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19. März
ОглавлениеDer gestrigen Tagesschau durften wir entnehmen, dass es schlecht sei, wenn die Wahlbeteiligung hoch ist und die Menschen aufgefordert, ja sogar gedrängt werden, zur Wahl zu gehen – solange Wladimir Putin zu den Kandidaten gehört.
Anfrage an Radio Jerewan: »Ist es wahr, dass in Moskau eine Demonstration von Putin-Gegnern durch staatlich geförderte gewaltbereite Blockierer verhindert wurde und die Polizei zusah? Und stimmt es, dass in Chabarowsk der Bürgermeister erklärt hat, es sei ›völlig klar, dass alle im Föderationskreis zusammenstehen‹, wenn regierungskritische Demonstranten die Stadt für ihre Propaganda missbrauchten?«
Antwort: »Im Prinzip ja, nur handelt es sich bei den Städten nicht um Moskau und Chabarowsk, sondern um Berlin und Kandel, und bei den Demonstranten nicht um Gegner von Herrn Putin, sondern von Frau Merkel.«
Heiko Maas, der neue Chef des Außenpolitikdurchsetzungshauptamtes, hat einen Satz wiederholt, mit dem er schon vor ein paar Jahren mächtig angegeben hatte, nämlich: »Ich bin wegen Auschwitz in die Politik gegangen.« Darunter macht es unser Charakterhüne nämlich nicht. Ohne Auschwitz wäre er damals als Student in Saarlouis gar nicht in die SPD eingetreten, sondern hätte wenigstens einen Tag seines Lebens als Jurist gearbeitet. Ohne Auschwitz wüsste keiner, wem er äußerlich ähnelt und auch habituell. Ohne Auschwitz kein Maas, ganz klar. In einem Satz will dieses sich in charaktervoller Kleinheit verbergende moralische Schwergewicht klarstellen, dass wir auch intellektuell wieder wer sind. Eigentlich jedoch sollte inzwischen jeder Teilnehmer am deutschen Betroffenheits-Limbo wissen: Im Kontext Bundesrepublik lässt sich mit dem Begriff Auschwitz kein Satz bilden, der nicht auf eine Obszönität oder Trivialität hinausliefe. Wahrscheinlich weiß unser Nie-wieder!-Heiko das sogar selber. Doch diese Versuchung, sich mit der Indienstnahme der größtmöglichen Verfolgung eines Tages selber die Legitimation als Verfolger erschleichen zu dürfen, wer wollte ihr wehren?
Was mich betrifft, so habe ich mich genau wegen solcher Figuren in die Politik begeben, wenn auch nur assistierend. Von deutschem Boden darf nie wieder ein Maas ausgehen!
Kurze Durchsage der Bundesagentur für Arbeit: »Schutzsuchende sind überwiegend jung und männlich. (…) 60 Prozent der Asylerstanträge wurden im Zeitraum Januar bis Dezember 2017 von männlichen Schutzbewerbern gestellt. (…) Mehr als drei Fünftel haben das 25. Lebensjahr noch nicht erreicht, 84 Prozent sind jünger als 35 Jahre. In der Altersgruppe der 16-bis unter 25-Jährigen waren fast drei Viertel der Erstantragsteller männlich.«
Merke: Die heißen jetzt Schutzbewerber. Nicht zu verwechseln mit Schutzhäftling!