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2.

Sirup und Träume

Vandasirup und Zitrone.

Mit einer Mischung aus Widerwillen, Bedauern und genervter Ergebenheit griff Reginald Bull nach dem Glas, das vor ihm auf dem schlichten Tisch des Besprechungsraums der Solaren Residenz stand. Er hob es hoch, drehte es in der Hand und war sich bewusst, dass sowohl Ganud, sein Freund und Posbi-Berater, als auch seine Stellvertreterin Yvonne Omeriga ihn genau beobachteten.

Ganud stand ganz ruhig, der halbkugelige Kopf auf dem birnenförmigen Körper bewegte sich nicht. Zehn zarte Tentakel ragten aus seinem Kopfsegment und ließen Bull einmal mehr an ein wrackes Schirmgestell denken.

Der Posbi jedoch war alles andere als wrack. Die schwarzen, merkwürdig lebendigen Augen zeigten einen wachen Geist, der eher einer Schwertschneide als einer Schirmstrebe glich. Der Posbi tauschte einen kurzen Blick mit Yvonne Omeriga, als würden die beiden sich Sorgen um ihn machen.

Bull hasste diese Blicke.

Yvonne Omeriga strich sich durch das stets ein wenig zerzauste Haar, als hätte sie Bulls Ablehnung bemerkt. Ihre grünen Augen wirkten kurz leer, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf eine Platte mit Gebäck und Obst, die bisher unbeachtet im Raum gestanden hatte. Morgens aßen sie beide ungern, und für Ganud erübrigte sich das ohnehin.

Vandasirup und Zitrone.

Bull nahm einen Schluck. Er hätte lieber einen Whisky getrunken – oder zwei oder drei. Und genau deswegen trank er keinen. Es schickte sich nicht, ganz egal, ob das Getränk keinen Alkohol hatte oder der Zellaktivator dessen Auswirkungen verhinderte. Der Whisky wäre ein Symbol gewesen, sich selbst und anderen gegenüber, das er nicht wollte.

Gucky ist tot.

Manchmal meinte er, bloß ein Zuschauer zu sein, der am Rand eines Platzes stand und beobachtete, was gerade auf der galaktischen Bühne geschah.

Und der es nicht glauben wollte. Alles, was geschah, war auf Effekt hin inszeniert.

Es war nicht real. Jemand wollte, dass alle etwas Bestimmtes glaubten: dass es Terra nie gegeben hatte; dass Gucky tot war.

Beweise? Was für Beweise? Ja, es gab Augenzeugen. Ja, man hatte die rotierende Spiralgalaxis gesehen ...

Aber für Reginald Bull blieben das Indizien. Gucky starb nicht. Das war ein Naturgesetz. Oder jedenfalls sollte es den Rang eines solchen haben.

In diesem Wissen kapselte Bull sich gegen Schmerz ab. Viel mehr Sorgen bereitete ihm derzeit Atlan ... Der Arkonide hielt sich bei der Bleisphäre auf und damit beim neu aufgetauchten Sternenrad der Cairaner – genau im Brennpunkt des Geschehens.

Reginald Bull hatte Atlan nie so gut gekannt wie Perry Rhodan. Trotz aller freundschaftlichen Nähe war ihm der Arkonide oft unberechenbar vorgekommen. Aber der Atlan, den er seit Guckys Tod erlebte, den hatte er vorher nie so kennengelernt.

Atlan war ... düster geworden. Wie ein verwundetes Tier, das seinen Groll kaum zu zähmen vermochte. Reginald Bull traute ihm dieser Tage durchaus zu, einen Krieg zu provozieren, an dessen Verhinderung Bull seit Jahrhunderten arbeitete. Und was das Schlimmste war: Es gab einen Teil in Reginald Bull, der genau diesen Krieg ebenfalls wollte, vollkommen egal, welche Auswirkungen das auf die Liga hatte.

Reginald Bull wollte Rache für Guckys sinnlosen, unwürdigen Tod. Die Cairaner mussten büßen!

Nein.

Gucky war nicht tot.

Rache war nicht der Weg.

Du warst der beste aller Freunde.

Er beherrschte sich gerade so, das Glas nicht gegen das Fenster zu schleudern und sich den Scherbenhaufen vorzustellen, den er damit hervorrief.

Reginald Bull würde keinen Scherbenhaufen riskieren.

Gucky lebt. Alles wird gut.

Er richtete den Blick über den Rand des Glases über den Lake Thetys, den Residenzpark und die Metropole hinweg, die Terrania ähnelte und es doch nie sein konnte. Der See, der einen Kilometer unter ihm lag, schien kaum größer als eine Münze.

Schon bald würde Odel Bregman eintreffen, der Kommandant der ANNA PATOMAN, des aktuellen Kommandoschiffs der Orionflotte. Das 2200 Meter durchmessende Ultraschlachtschiff war beim Solsystem gewesen – so nahe es eben herangekommen war. Bull interessierte es brennend, endlich mehr über die Lage beim Solsystem zu erfahren, und das aus erster Hand, doch Bregman ließ sich Zeit. Vermutlich hielten die vielen Sicherheitskontrollen ihn auf.

Eigentlich hätte Bull die Zeit nutzen können, sich mit Yvonne Omeriga und Ganud zu besprechen, doch ihm war nicht nach Reden zumute. In der vergangenen Nacht hatte er einen Traum gehabt, der ihn nicht loslassen wollte und ihn begleitete wie sein Schatten.

Bull erinnerte sich an die Einzelheiten des Traums so deutlich und klar, wie er den lang gestreckten Grüngürtel zwischen altem und neuem Teil der Zwillingsmetropole und den Zivilraumhafen mit seinem zwölf Kilometer durchmessenden Landefeld vor sich sah. Wieder spulte sich das Geschehen vor ihm ab, als würde er in seinem Bett liegen und schlafen.

Er stand an Guckys Grab, einem einfachen Grab, wie Gucky es gar nicht hatte. Ein schlichter weißer Stein ragte darüber auf. Über Bulls Gesicht liefen Tränen – er trauerte, doch da griff jemand seine Hand. Kleine, pelzige Finger schoben sich in seine. Er drehte sich um. Gucky grinste ihn an, zeigte ihm seinen Nagezahn.

»Was ist los, Dicker?«, fragte der Ilt. »Warum so trübsinnig? Hat dich jemand zu lange fliegen lassen, oder ist dir der Kirschkuchen ausgegangen?«

Erstaunt starrte Bull Gucky an. »Du bist tot.«

»Tot?« Der Ilt peitschte mit dem Biberschwanz auf den Boden, als wollte er eine Fliege damit erschlagen. »Blödsinn. Wer hat dir denn diesen Unfug eingeredet?«

»Du bist in Atlans Armen gestorben ...«

»Ich?« Gucky lachte. »Glaubst du wirklich, ich würde mich so einfach umbringen lassen? Nein! Ich war mit der BORGSCHEIPER unterwegs. Eine große Fahrt. Es gab jede Menge Anfragen an mich, die musste ich beantworten. Wusstest du, dass in Andromeda die Postkästen grün sind?«

Guckys Worte ergaben keinen Sinn. Sie waren so abstrus, dass es nur eine Schlussfolgerung gab.

»Ich träume«, sagte Bull. »Es ist bloß ein Traum.« Die Enttäuschung tat körperlich weh. Einen Moment hatte er gehofft, dass es die Wahrheit sein könnte – dass alles ein grausamer Irrtum war.

»Nur ein Traum?« Gucky hob die Hand, streckte sich. Er berührte mit dem Finger Bulls Schlüsselbein, direkt an der Stelle, wo der Zellaktivator saß. »Glaubst du, damit vergeude ich meine Zeit?«

Bull war aufgewacht, hinaus auf den Balkon seiner Wohnung getreten. Dort hatte er den Schutzschirm abgeschaltet, als würde das verdammte Ding ihn ersticken. Gierig hatte er die Luft eingesogen – und genau wie in diesem Moment im Konferenzraum hatte ein Gedanke ihn nicht losgelassen: Atlan.

Gucky war in Atlans Armen gestorben.

Reginald Bulls Blick hatte Plofres Stern gesucht, irgendwo in dem hellen Lichtermeer, das in seiner Fülle verschwenderischer war als an jedem anderen Ort der Milchstraße. Auch in diesem Moment blickte er hinauf in den Himmel, doch es war heller Tag. Das Gleißen Ephelegons überstrahlte alles.

»Gucky ...«, murmelte er. Das Wort schmeckte bitter.

»Resident?« Yvonne Omeriga runzelte die Stirn. Sie wies knapp zur Tür, wo Odel Bregman gemeinsam mit weiteren Männern und Frauen eintrat – Wissenschaftler und Schiffsoffiziere, die unter ihm auf der ANNA PATOMAN dienten.

Bull wäre es lieber gewesen, der Kommandant der PATOMAN wäre allein gekommen, doch Bregman bevorzugte es, eine Art Stab mitzubringen, um sich im Notfall rasch mit ihm besprechen zu können. In Anbetracht der ernsten Lage war das womöglich von Vorteil.

Mit einem gezwungenen Lächeln wandte sich Bull vom Fenster ab. Er wies auf das ovale Tischrund und wartete, bis die Ankömmlinge saßen, ehe er sich selbst den Stuhl zurückzog. Dabei dachte er an den Grund, der diese Besprechung notwendig machte.

Vor zwei Tagen, am 30. Juni, hatte er die Nachricht erhalten, das Solsystem sei explodiert. Kurz danach war die Nachricht revidiert worden. Ob das Solsystem tatsächlich explodiert war, stand nicht fest. Es hatte allerdings massive Schwankungen in den Messungen gegeben. Noch war absolut unklar, was dahintersteckte.

»Willkommen«, sagte Bull knapp. »Schön, dass ihr den Weg gefunden habt. Kommen wir gleich zur Sache. Könnt ihr bestätigen, dass der modifizierte TERRANOVA-Schirm um das Solsystem nach wie vor seine Arbeit tut?«

»Ja, Resident.« Bregman hatte eine angenehme, volle Stimme, die in einem seltsamen Kontrast zu seinem spitzen Gesicht stand.

Bull hätte sich diesen Mann gut in einem mittelalterlichen Roman als Schlitzohr und Dieb vorstellen können, mit den kleinen Augen und den dünnen Lippen, doch er wusste, dass der Eindruck in die Irre ging. Es gab kaum einen treueren und ehrenhafteren Mann als Odel Bregman.

Der Kommandant atmete tief ein, als müsste er sich sammeln. Möglicherweise machte Bulls Gegenwart ihn leicht nervös. »Das Clausum ist weiterhin sowohl visuell als auch ortungstechnisch dicht. Der Schutzschirm lässt nichts hindurch. Jedenfalls im Moment nicht. Doch wir haben sämtliche Daten ausgewertet und inzwischen Ergebnisse.«

Die Wissenschaftler reagierten und riefen mehrere Holos auf, die Bull Messergebnisse zeigten. Er bemühte sich um einen freundlichen Gesichtsausdruck. Letztlich verließ er sich auf Bregmans Aussage.

»Haben wir inzwischen ein sicheres Bild?«

»Ja«, antwortete Bregman. »Die Daten der Fernmessstationen, der Sonden und der in Systemnähe operierenden Einheiten sind eindeutig. Die gravomechanischen Messungen können nicht lügen. Die Gesamtmasse des Solsystems ist unverändert.«

»Es wurde keine Masse oder Materie in Energie verwandelt?«, hakte Bull nach.

»Nein.« Odel Bregman zögerte. »Allerdings ...«

»Ja?« Bulls Stimme wurde lauter. »Sprich weiter!«

»Nun ... Es hat eine extrem kurzzeitige Änderung gegeben. Sie liegt lediglich im Nanosekundenbereich. Kurz vor der Explosion und der Verhüllung des Solsystems haben wir eine zeitliche Lücke. Innerhalb dieser Spanne fehlten der Gesamtmasse des Solsystems etwas über sechs Trilliarden Tonnen.«

»Sechs Trilliarden«, echote Bull. Er konnte nicht anders. Die Zahl elektrisierte ihn.

Er kannte sie, wie man das annähernde Gewicht eines guten Freundes kannte – jedenfalls dann, wenn man selbst hin und wieder versuchte, Kalorien zu reduzieren, um in den Jahren nicht völlig aus dem Leim zu gehen, und von daher einschätzen konnte, was wer wog. Und wenn man keine Lust hatte, diese unsäglichen Ara-Pillen zu nehmen, die das Zählen von Kalorien oder auch nur das Achten auf entsprechende Ernährung überflüssig machten.

Etwas über sechs Trilliarden Tonnen. Das mochte viel erscheinen, war jedoch auf das ganze System gesehen eine Winzigkeit.

»Hat auch keiner beim Messen Mist gebaut?«, vergewisserte er sich.

Bregman hob ein wenig die Brauen, als hätte er seine ganz eigenen Probleme mit der Ausdrucksweise des Residenten. Er selbst bevorzugte eine Sprache, die Bull gespreizt vorkam. »Im Prinzip liegt diese Abweichung im Toleranzbereich eines Messfehlers.«

»Aber?«, fragte Bull, der das Widerwort hören konnte, ehe es ausgesprochen war.

»Aber ...«, fuhr der Kommandant sichtbar irritiert fort, »diese Werte sind von etlichen terranischen Einheiten unabhängig voneinander angemessen worden. Das spricht gegen einen Messfehler.«

»Ich verstehe. Was sagen unsere goldhäutigen Freunde?« Das letzte Wort betonte Bull abschätzig. Je länger er mit den Cairanern zu tun hatte, desto schlechter war er auf sie zu sprechen. Sie trugen immerhin auch die Verantwortung für ...

Gucky.

»Nichts, wie üblich. Sie geben keine Informationen nach draußen. Ich habe wie gewünscht wegen der besonderen Lage im Namen der Liga Zutritt zum Solsystem verlangt, doch der ist abgelehnt worden. Subkonsul Qad Boukkanatal hat darüber beschieden, natürlich im Namen von Aiharra Haio, dem Konsul des Sternwestlichen Konsulats.«

»Etwas über sechs Trilliarden Tonnen«, murmelte Bull erneut.

Er kannte diese Daten seit Ewigkeiten auswendig. Die Masse der Erde betrug 5,9722 Trilliarden Tonnen. Gemeinsam mit den 0,0737 Trilliarden Tonnen des Erdmondes waren das 6,0459 Trilliarden Tonnen. Es passte. Oh ja, es passte verdammt gut. Die Schlussfolgerung lag auf der Hand.

»Was ist los?«, fragte Yvonne Omeriga. Ihre grünen Augen blinzelten. »Ich habe den Eindruck, gerade etwas Wichtiges zu verpassen.«

Ganud nahm sich ein Aprikosengebäckstück und betrachtete es, als würde er ein Kunstwerk untersuchen, dann legte er es zurück in die Schale. »Ich finde Regs Schluss äußerst naheliegend.«

»Welchen Schluss?«, hakte Omeriga nach.

Bull richtete sich auf. »Terra und Luna sind erneut ausgetauscht worden. Für einen Augenblick fehlte die Masse des Ersatzplaneten und seines Mondes ... dann schneite das neue Gespann herein. – Terra ist zurückgekehrt. Jetzt wendet sich das Blatt.«

Verblüfftes Schweigen antwortete ihm. Es war ein Schweigen, in dem Bulls Gedanken so aktiv waren, dass er meinte, sie in der Stille hören zu können.

Seine Worte waren Parolen, nicht mehr.

Hoffnung, darum ging es. Kapierten die anderen das nicht?

Wenn Terra und Luna zurück waren, galt das auch für Gucky.

Gucky ...

»Wie genau haben die Cairaner reagiert?«, fragte Bull, dem das lange Schweigen allmählich unangenehm wurde.

»Nun ...«, Bregman räusperte sich. Er klang, als hätte er wochenlang nichts gesagt. »Sie halten das Solsystem weiterhin abgesperrt, ziehen aber keine nennenswerten Truppen dorthin. Insgesamt haben sie ihre Präsenz merklich heruntergefahren, auf etwa 48.000 Einheiten. Auch der dort vor einem guten halben Jahr aufgetauchte Raumer der Zain-Konstrukte ist inzwischen wieder abgezogen.«

Bull erinnerte sich an diesen Raumer. Er war just in dem Moment aufgetaucht, als Perry und er dem System einen Besuch abgestattet hatten. Dank Perrys Ankunft war Bewegung in die Angelegenheiten rund um das Sperrgebiet gekommen. Letztlich hatte ihr Besuch mindestens so viele Fragen aufgeworfen wie beantwortet.

Trotz der abgezogenen Einheiten hatte sich im Sektor von der Lage her kaum etwas geändert. Die Cairaner hielten den Bereich immer noch weiträumig abgesperrt. Die Liga-Flotte schickte fast ununterbrochen Sonden in die Nähe des Sperrgebiets. Die Cairaner machten eine heilige Mission daraus, jede abzuschießen, der sich näherte; aber sie erwischten nicht alle.

Im interstellaren Umfeld waren 2000 Einheiten der Liga, des Tamaniums und der Akonischen Räterepublik unterwegs. Jeder zeigte Präsenz, erhielt den Druck aufrecht – eskalieren lassen wollte ihn bisher jedoch niemand.

»Und der Funkverkehr?«, fragte Bull.

»Unterliegt nach wie vor strikter Kontrolle.« Bregman zog ein bedauerndes Gesicht. »Die Bewegungen von Kleinstraumschiffen sind hoch. Viele Befehle werden durch Boten übermittelt.«

Yvonne Omeriga tippte gegen ihr Kommunikationsarmband. »Ich habe die Berichte der auswertenden Einrichtungen zusammenfassen lassen, ebenso wie die des Tamaniums. Beide sind sich einig und relativ sicher: Sie denken, dass etwas geschehen ist, das die Cairaner nicht auf ihrer Rechnung hatten – und das sie deswegen wohl auch nicht ausgelöst haben.«

Bull nickte. »Wir müssen sie weiterhin beobachten. Die im Solsektor operierenden Einheiten müssen aufgestockt werden. Außerdem sollten wir bei den Posbis anfragen, ob sie das Kontingent unterstützen können. Vielleicht mit einer nennenswerten, aber nicht aggressiv auftretenden Anzahl von Fragmentraumern. Ich könnte mir vorstellen, dass die Cairaner das durchgehen lassen, besonders falls sie wirklich von den Ereignissen überrascht worden sind und die Lage selbst nicht unter Kontrolle haben sollten.«

Sie berieten die Details, legten die Kontingente fest, stritten ein wenig über Haushaltsmittel und den konkreten Wortlaut von Bündnisverträgen. Letztlich kamen sie rasch zu einem Schluss, was Bull mehr als recht war.

»Ich denke, wir hätten alles«, sagte Omeriga, die ihm zuzwinkerte. Sie spürte, dass er noch etwas anderes auf dem Herzen hatte.

»Gut.« Bull stand auf. »Dann erkläre ich die Sitzung für beendet. Hoffen wir, dass wir bald mehr erfahren.«

Odel Bregman schob seinen Stuhl zurück. Er wandte sich zur Tür, doch Bull hielt ihn mit einer Geste zurück. »Bleib, bitte. Es gibt noch mehr zu besprechen.«

»Ach ja?« Bregman wirkte verblüfft. »Und was wäre das?«

»Ein Geheimnis ist keines, wenn man es hinausposaunt.« Bull wartete schon seit Wochen auf den Ausgang dieser Mission und konnte es sich nicht verkneifen, Bregman ein paar Minuten hinzuhalten.

Bregman setzte sich wieder und bediente sich an den Süßigkeiten.

Wenige Minuten später glitt die Tür zur Seite, und ein älterer Rudyner trat ein, der Bull in seinem großen, fast hageren, sehr aufrechten Körper an den Arkoniden Crest erinnerte: Seranu Cassd, der Residenz-Minister für Angelegenheiten der Lemurischen Allianz.

Bull hatte Mühe, an sich zu halten. Seine Frau Toio hatte ihn stets gemahnt, dass er die Leute sich erst einmal setzen lassen sollte, ehe er sie mit Fragen bestürmte.

Der Gedanke an seine verschollene Frau verpasste ihm einen Stich in die Rippen. Er griff nach dem Glas mit dem Vandasirup, trank einen Schluck und stellte es mühsam beherrscht zur Seite.

Vandasirup und Zitrone.

Seranu Cassd setzte sich umständlich, ruckte auf dem Stuhl in winzigen Bewegungen von rechts nach links, als ginge es darum, einen Preis für die schönste Sitzposition zu gewinnen.

»Und?«, fragte Bull, sobald das Rucken und Rutschen zur Ruhe gekommen war.

Cassd atmete tief ein. Er wirkte irritiert. »Und was?«

»Na, was denkst du wohl!«, polterte Bull. »Nun spann mich nicht auf die Folter! Rück raus, was Sache ist, du alter Halunke!«

»Ich nehme an, du willst wissen, wie die Mission gelaufen ist?«

»Ja.« Bull fragte sich, ob der Mann seine geistige Schwerfälligkeit nur spielte, um ihn zu ärgern. Er hatte schon öfter vermutet, dass es Cassd Spaß machte, andere zu foppen. »Was sagen unsere tellerköpfigen Freunde?«

Auf Cassds Gesicht breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus, das Bull endgültig davon überzeugte, dass der Minister mit ihm gespielt hatte, um die Spannung ein wenig hinauszuzögern. Im Grunde war Bull selbst schuld. Er hatte auf eine Nachricht per Hyperfunk verzichtet und auf einer persönlichen Unterredung bestanden.

»Die Gataser sind einverstanden. Die Mission war ein voller Erfolg.«

Perry Rhodan 3085: Der verurteilte Planet

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