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Vorwort

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Noch sind der Ukraine Ruhm und Freiheit nicht gestorben, noch wird uns lächeln, junge Ukrainer, das Schicksal. Verschwinden werden unsere Feinde wie Tau in der Sonne, und auch wir, Brüder, werden Herren im eigenen Land sein. Leib und Seele geben wir für unsere Freiheit, und bezeugen, dass unsere Herkunft die Kosakenbrüderschaft ist.

Teil der Ukrainische Hymne

Seit mein Interesse an der Geschichte der Ukraine erwachte, musste ich feststellen, dass sehr viele Quellen, vor allem die nach 1917 erschienenen, einen "russischen Stempel" tragen. Schon seit dem Zaren Peter I., der das ehemalige, im Westen völlig bedeutungslose Moskowitische Fürstentum in »Russland« - also das »Land aller Rus« umbenannte, und damit Ansprüche auf ein Gebiet weit über die Grenzen der Moskowiter hinaus einbezog, wurde systematisch seitens der Russen Geschichtsfälschung betrieben. Die Moskowiter, die über hunderte von Jahren Untertanen der Goldenen Horde, den mongolisch-tatarischen Khans waren, hatten mit Europa so viel zu tun, wie ein Affe mit einem Pferdesattel.

Mit Lügen, Tricks und dank fremder Hilfe konnte man das Joch der Khans letztendlich abstreifen, und es gefiel den Moskowitern, ihr Einflussgebiet durch Intrigen und Gewalt nach und nach zu vergrößern. Und sie behielten diese Taktik über die Jahrhunderte, bis in die heutigen Tage bei.

Aber in den Geschichtsbüchern machen sich List, Intrigen und hinterhältige Machenschaften nicht gut, ebenso wenig das tatarische Erbe. Und man wollte unbedingt zur europäischen Familie gehören, koste es, was es wolle. Deshalb war man sich auch nicht zu schade, die Geschichte anderer Länder zu stehlen, mit denen man in längst vergangenen Zeiten einmal verbunden war und diese Geschichte russlandfreundlich umzuschreiben.

Das gelang ihnen mit Beginn der kommunistischen Herrschaft immer besser, auch und vor allem über die eigenen Grenzen hinaus. Es zählte einzig und allein die russische Version, Kritiker wurden und werden mundtot gemacht.

Für mich selbst sind da die Quellen, die ihren Ursprung im 19. Jahrhundert und davor haben, eine wahre Schatzgrube. So wie dieses Buch, welches ich mehr durch Zufall in einem Antiquariat fand, und ich mache es mir zur Aufgabe, dieses lehrreiche und spannend geschriebene Werk zurück in das aktuelle Literaturangebot zu holen.

Hajdamaken – gehört hat man diesen Namen bestimmt schon einmal, was steckt aber dahinter? Selbst die Enzyklopädien sind da sehr sparsam mit Informationen. Hajdamaken werden mit dem Kolijiwschtschyna-Aufstand in Verbindung gebracht, bei dessen Höhepunkt tausende Polen und Juden in Uman massakriert wurden. Wieso kam es dazu? Was machte aus den meist einfachen Bauern dermaßen brutale Mörder? Und da kam mir dieses Buch gerade recht. Erstaunlich war, dass ich bei der Lektüre des Originals immer wieder an die aktuelle Situation in der Ukraine erinnert wurde.

Zum einen ist da die Entsendung von »verkleidetem« Militär seitens Russlands, aber auch dessen perfide, hinterlistige Untergrabung der Souveränität der Ukraine; unter den Menschen selbst, in den Medien, und leider auch unter den Politikern in und außerhalb der Ukraine. Und auch die russische Kirche spielt heute wie damals eine einflussreiche, ja teuflische Rolle und versucht, eng verbunden mit dem heutigen »Zaren«, die Ukraine zu spalten, man lese nur einmal die Frolov-Leaks1!

Was ist nun dran an den damaligen Intrigen seitens Russlands und deren Zarin Katharina II.? Es heißt: »Ein falsches Dekret von Katharina II. wurde in Umlauf gebracht, welches die Ausrottung der Juden und Polen befohlen haben soll.« Selbst die jüdische Enzyklopädie2 meint, dass die allgemein verbreitete Meinung, dass der Aufstand seitens Katharina initiiert wurde, falsch wäre. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass Russen so intrigieren und in heutiger Zeit versuchen, alles abzustreiten. Und wenn Katharina den Brief, der im Buch wiedergegeben wird, nicht selbst verfasst hat, wieso schickte sie Waffen in die Ukraine, hat sie den Gonta mit Orden und Würden versehen, was alles historischen Tatsachen entspricht? Wieso war das russische Heer auf polnischem Gebiet? Wieso entsendete sie die Kosaken unter Salisnjak zur Unterstützung des Aufstandes in die rechtsufrige Ukraine?

Michael Czaykowski, der Autor dieses Buches hatte noch mit Augenzeugen sprechen können und lernte persönlich den Mönch Mladanowicz, einen Sohn des Amtmanns von Uman und Gontas Patenkind kennen! Der Leser wird diesem noch im Buch begegnen. Dieser war selbst als Kind in Uman Augenzeuge und hat seine Erlebnisse, sowie die vieler anderer Augenzeugen in eigenen Schriften festgehalten. Daneben hatte der Autor Gelegenheit, in mehreren privaten und durchaus seriösen Archiven zu recherchieren. Selbst schrieb der Autor in seinen Anmerkungen:

„Ich sage hier gleich am Anfang, dass ich die nötigen Materialien aus solchen Quellen schöpfte, um nicht immer wiederholen zu müssen, woher ich die Eigennamen und Ereignisse habe. Die ganze Ukraine wusste, dass die Zarin von Russland den Bauern Messer zum Geschenk sandte, mit dem Befehl an die Popen der griechisch-russischen Kirche, sie zu weihen. Sie wurden geweiht am Tage des heiligen Makowey im Kloster der heiligen Mutter, das in den Wäldern etwa eine Meile von Tschyhyryn liegt. Hierauf wurden die Messer in den Dörfern umher geführt und an die Bauern verteilt. Im Beichtstuhl befahlen die Popen, die Ljachen und Juden zu schlachten. Viele von diesen Popen waren mit moskowitischem Golde erkauft, andere dagegen von religiösem Fanatismus verblendet und gegen den Adel erbittert in Erinnerung an die früheren Verfolgungen in der Ukraine.

Nichts ist gewisser, als dass Katharina II. die Anstifterin des Blutbades war. Selbst ihre Lobredner verteidigen sie nicht gegen diesen Vorwurf, aber die diplomatischen Noten, die zeitgenössischen Geschichtsschreiber und noch lebende Zeugen, bestätigen es ganz ausdrücklich.“

Noch ein Wort zur Titelfigur. Wernyhora gab es wirklich und er war in der ganzen Ukraine berühmt. Zur Zeit des Blutbades von Uman bemühte er sich, die Bauern zur Vernunft zu bringen. Die Moskowiter hätten ihn gern in ihre Gewalt gebracht und setzten wirklich ein Kopfgeld auf ihn aus. Der Autor erwähnt auch ausdrücklich, dass er sich bemüht hat, bei allen Ereignissen, in denen Wernyhora auftritt, von der Wahrheit der Überlieferung keinen Fußbreit abzuweichen.

Bei der Abschrift und Bearbeitung der aktuell vorliegenden Ausgabe habe ich die Namen der historisch überlieferten Persönlichkeiten und auch der noch vorhandenen Ortschaften der aktuellen Schreibweise angepasst. Und ich hoffe, mir ist es gelungen, die Orthographie und Grammatik an heutige Lesegewohnheiten ein wenig anzupassen, wobei ich vor allem bei den Dialogen sehr behutsam war, denn die Ausdrucksweise der damaligen Zeit hat ja auch einen gewissen Charme.

Wernyhora, der Seher in der Ukraine

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