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Klopfen – was ist das denn?
ОглавлениеMit dem Begriff Klopfen wird eine emotionale Selbsthilfetechnik bezeichnet, bei der man sich selbst, während man akut ein unangenehmes Gefühl wie z. B. Angst hat, auf verschiedenen Körperpunkten beklopft. Dies führt zu einer direkten und prompten Veränderung der neuronalen Verarbeitung von Emotionen im Gehirn, und die negativen Gefühle, wie eben z. B. Ängste, können sich erstaunlich leicht und schnell reduzieren oder gar auflösen. Darüber hinaus arbeiten wir mit Affirmationen, die die Selbstbeziehung verbessern sollen. Dies hat einen direkten selbstwertstärkenden Effekt. Das gesamte Prozedere sieht bisweilen etwas komisch aus. Das sollte einen aber nicht davon abhalten, es auszuprobieren, denn wenn wir Menschen gerade von einer Angst oder einem anderen unangenehmen Gefühl überflutet werden, sehen wir ja auch irgendwie komisch aus.
Die Klopftechniken haben historisch gesehen einen langen Weg hinter sich. Das Klopfen soll schon bei den Shaolin-Mönchen im alten China dazu gedient haben, die mentale Fitness zu stärken. In der Medizin war es vermutlich George Goodheart, der als Erster entdeckte, dass das Klopfen hilfreich und wirksam ist, wenn es darum geht, Patienten von Ängsten zu befreien. Von ihm ausgehend setzte das Klopfen in verschiedenen Techniken seine Reise fort. Es sind da Namen zu nennen wie Roger Callahan (Thought Field Therapy – TFT), John Diamond, Gary Craig (Emotional Freedom Techniques – EFT) und Fred Gallo (Energy Diagnostic & Treatment Methods – EDxTM), von dem ich die Klopftechniken Anfang der 2000er-Jahre kennengelernt hatte.
An dieser Stelle sei allen »Klopfvorfahren« herzlich gedankt. Sie haben sich alle nicht von der fehlenden wissenschaftlichen Anerkennung abhalten lassen, hatten aber oft selbst nicht die öffentliche Anerkennung, die nötig ist, um eine neue Methode zu einer wirklichen Innovation werden zu lassen und sie bekanntzumachen – wahrscheinlich war die Zeit einfach noch nicht reif.
In Deutschland hat es eine Methode schwer, wirklich anerkannt zu werden, wenn sie zu nah an der Esoterik ist. Unsere Wissenschaft ist nun mal konservativ und bisweilen nicht wirklich offen für Ungewöhnliches und Neues. Somit müssen sich ungewöhnliche Ansätze eben bisweilen zunächst fernab der Universitäten entwickeln.
Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie war mir bei aller Begeisterung für das Klopfen aufgefallen, dass diesen Techniken einerseits einiges fehlte und sie anderseits manche Elemente enthielten, die mir im Hinblick auf die Anerkennung, die ihnen eigentlich zusteht, weniger hilfreich erschienen. In der Folgezeit habe ich sie zur Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie (PEP) weiterentwickelt – u. a. mit dem Ziel, sie wissenschaftlich besser untersuchbar zu machen, aber auch, um ihre Wirkung noch zu steigern. Meine Praxisforschung setzte vor allem bei den 10–20 % der Fälle an, bei denen das einfache Klopfen nicht wirkte. Die Gründe dafür habe ich dann als »Big Five«-Lösungsblockaden beschrieben. Sie erklären einiges über die Hartnäckigkeit unserer Probleme und werden in den einzelnen Kapiteln sowie im Anhang zu diesem Buch beschrieben. Mehr zur Historie, zu den Hintergründen, den Entwicklungslinien und zur detaillierten Beschreibung der PEP-Technik lässt sich in meinen anderen Veröffentlichungen im Carl-Auer Verlag nachlesen.