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2Warum klopfen?

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Natürlich wirkt es für viele Menschen zunächst etwas kulturfremd, ja vielleicht sogar bizarr, wenn man sich bei unangenehmen Emotionen selbst auf bestimmte Körperpunkte klopft. Es könnte sich jedoch als erstaunlich interessante Abkürzung zum gewünschten Ziel erweisen, vor allem, wenn es darum geht, unangenehme Gefühle zu überwinden. Unsere Gefühle sind nämlich in einem sehr alten Hirnareal, dem limbischen System, auch Säugetierhirn genannt, organisiert. Wenn wir z. B. Angst haben, dann ist dieses Hirnareal sehr stark aktiviert. Wenn man sich nun mittels Großhirnrinde, also Verstand, sagt, dass man doch keine Angst zu haben braucht, macht man vermutlich die Beobachtung, dass diese kognitive Einsicht leider oft nicht wirklich hilft. Die Angst bleibt häufig unverändert und lässt sich durch schlaue Kommentare aus der Großhirnrinde nicht wirklich beeindrucken. Wer hat das nicht schon erlebt? Leider führt diese Beobachtung bei vielen Menschen zu einer Selbstabwertung, da sie die Erwartung an sich haben, dass das doch eigentlich funktionieren müsste. Aber das geht schlicht und ergreifend aus anatomischen und neurophysiologischen Gründen nicht. Wenn unser Gefühlshirn stark aktiviert ist, macht es sich quasi unabhängig vom Großhirn, damit wir z. B. bei Gefahr sofort und ohne große Umschweife handeln und zur Gegenwehr ansetzen oder uns bei vermuteter Erfolglosigkeit der Gegenwehr in Sicherheit bringen, also fliehen. Die Unbeeindruckbarkeit des Gefühlshirns durch kluge oder auch nicht so kluge Kommentare aus der Großhirnrinde ist ein biologisches Programm, das unseren Vorfahren in Gefahrensituationen das Leben gerettet hat und auch uns auf Gefahren hinweist. Nun springt dieses Notfallprogramm leider manchmal zu früh an, bzw. unser automatisiertes Frühwarnsystem hält etwas für eine Gefahr, was vielleicht früher, als wir Kinder waren oder als wir vielleicht etwas Belastendes erlebt haben, tatsächlich mal eine Gefahr war, nun aber keine mehr ist. Nun hilft, wie gesagt, das reine Denken oft nicht weiter, da unser Körper ganz automatisch reagiert. Eigentlich toll, dass unser Körper bzw. unser Gehirn sich unangenehme Sachen so gut merken kann und uns vor nochmaligen unangenehmen Erlebnissen schützen möchte. Leider meint er es nur allzu gut mit uns und schießt bisweilen eben etwas über das Ziel hinaus.

Merke: Aller Beobachtung nach wirkt das Klopfen direkt auf unser Gefühlshirn. Das heißt, wenn wir auf bestimmte Körperpunkte klopfen, während wir eine unangenehme oder belastende Emotion4 erleben, haben wir gute Chancen, dass sich der Stress, das Unbehagen, die uns belastenden unangenehmen Gefühle reduzieren lassen.

Das Klopfen ist quasi eine ganzkörperliche Maßnahme, die unseren unangenehmen Gefühlen dort begegnet, wo sie sich uns mitteilen, auf der Ebene des Körpererlebens. Der bekannte Hirnforscher Antonio Damasio spricht vom Körper auch als der Bühne der Gefühle.

Der renommierte amerikanische Traumaexperte Bessel van der Kolk spricht bei traumatischen Erinnerungen von The Body Keeps the Score, also verkörpertem Schrecken, wie sein gleichnamiges Buch heißt. Der deutsche Hirnforscher Gerald Hüther schreibt im Vorwort zu dem Buch Embodiment: „Jede Fachperson, die Menschen berät, therapiert oder erforscht, ohne den Körper mit einzubeziehen, sollte eine Erklärung für dieses Manko abgeben müssen.“

Es erscheint also überaus plausibel, den Körper bei emotional belastenden Themen bei der Behandlung, bzw. Bearbeitung unbedingt mit einzubeziehen.

4Wenngleich in der psychologischen Forschung Emotionen und Gefühle unterschieden werden, werden sie hier der Einfachheit halber gleichgesetzt, da eine Unterscheidung für die Anwendung der Klopftechniken nicht notwendig ist.

Bitte klopfen!

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