Читать книгу Perry Rhodan 3061: Die Dunkle Schwere - Michael Marcus Thurner - Страница 7

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2.

Monkey

Er stürmte in die Zentrale der NIKE QUINTO, vorbei an den Offizieren, vorbei an Kommandantin Parand Illyria. Er zog seinen Schutzanzug aus, überreichte ihn einem wartenden Roboter, warf sich in den eigens für ihn konzipierten Sitz und ließ sich von der Hauptpositronik die wichtigsten Informationen liefern.

Der Rechner kannte Monkeys Eigenarten. Seine rasche Auffassungsgabe. Also hüllte er den Lordadmiral der USO in eine Wolke aus Holoschirmen, die allesamt mit Daten und Bildern vollgestopft waren.

»Der Lineare Faden?«, fragte Monkey.

»Steht«, antwortete die Positronik.

»Entfernung zur RATBER TOSTAN?«

»1,1 Lichtminuten.«

»Dranbleiben! Unter allen Umständen.«

Er sichtete Informationen. Manche waren irrelevant, manche ergaben bloß durch Querverbindungen mit Bildern oder aufgezeichneten Unterhaltungen einen Sinn.

Monkey arbeitete ruhig und konzentriert. Er wusste, dass Zemina Paath ihn dabei beobachtete. Sie blieb still, aber er konnte ihre Nähe fühlen. Ihr Interesse an seinem Tun. Ihre prüfenden Blicke.

Sie wollte ihn durchschauen.

Das hatten schon andere versucht. Aber bei der Thesan bestand die Gefahr, dass sie ihm in einer besonderen Weise näherkam als jedes andere Wesen.

Monkey beendete seine Arbeit und wischte mit einer Handbewegung die Holos beiseite. Sie verschwanden eines nach dem anderen.

»Nun?« Er wandte sich Paath zu. »Was willst du wissen?«

»So gut wie alles.«

»Ich weiß viel, aber nicht alles.«

»Also schön. Fangen wir mit dem Linearen Faden an.«

Monkey hielt inne und tat, als müsste er nachdenken. Er zoomte näher auf Paaths zartes Gesicht, das von strahlend blauen Augen beherrscht wurde. Dann auf die Finger. Sie faszinierten ihn.

Die Kuppen waren bis auf die Daumen von Fingerhüten bedeckt. Von runden, viereckigen, achteckigen. Zweifellos technisches Spielzeug, das er mehrmals versucht hatte zu durchschauen. Doch selbst in der feinsten Auflösung seiner Kunstaugen zeigte sich nichts, das er einer spezifischen Funktion zuordnen konnte.

Die beiden äußeren Finger von Paaths linker Hand fehlten. Darin lag die Unvollkommenheit in der Perfektion seiner Begleiterin. Sie war zweifelsohne hübsch nach terranischen Maßstäben. Aber erst dieser Mangel gab ihr das Besondere.

»Hast du genug gesehen?«, fragte Paath. »Oder möchtest du auch noch meine Kehrseite mustern?«

»Ich frage mich nach wie vor, wie es dir gelungen ist, den Gleiter über Zarut vor dem Absturz zu bewahren. Wie ist es dir gelungen, ihn mithilfe deiner Fingerhüte zu steuern?«

»Ich habe keine Ahnung. – Willst du von meiner Frage nach dem Linearen Faden ablenken?«

»Nein. Ich versuche bloß, dich zu verstehen. Dich zu entmystifizieren.«

»Das war das Verwirrendste, das heute jemand zu mir gesagt hat.« Paath zeigte ein Lächeln, wurde aber gleich wieder ernst. »Nun? Bekomme ich eine Antwort?«

»Selbstverständlich.« Monkey gab der Positronik einen Befehl.

Gleich darauf entstand ein komplexes dreidimensionales Datenholo, ergänzt durch mehrere Bilder. Die Darstellungen ließen sich beliebig drehen.

»Der Lineare Faden ist ein spezielles Transpondersignal, das die NIKE QUINTO und die RATBER TOSTAN miteinander verbindet«, sagte Monkey. »Das Signal hat eine Reichweite von etwa zwanzig Lichtjahren. Der Lineare Faden beruht auf onryonischer Linearraumtechnologie und sorgt, sobald er aktiviert wird, für einen steten Austausch ultrakurzgeraffter Impulse.«

»Ich vermute, dieser Austausch kann ausschließlich zwischen der QUINTO und der TOSTAN stattfinden?«

»Darüber möchte ich nicht reden.«

»Weil du misstrauisch bist? – Du zeigst mir soeben den grundsätzlichen Aufbau des Gerätes und des Datenaustauschs, aber über die Einsatzmöglichkeiten willst du nichts sagen?«

Monkey schwieg. Er vertraute Zemina Paath. Aber es gab Dinge, die die Thesan nichts angingen.

»Also schön.« Paath gab ein Geräusch von sich, das einem Seufzer ähnelte. »Weiter, bitte.«

»Die Impulse des Linearen Fadens sind auf einen bestimmten Empfänger geeicht. Es kommt zu unregelmäßigen Frequenzwechseln im Millisekundenbereich. Einzelne Impulse des Fadens können also von Schiffen im Linearraum aufgefangen, aber nicht als Teil einer Sequenz identifiziert werden.«

»So, wie ich euch Milchstraßenbewohner kennengelernt habe, trägt der Lineare Faden einen komplizierten fachspezifischen Namen?«

»Frequenzvarianter Positions-Kommunikator.«

»Ich ahnte es. Ihr seid Spezialisten im Erfinden solcher Begriffe – und vereinfacht sie ja dann doch wieder.«

»Gibt es für deinen Koffer etwa keinen technischen Begriff?«

»Der Paau ist der Paau«, antwortete Zemina Paath. »Oder soll ich ihn Transvariablen Lokationsvariabilitätsverschieber mit angenehmem Duft und persönlicher Note nennen? Wäre dir das lieber?«

Ein Scherz? Paath machte einen Scherz?

Monkey war für Witze nicht empfänglich. Aber etwas in der Art der Thesan berührte ihn. Also zog er die Mundwinkel ein klein wenig nach oben.

»Ist es das, was ich mir denke? Monkey lächelt? Ich fasse es nicht ...«

Er wandte sich Illyria zu. »Gibt es Neues von der RATBER TOSTAN?«, fragte er die Schiffskommandantin.

»Negativ.«

»Wir bleiben so nahe wie möglich dran.«

»Warum meldet sich Daan Gudati nicht bei uns?«, fragte Illyria. Sie klang ratlos.

Daan Gudati. Kommandant der RATBER TOSTAN. Ungemein kompetent. Ein Halboxtorner mit besonderen analytischen Fähigkeiten.

»Wir müssen davon ausgehen«, sagte Monkey, »dass die RATBER TOSTAN gekidnappt wurde. Die Umstände sind unbekannt.«

Monkey rekapitulierte die Ereignisse. Er hätte dies bereits unmittelbar nach seiner Ankunft in der Schiffszentrale machen müssen. Zemina Paath hatte ihn abgelenkt.

Daan Gudati hatte auf Monkeys Geheiß hin die NIKE QUINTO informieren sollen, dass das Nuruschiff mit der Eigenbezeichnung JAHR 94 gestoppt werden müsse.

Illyria nickte. So weit war sie informiert.

Die JAHR 94 war von der Welt Zarut geflohen. Mit an Bord hatte sich der designierte cairanische Konsul des Sternsüdlichen Konsulats befunden, Orpard Surrutaio. Dieser wurde offenbar von einer Macht geplagt, die gegen die Cairaner arbeitete, und war deswegen in einer bizarren Sicherheitsverwahrung gewesen, in der man ihm ein vollkommen fremdes stellares Umfeld vorgegaukelt hatte. Und nun war er aus der Unterstadt und vom Planeten Zarut selbst entkommen.

Die Cairaner hatten zwei Tomopaten auf Surrutaio angesetzt – zwei der gefährlichsten Wesen der Milchstraße hetzten nun den unseligen Konsul. Ihr Auftrag war es. zu verhindern, dass Surrutaio mit den Phersunen Kontakt aufnahm, was immer man sich darunter auch vorstellen mochte ...

»Wer sind denn diese Phersunen eigentlich? Ist irgendwas bekannt?«, fragte Illyria, als Monkey zu Ende gesprochen hatte. Sie klang genervt.

»Ich habe einige ... Erinnerungen an die Phersunen«, antwortete Paath an Monkeys Stelle. »Sie sind vage und unbestimmt. Aber doch klar genug, um ein ungutes Gefühl in mir zu erzeugen. Die Phersunen haben gewaltiges Unheil über das Galaxien-Geviert gebracht, aus dem die Cairaner stammen.«

»In dem sich derzeit Perry Rhodan herumtreibt.« Illyria nickte. »Es geht also um größere Zusammenhänge, und die Phersunen spielen eine eher üble Rolle.«

»Richtig.« Mehr brauchte Illyria nicht zu wissen.

Monkey kehrte zu seinem Bericht zurück. Er erzählte von den dramatischen Ereignissen, die vor knapp einer Stunde stattgefunden hatten. Vom Kampf zwischen der JAHR 94 und der RATBER TOSTAN. Von dem Absturz jenes Gleiters, in dem Zemina Paath und er das Nuruschiff verfolgt hatten. Von der Rettungstat der Thesan und der Explosion der JAHR 94. Davon, dass einzelne Rettungskapseln zur RATBER TOSTAN übergewechselt und zu Monkeys Erstaunen aufgenommen worden waren. Einfach so.

Anschließend hatte die RATBER TOSTAN beschleunigt und reagierte nicht auf Funkanrufe. Etwas ging auf dem Schlachtkreuzer vor, das Monkey nicht richtig einordnen konnte.

Der designierte Konsul Surrutaio galt als besessen. Vielleicht war er mit einem Hypno in Berührung gekommen, der ihn in seinem Sinne lenkte?

»Sie bekommen noch eine ausführliche Dokumentation, Illyria«, versprach Monkey der Schiffskommandantin. »Das Wichtigste ist, dass wir an der RATBER TOSTAN dranbleiben. Die Mixtur von einem Geisteskranken, zwei von Cairanern gedungenen Tomopaten, einem möglichen Mutanten und einer terranischen Besatzung in Geiselhaft verheißt Unheil.«

Illyria nickte und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Sie unterhielt sich mit der gatasischen Pilotin Yervas Toi und anschließend mit anderen Besatzungsmitgliedern der Zentrale.

Monkey klinkte sich aus der Besprechung aus. Er legte ein schalldichtes Feld um Zemina Paath und sich.

»Du weißt mehr über die Phersunen, als du Kommandantin Illyria erzählt hast«, behauptete er.

»Es gab diese gedankliche Auseinandersetzung mit dem Hirnfragment eines anderen Thesan. Das war eine höchst unangenehme Angelegenheit, die mich längere Zeit, nun ja, aus der Bahn geworfen hat.«

»Dennoch müssen wir darüber reden. Was hat es mit den Phersunen auf sich?«

»Sie dürfen unter keinen Umständen auf die Milchstraße aufmerksam gemacht werden. Das ist der Kern dessen, was ich an Erinnerungen behalten habe und empfinde.«

»Die Phersunen sind Feinde der Cairaner, Ladhonen und Shenpadri. Jener Mächte, die die Milchstraße besetzt halten. Sie sind die Feinde unserer Feinde.«

»Aber nicht die Freunde der Terraner. Würdest du zulassen, dass die Phersunen hierhergelangen, wäre es, als würdest du Feuer mit einem Atombrand bekämpfen.«

»Das sind Empfindungen von dir. Abstrakte Ängste und Gefühle, die du dir selbst nicht richtig erklären kannst, weil du sie nur aus Eyx Xunaths Bericht ableiten kannst.«

»Vertrau mir.«

»Ich vertraue auf logische Schlussfolgerungen.«

»Und auf Wahrscheinlichkeiten, nicht wahr? Wie groß schätzt du die Möglichkeit ein, dass ich richtigliege?«

»Fünfzig zu fünfzig.«

»Ein derartiges Risiko möchtest du also eingehen?«

Monkey schwieg. Paath hatte recht. Diese ganze Diskussion diente einzig und allein dazu, die Thesan aus der Reserve zu locken. Diese exotische Frau war so voller Rätsel und Geheimnisse, dass er nur schwer damit zurechtkam, sie um sich zu haben. Sie war ein Unsicherheitsfaktor bei all seinen Unternehmungen und Einsätzen.

Aber da war auch diese sonderbare Bindung, die Monkey zu Zemina Paath entwickelte. Im Grunde genommen blieb er stets allein und mochte niemand in seiner Nähe haben. Bei der Thesan war es anders. Das irritierte ihn.

Anders gesagt: Der Reiz, den sie auf vielerlei Ebenen auf ihn ausübte, gefiel ihm.

Perry Rhodan 3061: Die Dunkle Schwere

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