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Völkermord in Kalifornien

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Nachdem der Amerikanisch-Mexikanische Krieg im Jahre 1848 geendet hatte, erhielten die USA große territoriale Zugewinne, darunter die späteren US-Bundesstaaten Arizona, New Mexiko, Utah, Nevada, einen Teil von Colorado und Wyoming sowie Kalifornien.

Am 24. Januar 1848 entdeckte James Wilson Marshall (1810-1885), der im Krieg gegen Mexiko unter John Charles Frémont (1813-1890) gedient hatte, im Mühlbach bei Sutter´s Mill einen Goldnugget und löste damit den großen Goldrausch von Kalifornien aus, gleichwohl John August Sutter (1803-1880) die Anweisung herausgegeben hatte, den Fund vorerst geheim zu halten - ohne großen Erfolg allerdings.

Bereits im März 1848 berichtete die Presse in San Francisco von den großen Goldfunden, hingegen die Menschen im Osten der Republik erst fünf Monate später, am 19. August 1848 durch einen Bericht im „New York Herald“ davon erfuhren. Im Dezember 1848 hielt US-Präsident James Knox Polk (1795-1849) eine Rede vor dem US-Kongress und bestätigte damit offiziell die Berichte über die großen Goldfunde in Kalifornien. In den nächsten Jahren zogen Tausende von Glücksrittern auf der Suche nach Reichtum in den Westen, doch nur wenige wurden auch tatsächlich reich; die meisten anderen scheiterten am Ende.

Die Einwohnerzahl in den Städten Kaliforniens stieg sprunghaft an. So wuchs z. B. die Bevölkerung von San Francisco von Januar 1848 bis Dezember 1849 von rund 1.000 auf 25.000 Einwohner an, was beträchtliche Probleme mit sich brachte. Von 1849 bis 1851 brannte die Stadt sechsmal nieder, eine Feuerwehr existierte zu jener Zeit nicht. Die hygienischen Zustände waren katastrophal. Flöhe und anderes Ungeziefer breiteten sich aus und im Winter 1851 brach zudem eine große Choleraepidemie aus, der auch viele Indianer in Kalifornien und in den Durchzugsgebieten der Planwagenkolonnen der weißen Goldsucher und Aussiedler zum Opfer fielen. 1850 lebten ca. 92.000 Amerikaner in Kalifornien und bedingt durch seinen Reichtum und seiner stark ansteigenden Bevölkerungszahl wurde das Gebiet am 09. September 1850 schließlich als 31. Staat in die Union aufgenommen.

Zu Beginn des Goldrausches lebten um die 150.000 Indianer in Kalifornien, die in rund fünf Dutzend Stämme unterteilt gewesen waren. Darunter die: Tolowa, Yurok, Chilula, Ohlone (Costanoans), Wyot, Whilkut, Chimariko, Mattole, Nongati, Lassik, Wailaki, Sinkiyone, Kato, Coast Yuki, Huchnom, Lake Miwok, Wappo, Patwin, Nissenan, Washo, Yuki, Nomlakl, Konkow, Maidu, Yana (Yahi), Northern Pa-jute, Atsugewi, Wintu, Hupa, Karok, Shasta, Modoc, Achomawi, die im Norden Kaliforniens beheimatet gewesen waren. Dazu kamen die: Northern Valley Yokuts, Foothill Yokuts, Monache, Esselen, Salina, Southern Valley Yokuts, Tablulabal, Western Shoshonie, Owens Valley Pajute-Shoshonie, Mono Lake Northern Pajute, Sierra Miwok, die in Zentralkalifornien beheimatet gewesen waren, als auch die südlichen Stämme der Chumash, Tataviam, Kitanemuk, Kawalisu, Southern Pajute, Serrano, Gabrieleño, Luiseño, Ipai, Tipai (Diegueño), Cahuilla, Quechan und Mojawe, die allesamt verschiedene indianische Dialekte sprachen, darunter Penuti, Penuti-Yokat, Hoka-Shasta, Hoka-Yuma, Hupa, Hoka, Athapaskisch, Hoka-Karok, Algonkin, sowie das Uto-Atztekisch.

Zu Beginn des Holozäns, vor etwa 12.000 Jahren, zogen die ersten Ureinwohner Kaliforniens an die üppigen und fruchtbaren Küstenzonen und Flussmündungen, wo es ein reichhaltiges Nahrungsangebot gab. Es handelte sich dabei um die Vorläufer von Stämmen, die der Chumash- und Yuki-Sprachfamilie zugeordnet wurden. In einer zweiten Einwanderungswelle, die vor ca. 8.000 Jahren begann, kamen dann die Urahnen der Hoka-Sprachfamilie hinzu. Neue Stämme der Penuti- und Takic-Sprachfamilie wanderten vor etwa 4.000 Jahren von Osten her in Kalifornien ein und besiedelten dabei die weniger fruchtbaren Gebiete im Central Valley und der Sierra Nevada. Ihnen folgten die Stämme der Numic-Familie und die der Athapasken und Algonkin, die vor etwa 1500 bis 750 Jahren von Osten her nach Nordwestkalifornien kamen und dabei die Bewohner der Küstenregionen nach und nach verdrängten. Dieses geschah, anders als bei den Weißen üblich, zumeist ohne Gewalt, da die Neuankömmlinge technische Innovationen wie Pfeil und Bogen für die Jagd sowie Netze und Reusen für den Fang von Lachsen für sich entdeckt hatten. Sie bildeten dauerhafte Besiedlungen mit einer höheren Bevölkerungsdichte, was am Ende zu einer „Zersplitterung“ der früheren Gruppen und zu einer der vielfältigsten Anzahl von Indianerstämmen führte, die es in ganz Nordamerika gab. Zwischen der Gebirgskette der Sierra Nevada im Osten sowie dem Küstengebirge und dem Pazifik im Westen entwickelte sich ein buntes Völkergemisch und das milde Klima und eine reichhaltige Natur bot den Indianern, die dort lebten, alles, was sie zum Leben benötigten. So besaß Zentralkalifornien zu jener Zeit tatsächlich die höchste Bevölkerungsdichte in ganz Nordamerika.

Die kalifornischen Indianer lebten in Stroh-, Rinden- oder Fellhütten, Erdhütten, Tipis oder Blockhäusern. Sie machten Jagd auf Kleinwild oder Hirsche, fingen Wasservögel, jagten Wale, Seehunde, Seelöwen, Delphine und Otter und fingen Fische, wie Thunfisch oder Heilbutt, und betrieben darüber hinaus eine intensive Sammelwirtschaft, die ihnen eine auf Vorratshaltung ausgerichtete, sesshafte Lebensweise ermöglichte. Darunter fiel das Sammeln von Wildfrüchten, Wurzeln, Nüssen und Wildpflanzen, den Anbau und Verzerr von Mais sowie das Sammeln von Eicheln, die, sobald sie getrocknet und durch Auslaugen von den Bitterstoffen befreit worden waren, zu Mehl und dann zu Brei, Suppe oder Brot verarbeitet wurden. Als Kochutensilien dienten dabei wasserdicht geflochtene Körbe, in denen man erhitzte Steine tat. Körbe bildeten somit auch den wichtigsten materiellen Kulturbesitz, wobei die Vielfalt der Flechttechniken nirgendwo in Nordamerika größer als bei den Pomo, Maidu, Cumash und den anderen indianischen Gruppen in Kalifornien gewesen war. Darüber hinaus wurden die jeweiligen Sammel- und Fischgründe ökologisch gehegt und gepflegt und als die ersten Europäer in Kalifornien eingetroffen waren, mussten sie mit Erstaunen die parkähnlich angelegten Kulturareale der „wilden“ und „ungebildeten“ Ureinwohner zur Kenntnis genommen haben.

Der für die spanische Krone segelnde Portugiese Juan Rodriguiez Cabrillo (1499-1543) führte im Juni 1542 eine Expedition, bestehend aus zwei Schiffen, von der Westküste Spaniens aus nach Kalifornien, wo er am 28. September 1542 in der San Diego Bay landete und dort die „Island of California“ für Spanien beanspruchte, da man zu jener Zeit davon ausgegangen war, dass es sich um die Landzunge, die heute zu Mexiko gehört, um eine Insel gehandelt hatte. Dieses wurde von dem englischen Seefahrer Sir Francis Drake (um 1540-1596) jedoch nachhaltig widerlegt. Er war der erste, der die gesamte Küste Kaliforniens erforschte und einen umfangreichen Besitzanspruch erhob. Am 17. Juni 1579 landete er nördlich der San Francisco Bay und proklamierte New Albion im Namen von Queen Elizabeth I. für die englische Krone. Danach folgten weitere spanische Expeditionen, darunter die von Sebastian Vizcaino (1548-1625) im Jahre 1597 oder Francisco Ortega im Jahre 1632 bis 1636. Durch das kurzzeitig drohende Eindringen des zaristischen Russlands nach Kalifornien im Jahre 1765, beschloss Spaniens König Karl III (1716-1788) die Errichtung von Missionen in Nordkalifornien und so wurden zwischen 1774 und 1791 zahlreiche Expeditionen ausgesandt, um den Nordwesten Mexikos zu erkunden. Spanische Missionare errichteten kleine Siedlungen, die am Ende auch eine dominierende Rolle bei der Zurückdrängung und Dezimierung der indianischen Bevölkerung Kaliforniens spielten. Nach der mexikanischen Unabhängigkeit von Spanien, im Jahre 1821, wurden diese Missionen Eigentum der mexikanischen Regierung. Sie wurden rasch aufgelöst und standen am Ende verlassen dar. Um sie herum entstanden viele der heutigen kalifornischen Großstädte, die vielfach religiöse Namen bekamen. Los Angeles z. B. wurde nach der Jungfrau Maria benannt, San Francisco nach dem heiligen Franz von Assisi, San Jose nach dem heiligen Joseph von Nazareth und San Diego stand für den heiligen Didacus. Große Rinderfarmen wurden errichtet und beherrschten das Bild des Landes, während große Teile Kaliforniens dünn besiedelt gewesen waren, wobei das feuchtwarme Klima für eine unerfreulich hohe Population von Moskitos und Flöhen in dem Land sorgte, die Krankheiten, wie die Malaria oder das Gelbfieber übertrugen.

Im Juni 1846 riefen einige amerikanische Siedler unter William Brown Ide (1796-1852) im Sacramento Valley die Republik Kalifornien aus und hissten über Sonoma die „Bear Flag.“ Die Republik überlebte ganze 24 Tage, dann segelte Commodore John Drake Sloat (1781-1867) auf Order Washingtons nach Monterey und in die Bucht von San Francisco ein und beanspruchte Kalifornien für die Vereinigten Staaten. Nach dem Krieg wurde das Gebiet zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten aufgeteilt. Der mexikanische Teil, Baja (unteres) California, wurde später in die Bundesstaaten Baja California und Baja California Sur geteilt. Der westliche Teil des US-amerikanischen Staatsteils, Alta (oberes) California, sollte der Bundesstaat Kalifornien werden. Die erste Hauptstadt wurde San Jose, die dann 1852 von Vallejo und dann 1853 von Benicia und schließlich Sacramento abgelöst wurde.

Nachdem Kalifornien ein US-Bundesstaat geworden war und Tausende von Goldsuchern das Sacramento Tal auf der Suche nach Gold durchwühlten, sahen sich die friedliebenden Indianer Kaliforniens mit einer neuen Politik der Vertreibung und Unterdrückung konfrontiert, die von den Spaniern eingeführt, von den Mexikanern übernommen und von den Amerikanern schließlich perfektioniert wurde. Die Ureinwohner wurden vertrieben, ihre Kinder entführt und verkauft und selbst die Zwangsarbeit wurde vom kalifornischen Parlament 1850 per Gesetz legalisiert. So merkte die in San Francisco erscheinende Zeitung „Alta California“, in einem ihrer Artikel an, dass das Verschwinden der Indianer nur konsequent bei der Erschließung des Staates sei und stellte später ferner fest, dass fast alle Kinder, die zu einem der Indianerstämme im nördlichen Kalifornien gehört hatten, entführt worden waren.

Je mehr Weiße ins Land strömten, um so härter wurde gegen die Indianer in dem Land vorgegangen. So hatten bereits amerikanische Truppen unter der Führung von John Charles Fremont (1813-1890) und Christopher „Kit“ Carson (1809-1868) während des Krieges mit Mexiko eine Versammlung der Yahi in der Nähe des Sacramento Rivers überfallen und dabei rund 200 Indianer getötet. Als 1848 Gold in dem Land gefunden wurde, strömten Siedler und Goldsucher in das Gebiet der Yahi und blockierten den Zugang zu den Flüssen, wie dem Feather oder Yuba River, von deren Lachsreichtum die Yahi lebten. Viele von ihnen starben an Hunger oder wurden das Opfer der weißen Siedler, die das Land der Indianer nun für sich alleine beanspruchten. Nach Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges hatten weniger als 100 der Yahi überlebt und 1871 flohen die wenigen Überlebenden in die Berge und hielten sich dort für mehr als 40 Jahre in den abgelegenen Canyons verborgen. Am Ende lebten nur noch sieben Yahi im Deer Creek Tal. Der letzte von ihnen war Ishi, der 1911 in Oroville von einem Sheriff entdeckt wurde. Er wurde an die Universität in Berkeley gebracht, wo er im anthropologischem Museum lebte und dort dem Anthropologen Alfred Kröber beim Studium der Yahi-Sprache und -kultur zur Seite gestanden hatte. Als Berühmtheit starb er am 25. März 1931, bezeichnenderweise an der von den Weißen eingeschleppten Krankheit der Tuberkulose.

Clear Lake im Lake County, Kalifornien, war ein Ort, wo sich der Stamm der Pomo traditionell zum Frühlingsfischlaich versammelte. Eine Gruppe der Pomo wurden 1847 von den beiden Siedlern Andrew Kelsey und Charles Stone gefangen genommen, um sie für Zwangsarbeiten zu missbrauchen. Die Pomo wurden misshandelt und bekamen kaum etwas zu essen. Im Herbst 1849 zwang Kelsey 50 Pomo, als Arbeiter, an einer Expedition zu den Goldfeldern teilzunehmen. Kelsey erkrankte dort an der Malaria und verkaufte die Essensrationen an andere Goldgräber. Die Pomo verhungerten und nur zwei von ihnen kehrten lebend zu ihrem Volk zurück. Darüber hinaus zwangen Stone und Kelsey Pomo-Eltern regelmäßig, ihre Töchter zu ihnen zu bringen, damit diese dort sexuell missbraucht werden konnten. Falls sie sich weigerten, wurden sie gnadenlos ausgepeitscht. Am Ende eskalierte die ganze Situation und die Pomo begannen sich zur Wehr zu setzen:

Zwei Pomo nahmen sich Stones Pferd und versuchten, eine Kuh zu töten. Doch das Pferd lief davon und in dem Wissen, dass sie für diese Tat bestraft werden würden, goss Augustines Frau Wasser über das Schießpulver der beiden Weißen und machte es so unbrauchbar. Im Morgengrauen griffen Krieger der Pomo das Haus der beiden Weißen an. Sie töteten Kelsey mit einem Pfeilschuss, während Stone aus dem Fenster sprang und versuchte sich im Umland zu verstecken. Augustine fand ihn schließlich und tötete ihn mit einem Stein. Die Pomo plünderten das Haus und kehrten mit Nahrungsmitteln zu ihren hungernden Familien zurück.“

Am 15. Mai 1850 traf das 1. US Dragoner-Regiment unter dem späteren Unionsgeneral Nathaniel Lyon (1818-1861) und Leutnant J. W. Davison auf Clear Lake (später Bloody Island genannt) auf eine Gruppe Pomo und töteten dort ohne Unterschied alte Männer, Frauen und Kinder. Als das Massaker vorbei gewesen war, waren 60 der 400 Pomo getötet worden, während in anderen Quellen von rund 200 getöteten Indianern die Rede gewesen war. Später töteten die Soldaten weitere 75 Indianer entlang des Russian Rivers. Nur wenige Lehrbücher oder historische Aufzeichnungen zur Geschichte Kaliforniens erwähnen diesen Vorfall auf Bloody Island oder den Missbrauch der Pomo durch die weißen Siedler.

Auch wenn dieses Massaker durch die US-Armee stattfand, so geriet die Bekämpfung der Indianer in Kalifornien zunehmend in die Hände der Siedler, die sich in Milizverbänden zusammengetan hatten. Kam es zu vereinzelten Übergriffen von Indianern, die sich gegen die Verbrechen der Weißen zur Wehr zu setzen begannen, so kam es zu unverhältnismäßigen Strafaktionen der Gegenseite, denen die Indianer, gleich welchen Alters oder Geschlechts, zum Opfer fielen. Mitte 1850 intensivierte sich diese Art der Verfolgung sogar noch, nachdem die kalifornische Regierung begonnen hatte, Prämien für Indianerskalps auszuloben. Die Ureinwohner in Kalifornien wurden nun systematisch verfolgt, getötet und skalpiert, so auch der Stamm der Yuki, der im Round Valley im Norden Kaliforniens lebte und der um diese Zeit herum rund 12.000 Köpfe zählte.

Seit dem Jahre 1854 zogen amerikanische Siedler und Rancher in das fruchtbare Tal und rissen sich dort das beste Land unter dem Nagel, ohne die dort lebenden Yuki auch nur entfernt um Erlaubnis zu fragen. Pferde, Schweine und Rinder weideten nun auf dem Land der Yuki und verjagten dort das Wild. Diejenigen Indianer, die dennoch auf das Land der Weißen gingen, um dort Nüsse, Wildkräuter oder Wurzeln zu sammeln, wurden von den Weißen kurzerhand erschossen. Im Gegenzug für ihr verlorenes Land begannen die Yuki daraufhin, Schweine und Rinder der Weißen zu töten, um nicht zu verhungern. Bewaffnete Milizen schwärmten daraufhin aus, um die Indianer zu bestrafen. Eine dieser Milizen unter dem Siedler H. L. Hall ermordete rund 240 Yuki um den Preis eines Pferdes, das von irgendjemanden zuvor getötet worden war. Wenn es den Indianer zuvor gelungen war aus ihren Dörfern zu fliehen, so tat Hall Gift in deren zurückgelassenes Essen.

Im Jahre 1856 waren bereits mehr als 1.000 Yuki durch diese Gewalttaten ums Leben gekommen, doch es sollte noch schlimmer kommen, denn im Sommer 1859 schlug der Rancher und Richter Serranus Hastings vor, eine reguläre Truppe aufzustellen, die von dem bekennenden Indianerhasser und Skalpjäger Walter Jarboe angeführt werden sollte, der versprach, die Yuki zu verfolgen und für immer auszurotten. Im Juli 1859 gab Gouverneur John B. Weller (1812-1875) diesem Plan seinen Segen. Es kam zum sogenannten Mendocino-Krieg, der in Wahrheit jedoch nichts anderes als eine Reihe von Massakern an den wehrlosen Yukis gewesen war, der zudem noch unter der Schirmherrschaft der Regierung Kaliforniens stattfand. Zumeist im Morgengrauen überfiel Jarboes Miliz die Dörfer der schlafenden Indianer und ermordete Kinder, Männer, Frauen und Alte. Zwar forderte Gouverneur Weller Jarboe auf, das Töten Unschuldiger zu unterlassen, doch Jarboe hielt sich nicht daran, bis seine Milizen im Januar 1860 schließlich offiziell aufgelöst wurden.

1860 interessierte sich schließlich auch der US-Senat für das Morden in Kalifornien und schickte eine Sonderkommission in den Staat, um die Vorkommnisse dort zu untersuchen. Sie stellte im Zuge ihrer Ermittlungen fest, dass in nur vier Monaten im Mendocino County mehr Indianer getötet worden waren, als zuvor in einem ganzen Jahrhundert Krieg gegen die Ureinwohner unter spanisch-mexikanischer Herrschaft.

Bereits im Mai 1859 hatte Gouverneur Weller von den Grausamkeiten gegen die Indianer erfahren, doch er hatte nichts dagegen unternommen, sondern zahlte Jarboe im Nachhinein sogar noch die Summe von 9.300 Dollar, die dieser ihm für die Ermordung und Skalpierung der Indianer in Rechnung gestellt hatte, wobei er im Dezember 1859 schrieb, dass die Yuki, auch wenn es grausam erscheint, ausgerottet werden müssten, bis das Land völlig frei von ihnen wäre.

Den überlebenden Yuki sollte es kaum besser ergehen. Sie mussten in ein kleines Reservat ziehen, doch Hunger und Zwangsarbeiten sorgten dort für eine hohe Sterblichkeitsrate. Andere Indianer wurden wahllos hingerichtet, wenn wieder mal ein Rind oder Pferd auf den Weidegründen der Rancher verschwunden gewesen war. Die Frage nach dem Schuldigen stellte sich dabei nicht. So behauptete der Rancher John Burgess seinerzeit, dass für jedes verschwundene oder getötete Rind im Durchschnitt zehn bis 15 Indianer getötet worden waren. Kinder der Yuki wurden weiterhin von den Weißen entführt und indianische Frauen zur Zwangsprostitution in die weißen Goldgräberstädte verschleppt, sodass die Anzahl der Yuki beständig dahinschmolz wie der Schnee in der Frühlingssonne. Im Jahre 1868 waren von den ursprünglichen 12.000 Yuki nur noch 100 am Leben gewesen und der Stamm hatte de facto aufgehört als solcher zu existieren. Auch wenn man den Begriff Völkermord immer von Fall zu Fall betrachten und dabei objektiv sein sollte (auch gerade im Hinblick auf die Indianer Nordamerikas), so gibt es zumindest im Fall der Yuki genügend Belege und Beweise, um ihre Vertreibung und Vernichtung als Völkermord oder Genozid laut den fünf Punkten in Kapitel 2 der Definition der heutigen Vereinten Nationen zu bezeichnen.

Lebten zu Beginn des Goldrausches noch 100.000 bis 120.000 Indianer in Kalifornien, so sank ihre Anzahl durch Krankheiten, Verfolgung, Zwangsarbeiten, Entführungen und Morde im Jahre 1859 auf rund 30.000 Personen. Der Goldrausch hatte sich dabei jedoch nur für die wenigsten Glücksritter, die nach Kalifornien geströmt waren, gelohnt. Ab 1854 wurde das Gold im industriellen Maßstab abgebaut und Tonnen von Quecksilber, zur Goldgewinnung, hatten die Flüsse und Seen der Indianer auf Dauer vergiftet und somit für zusätzliche Krankheiten bei den Ureinwohnern gesorgt, die am Ende bis auf einige wenige, klägliche Reste aus dem „Golden State“ verschwunden gewesen waren.

Die Indianerkriege westlich der Rocky Mountains

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