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Vorwort

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Das Leben von Billy the Kid war bereits von Geburt an geheimnisumwittert gewesen, was sowohl den Tag und Ort seiner Geburt, seine genaue Abstammung und nicht zuletzt die Ansammlung seiner vielen Vor- und Nachnamen betraf. Da gab es zum einen den Henry McCarty, Henry Antrim, William H. Bonney, Billy El Chivato, Bilito, The Kid sowie rund ein weiteres Dutzend Namen mehr, nicht zu vergessen, natürlich auch Billy the Kid, unter dem er schließlich zu weltweitem, wenn auch mehr oder weniger ungewollten Ruhm gelangen sollte.

Gleichwohl viele Romane, Bücher und Geschichten über ihn geschrieben und eine große Anzahl an Filmen über ihn gedreht wurden, konnte das Phänomen dieses jungen, stets zu Scherzen aufgelegten, schlaksigen jungen Mannes, der für jedes seiner 21 Lebensjahre einen Menschen getötet haben soll, bis heute nie vollständig gelöst werden. Ein Heer von Historikern und Geschichtsschreibern hat sich bis in die heutige Zeit hinein die Zähne daran ausgebissen und zukünftigen Autoren dürfte es dabei wahrscheinlich ähnlich ergehen.

Als eine von vielen populären Identifikationspersonen des amerikanischen Wilden Westens, die die Freiheit des Individuums vor den geschäftlichen Machenschaften eines korrupten Wirtschaftssystems zu verteidigen versucht hatten, wurde Billy the Kid zu einer berühmten, am Ende aber auch tragischen Figur bei der Eroberung des amerikanischen Westens, der weit über die regionalen Grenzen seines Wirkens hinweg zu weltweitem Ruhm kommen sollte und der zum amerikanischen Selbstverständnis und einem (wenn auch manchmal irrationalen) persönlichen Selbstwertgefühl dazu gehört, wie z. B. Robin Hood bei den Briten oder wie bei uns, der heldenhafte Drachentöter Siegfried (Billy the Kid) aus der Nibelungensage, der von dem schurkischen Hagen (Pat Garrett) hinterrücks gemeuchelt wurde, wenngleich Hagen statt mit einem Revolver „lediglich“ mit einem Speer bewaffnet gewesen war. Den Spuren Billy the Kids zu folgen, fällt dabei um so schwerer, da es in seinem Leben immer wieder einige größere Lücken gibt, die zu füllen, es eine Menge an Recherchearbeit aber auch einer guten Portion Fantasie und einer Prise Spekulationskunst bedurft hatte, ehe dieses Buch schließlich fertiggestellt war, ohne dass ich dabei den Anspruch erheben möchte, den einzigen und wahrhaftigen Billy herausgekehrt zu haben, was Historikern nach mir zur Gänze gerne gelingen möge.

Viele Menschen sind der Ansicht, dass Billy ungebildet gewesen war und sie liegen damit zu 100 % falsch, das beweisen u. a. seine intelligent durchdachten Briefe, die er seiner Nachwelt hinterlassen hatte sowie seine sprachliche Begabung, wobei er neben seiner englischen Muttersprache auch fließend Spanisch gesprochen hatte. Einer seiner frühen Schulfreunde in Silver City, Chauncey Octavious Truesdell, sollte sich erinnern, dass Henry (und so wurde er zu der Zeit genannt) ein für sein Alter recht kleiner Junge gewesen war und irgendwie dünn. Ein anderer, Anthony Conner jr., erinnerte sich, dass Henry ein guter Leser gewesen war, der gerne Groschenromane und Polizeiberichte gelesen hatte, dass er in einer Metzgerei und in einem Hotel in Silver City als Küchenhelfer und Kellner gearbeitet und gute Musik geliebt hatte. Ein weiterer Zeitzeuge namens Louis Abraham erinnerte sich, dass Henry ein gewöhnlicher Junge gewesen war, wenn auch ein wenig schelmisch. Er galt als höflich und anständig und hatte keinerlei Vorurteile insbesondere den Mexikanern gegenüber gehabt, die ihrerseits „The Kid“ mochten, was insbesondere für die hübschen mexikanischen Señoritas galt. Er war höflich, tanzte und lachte und war stets zu Scherzen aufgelegt gewesen. Ein gebildeter, junger Mann, den man gerne zum Schwiegersohn gehabt hätte und der lediglich das Pech gehabt hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort gelebt zu haben und wo zumeist „Samuel Colt“ das Recht und das Gesetz im Wilden Westen vertreten hatte. Allerdings traf dieses auch auf viele junge Männer in Billys Alter zu, ohne dass sich gleich ein jeder von ihnen auf die falsche Seite des Gesetzes geschlagen hätte. Auf der anderen Seite verfügte er über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und selbst, wenn er in einen Kampf verwickelt worden war, war er zu Scherzen aufgelegt und völlig ruhig und abgebrüht gewesen. Dabei schreckte er auch vor einem Mord oder Totschlag nicht zurück, so es die Situation erforderlich gemacht hatte. Von seinen Gegnern hingegen wurde Billy the Kid als ein skrupelloser und paranoider Outlaw und Mörder hingestellt, der lachte, tötete, lachte, tötete und der am Ende seines Lebens 21 Tote zurückließ, was - um es gleich vorwegzunehmen - absolut nicht den Fakten entspricht

Die Wahrheit dürfte sich wahrscheinlich, wie so oft in der Geschichte, irgendwo zwischen diesen beiden Extremen befunden haben und demzufolge wollen wir dieser Wahrheit denn nun auch auf den Grund gehen und den Fußspuren des jungen Desperados und „Freiheitshelden“ folgen, die in New York City ihren Anfang nahmen und die in einem der trostlosesten Ecken der USA jäh enden sollten.

Neumünster, im Mai 2020,

- der Autor -

Alias Billy the Kid

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