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Eine neue Karriere

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Die nächsten Spuren von Bob und Emmett finden sich im San Joaquin Valley zwischen San Francisco und Los Angeles wieder, wo Bruder William „Bill” Dalton in einem Haus am Estrella River lebte. Von den Einheimischen wurden sie als ziemlich wild eingestuft, die stets bewaffnet gewesen waren und dabei beständig ihre Schießfertigkeiten übten. In ihrem Falle schossen die Daltons jedoch nicht auf irgendwelche Flaschen oder leere Blechdosen, wie man es aus den zahllosen Hollywood-Wildwestfilmen her kennt, sondern sie lagen im Stall auf dem Rücken und versuchten, durch die Löcher im Dach zu schießen. Wieso und warum bleibt dabei ihr persönliches Geheimnis. Anfang 1891 jedenfalls gesellte sich auch Grat zu seinen Brüdern, um ihnen brühwarm zu berichten, dass Beamte im Indianer-Territorium auf der Suche nach ihnen waren.

Gegen neun Uhr abends des 06. Februar 1891 kam es in der Nähe von Alila, im Tulare County, Kalifornien zu einem Überfall auf einen Zug der Southern Pacific Railroad, wobei der Heizer George W. Radcliff bei dem Schusswechsel so schwer verwundet wurde, dass er am nächsten Morgen verstarb. Sheriff Eugene Kay berichtete zunächst, dass drei Spuren vom Tatort weg zu den Bergen der Küstenlinie führten und man glaubte allgemein, dass die Räuber identisch mit jenen gewesen sein mussten, die zuvor im Februar 1889 bei Pixley und im Januar 1890 bei Goshen zwei Zugüberfälle begangen hatten. Mehrere Personen galten dabei als verdächtig, unter ihnen auch Grat Dalton, der am 12. Februar von einem Detektiv namens Hickey in Fresno verhaftet wurde. Allerdings gab es eine Menge Personen in Fresno, die bezeugen konnten, dass Grat zum Zeitpunkt des Überfalls in einem Saloon gesessen und die ganze Nacht gepokert hatte. Er wurde daraufhin wieder freigelassen, jedoch weiterhin beobachtet. Ende Februar wurde er ca. 20 km nördlich von Paso Robels erneut unter dem Verdacht festgenommen, einer der Alila-Räuber gewesen zu sein, ebenso wie der in Kalifornien lebende Henry Coleman Dalton und ein Mann namens Jack Parker, der für Cole arbeitete. Doch beide mussten am Ende ebenfalls wegen Mangels an Beweisen wieder auf freiem Fuß gesetzt werden.

Inzwischen gerieten auch Bob und Emmett in das Fadenkreuz der Ermittler. Am 12. März wurde schließlich Bill Dalton festgenommen, der zugab, dass er Bob und Emmett nach dem Überfall vor den Augen des Gesetzes versteckt gehalten hatte. Die beiden galten nunmehr, wenn auch nur aufgrund von vagen Indizien, als Hauptverdächtige. Sie zogen es daher vor, schnell einen Zug zu besteigen, der sie über die Staatsgrenze hinweg zurück nach Oklahoma brachte. Grat und Bill hingegen wurden wegen des Überfalls bei Alila vor Gericht gestellt. Grat wurde verurteilt und zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, während Bill für nicht schuldig befunden wurde, an dem Raub beteiligt gewesen zu sein. Bleibt jedoch die Frage: War er auch tatsächlich unschuldig gewesen?

Wie zuvor bei den Zugüberfällen von Pixley und Goshem, gab es auch bei dem von Alila eine Personenbeschreibung der Täter, die besagten, dass einer der Männer „groß und gerade” und der andere „klein und schwer” gewesen sein soll. Der größere der beiden Täter könnte durchaus Bob Dalton gewesen sein. Emmett hatte zwar ungefähr dieselbe Größe wie Bob gehabt, war aber schwerer als er gewesen. Grat hatte man als einen der Täter („klein und schwer”) zwar verurteilt, doch hatte er zum Tatzeitpunkt immerhin ein Alibi vorzuweisen gehabt. Bleibt noch sein Bruder Bill, der tatsächlich eine sehr ähnliche Statue wie Grat gehabt hatte. Liegt es also im Bereich des Möglichen, dass nicht etwa Grat, sondern sein Bruder Bill neben Bob einer der Räuber von Alila und möglicherweise davor von Pixley und Goshem gewesen sein könnte, zumal ersterer die Eisenbahn sehr gehasst hatte? Diese Möglichkeit erscheint zumindest mir bei näherer Betrachtungsweise sehr plausibel zu sein.

Bob und Emmett flohen also wieder zurück nach Oklahoma, wo sie Ende April 1891 auf der Farm ihrer Mutter am Kingfisher Creek eintrafen. Wenig später trafen sie dort auf zwei alte Bekannte, nämlich „Bitter Creek” Newcomb und „Black-Faced” Bryant und man beschloss kurzerhand eine richtige Bande zu gründen, um (so Emmett Dalton in einem späteren Interview): „(...) dem Staat so richtig eins auszuwischen.” Ob nun aus der Naivität, dem Staat wirklich eins auswischen zu können, oder aus der ernsthaften Entschlossenheit heraus, es anderen berühmten Banden vor ihnen nachmachen zu wollen - immerhin war man ja „nomen est omen” mit den berühmten Younger-Brüdern verwandt gewesen - der Entschluss stand fest und die Dalton-Bande war aus dem Taufbecken gehoben worden.

Die Dalton-Doolin-Bande

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