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Vorwort

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Es gibt keinen zweiten Text in der antiken Philosophie, den ich so spannend finde wie das zwölfte Buch der Aristotelischen Metaphysik. Die Beschäftigung damit begleitet mich, seit ich angefangen habe, Philosophie zu studieren. Friedo Ricken hat mich 1984 mit dem zwölften Buch in einer Vorlesung zur antiken Philosophie vertraut gemacht; Michael Frede hat im Herbst 1995 in Oxford ein Seminar darüber gehalten, und im Anschluss daran hat sich eine Lesegruppe gebildet, in der u. a. Edmund Hussey, Verity Harte, Jonathan Beere, Lesley Brown, Lindsay Judson und Michael Frede über ein Jahr den Text genau studiert haben. Ich habe das zwölfte Buch dreimal unterrichtet, einmal zusammen mit Oliver Primavesi, bei einer anderen Gelegenheit vor einer kleinen Gruppe in Schweden, in der Martin Kowarsch mir geholfen hat, das schwierige vierte Kapitel ein wenig besser zu verstehen. Nie hat der Text etwas von seiner Tiefe, seiner Frische, aber leider auch von seinen Schwierigkeiten verloren.

Es gibt zum zwölften Buch sehr gute Fachliteratur, und gerade in den letzten zehn Jahren hat unser Verständnis um das zwölfte Buch große Fortschritte gemacht. Am wichtigsten ist ohne Zweifel ein von Michael Frede und David Charles herausgegebene Kommentarband zum zwölften Buch. Der Band ist aus dem 10. Symposion Aristotelicum entstanden, das im August 1996 in Oxford stattgefunden hat. Verschiedene Philosophen kommentieren in diesem Band jeweils eines der zehn Kapitel des zwölften Buches. Die Art der Kommentierung bringt es mit sich, dass teilweise ganz unterschiedliche Interpretationen des zwölften Buches vertreten werden. Demgegenüber argumentiere ich im vorliegenden Buch für eine bestimmte Gesamtsicht des zwölften Buches, ohne aber die davon abweichenden Positionen zu kurz kommen zu lassen. Der Oxforder Kommentarband wäre nicht möglich ohne ein älteres Buch zur gesamten Aristotelischen Metaphysik, das auch heute noch von unschätzbarem Wert ist. Gemeint ist der 1924 in Oxford erschienene zweibändige Kommentar zur Metaphysik von William Ross. Wer Aristoteles’ Metaphysik studieren möchte, wird sinnvollerweise mit Ross beginnen, selbst dann, wenn einige Auffassungen von Ross, insbesondere diejenigen, die das zwölfte Buch betreffen, teilweise als überholt gelten können.

Die vorliegende Einführung möchte dabei helfen, sich den Text des zwölften Buches zu Eigen zu machen. Meiner Übersetzung des griechischen Textes liegt diejenige von Hermann Bonitz aus dem Jahr 1890 zugrunde, die ich allerdings (mit Ausnahme längerer Passagen im achten Kapitel) oft stark verändert habe. Die Übersetzung ist zu Beginn des jeweiligen Kapitels gegliedert gedruckt, der auf die Übersetzung folgende Kommentar bezieht sich auf die jeweiligen Gliederungspunkte in der Übersetzung. Der Kommentar zielt darauf, den Originaltext zu verstehen, und möchte vor allem inhaltliche Fragen klären, aber auch zeigen, wie man sich einem Aristotelestext nähern sollte, was für Fragen man an ihn stellen sollte und was bei seiner Interpretation methodisch zu beachten ist. Das Buch ist also nicht für den Aristotelesexperten geschrieben, sondern für denjenigen, den interessiert, worum es in der Aristotelischen Metaphysik eigentlich geht. Meine Hoffnung ist, dass auch diejenigen, die sich schon einige Zeit mit Aristoteles beschäftigt haben, in dem Band noch Anregungen finden werden. Da das Buch auch für Anfängerinnen und Anfänger verständlich sein soll, habe ich an vielen Stellen darauf verzichtet, auf Parallelstellen aus anderen Büchern der Metaphysik oder anderen Werken von Aristoteles aufmerksam zu machen. Ich habe stattdessen versucht, das, was zum Verständnis eines jeweiligen Abschnittes des zwölften Buches an Hintergrundwissen notwendig ist, zu referieren. Der Kommentar von Ross bietet eine Fülle von Parallelstellen an, auf die ich den interessierten Leser an dieser Stelle ausdrücklich verweisen möchte. Ich habe auch darauf verzichtet, genauer die Fragen zu diskutieren, die Aristoteles’ Umgang mit der philosophischen Tradition betreffen; an manchen Stellen setzt sich Aristoteles mit Auffassungen auseinander, die einige Vorsokratiker oder Platon seiner Meinung nach vertreten haben. Inwiefern Aristoteles seine Vorgänger dabei sachgemäß interpretiert oder inwiefern er sie durch sein eigenes systematisches Interesse schon verzerrt darstellt (und dann vielleicht auch zu Unrecht kritisiert), wird in dem vorliegenden Band nicht wirklich diskutiert. Eine weitere schmerzhafte Einschränkung besteht darin, dass auf die reiche Wirkungsgeschichte des zwölften Buches nicht eingegangen wird. Das Buch hätte sein bescheidenes Ziel erreicht, wenn es den Lesenden hilft, die ausgesprochene Kühnheit und Kraft des Textes selbst wertschätzen zu lernen – eine Kühnheit und Kraft, die man sonst vielleicht noch in den großen Dramen Shakespeares oder den späten Streichquartetten von Beethoven finden mag.

Ich bin Michael Frede, Christoph Horn, Martin Kowarsch und Anna Schriefl dankbar dafür, dass sie das Manuskript kritisch gelesen und mich vor manchen Fehlern bewahrt haben. Meinen Eltern danke ich für die sorgfältige Korrektur der Endfassung.

München, im April 2006

Michael Bordt S. J.

(mbordt@hfph.mwn.de)

Aristoteles''

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