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Selbstakzeptanz und Klopfpunkte
ОглавлениеPEP beinhaltet neben einer Klopftechnik, auf die wir gleich zu sprechen kommen, Methoden, mit denen wir einschränkende Gefühle, Beziehungsmuster und Glaubenssätze beeinflussen können. Solche Glaubenssätze sind Gedanken, die uns häufig in der Entfaltung unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten stören, sie sogar manchmal verhindern.
Wir verwenden in der Selbstbehandlung mit PEP Sätze, die uns Selbstakzeptanz vermitteln, um unser Gehirn wieder in einen lösungskompetenteren Zustand zu versetzen. Denn durch das Aussprechen eines Satzes, in dem wir sowohl ein belastendes Thema als auch Selbstakzeptanz benennen, geben wir uns selbst, den entsprechenden Makel eingeschlossen, Anerkennung und Wertschätzung.
Ein solcher Satz wird immer nach demselben Muster gebildet:
•Auch wenn ich (hier wird das aktuelle Problem benannt), liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Dabei spricht das Wort »liebe« eher das Gefühl und die Formulierung »akzeptiere« eher den Verstand an. Eine solche ausgesprochene selbstakzeptierende Selbstannahme ist wie eine Immunspritze gegen schwächende und entwertende Selbstbeziehungsmanöver.
Manchmal muss man jedoch auch den zweiten Satzteil verändern, die Selbstakzeptanz quasi verdünnen, weil manche Menschen sich selbst nicht »lieben und akzeptieren« können oder wollen, wenn sie gerade ein Problem haben. Doch dazu später mehr.
Klopfpunkte
Wenn nun also Eltern mit ihrem schreienden Baby im Arm der Verzweiflung nahe sind, ist die allererste wirksame Übung, den Selbstwertpunkt unter dem linken Schlüsselbein im Uhrzeigersinn zu reiben und einen Selbstakzeptanzsatz auszusprechen:
Selbstakzeptanzübung
•Auch wenn ich mich gerade ziemlich hilflos fühle, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
•Auch wenn mich diese Ungewissheit sehr traurig macht, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Oder, um eine andere Formulierung zu verwenden:
•Auch wenn ich gerade nicht verstehe, was mein Kind von mir will, bin ich doch eine gute Mutt er/ein guter Vater.
•Auch wenn mir dieses ständige Gebrüll manchmal ziemlich auf die Nerven geht, bin ich doch eine liebende Mutter/ein liebender Vater.
Übung
Oder welche Formulierung fällt Ihnen zu der Situation ein?
Auch wenn ______________________, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Mit dieser Übung schränkt man die Auswirkung der unangenehmen Gefühle ein, wenn man gleichzeitig mit dem belasteten Thema auch Selbstakzeptanz ausspricht. Ansonsten neigen wir ja dazu, uns selbst schlechtzumachen, wenn uns etwas nicht gelingt. Sätze wie »Ich kann das nicht!«, »Ich mach wohl alles falsch!« oder im speziellen Fall »Ich bin wohl keine gute Mutter/kein guter Vater!« sind wahre Energiefresser.
Man kann diese Übungen allerdings auch »umdrehen«, wenn man dem Baby vermitteln will, dass die unangenehmen Gefühle bei einem selbst liegen, und man vermeiden möchte, dieselben auf das Kind zu projizieren. Auch dazu reibt man den Selbstakzeptanzpunkt unter dem Schlüsselbein bei sich selbst und/oder beim Kind und sagt:
•Auch wenn mich dein Schreien gerade ziemlich hilflos macht, liebe und akzeptiere ich dich so, wie du bist.
•Auch wenn du uns gerade um den Schlaf bringst, liebe und akzeptiere ich dich so, wie du bist.
•…
Das Aussprechen eines solchen Satzes bringt meistens sehr viel mehr Gelassenheit in eine angespannte Situation, weil dabei akzeptiert wird, dass kindliches Verhalten bei den Eltern postwendend Gefühle erzeugt, die nicht immer nur von liebender und fürsorglicher Art sind, und dass das ganz normal ist und nicht nur bei sogenannten Rabeneltern vorkommt, die ja im Übrigen auch fürsorgliche und schützende Vogeleltern sind.
Gleichzeitig bringt man für sich und das Kind zum Ausdruck, dass man es so annimmt, wie es ist, auch wenn ein Verhalten von ihm unangenehme Gefühle erzeugt. Entscheidend dabei ist das Wort »Verhalten«. Man macht sich damit immer wieder klar, dass einen ein Verhalten nerven kann, ohne dass man den ganzen Menschen ablehnt.
Das Annehmen und Akzeptieren der eigenen Person trotz des Problems erleichtert die Veränderung.
Hat sich ein bestimmtes Verhaltensmuster erst mal im Alltag etabliert, läuft es immer wieder nach dem gleichen Schema ab. So passiert es z.B. typischerweise, dass die Eltern bereits beim ersten Schreien des Kindes ein ähnlich unangenehmes Gefühl empfinden wie letztes Mal, als sie das Kind stundenlang in der Nacht nicht beruhigen konnten und sich schließlich völlig erschöpft fühlten. Dabei sind sie heute besser ausgeschlafen und eigentlich guten Mutes. Aber die Erinnerung an die letzten Dramen setzt im limbischen System, in unserem Gefühlshirn, sofort die negativen Emotionen frei, die allein durch das Schreien des Babys in einer bestimmten Tonlage stimuliert werden. Das hat zur Folge, dass dieselbe Hilflosigkeit, Verzweiflung oder auch Wut dafür sorgt, dass einem keine guten Ideen einfallen, die hilfreich wären, um heute die Situation zu lösen. Natürlich ist man in einer solchen Situation nicht völlig einfallslos. Man wird vielleicht das Kind wickeln oder mit ihm spielen, es trösten oder herumtragen, hat aber oft im Hinterkopf den Gedanken: »Was ist, wenn es heute auch wieder nicht hilft?« Und eine solche Haltung wirkt sich natürlich auch ohne ein Wort zu sprechen auf unser Gegenüber aus. Anstatt dem Kind zu vermitteln: »Oh, ich sehe da ein Problem, das wir jetzt gleich beheben, dann geht es dir wieder besser!« – also ein Sicherheitsgefühl –, nimmt das Kind vielmehr ein unsicheres »Oje, ob’s heute wieder so schlimm wird?« wahr, was es wohl eher beunruhigt.
Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass man solche elterlichen Frustrationen häufig auch auf den Partner überträgt. Dem macht man dann vielleicht, wenn auch nur in Gedanken, einen Vorwurf, weil er entweder gerade nicht da ist, tiefer schläft oder auch keine Idee hat, um die Situation zu entschärfen. Dann hat man gleich noch mehr negative Gefühle, die wirksam verhindern, dass man eine gute Lösung findet.
Hier ist es sinnvoll, das Klopfen anzuwenden, mit dem man ein gutes Stück seiner eigenen belastenden Emotionen reduzieren kann. Natürlich wird hier vorausgesetzt, dass keine medizinischen Gründe vorliegen, die einer umgehenden Behandlung bedürfen. Die angenehme Erfahrung, seine eigenen Gefühle beeinflussen zu können, verleiht einem einen sehr viel positiver gestimmten Gemütszustand und damit auch wieder eine höhere Handlungskompetenz.
Bei dieser Klopftechnik werden zur Linderung von Stress, Angst, Ärger, Hilflosigkeit oder anderen störenden Gefühlen bestimmte Akupunkturpunkte beklopft. Dadurch wird die Intensität dieser störenden Gefühle in unserem »Gefühlshirn« reduziert (siehe Bohne 2013, Bitte klopfen!).
Die meisten gewöhnlichen unangenehmen Emotionen, wie Alltagsstress, Enttäuschungen, Erschöpfung, Frustrationen, Gefühle von Peinlichkeit und Verlegenheit, aber auch Auftritts-, Prüfungs-, Versagens- oder andere Ängste, sprechen gut auf das Klopfen an und lassen sich dadurch deutlich reduzieren.
Um die eigentlichen Klopfübungen durchzuführen, die es einem ermöglichen, sich effektiv selbst zu helfen, braucht man auf jeden Fall zwei freie Hände.
Wenn Sie sich bereits in einer so unangenehmen Situation befinden, können Sie einfach die im Anschluss beschriebenen Klopfübungen durchführen. Man kann das Klopfen auch benutzen, indem man sich eine unangenehme Situation lediglich vorstellt. Das wird im Abschnitt »Klopfen gegen das schlechte Gewissen« beschrieben (siehe S. 35).
Klopfpunkte
Sie befinden sich also in einer typischen stressigen Situation – das Baby schreit, Sie sind kurz vor der Verzweiflung. Sie haben die Gelegenheit, das Baby Ihrem Partner in den Arm zu drücken, gehen ein paar Schritte abseits und helfen sich selbst mit folgendem Vorgehen (lassen Sie sich nicht von der langen Beschreibung abschrecken; schon nach wenigen Malen können Sie das Procedere auswendig und bauen es rasch und unkompliziert in Ihren Alltag ein):
1.Schätzen Sie den Stress oder das Unbehagen, das Sie gerade haben, auf einer Skala zwischen 0 und 10 ein. Dabei bedeutet 0 »keinen Stress« und 10 »maximalen Stress«, also »Schlimmer geht’s nicht!«. Diese Einschätzung kann man nach jedem Klopfdurchgang wiederholen sowie nach jeder Zwischenentspannung (siehe S. 29), um zu sehen, ob sich an Ihrem Thema schon etwas geändert hat. Besonders spannend ist es auch nachzuspüren, wo im Körper das Gefühl sitzt. Jeder kennt diese Zuordnung von Körperbereichen zu bestimmten Emotionen. Man sagt ja auch »Ich hab sooo’n Hals!«, wenn man wütend ist, oder »Mir platzt gleich der Schädel vor Wut!«. Genauso kennen Sie »Das ist mir auf den Magen geschlagen!«, wenn eine Situation als besonders belastend wahrgenommen wird. So wird auch eine besondere Belastung häufig als »Betonplatte auf der Brust« oder »schwere Last auf den Schultern« empfunden. Vielleicht haben Sie auch ganz physiologische Symptome wie Herzklopfen und Schwitzen oder Sie zittern vor Aufregung.
2.Akupunkturpunkte klopfen: Während Sie Ihr belastendes Gefühl spüren, also in Resonanz mit ihm sind, beginnen Sie, nacheinander die 16 Punkte zu beklopfen. Am besten nehmen Sie dazu die Fingerkuppen der zwei oder drei mittleren Finger Ihrer bevorzugten Hand. Auf jedem Punkt klopfen Sie zwischen 5- und 25-mal mit ungefähr zwei Schlägen pro Sekunde, so wie es Ihnen angenehm ist. Finden Sie Ihren eigenen Rhythmus dabei. Achten Sie während des Klopfens darauf, ob es vielleicht Punkte gibt, an denen Sie eine besonders positive, starke Reaktion oder Entspannung verspüren. Dann werden Sie diese Punkte in Zukunft sicherlich verstärkt nutzen. Je besser Sie mit der Zeit in sich hineinspüren können, umso intuitiver wird Ihr Klopfen. Mit häufigerer Anwendung werden Sie Ihre persönlichen Lieblingspunkte entwickeln, mit denen Sie besonders schnell große Entlastung oder Stimmungsaufhellung erzielen können. Wenn sich alle Punkte gleich gut anfühlen, nutzen Sie alle 16. Es kann auch sinnvoll sein, während des Klopfens das aktuelle Problem noch einmal zu benennen und auszusprechen, z.B. »Ich habe Angst, mein Kind nicht zu verstehen!« oder »Ich bin total genervt, weil das die x-te Nacht ist, in der ich nicht zum Schlafen komme!« oder »Ich bin wütend, weil mich mein Partner mit dem schreienden Kind so viel alleine lässt und sich ins Büro verdrückt«. Sollte es mehrere belastende Gefühle geben, konzentriert man sich zunächst nur auf das stärkste Gefühl. Der Sinn, das Thema wiederholt auszusprechen, besteht darin, es aktiv zu halten, solange man klopft. So können möglichst viele damit verbundene Erinnerungen mit aktiviert werden. Das Überzeugende am PEP-Klopfen im Vergleich zu manch anderen Klopfmethoden sind die Flexibilität und Kreativität, mit denen das Klopfen angewandt wird. Weder muss man beim Klopfen die Punkte mit chirurgischer Genauigkeit treffen, noch muss man eine bestimmte Reihenfolge starr einhalten. Es reicht, wenn Sie die Punkte im Umkreis von fünf Zentimetern beklopfen. Dabei spielt es keine Rolle, welche Körperseite Sie benutzen. Die Nerven sind paarig angelegt, und Sie können einfach ausprobieren, welche Seite sich für Sie angenehmer anfühlt oder wo mehr passiert. Haben Sie sich eine andere Reihenfolge als die angegebene eingeprägt, dann benutzen Sie einfach Ihre eigene. Hauptsache, Sie merken sie sich, damit Sie sie im Ernstfall parat haben.
3.Hat sich Ihr belastendes Gefühl nach einem Klopfdurchgang aufgelöst, kann man zu einer Abschlussentspannung (siehe S. 30) übergehen, muss man aber nicht. Eine ähnliche Entspannungstechnik zur Aktivierung anderer Hirnareale wird auch zwischen den Klopfdurchgängen benutzt, wenn mehrere Durchgänge notwendig sind.
Zwischenentspannung
Für diese »Verschnaufpause« oder Zwischenentspannung wird fortlaufend der Handrücken beklopft, während man zählt, summt und Augenbewegungen macht. Das läuft wie folgt ab:
•Schließen Sie die Augen.
•Öffnen Sie die Augen wieder.
•Schauen Sie nach rechts unten.
•Schauen Sie nach links unten.
•Lassen Sie Ihre Augen 360° rechtsherum kreisen, indem Sie so weit nach hinten blicken, wie es Ihre Augenmuskulatur zulässt, ohne dass Sie den Kopf drehen.
•Kreisen Sie mit den Augen 360° linksherum.
•Summen Sie eine Melodie oder harmonische bis vollkommen schräge Töne, während Sie den Handrücken beklopfen.
•Klopfen Sie weiter auf den Handrücken und zählen Sie hörbar von zehn rückwärts bis null.
•Und wieder summen.
4.Nach jedem Klopfdurchgang fragt man sich, wo auf der Skala zwischen 0 und 10 sich das Gefühl denn jetzt befindet. Ist es größer geworden oder gleich geblieben, dann stören eine oder mehrere Lösungsblockaden, auf die wir später noch zu sprechen kommen, die Erleichterung (siehe S. 45). In den meisten Fällen fühlt es sich nach einem oder mehreren Klopfdurchgängen kleiner, leichter oder nicht mehr so schwerwiegend an. Dann spüren Sie nach, wo in Ihrem Körper sich das Gefühl jetzt befindet. Oft ist es verrutscht oder hat sich verteilt, sodass es sich nicht mehr so stark als zentrierte Last anfühlt.
Abschlussentspannung
5.Wenn sich Ihr Stress auf kleiner/gleich 3 reduziert hat, können Sie, wenn Sie wollen, die Abschlussentspannung durchführen und klopfen dazu wieder den Punkt auf dem Handrücken,
•schließen die Augen,
•öffnen die Augen wieder,
•gleiten langsam mit den Augen vom Boden bis zur Decke,
•fixieren mit den Augen die eigenen Augenbrauen für circa 5 bis 10 Sekunden.
•Dann schließen Sie die Augen wieder,
•holen tief Luft,
•atmen genüsslich und geräuschvoll aus
•und hören erst dann auf, den Handrücken zu klopfen.
Sollte sich Ihr Unbehagen gar nicht oder nur um einen Punkt auf der Skala verändert haben, so liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine der »Big Five«-Lösungsblockaden vor (siehe S. 45). Diese Lösungsblockaden werden nicht mit dem Klopfen, sondern mit einer dezidierten Selbstakzeptanzaffirmation überwunden.
Wenn ich im Folgenden vom »Klopfen« rede, meine ich, dass die 16 Punkte geklopft werden, mitsamt dem dazugehörigen beschriebenen Prozedere.
Zugegebenermaßen wendet man es im Alltag und mit zunehmender Übung durchaus nicht immer vollständig an, sondern benutzt nur die 16 Punkte oder sogar nur die Lieblingspunkte – oder auch nur die Selbstakzeptanzübung, eben so, wie es sich für die Situation gerade stimmig anfühlt.
Ich halte es für sehr hilfreich und manchmal regelrecht erhebend für den Klopfenden, wenn man nach der Abschlussentspannung noch einmal die Augen für einige Zeit nach oben richtet und sich vor dem inneren Auge vorstellt, wie die stresserzeugende Situation wohl das nächste Mal ablaufen wird.
Zielbildvisualisierung (Man kann sich auch vorstellen, in eine »Zukunftshexenkugel«, siehe S. 93, zu schauen.)
Ganz oft stellt sich nach dem Reduzieren der störenden Gefühle und der Reaktivierung der Großhirnrinde nämlich der lang erhoffte Gedankenblitz ein – eine ziemlich konkrete Vision, wie man es zukünftig anders machen wird.
Die Verringerung Ihres Stresses wird sich nun auf die eine oder andere Weise entlastend auf die Situation auswirken. Ganz toll wäre es, wenn das Baby sich in der Zwischenzeit beruhigt hat, aber selbst, wenn nicht, werden Sie jetzt anders an die Situation herangehen. Vielleicht empfehlen Sie Ihrem Partner, auch zu klopfen, damit Sie beide etwas herunterfahren können.
Vielleicht sind Ihnen in der Zwischenzeit auch alle möglichen neuen Ideen eingefallen, die Sie mal ausprobieren könnten, z. B. das Baby an einem anderen Platz wickeln, dabei vielleicht ein Rotlicht anstellen (viele Babys weinen beim Wickeln, weil es ihnen unangenehm ist, wenn die wärmende Hülle ausgezogen wird) und einen Reim aufsagen, wie
»Die Maus hat rote Strümpfe an, damit sie besser radeln kann. Sie radelt bis nach Dänemark, denn Radeln macht die Wadeln stark!«,
während Sie die Beine des Babys wie beim Radfahren bewegen. Das Ablenken von dem eigentlichen Wickeln oder die Beschäftigung des Kindes nebenbei mit etwas ganz anderem, z. B. einem unzerbrechlichen Spiegel, in dem das Kind dann dieses »andere Kind« sehen kann, ist oft ein wesentlicher Schritt zu weniger Gebrüll.
Ich kann mich gut erinnern, wie mein damals noch kinderloser Bruder mich staunend ansah, als ich ihm seinen Neffen samt den beiden Nichten für einen Tag überließ, um selbst auf eine Fortbildung zu gehen – mit dem Tipp, wenn er die Jüngste, damals knapp ein Jahr, wickeln wolle, solle er ihr etwas zu lesen geben. Und damit drückte ich ihm ein kleines Büchlein in die Hand, in dem viele verschiedene Tiere abgebildet waren. Er hielt es wohl für eigenartig und erinnerte sich erst an den Rat, als das Kind beim Wickeln heftigen Protest äußerte. Er gab ihr das Buch, und sie fing an »vorzulesen«: »wau, wau – ia …«, und mein Bruder wurde unwiderruflich in das Gespräch verwickelt und wunderte sich hinterher, wie lange das Wickeln gedauert hatte. Häufig ist das Wickeln bei den Eltern auch eine eher unbeliebte Tätigkeit, dabei kann man es doch zu einem intensiven Schmuse- und Kuschelereignis für Eltern und Kind werden lassen. Wenn Ihnen der Gedanke noch nicht so richtig gefällt, reiben Sie doch den Selbstakzeptanzpunkt und sagen:
•Auch wenn mir das Wickeln eher stinkt, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Oder Sie nehmen das Baby liebevoll, aber bestimmt, um das Pflegerische vorzunehmen, vergewissern sich, dass Sie dem Kind alles gegeben haben, was Ihnen so einfällt, und nehmen dann vielleicht einfach hin, dass es auch mal schreien kann, ohne dass Sie wissen, warum, und ohne dass Sie deswegen schlechte Eltern sind. Das Kind auf dem Bauch liegend zu nehmen und ihm zuzustimmen »Ja, du ärgerst dich maßlos und musst es mir so mitteilen. Ich höre dir zu, auch wenn ich im Moment nichts daran ändern kann. Ach, du Armes, soo schlimm ist es?« hat schon oft zu einem plötzlichen Aufhorchen des Kindes geführt. Nehmen Sie Anteil an seinem Leid, ohne sich daran anzustecken und gleich noch mehr mitzuleiden. Klopfen Sie lieber Ihre Punkte und bleiben Sie für das Kind der Fels in der Brandung.
Wichtig ist, dass Sie viele Wissensaspekte mit einbeziehen, um Ihr Baby zu beruhigen. Dazu gehört auch, dass manche Babys, wenn Sie mit der Verdauung Probleme haben, lieber nicht in ganz kurz aufeinanderfolgenden »Reprisen« gestillt werden sollten, was viele Eltern aus Hilflosigkeit tun. Die Kinder haben Probleme, die aufgenommene Nahrung zu verdauen, der Bauch schmerzt – sie schreien. Wenn sie daraufhin schon nach einer Stunde wieder neue Nahrung bekommen, geht der Kreislauf von vorne los, ohne dass eine Phase der Erleichterung dazwischen zu spüren wäre. Lieber trägt man das Baby dann in der Zwischenzeit umher und klopft bei sich oder zart bei dem Kind – versuchen Sie mal den Punkt am Brustbein bei einem Baby –, damit es dann nach einer Zeit des Hinhaltens auch wieder wirklich Hunger hat und die Verdauungssäfte zur Verfügung stehen. Auch eine Reflexzonenmassage, um die Verdauung zu stimulieren, kann in solchen Fällen helfen, denn Berührung, und dazu gehört auch Selbstberührung, reduziert bei Mensch und Tier den subjektiv empfundenen Stress, von der spezifischen Reaktion der Reflexzonen mal ganz abgesehen.
Sie können auch bei einem unzufriedenen Baby die Klopfpunkte leicht beklopfen oder massieren. Dabei hält man immer wieder an dem Selbstwertpunkt inne, reibt diesen und sagt dem Kind:
•Auch wenn ich dein Leid gerade nicht schmälern kann und du so schreien musst, liebe und akzeptiere ich dich so, wie du bist.
•Auch wenn ich dein Leid gerade nicht schmälern kann und du so schreien musst, liebe und akzeptiere ich dich und mich so, wie wir sind.
•Auch wenn dein Schreien ganz schön laut ist, bist du das niedlichste Baby, das es auf der Welt gibt.
Kurzum: Je gelassener die fürsorglichen Eltern bleiben können, je mehr sie akzeptieren können, dass sie ihrem Kind nicht jeden Kummer abnehmen können, desto mehr Sicherheit und Geborgenheit strahlen sie auf das Kind aus, welches genau das dringend benötigt.
Und für die Situationen, in denen Ihnen das mal nicht gelingt, reiben Sie Ihren Selbstakzeptanzpunkt und sagen sich:
•Auch wenn ich schon mal gelassener reagiert habe, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Mit Selbstakzeptanz zu mehr Gelassenheit:
1. Einschätzen der Höhe des Stresses
2. 16 Punkte klopfen
3. Zwischenentspannung
4. Punkte klopfen
5. nochmals einschätzen
6. Abschlussentspannung
Und nicht zu vergessen: die Selbstakzeptanzsätze