Liebe definiert, für mich war es die Erkenntnis, dass wir eben keine emotionalen Sparschweine sind, sondern fähig, intensiv zu fühlen und einen Menschen zu lieben. Liebe Frauen, die ihr dieses Buch gerade lest, atmet auf! Ihr werdet geliebt! Auch wenn er nur sagt: Klar lieb ich dich, sonst wäre ich doch nicht bei dir!

Ich weiß, was Sie denken. Was ist mit den anderen 30%?

Die will ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten. Zugegebenermaßen finden sich da einige Antworten, über die man nachdenken muss, einige Kuriositäten und ein paar traurige:

Ulf: „Doch, doch … ich liebe sie schon.“

Doch … ja … natürlich liebe ich sie. Jedenfalls … na ja, glaub ich schon. Oder? Ulf braucht Nachhilfe.

Peter: „Beides.“

Beides? Er liebt sie und er tut nur so? Nach meinem Verständnis kann man nur lieben oder nicht lieben. Wenn man liebt, kann man sich ab und an über sie ärgern, auf sie wütend sein oder am liebsten ausziehen wollen, aber man liebt sie dennoch. Ich bin kein Psychologe, aber ich fürchte, Peter liebt sie nicht.

Theo: „Ich liebe ihn/sie.“

Oh. Na gut. Warum nicht?

Boris: „Ich denke schon, dass ich sie liebe.“

Denk noch mal genau darüber nach, Boris.

Axel: „Wer tut denn nur so?“

Axel jedenfalls nicht. Er liebt seine Frau.

Achim: „Im Moment habe ich keine Gefühle für sie.“

Leider hat er nicht mehr geschrieben. Bedeutet das, dass er ihr die Liebe vortäuscht, aus welchen Gründen auch immer? Oder dass der Moment vorübergehen kann? Oder dass er kurz vor der Trennung steht? Bei seiner Antwort wurde mir schwer ums Herz.

Bert: „Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht.“

Auch diese Antwort macht mich traurig, denn sie zeigt auf, dass er sie nicht liebt. Bert, fahr mit ihr eine Woche an irgendeinen Strand und vergewissert euch der schönen Dinge eures Zusammenseins!

Dietmar: „Ja, aber ich würde mich oder meine Individualität niemals aufgeben.“

Wenn sie dich auch liebt, brauchst du das auch nicht.

Frank: „Etwas.“

Etwas lieben geht ebenso wenig wie ein bisschen schwanger sein.

Gerd: „Ich liebe sie nicht mehr.“

Ich glaube, das wissen wir, seitdem wir gelesen haben, dass du daran denkst, was du in die Balkonkästen pflanzen willst.

Helge: „Mal so, mal so.“

Helge war derjenige mit Geh mir nicht auf den Sack! Nach der obigen Antwort besteht durchaus noch Hoffnung für Helge, denn mal so wäre ja schön.

Ähnlich geht es Heinz:

Von Beidem etwas.“

Und Ingo:

Beides, je nach Situation.“

Horst ist einer der Unsicheren:

Ich glaube, ich liebe meine Partnerin noch.“

Und bei diesen drei Herren scheint es vorbei zu sein:

Jörg: „Tja, 30 Jahre schweißen zusammen.“

Levin: „Nicht mehr. Das ist lange her.“

Lutz: „Liebe kann auch mit Gewohnheit umschrieben werden.“

Letztendlich bin ich wirklich froh darüber, dass ich die Frage 2 in meine Umfrage mit aufgenommen habe. Vielleicht war es sogar die Wichtigste. Denn die Antworten haben mir gezeigt, dass Männer liebesfähig sind. Sehr und von ganzem Herzen. Na gut, manche von uns sind auch leidensfähig. Aber das müssen wir ja auch sein, wenn wir so selten zu Wort kommen.

Die geheimen Gedanken der Männer

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