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„Meine Damen“, sagte Lora Hammer zu den beiden anderen Mitgliedern der Frauen-Befreiungs-Bewegung von Salad Brooke, Pennsylvania, „wir sind lange genug Sex-Sklaven gewesen! Durch zahllose Generationen haben wir uns sowohl physisch als auch geistig vom männlichen Geschlecht unterwerfen, nein, vergewaltigen lassen! Ich muß zugeben, daß ich für diese erste Versammlung auf einige Besucher mehr gehofft hatte, aber was kann man schließlich erwarten?“ Sie rückte die schicke Brille auf der Nase zurecht und fuhr fort: „Wie die Frauen überall, so sind auch die Frauen dieser Stadt dazu gebracht worden, Bewegungen wie diese hier zu fürchten. Aber wenn man erst einmal begreift, wie ernst wir es meinen, wie stark und weitverbreitet unsere Bewegung wirklich ist, dann werden sie vielleicht etwas mehr Mut haben. Aber wie dem auch sei …“ Sie machte eine Pause und streckte ihre Arme den beiden einzigen Frauen im Zuhörerraum entgegen. „… ich heiße Sie beide herzlich willkommen. Möge die Hingabe an unsere Sache die geringe Mitgliederzahl wettmachen.“

Damit unterbrach sie zunächst einmal ihre Ansprache, um die Leinwand für ein Heimkino aufzustellen. Hoffentlich, so dachte sie dabei, rutschen die Ärmel meines braunen Kostüms jetzt nicht so hoch, daß die beiden anderen Frauen die blauen Flecken auf meinen Armen sehen können … Flecken, die mein Mann Sidney mir letzte Nacht beigebracht hat. Sie wußte, daß sie sich den zwei Frauen auf eine etwas persönlichere Art nähern sollte, aber irgendwie hatte sie Angst davor, es zu tun.

Eigentlich hatte sie erwartet, sich einer größeren Schar verzückt lauschender Frauen gegenüberzusehen … oder überhaupt niemandem. Die Tatsache, daß nur zwei Frauen, die sie bisher noch nie gesehen hatte, auf ihre Zeitungsanzeige reagiert hatten und zu dieser Versammlung gekommen waren, entnervte sie ziemlich. Jetzt würde sie diese Frauen persönlich kennenlernen müssen, und damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hätte viel lieber die Rolle einer Anführerin der gesamten geknechteten Frauenschaft von Salad Brooke gespielt.

„Und jetzt möchte ich Ihnen einen Film vorführen“ sagte sie mit leicht zitternder Stimme. „Einen Film, der demonstrieren soll, wie Männer sich Frauen gegenüber verhalten. Er ist der lebendigste, aber zugleich auch abstoßendste Beweis dafür, daß Männer die Frauen nur als Emiedrigungsobjekte betrachten.“

Dann rückte sie den Projektor zurecht, schaltete das Licht aus und ließ den Film ablaufen.

Ihre Brüste und Lenden hatten zu schmerzen begonnen. So war es immer nach Sydneys ‚Experimenten‘.

Der Film erwies sich als miserables Machwerk. Zunächst erschien ein hübsches Mädchen im Badeanzug neben dem Swimmingpool eines Hotels irgendwo in den Tropen auf der Leinwand. Dann wurde dieses Mädchen von zwei finster dreinblickenden Männern in ein Hotelzimmer geschleppt und dort gefesselt und geknebelt. Die beiden Männer mißbrauchten es gleichzeitig. Einer steckte seinen Penis tief in ihren Mund, während der andere sich gewaltsam zwischen ihre Beine zwängte.

Nachdem das Trio eine ganze Weile heftig herumgezappelt hatte, wobei aus den zuckenden Bewegungen der Männer ersichtlich wurde, daß diese keineswegs nur schauspielerten, wurde das Mädchen herumgewälzt und in erschreckender Nahaufnahme anal vergewaltigt. Wieder und immer wieder drangen die beiden Männer brutal in den Hintern des Mädchens ein und bearbeiteten es wie ein Gemeinschafts-Team. Als auch diese Methode erledigt war, befaßten sich die Männer mit allen Körperöffnungen des Mädchens … mit Ohren, Nase und wiederum Mund. Es gab eine ganze Reihe von Großaufnahmen, bei denen nur sehr schwer zu unterscheiden war, welcher Körperteil eigentlich wem gehörte oder welche Körperteile überhaupt gezeigt wurden. Nach dem Gesichtsausdruck des Mädchens zu schließen, war es mehr als nur ein bißchen erschöpft oder verängstigt. Als alles vorbei war, wurde das Mädchen losgebunden. Es mußte sich wieder den Badeanzug anziehen, dann drängten es die Männer brutal nach draußen … eine klägliche, elende Karikatur des glücklichen Geschöpfes, das am Anfang des Films zu sehen gewesen war.

Der Film war abgelaufen, aber Lora dachte nicht daran, den Projektor abzuschalten. Ihre Beine waren fest zusammengepreßt, und ihre Brüste — von keinem Büstenhalter eingezwängt — drängten sich gegen den Stoff des Kostüms.

Nein, dachte sie, und testete behutsam mit einer Hand, ob sich die Feuchtigkeit auch nicht auf dem Hinterteil ihres Rockes ausgebreitet hatte, das kann doch nicht wahr sein! Es darf, es kann nicht passieren! Nicht schon wieder! Aber es war doch der Fall. Hastig schaltete sie nun den Projektor ab, dann rannte sie Hals über Kopf vom Podium zur Damentoilette und hoffte, daß die beiden anderen Frauen nun glauben würden, daß ihr übel geworden sei. Doch kaum hatte Lora die Tür hinter sich geschlossen, da zerrte sie ihr Höschen herunter und rammte drei Finger zwischen ihre Beine, ohne sich zuvor die Mühe zu machen, sich hinzusetzen.

„Na ja“, sagte Nan Davis zu dem anderen Mädchen, während beide auf Loras Rückkehr warteten, „es war schon ein mieser Film, der einem Übelkeit verursachen kann, aber ich glaube nicht, daß sie damit ihren Standpunkt beweisen kann. Ich meine, die Schauspielerin brauchte es ja schließlich nicht zu tun.“

Nan war eine ruhige Brünette, die zu Loras Versammlung gekommen war, weil sie an die FBB glaubte. Sie hatte erleben müssen, wie ihre Mutter nacheinander von zwei Männern im Stich gelassen worden war, so daß sie ihre acht Kinder ohne finanzielle Unterstützung von seiten ihrer früheren Ehemänner hatte großziehen müssen. Sicher, ihre Mutter war nicht ganz frei von Schuld. Warum hatte sie diese Männer überhaupt geheiratet? Aber alles war doch ein Beweis dafür, wie grausam Männer Frauen gegenüber sein können.

Was Nan selbst anbetraf, so hatte sie von vornherein auf jede Heirat verzichtet und war Immobilienmaklerin geworden. Nach jahrelangem Kampf hatte sie jedoch einsehen müssen, daß auch sie durch ihr Geschlecht von Anfang an behindert war. Leute, die ein Haus kaufen wollten, trauten einer Frau als Maklerin einfach nicht.

Nan wußte aber, daß sie jetzt an dieser Tatsache kaum noch etwas ändern konnte, aber sie war entschlossen, wenigstens alles zu tun, um die zukünftige Haltung der Gesellschaft den Frauen gegenüber zu ändern.

Sie hatte bisher in Salad Brooke gelebt, weil ihr die hübsche, verschlafene Kleinstadt gut gefallen hatte. Sie hielt es einfach nicht für fair, in irgendeine Großstadt flüchten zu müssen, nur weil sie auf anderem Gebiet als auf dem der Ehe Erfolg haben wollte.

„Ich heiße übrigens Nan Davis“, sagte sie lächelnd zu dem kleinen, hübschen Mädchen, das neben ihr saß und den Eindruck einer netten Porzellanfigur machte. „Und wer sind Sie?“

„Clara Mulhern. Ich kann Ihrer Meinung über den Film nicht zustimmen. Mrs. Hammer hat recht. Er zeigt deutlich genug, was Männer Frauen gegenüber empfinden … daß Männer Frauen nur als Gefäße betrachten … als Gefäße für ihr gottverdammtes Sperma! Alles andere kümmert sie einen Dreck!“ „Was haben Sie denn schon mit Männern erlebt, daß Sie so bitter sind?“

„Ich bin eine Hure“, antwortet Clara ruhig und zog ihr geblümtes Kleid bescheiden über ihre Schenkel. „Und diese Laufbahn hat mir mehr Wissen über Männer beschert, als ich brauche.“

Nan erschrak vor dem haßvollen Ausdruck in den unschuldigen, babyblauen Augen.

„Sie können doch jederzeit damit aufhören, oder? Ich meine … mit Ihrem Gewerbe?“

„Das werde ich auch! Auf so etwas wie das hier habe ich schon lange gewartet, und als ich das Inserat in der Zeitung sah, da wußte ich sofort, daß diese Bewegung das einzig Richtige für mich ist. Von nun an werde ich ihr mein ganzes Leben widmen!“

In diesem Augenblick kam Lora auf das Podium zurück und bemühte sich sichtlich um Fassung.

„Und jetzt, meine Damen …“, sagte sie und holte tief Luft, „möchte ich Ihnen, bevor ich Sie näher kennenlerne, zunächst sagen, wie tief ich dieser Bewegung verpflichtet bin. Demnächst findet ein einwöchiger Kongreß in New York statt. Darf ich damit rechnen, daß Sie beide mich dorthin begleiten werden?“

„Ja“, sagte Clara.

Nan nickte nur.

Lora lächelte erfreut.

Das Jahrtausend war im Kommen, und Salad Brooke würde trotz allem seinen Beitrag dazu leisten. Das war wirklich mehr, als Lora erhofft hatte. Jetzt bestand die Hoffnung, daß sich ihr größter Traum vielleicht doch noch realisieren ließe, und dieser Traum bestand darin, daß hier in Salad Brooke die Frauen alles leiten würden, was es überhaupt zu leiten gab … lange bevor die gesamte Welt von den Frauen übernommen und beherrscht wurde.

Als Clara nach der Versammlung nach Hause ging, hatte sie das Gefühl, persönlich um vieles bereichert zu sein. Vor ihr waren schon ihre Mutter und ihre Großmutter die Star-Nutten der Stadt gewesen … aber Clara würde es endlich vergönnt sein, mit dieser Gewohnheit zu brechen. Und es würde ihr gelingen, das spürte sie bis ins Mark.

Zum Teufel mit dieser Stadt, dachte sie, als sie über die ruhige Main Street ging und am Einkaufszentrum vorbeikam. Sie wurde in beinahe feudalistischer Manier ausschließlich von Männern geleitet, und das wußte wohl niemand besser als sie. An sich war es eine gute Stadt für eine Prostituierte, weil die Männer in ihren Ehefrauen Geschöpfe sahen, die geschützt und gehütet werden mußten, die man nachsichtig zu behandeln und in mancher Hinsicht — vor allem in sexueller — zu ignorieren hatte.

Fünf starke und einflußreiche Männer führten das Zepter in der Stadt, und sie schwangen es mit eiserner Hand.

Bis auf Sidney Hammer, Loras Ehemann, waren alle anderen Claras Kunden. Und diese anderen waren: Harold Jordan, der Bürgermeister; Caswell Forrest, der Präsident der First National Bank von Salad Brooke; Ernest Cratchet, der Schulleiter; und Lewis Bark, der Besitzer der Münzreinigung. Sie alle kamen regelmäßig zu Clara, um bei ihr — wie sie es nannten — ihre ‚wöchentlichen Bedürfnisse zu befriedigen‘.

Man betrachtete Clara als notwendige Institution der Stadt und unterstützte sie auch dementsprechend. Und Clara haßte alle.

Als sie zu ihrem weiß-rosa getünchten Cottage in der Maiden Street kam, sah sie Lewis Barks Gebrauchtwagen, einen alten Ford, an der Bordsteinkante geparkt. Bark hatte sich diesen Wagen eigens zu dem Zweck angeschafft, Clara zu besuchen. Niemand sollte wissen, wer er war.

Clara seufzte. Der dicke Lewis war der Letzte, den sie im Moment zu sehen wünschte.

Als sie ins Haus kam, bot ihre Tante dem Besucher gerade noch ein Stück Bienenstich an.

Tante Sadie, die Schwester von Claras Mutter, hatte sich niemals in diesem Gewerbe aktiv betätigt, sondern sich statt dessen vollkommen und mit Hingabe der Aufgabe gewidmet, erst Claras Mutter und nun Clara selbst bei der Arbeit zu ‚assistieren‘.

„Oh, da bist du ja endlich!“ rief Tante Sadie. „Mr. Bark hat schon so lange auf dich gewartet!“ „Ja, das stimmt, meine liebe Clara“, sagte Lewis, und sein Tonfall verriet starkes Mißfallen. „Du bist doch sonst immer hier? Wo warst du denn heute?“ Clara gab keine Antwort. Statt dessen ging sie ins Schlafzimmer und gab Lewis mit einer Geste zu verstehen, ihr zu folgen.

„Du bist ein garstiges, ungezogenes Mädchen, Sweetheart“, sagte er in diesem keuchenden Tonfall, der verriet, daß er bereits eine Erektion bekam. „Ich habe dir doch ausdrücklich gesagt, daß ich heute kommen würde. Da hättest du doch wahrhaftig zu Hause bleiben und auf mich warten können.“

Clara sagte immer noch nichts, sondern legte sich einfach aufs Bett.

Lewis liebte es, sie auszuziehen, und wenn Clara ganz ehrlich sein wollte, dann mußte sie zugeben, daß er eigentlich ein recht bequemer Kunde war. Im Gegensatz zu den anderen übernahm er gern selbst alle Arbeit. Wenn er bloß nicht so fett wäre!

Lewis hatte inzwischen seine Hose ausgezogen. Sein stämmiger Penis ragte durch den Schlitz seiner Unterhose.

Clara begriff, daß es ihm bestimmt vor Tante Sadie gekommen wäre, wenn er noch länger hätte warten müssen. Er gehörte zu diesen Männern, die sich gar keine Mühe gaben, ihre Impulse irgendwie zu beherrschen. Immer war sie es, die bereit zu sein hatte, wenn einer von ihnen etwas von ihr wollte.

Weil er sich bereits in so stark erregtem Zustand befand, war Clara ihm heute ausnahmsweise einmal behilflich, sie auszuziehen. Schließlich verzichtete er sogar auf jeden weiteren Versuch, schob einfach ihr Kleid hoch und zerrte das Höschen herunter. Dann warf er sich auf sie. Seine Fleischmassen begruben sie förmlich unter sich, und Clara überlegte wieder einmal, wie schon so oft, wie Lewis es eigentlich schaffte, mit seinem dicken Bauch zwischen ihre Beine zu gelangen. Aber nach vielem Drängen, Stoßen, Schieben und manuellem Herummanövrieren von ihrer Seite war er endlich einen Zoll tief in sie eingedrungen, und man konnte nun zur Sache kommen.

„Oh, Baby!“ flüsterte er unter so starkem Schnaufen, daß Clara ihn kaum verstehen konnte. Hoffentlich hat er kein Herzleiden, dachte Clara. Sie fürchtete, daß er eines Tages auf ihr sterben könnte. „Das ist ein schrecklich gutes Gefühl! Du hast die kleinste, engste Fotze in vier Ländern!“

Clara wußte, daß es ihm am besten gefiel, wenn sie ihre Knie anzog und ihre Beine um seinen Rücken schlang, aber heute verspürte sie dazu nicht die mindeste Lust. Diese Position war für sie einigermaßen schmerzhaft, und hinterher hatte sie stets Rückenschmerzen. Davon wollte sie heute nichts wissen, und deshalb weigerte sie sich rundheraus, diese Stellung einzunehmen.

Sie dachte sogar daran, heute den Oralverkehr, der üblicherweise dem normalen Koitus folgte, abzulehnen, aber hier änderte sie dann doch noch ihre Meinung. Wenn sie ihm keinen blies, könnte er mißtrauisch werden und sie auf die gleiche Art bestrafen, die alle vier Männer angewandt hatten, als sie das letzte Mal ‚hochnäsig‘ geworden war und auf ihren Rechten hatte bestehen wollen. Nein, nein, es dürfte schon besser sein, sich so normal wie nur irgend möglich zu verhalten. Weder Lewis noch die anderen sollten merken, was im Moment gespielt wurde.

Als das Zittern des massigen Körpers nach dem Höhepunkt abgeklungen war, griff Clara nach einem feuchten Waschlappen, der auf dem Nachttisch lag, und säuberte damit sorgfältig den Penis des Mannes. Dann hockte sie sich, das Gesicht den Füßen des Mannes zugewandt, auf ihn und beugte sich so weit nach vom, bis sie fast auf ihm lag. Sie nahm das bereits erschlaffende Glied in den Mund.

Jetzt begann der Teil, den Clara haßte.

Lewis brauchte manchmal über eine Stunde, um auf diese Weise zum Höhepunkt zu gelangen.

Und Clara mochte noch so erschöpft, ihr Mund konnte noch so ausgetrocknet sein — sie durfte nicht eher aufhören, bis es dem Mann ein zweites Mal gekommen war.

Nan Davis empfand ein merkwürdiges Gefühl in Brüsten und Lenden, als sie in ihr sehr modernes Junggesellen-Apartment zurückkehrte. Dieses Gefühl hatte sie nicht mehr verspürt, seit sie ein Mädchen von elf Jahren gewesen war. Sie weigerte sich auch jetzt, es zur Kenntnis zu nehmen. Vielleicht bekam sie ja nur ihre Periode, obwohl ihr der Zyklus ihrer Menstruation bisher noch nie Kummer gemacht hatte. Ihre Monatsblutung stellte sich mit schöner Regelmäßigkeit ein und wurde allenfalls von einer leichten, beinahe angenehmen Müdigkeit oder einem diskreten Anschwellen ihrer Schamlippen begleitet. Warum verkrampfte sich also ihr Körper in diesem Moment so eigenartig? Die Ursache konnte doch nicht etwa … dieser Film sein? Oder vielleicht doch? Aber kaum hatte sie sich diese Frage gestellt, als sie sie auch schon wieder energisch beiseiteschob. Das war doch zu lächerlich! Nicht daß sie sich selbst die Fähigkeit absprach, geil zu werden, aber sie bestritt die Möglichkeit, nicht selbst bestimmen zu können, wann, wo und wie sie erregt wurde. Das war das Problem ihrer Mutter gewesen; jene hatte immer geglaubt, die Sklavin jedes geilen Moments zu sein. Diese Frau hatte niemals auch nur versucht, ihre Wünsche zu zügeln; daher auch die große Kinderschar.

Nun, Nan hatte sich die Theorie zurechtgelegt, daß sie nur lange genug ohne Sex zu leben brauchte, dann würde jedes Verlangen danach ganz von selbst ersterben. Bisher hatte sich diese Theorie auch als durchaus zutreffend erwiesen. Seit ihrem elften Lebensjahr hatte sie keinen Mann mehr gewollt und auch nicht gebraucht. Dafür hatte sie all ihre Liebe auf geradezu verrückte Art und Weise auf ihre beiden älteren Brüder konzentriert.

Das Beste dürfte wohl sein, sagte sich Nan entschlossen, ein kaltes Duschbad zu nehmen, einen starken Kaffee zu kochen und sich dann auf etwas anderes zu konzentrieren. Zum Beispiel auf diesen bevorstehenden Kongreß in New York. Die Vorstellung, Hunderte von Frauen zu treffen, die von den gleichen weiblichen Ambitionen besessen waren wie sie selbst, war irgendwie aufregend und erschreckend zugleich. Nur daran zu denken, eine ganze Woche mit all diesen artverwandten Seelen zu verbringen …

Aber dann mußte Nan auch diesen Gedanken unterdrücken, denn ihr Körper empfand dabei nur noch stärker dieses so lange nicht mehr gekannte Gefühl.

„Bist du’s, Lora, mein Herzchen?“

Lora Hammers Hand erstarrte auf dem Haustürdrücker. Sie war so sicher gewesen, daß Sidney heute nachmittag nicht zu Hause sein, sondern Golf spielen würde.

Ihr Herz hämmerte, als sie hineinging.

Wollte Sidney etwa schon wieder experimentieren? Er wollte, und er tat es. Das verriet sein Kostüm. Lora wußte augenblicklich Bescheid. Heute trug er ein weißes Laken mit einer Halskette aus Knochen, die er sich von einem Trip nach Arizona mitgebracht hatte. Es war einer seiner Lieblingsgegenstände. „Wo bist du denn gewesen, meine Süße?“ fragte Sidney in schmollendem Tonfall. „Weißt du, in letzter Zeit gehst du so oft irgendwohin, ohne mir etwas davon zu sagen. So kann das nicht weitergehen, Lora. Sag mir auf der Stelle, wo du warst. Daßei kannst du gleich anfangen, dich auszuziehen.“

Müde begann Lora ihre Kostümjacke aufzuknöpfen. Ihre Arme waren von der letzten Nacht immer noch so mitgenommen, daß es schmerzte, sie auch nur anzuheben.

„Nun, wo warst du?“ Sidney lag auf dem roten Samtsofa und beobachtete Lora aus glitzernden Augen. „Komm, Lora, erzähl’s mir. Ich würde es ja sowieso früher oder später herausbekommen.“

Genau das befürchtete Lora auch. Ihre Ausrede mußte also so plausibel und überzeugend klingen, daß Sidney gar nicht erst auf den Gedanken kommen würde, nähere Nachforschungen anzustellen.

„Ich … äh … ich habe mit dem Gedanken gespielt, Selbstmord zu begehen“, sagte sie rasch. „Und deshalb habe ich einen langen Spaziergang gemacht, um in aller Ruhe und sehr gründlich darüber nachzudenken.“

Sidney schien wenig beeindruckt zu sein.

„Hm …“, machte er nur und fügte gleichgültig hinzu: „Aber wenn du das nächste Mal darüber nachdenken willst, gehe bitte nicht fort, Darling. Tu’s lieber hier im Hause. Weißt du, ich habe mich immer schon für Nekrophilie interessiert.“

Dann kam er zu ihr herüber und zerrte ihr ungeduldig die Kleidung vom Leibe.

„Du bist so langsam und umständlich heute! Könnte es sein, daß du in bezug auf unser Sexualleben nicht mehr so begeistert bist wie ich? Na, macht nichts. Ein unwilliger Körper ist oft erregender als ein allzu bereitwilliger.“ Er fetzte den Unterrock herunter, so daß die von blauen Flecken bedeckten Brüste zum Vorschein kamen. „Aaah … reizend! Wie ich sehe, haben meine Berührungen dich in ein umweltbezogenes Kunstwerk verwandelt! Ich liebe es, dich am nächsten Tag zu betrachten, Darling! Wenn all die blauen Flecken voll erblüht sind!“

Von dieser sogenannten ‚umweltbezogenen Kunst‘ hatte Sidney zum ersten Mal etwas in New York entdeckt. Er hatte geschäftlich dort zu tun gehabt, und ein Geschäftsfreund hatte ihn dazu verleitet, mit ihm eine Ausstellung in East Village zu besuchen, auf der solche ‚Kunstwerke‘ gezeigt worden waren. Seitdem war Sidney nie mehr der alte gewesen. All seine latenten ästhetischen Sinne waren zu gloriosem Leben erweckt worden, als er diese brillant bemalten Körper gesehen hatte … denn das war es mehr oder weniger gewesen — eine Ausstellung bemalter Körper. Die Betrachter waren sogar eingeladen worden, auf eine Bühne zu kommen und aus einem noch unbemalten Modell ein ‚Kunstwerk‘ zu machen. Obwohl Sidney an sich ein sehr scheuer Typ war, hatte er sich spontan gemeldet und so begeistert drauflos gemalt, bis man ihm den Pinsel beinahe gewaltsam aus der Hand genommen hatte. Als er die Brüste und den Schambereich des Mädchens bemalt hatte, war es ihm mindestens fünfmal gekommen. Danach hatte er entschieden, daß sein Sexleben mit Lora fortan eine Show umweltbezogener Kunst sein sollte.

In letzter Zeit hatte er verschiedene Methoden ausprobiert, um Loras Körper zu dekorieren. Daßei hatte er improvisiert. So hatte er vergangene Nacht Lora in zerlumpte Sackleinwand gehüllt und ihr gesagt, daß sie eine ‚entlaufene Sklavin‘ sei. Dann hatte er begonnen, sie zu ‚bestrafen‘, indem er sie mit einem Gummiball, den er in einen Samtbeutel gesteckt hatte, geschlagen hatte. Da Loras Arme an die Schlafzimmerwand gekettet worden waren, hatte sie kaum etwas tun können, um gegen diese Behandlung zu protestieren. Und heute waren auf ihrem Körper tatsächlich die Spuren ‚voll aufgeblüht‘. Sidney nannte es begeistert ‚eine herrliche Montage blauer Flecken‘. „Also gut, meine Liebe“, sagte Sidney jetzt. „Ab mit dir ins Schlafzimmer!“ Er stieß Lora vor sich her in das blaugolden eingerichtete Schlafzimmer. Auf dem Bett war ein Gummilaken ausgebreitet. Auf dem Nachttisch stand ein großes, verchromtes Gefäß. Daneben lag ein Malerpinsel.

„Was soll ich denn heute darstellen?“ fragte Lora müde.

„Da du es doch nicht erraten würdest, werde ich es dir wohl sagen müssen. Heute bist du das Menschenopfer eines primitiven Eingeborenenstammes. Dein Körper wird an einem Drehspieß geröstet und anschließend von den Kriegern in feierlicher Zeremonie verspeist werden. Zu schade, daß ich nicht ein paar echte Stammesangehörige anheuern konnte. Es wird uns also nichts anderes übrigbleiben, als nur so zu tun.“

„Oh …“, sagte Lora verdrossen. Sidney hatte es bisher zwar noch nicht soweit kommen lassen, Schauspieler für seine kleinen Szenen zu engagieren, aber Lora wußte schon jetzt, daß auch dieser Zeitpunkt einmal kommen würde.

Sie legte sich auf das Gummilaken und wartete ziemlich gespannt darauf, wie weit Sidney heute seine Phantasterei realisieren würde. Er schien jedesmal ein Stückchen weiterzugehen.

Sidney griff nach dem großen Pinsel und tauchte ihn in die verchromte Dose. Dann begann er, mit langen, sinnlichen Bewegungen Loras Körper einzupinseln. Am Geruch konnte Lora erkennen, daß sie mit Schweineschmalz beschmiert wurde. Du lieber Himmel!

„Ich bereite dich jetzt auf das Braten vor“, sagte Sidney mit leiser Singsang-Stimme. „Die Krieger des Stammes sitzen herum und singen. Ihre Frauen hai ten sich respektvoll im Hintergrund. Und jetzt kommen die Frauen ebenfalls nach vom. Sie legen ihre Hände auf die Penisse der Männer und bearbeiten sie, bis alle einen Steifen haben. Da …! Jetzt hat jeder Mann eine aufregende Erektion! So, und nun dreh dich um!“

Lora drehte sich um. Bisher war alles noch nicht allzu schlimm gewesen.

Sidney nahm einen riesigen schwarzen Dildo vom Nachttisch.

„Jetzt werden alle Krieger der Reihe nach in dich eindringen und ihren Samen in dir deponieren. Bist du bereit?“

„Nein“, sagte Lora.

„Gut!“ rief Sidney. „Ein Opfer, das Angst und Schrecken empfindet, macht die Zeremonie nur umso wirkungsvoller. Und hier kommt nun der erste Krieger. Er ist fast zwei Meter groß, hat enorm breite Schultern und einen muskelstrotzenden Oberkörper, der in eine schmale Taille ausläuft. Sehr breite Hüften. Jetzt legt er sich auf dich und betastet dein eingefettetes Fleisch … jetzt rutscht er ewas tiefer … und nun versucht er, deine Beine zu spreizen …“ An dieser Stelle zwängte Sidney die Beine seiner Frau auseinander. „… und dringt in dich ein!“ An dieser Stelle rammte er den Dildo tief in Loras Körper, der darauf vollkommen unvorbereitet war. „Und du schreist vor Schmerz laut auf!“

Lora schrie vor Schmerz laut auf … aber vor echtem Schmerz! Dieser Dildo tat ihr schrecklich weh.

„Und hier kommt schon der nächste Krieger“, sagte Sidney mit vor Erregung heiser klingender Stimme. Er machte weiter und immer weiter, beschrieb einen Krieger nach dem anderen.

Lora vergaß bald das Zählen.

Schließlich war Sidney so in Erregung geraten, daß er sich nicht länger beherrschen konnte. Er sprang auf seine Frau, drang in sie ein und ejakulierte innerhalb weniger Sekunden.

Damit war die heutige Zeremonie endlich vorbei.

Lora brauchte eine Stunde, um sich das Schmalz vom Körper zu schrubben. Es hatte eine fettige Kruste gebildet, die Lora schließlich mit den Fingernägeln abkratzte.

Sidney schlief inzwischen tief und fest im Schlafzimmer, wie er es immer nach ihren ‚Sitzungen‘ tat. Lora begriff, daß sie nichts weiter tun konnte, als Sidney davonzulaufen. Aber wohin? Er würde sie finden und zurückschleppen, und wer weiß, welche Rache er dann nehmen würde!

In Salad Brooke gab es niemanden, der ihr helfen könnte oder würde. Was die Bewohner betraf, so wurden die Männer für die Herren im Schlafzimmer gehalten und konnten gar kein Unrecht begehen. Wenn sie ab und zu ein bißchen aus der Rolle fielen … nun, das war eben zu erwarten und damit hatten sich die Frauen abzufinden. Falls einer Frau nicht gefiel, was ihr Mann nachts mit ihr trieb, so war dies eben ihr ureigenstes, persönliches Kreuz, das sie ohne Murren oder Aufmucken zu tragen hatte.

Das war Lora schon als kleines Mädchen von der eigenen Mutter beigebracht worden.

Was ihr Vater mit ihrer Mutter angestellt haben mochte, davon hatte Lora keine Ahnung, aber sie wußte, daß es ihrer Mutter gefallen hatte.

‚Oh, es ist eine Schande, was die Männer manchmal so machen, Lora, einfach eine Schande!‘ hatte die Mutter öfters zu Lora gesagt, aber dem Glitzern in ihren Augen nach zu schließen, hatte es ihr gar nicht ‚schändlich‘ genug zugehen können. Je ‚schändlicher‘ alles gewesen war, desto besser schien es ihr gefallen zu haben. ‚Doch man muß sich unterwerfen, mein Kind. Das ist die Pflicht jeder Frau.‘

Lora war fasziniert gewesen von der Vorstellung, einem Mann mit Leib und Seele ‚zu gehören‘. Die Vorstellung, die ‚Frau‘ irgendeines Mannes zu sein, hatte ihr gefallen, und wie die meisten ihrer Freundinnen hatte auch sie es kaum erwarten können, erwachsen zu werden und zu heiraten. Alle Mädchen in Salad Brooke wurden im Glauben erzogen, daß die Ehe eine Art süßer Fessel sei, ein Gewahrsam, in dem ein Mädchen alle gesetzlichen und menschlichen Rechte aufgeben mußte, um sich dafür den Schutz durch einen Mann einzuhandeln.

Diese Tradition ging bis auf die ersten Siedler zurück, eine Gruppe hessischer Soldaten, die sich nach dem Revolutionskrieg geweigert hatten, nach Europa zurückzukehren. Sie hatten sich in Salad Brooke (wonach die Stadt eigentlich benannt worden war, wußte niemand) niedergelassen und ein Gemeinwesen gegründet, das zunächst nur aus Männern bestand. Schließlich war aber das Verlangen nach Frauen zu groß geworden, um auf die Dauer ignoriert werden zu können. Einer von ihnen war also ins Bordell der nächsten größeren Stadt gefahren und hatte dort fünf ‚Ehefrauen‘ eingekauft, die von allen Männern abwechselnd gebraucht wurden. Man behandelte diese Frauen wie Sklaven, was sie ja eigentlich auch waren, bis sie überhaupt keinen eigenen Willen mehr hatten. Ihre Söhne wurden dazu erzogen, Frauen auf die gleiche Art zu behandeln, und den Töchtern wurde beigebracht, daß sie einzig und allein den Männern zu gehören hatten, von denen sie geheiratet wurden. Fremde, die sich im Laufe der Jahre in der Stadt niederließen, übernahmen bereitwillig diese Lebenseinstellung. So kam es daß diese Haltung den Frauen gegenüber sich bis auf den heutigen Tag in Salad Brooke behauptet hatte.

Als Lora geheiratet hatte, hatte sie sich große Sorgen um ihr Sexleben mit Sidney gemacht. Sorgen deshalb, weil es eigentlich gar kein richtiges Sexleben gab. So stattlich und arrogant er früher auch gewesen sein mochte, im Bett kam er Lora kaum nahe. Doch dann lernte er in New York diese ‚umweltbezogene Kunst‘ kennen, und von diesem Tage an änderte sich alles schlagartig. Da Lora nicht imstande war, sich gegen ihn aufzulehnen, rächte sie sich mit stummem Haß. Aber nun wußte sie, daß dieser Haß — dank der neuen Frauen-Befreiungs-Bewegung — nicht länger stumm zu bleiben brauchte. Gott sei Dank würde sie diesem jahrelang aufgestauten Haß bald aktiv Luft machen können, und wenn sie erst einmal die Oberhand bekommen haben würde — und sie war entschlossen, dieses Ziel mit allen Mitteln zu erreichen —, dann würde sie vor nichts haltmachen, bis Sidney für immer unschädlich gemacht war.

Orgie der Unsättlichen

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