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5.

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Zeitrevolution

RAS TSCHUBAI

Perry Rhodan beobachtete im Haupthologlobus durch mehrere Außenoptiken die zahlreichen Beiboote, die aufgebrochen waren, Überlebende zu bergen. Auch Farye Sepheroa, seine Enkelin, flog eines dieser Schiffe. Sie war gemeinsam mit Hascannar-Baan und einem Einsatzteam unterwegs zu einem Raumer, der auf Taaro zutrieb und in wenigen Stunden von der Sonne vernichtet werden würde.

Farye hatte darauf bestanden, am Einsatz teilzunehmen. In ihrem Tatendrang erinnerte sie Rhodan an Gucky und sich selbst. Dass sie helfen wollte, konnte er ihr nicht verübeln, trotzdem ertappte er sich bei dem Gedanken, ob es klug gewesen war, sie ausgerechnet mit Hascannar-Baan aufbrechen zu lassen. Der Lare verabscheute Rhodan, hasste ihn vielleicht sogar. Womöglich würde er seine Aversion an Farye auslassen.

Die Bilder im Haupthologlobus wurden wie von einer unsichtbaren Faust in den Hintergrund gerückt. Vor Rhodan leuchtete die überlebensgroße Gestalt eines vier- oder fünfjährigen Mädchens mit blaugläserner Haut auf. Es saß inmitten eines sinnverwirrenden Musters aus abertausend feinsten Spinnweben, an deren Fäden Millionen schimmernder Tautropfen zu kleben schienen.

Dies war die Art, auf die ANANSI am liebsten Kontakt aufnahm, die Semitronik der RAS TSCHUBAI und einer der außergewöhnlichsten Zentralcomputer, denen Rhodan je begegnet war. Dank einer Komponente aus lebendem Plasma war sie befähigt, Gefühle zu empfinden und damit Dinge zu erkennen, die reiner Maschinenlogik verschlossen blieben.

»Wie geht es dir?«, stellte ANANSI ihre Standardfrage.

»Ich bin erschüttert über die aktuelle Lage in der Galaxis, besorgt um meine Enkelin und habe mindestens hundert Fragen im Kopf, von denen du mir inzwischen hoffentlich die eine oder andere beantworten kannst.«

»Danke«, sagte ANANSI. Sie interessierte sich ernsthaft für die Gefühle der Bordbesatzung, die für sie wie ein fremdes, exotisches Land waren – ihre Frage war weit mehr als eine Floskel –, doch nicht immer stand Rhodan der Sinn danach, ihre Neugierde und ihren Lerneifer zu befriedigen. »Welche Fragen hast du?«

»Normalerweise entspräche es der Strategie der Tiuphoren, technisch interessante Welten via Indoktrinatoren in Besitz zu nehmen und sie für sich arbeiten zu lassen. Warum nicht hier? Warum stattdessen ein derartiger Vernichtungsfeldzug gegen die Laren?«

»Vermutlich sind die technischen Kapazitäten der Laren zu uninteressant. Unterentwickelt. Die Laren haben 235 Welten besiedelt – eine kleine Zahl gegenüber den Welten, die Phariske-Erigon und der Kodex zu bieten hatten.«

»Ich weiß nicht. Zumindest die an den Sternenmissionen erkennbaren Ansätze der SVE-Technologie sollten die Tiuphoren reizen. Immerhin lässt sich damit Energie in alles verformen, was man braucht. Man kann Gegenstände erschaffen, sie auflösen und transportieren, ohne Platz zu benötigen.«

»Sie haben das Masse-Energie-Gewebe. Auch sie können feste Objekte in Energie umwandeln und auf gegnerischen Schiffen oder Stationen einschleusen.«

»Mag sein. Dennoch habe ich das Gefühl, dass mehr hinter diesem Vernichtungswillen steckt.«

»Es ist ihr übliches Vorgehen, wie ich es in Phariske-Erigon analysiert habe. Die Strategie der Tiuphoren läuft auf irreversible Zerstörung hinaus. Die Kultur der Laren soll sich nie wieder erholen.«

»Bedeutet das nicht, dass die Tiuphoren dabei sind, eine Zeitrevolution auszulösen? Wenn auch eine andere, als Avestry-Pasik und Hascannar-Baan sie gewollt haben?«

»So ist es. Wenn die Tiuphoren Erfolg haben, wird es keine Laren mehr geben – und auch keine Post-Solares-Imperium-Geschichte, wie du sie erlebt hast. Alles, was du zu Hascannar-Baan gesagt hast, ist wahr.«

»Ich muss eingreifen.« Rhodan schauderte bei dem Gedanken, was auf dem Spiel stand. Wenn er scheiterte, würde es seine Gegenwart vielleicht niemals geben.

»Alles deutet darauf hin. Leider haben wir noch keine Welt gefunden, die wir retten könnten.«

»Es muss eine geben. Ich habe es bereits befürchtet – wir müssen für eine Zeitschleife sorgen.«

»Ich bezweifle das Konzept der Zeitschleife nicht, halte es jedoch für einen Sonderfall der Zeitreiseproblematik. Jede Zeitreise stiftet ein autokausales Ereignis, aber nicht jedes autokausale Ereignis endet in einer Zeitschleife. Ein Beleg dafür ist die Revidierung der PAD-Katastrophe, bei der das Ereignis aus derselben Zeitlinie getilgt wurde.«

»Dann glaubst du nicht, dass sich die Zeitlinie teilt, sobald eine Veränderung eintritt?«

»Eine Teilung ist möglich, aber nicht zwingend. Wobei der Gedanke einer sich teilenden Linie sehr terranisch ist und zu kurz greift.«

»Was genau verstehst du unter einem autokausalen Ereignis?«

»Normalerweise stehen Ereignis und Folge in einem kausalen Zusammenhang. Ich öffne einen Datenkristall – der Datenkristall wird lesbar. Bei einer Zeitreise erscheint etwas in der Gegenwart – eine Person, eine Maschine –, für die es in dieser Gegenwart und in deren Vergangenheit keinen Grund, keinen Anlass, keine Ursache gibt. Es wirkt, als stiftete diese Erscheinung eine eigene Kausalität, als begänne mit diesem Ereignis eine neue Kette von Zusammenhängen. Natürlich hat auch diese Erscheinung eine Ursache – aber sie liegt fern der Gegenwart, ja außerhalb der Gegenwart. Deswegen bezeichne ich den Eintritt eines Zeitreisenden in eine fremde Zeit als autokausales Ereignis.«

»Klingt logisch. Denkst du, ein solches autokausales Ereignis hat die Kraft, den Beharrungskräften der Zeit zu entgehen?«

ANANSI blinzelte ihn aus ihren großen Augen an. »Das glaubst du selbst, sonst wärst du nicht hier. Zeit, Beharrungskräfte, Linien, alles Begriffe, an die Intelligenzwesen sich klammern, um etwas weit Komplexeres darzustellen. Aber um in dieser Einfachheit zu bleiben und dir eine Antwort zu geben: Ich bin überzeugt, dass eine Zeitschleife nach dem Es-geschieht-weil-es-geschah-Prinzip eine absolute Ausnahme ist. Wenn du deine Epoche retten willst, musst du handeln, und das schnell. Jeder noch so kleine Fehler kann zu einem Desaster von kosmischer Größe führen.«

»Du verstehst es, mich zu motivieren.«

»Wie lauten deine weiteren mindestens dreiundneunzig Fragen?«

Rhodan lächelte schwach über ANANSIS Genauigkeit. »Was haben deine Auswertungen in Bezug auf die larische Regierung und Avestry-Pasik ergeben?«

»Sie sind vermutlich tot. Oder abtransportiert und so gut wie tot. Sie sollten interessante Banner-Komponenten darstellen.«

Eine Bewegung in Rhodans Augenwinkel veranlasste ihn, sich umzudrehen. Gucky materialisierte zusammen mit einem vielleicht zwölfjährigen, larischen Mädchen. Die Kleine sah furchterregend aus, hatte Schatten unter den Augen und schien mehr tot als lebendig zu sein. Sie blinzelte mehrfach, wie jemand, der lange Zeit blind gewesen war und seine Umgebung plötzlich erneut wahrnahm.

Gucky atmete heftig, als hätte die Teleportation ihn erschöpft. Dabei dürfte das kaum der Fall sein. Der Ilt war ein Meister seiner Paragaben. »Perry, ich habe Hyo-Moohemi gefunden. Ich habe ihre Gedanken unter dem Helaaros in einem Schutzraum geespert. Zum Glück konnte ich hinspringen.«

Langsam trat Rhodan auf das Kind zu. Er kannte es, hatte es aus den Händen der Tiuphoren befreit, die bereits vor seiner Abreise auf Noular aktiv gewesen waren und die Invasion vorbereitet hatten.

ANANSI öffnete den Mund, setzte zu ihrer Standardfrage an, doch Rhodan hob die Hand und beschied ihr durch eine Bewegung, es sein zu lassen. Er kniete sich vor Hyo-Moohemi, die unstet von einer Arbeitsstation zur nächsten blickte.

Hyo-Moohemi schaute zögernd zu ihm auf, dann entdeckte sie die als Holo in der Luft schwebende ANANSI. Ihre Augen weiteten sich. »Wer ist sie?«

»ANANSI, unsere Bordsemitronik. Sie ist kein Kind, falls du das denkst.«

Gucky nickte Hyo-Moohemi zu. »Sie will dir etwas sagen.«

Das Mädchen legte die Hände ineinander, quetschte mit den Fingern der einen Hand die der anderen zusammen. »Ich bin geflohen, mit Rino-Faaru und Basery-Lag. Wir haben uns versteckt, wie Maan-Moohemi wollte.«

Rhodan sagten die beiden Namen nichts. Aber er wusste, dass Hyo-Moohemi und die Helaar eine besondere Beziehung verband. Sicher war das Mädchen während des Angriffs in der Nähe der politischen Anführerin der Ur-Laren gewesen. »Hast du mitbekommen, was mit der Helaar geschehen ist?«

»Sie haben sie mitgenommen. Zusammen mit den beiden Fremden.«

Die beiden Fremden: Pey-Ceyan und Avestry-Pasik. Rhodan war nie Avestry-Pasiks Freund gewesen, doch ein Einverleiben in ein tiuphorisches Banner wünschte er selbst ihm nicht. »Weißt du, auf welches Schiff die Tiuphoren sie gebracht haben?«

»Nein.«

Allistair Woltera drehte sich von der Funk- und Ortungsstation in seinem Sessel um. »Vielleicht kann ich helfen. Die Tiuphoren machen kein Geheimnis daraus, was sie getan haben. Im Gegenteil, sie brüsten sich im Hyperfunk mit ihren Taten. Wir sind dabei auszuwerten, welches Sterngewerk den Angriff auf Noular geleitet hat. Gib mir ein paar Minuten, dann sollten wir es wissen.«

Rhodan nickte. »Gucky, bring Hyo-Moohemi in die Medostation.« Seine Aufmerksamkeit wanderte wieder zu den Darstellungen der Schiffe im System. Die meisten Beiboote waren inzwischen auf dem Rückweg, doch eine spezielle Kennung fehlte. Warum brauchten Farye und ihr Team so lange?

Perry Rhodan 2836: Die Zeitrevolution

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