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Ausrüstung und Bewaffnung

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Die Zahl der zur Verfügung stehenden Soldaten ist nur ein Faktor bei der Führung eines erfolgreichen Krieges. Kaum weniger bedeutsam sind Ausrüstung und Bewaffnung, allen voran die Gewehre. Das preußische Zündnadelgewehr hatte bei Königgrätz bewiesen, dass moderne Waffen den Verlauf einer Schlacht entscheidend beeinflussen konnten. Diese Überlegenheit besaßen die preußischen Truppen 1870 jedoch nicht mehr. Das französische Chassepot-Gewehr, ebenfalls ein Hinterlader, war dem Zündnadelgewehr hinsichtlich der Reichweite und Treffsicherheit überlegen. Der heftige Rückstoß bereitete den Soldaten allerdings erhebliche Probleme. Sie schossen daher häufig aus der Hüfte, zu Lasten der Treffsicherheit.

[37]Die französische Armee verfügte nicht nur über das bessere Infanteriegewehr, sondern auch über die Vorform des modernen Maschinengewehrs, die Mitrailleuse. Dabei handelte es sich um einen Zwitter zwischen Maschinengewehr und Artilleriegeschütz. Ein auf eine Geschützlafette montiertes Rohr enthielt im Innern 25 Läufe, die durch das Drehen einer Kurbel an dessen Ende ihre Patronen abfeuerten. Mit 3000 Metern war ihre Reichweite groß, ebenso die Feuergeschwindigkeit von 125 Schuss pro Minute. Angesichts der Schwerfälligkeit der Lafette war die Streuung jedoch gering, und angreifende Infanteristen konnten sie leicht umgehen. In den Kämpfen spielte die Mitrailleuse nur eine geringe Rolle, auch weil die Franzosen sie zumeist taktisch wenig zweckmäßig einsetzten.

Ganz anders verhielt es sich bei den Geschützen. Der Übergang vom Vorder- zum Hinterlader sowie vom glattläufigen zum gezogenen Rohr hatte die Reichweite und Treffsicherheit der Artillerie erheblich erhöht. Nur so schien die Artillerie in der Lage, angreifende Infanterie mit verbesserten und weiter reichenden Waffen wirkungsvoll zu bekämpfen. Die effektive Reichweite bisheriger Geschütze von 300 bis 500 Metern reichte dazu nicht mehr aus.


Das von der Essener Firma Krupp entwickelte Gussstahlgeschütz ermöglichte sogar Reichweiten von bis zu 4000 Metern, auch wenn die durchschnittliche Gefechtsreichweite ca. zwischen 1100 und 1900 Metern lag. Das genügte, um immer wieder in den Kampf der Infanterie einzugreifen und ihn zu entscheiden. Die französische Armee benutzte hingegen immer noch Vorderlader. Sie waren Hinterladern ebenso unterlegen wie die eigenen Granaten. Die preußischen Aufschlagszünder waren zuverlässiger als die französischen Zeitzünder. Zudem überschätzten die französischen Artilleristen die Aufprallwirkung ihrer Granaten, die Wirkung durch Granatsplitter unterschätzten sie wiederum.

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871

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