Читать книгу Sex on the Beach - Michèle Parsons - Страница 6
Оглавление2. Kapitel
China breitete das weiche Badetuch auf dem Bett aus. Sie stellte Flaschen und Tiegelchen auf den Nachttisch. In die Schale der Duftlampe, deren Stövchen bereits angezündet war, gab sie eine großzügige Gabe ihres speziellen Massageöls. Schon bald war der Raum vom würzigen Geruch des Öls erfüllt. Die kleine Sporttasche, in der sie diverse Liebeswerkzeuge bereithielt, schob China nah an das Bett.
«Ich bin so weit.» Sie drehte sich zu dem dunkelhaarigen Mann um, der im Türrahmen stand und sie die ganze Zeit über nicht aus den Augen ließ.
«Du wirst mir fehlen.» Aaron kam langsam auf China zu. Seine Erektion ragte ihr bereits in freudiger Erwartung entgegen. Wie eine zum Gruß ausgestreckte Hand.
«Ich werde dich auch vermissen. Unsere Sitzungen haben schon eine ganz eigene Qualität.»
Vor einem Dreivierteljahr war die zierliche junge Frau, deren Stammbaum chinesisches, englisches, wenige Tropfen indisches und hauptsächlich karibisches Blut aufwies, zur Sportmassage in Aarons Haus gekommen. Sie war ausgebildete Masseurin und Physiotherapeutin. Sie betreute zwei Cricket-Teams. In einem hatte bis vor einem Jahr ihr Freund Luiz gespielt. Es war keineswegs üblich, dass sich ihre Arbeit über das Massieren der verspannten Schulter-und Rückenmuskulatur oder über spezifische krankengymnastische Übungen hinaus erstreckte. Doch zwischen Aaron und ihr hatte es sofort gefunkt. Zuerst ignorierten sie das beide eine Weile. Am Ende jedoch siegte die sexuelle Anziehung. Es war keine Liebe, aber es war verdammt guter Sex in vielen verschiedenen Spielformen, bei denen es fast kein Tabu gab.
China hatte einen neuen Job angenommen und wollte nach Puerto Rico ziehen. Dort leitete Luiz den Fitnessbereich in einem Luxushotel am Strand. China sollte dort als Masseurin arbeiten. Die Bezahlung würde viel besser, die Arbeit würde abwechslungsreicher sein und – sie würde wieder mit Luiz zusammen sein. Er war ihre große Liebe, und beide träumten bereits davon zu heiraten.
«Komm zu mir.» Sie ließ sich auf Aarons Bett gleiten und streckte die Arme nach ihm aus. Ihre nackten braunen Brüste, deren Nippel dunkelrosa hervorstachen, lockten ihn, und als sie die Beine ein wenig für ihn öffnete, entdeckte Aaron den kleinen nassen Fleck in ihrem Höschen, das ihre lustvoll geschwollenen Lippen kaum bedeckte.
Der Raum war in schmeichelndes Kerzenlicht getaucht. Durch die geöffneten Türen drang das Pfeifen der Frösche, das leise Rascheln der Palmblätter im Wind und das kräftige Rauschen der Brandung, die zu allen Geräuschen den beständigen Ton im Hintergrund bildete. Das perfekt aufeinander abgestimmte Orchester spielte seine nächtliche Sinfonie.
Aaron tauchte die Fingerspitzen in die Schale mit dem warmen Öl und tropfte damit zarte Fährten über Chinas Brüste. Die Warzenhöfe zogen sich zusammen. Die Nippel richteten sich noch steiler auf. Ein leises Zittern huschte über ihren Leib. Die feinen Härchen an den Armen stellten sich auf. Mit den Daumenkuppen massierte Aaron die Brustspitzen, bevor er die Brüste in die Hände nahm und behutsam knetete. China hob sich ihm entgegen, Oberkörper und Bauch drängten gegen seine Brust und seinen Schwanz. Ungeduldig streifte sie sich das Höschen herunter und rieb ihr dunkles Dreieck an seinem Schaft.
«Tauch tief in mich.»
Nur zu gern kam er ihrer Bitte nach. Er musste sich zusammennehmen, um nicht sofort in lange, heftige Stöße zu verfallen. China war heiß, feucht und bereit. Ihre nasse Möse umschloss ihn wie ein samtener Schraubstock. Sie folterte seinen harten Schwanz, indem sie ihre Muskeln spielen ließ und ihn immer fester umschloss. Er lechzte nach Erlösung. Aber nicht so und vor allem – nicht so rasch.
Mit einem Ruck löste er sich aus ihr.
China zeigte sich keineswegs enttäuscht. Sie umfasste seinen rot erregten Schwanz. Sie reizte mit der Hand seine Eichel. «Ich möchte zuschauen, wie du es dir selbst machst.» Sie kniete sich ans Bettende und sah ihn erwartungsvoll an.
Sie taten dies nicht zum ersten Mal. China erregte es ganz besonders, ihm beim Masturbieren zuzusehen. Einige Male hatte er es selbst zu Ende gebracht. Doch im letzten Augenblick hatte sie seinen Penis auch schon in den Mund genommen und ihn dort mit weichen Lippen und kräftigen Zungenschlägen kommen lassen.
Aaron griff erneut in das warme duftende Öl. Seine rechte Hand umschloss seinen Schaft und rieb vorsichtig entlang der Eichel. Sein Blut schien heißer in den Adern zu fließen, und er zwang sich ruhig ein- und auszuatmen. Er griff unter den schweren Hodensack, verrieb auch dort warmes Öl, bis er nur zu gut erkannte, dass er die Notbremse ziehen musste, um nicht vorschnell zu kommen. Er hielt in seiner erotischen Selbstmassage inne, doch China feuerte ihn sofort zu mehr an. Sie rückte wieder näher zu ihm, ohne ihn aus den Augen zu lassen. So saß sie nun mit gespreizten Beinen vor ihm, stützte sich rückwärtig auf ihre Arme. Ihre Muskeln waren gespannt. Aaron wusste, wie lange sie so verharren konnte. Sie war von der Arbeit gestählt.
Als wollte sie noch seine letzten Reserven ausloten, stützte sie sich nur noch auf den linken Arm und spreizte mit dem rechten Daumen und dem kleinen Finger ihre Schamlippen und schob den Mittelfinger zur Hälfte hinein. Das rosige, feuchte Schimmern lud ihn erneut ein, in sie hineinzustoßen. Doch er durfte nicht. Sie wollte ihm ja beim Masturbieren zusehen.
«Mach weiter», raunte sie, «ich will dich stöhnen und wimmern hören. Ich will dich spritzen sehen.»
Aaron versprach seinem harten, zuckenden Schwanz stumm den Himmel auf Erden. Er pumpte härter und intensivierte den Druck der Finger. Der glasige Tropfen an seiner gequälten Eichel wurde größer. Er atmete heftiger, stöhnte und ächzte mehr, als er es normalerweise tat, nur um China geiler und noch heißer zu machen. Falls eine Steigerung überhaupt noch möglich war. Der moschusartige Geruch, den sie verströmte, machte ihn jedes Mal erneut verrückt. Die Adern an seinem Schwanz traten jetzt deutlich hervor. Er spürte, wie es sich in seinen Hoden zusammenzog. Sein Orgasmus war nur noch wenige Atemzüge entfernt. Er würde ihn nicht mehr stoppen. Doch China wäre nicht China, wenn sie das nicht genau erkannt hätte. Blitzschnell war sie über ihm. Sie hob seine Hüften leicht an, stülpte gleichzeitig ihre gierige Möse mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung über seinen Schwanz und rammte im selben Augenblick einen Finger in seinen Anus.
Das Rauschen in seinen Ohren wurde lauter, sein Kopf schien zu platzen. Er schrie laut auf, und dann schoss der Samen in langen Stößen in sie hinein.
«Psst», flüsterte China nach einer Weile, «hörst du das?»
Aaron lauschte. Außer der Brandung und dem Rascheln der Palmen war nichts zu hören. «Ich höre nichts.»
«Eben. Den Fröschen hat es die Sprache verschlagen», kicherte sie. Sie setzte sich im Bett auf und sah sich suchend um. «Nichts mehr zu trinken da? Ich brauche unbedingt einen Schluck, bevor wir von vorn beginnen.»
Es würde eine lange Nacht werden.
Sibylle flog First Class. Sie hasste es, auf engem Raum eingesperrt zu sein, und war gern bereit, für ihren Komfort mehr Geld auszugeben. Etwas, das Tom nie verstand. Er sparte, wo immer er konnte. Sibylle hatte ihn oft damit aufgezogen, dass er, wenn er sich selbst Tee zubereiten würde, wahrscheinlich jeden Teebeutel mindestens dreimal verwenden würde.
«Sie fliegen also nicht nur zum Vergnügen nach Barbados? »
Sibylle blickte kurz von ihrem Notebook auf. Der Mann, der es sich mit verschiedenen Tageszeitungen, Taschenbüchern und einer halben Flasche Wein auf dem Sitz neben ihr gemütlich gemacht hatte, verdiente durchaus einen zweiten Blick. Warum nur war ihr das nicht gleich aufgefallen? Sein markantes Gesicht, das von tief liegenden dunkelbraunen Augen unter dichten dunkelblonden Augenbrauen beherrscht wurde, und die Falten um Augen und Mund machten ihn nicht schön, doch sehr interessant. Durch sein nackenlanges Haar zogen sich erste graue Strähnen. Der breite Silberring an seinem linken Mittelfinger und irgendetwas, das Sibylle nicht benennen konnte, ließ sie den Künstler in ihm erahnen. Der lässig geschnittene beige Leinenanzug komplettierte sein lockeres Äußeres. «Ich will mich auf der Insel erholen, muss aber gleichzeitig auch ein bisschen arbeiten. Ich hoffe sehr, dass die Karibik mir die Arbeit versüßen wird.»
«Waren Sie schon einmal auf Barbados?»
«Bislang habe ich ausschließlich in schlechterem Klima gearbeitet.»
Er lachte. «Und was arbeiten Sie?» Er beugte sich ein wenig weiter zu ihr hinüber und versuchte einen Blick in ihr Notebook zu erhaschen, das sie, schräg zu sich gewandt, aufgeklappt hatte.
«Ich schreibe Kriminalromane.»
«Wow. Schade. Ich lese fast nur Sachbücher.» Er wies auf die beiden Taschenbücher und einige Fachzeitschriften, die auf seinem Klapptisch lagen. «Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wenn Sie mir Ihren Namen verraten, werde ich mir zu Abwechslung einen Krimi genehmigen. Wer weiß, vielleicht komme ich ja auf den Geschmack. Etwas Aufregendes für die Nacht ist ja nie verkehrt.»
Normalerweise hätte Sibylle spätestens jetzt das Gespräch mit einer schroffen Bemerkung beendet, weil sie glücklich verheiratet war und es nicht nötig hatte, auf eine kaum versteckte Anmache einzugehen. Doch die Zeiten hatten sich geändert. Heute war alles anders. Sie befand sich quasi in ihrer ganz persönlichen Zwischenwelt, und es war an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Die Karibik, und darin war für sie auch der Flug mit eingeschlossen, war die ideale Umgebung für einen Neuanfang. Der Typ war nicht viel älter als sie. Er machte einen gepflegten Eindruck. Seine dunklen Augen besaßen eine viel versprechende Tiefe. Entschlossen klappte sie das Notebook zu. Es sprach nichts gegen einen kleinen Flirt, um sich den Flug so angenehm wie möglich zu gestalten.
Wer konnte schon sagen, was daraus für Möglichkeiten erwuchsen? Und wenn es nur die Idee für einen ungewöhnlichen Mord sein würde? Auch das wäre ihr recht.
Gleich nachdem sie gelandet und aus dem Flugzeug gestiegen waren, hatte sie ihren Flugnachbar aus den Augen verloren. Sie wusste nur, dass sein Name Jonathan war und er ein kleines Haus auf Barbados besaß, in das er sich für zwei Wochen zurückziehen wollte. «Kreative Pause», hatte er es genannt. Jetzt sah sie ihrem Chauffeur Dennis dabei zu, wie er seine dunklen, schulterlangen Locken unter die rote Baseballkappe schob und übellaunig die drei Koffer und die Reisetasche im Kofferraum und auf der Rückbank des alten Volvo verstaute.
«Zahlen Sie mit Goldmünzen? Der Koffer», er wies auf einen schwarzen Schalenkoffer, «ist viel zu schwer für eine Frau.»
«Bücher. Im Koffer sind Bücher.» Sibylle hatte Kopfschmerzen und keine Lust, lange Erklärungen über ihr Gepäck abzugeben. Aus den Augenwinkeln sah sie ihren charmanten Flugnachbarn in eine dunkle Limousine steigen. Er winkte ihr noch kurz zu. Dann glitt der Wagen geräuschlos davon. Genervt wendete sie sich Dennis zu, der als Chauffeur und Gärtner auf «Bajan Dreams» fungierte, wie er sagte. Der Kerl sollte sie einfach nur auf dem schnellsten Wege zur Villa bringen, damit sie sich in einen dunklen Raum legen und die Stirn mit einem nassen Tuch kühlen konnte.
«Bücher.» Dennis schüttelte den Kopf und klemmte seinen muskelbepackten Körper hinters Steuer. «Es gibt genug zu lesen im Haus. Da muss man doch nicht so viel Krempel mit sich herumschleppen. Sie können auch ins Internet. Wir haben allen modernen Komfort, den man sich wünscht.»
«Gut zu wissen.» Sibylle fragte sich, warum für Dennis, der in Diensten eines Schriftstellers stand, Bücher so überflüssig oder exotisch waren. Womit verdiente sein Arbeitgeber schließlich das Geld, um ihm den Lohn zu zahlen?! «Wie lange dauert die Fahrt?»
«Nicht lange.»
«Es ist also nicht weit?»
«Nein.»
Ganz klar. Sie war abgeblitzt. Es dürfte schwierig werden, von Dennis irgendwelche Hilfeleistungen zu erbitten. Aber momentan brummte ihr Schädel dermaßen, dass sie sich darüber keine weiteren Gedanken machen wollte, respektive konnte.
Als das Flugzeug auf Barbados gelandet war, schaltete die Stewardess erneut diese nervenaufreibende Hintergrundmusik ein, vor der man auch in der First Class nicht verschont blieb. «I’m going to Barbados.» Dieser Song aus den siebziger Jahren dudelte nun wahrscheinlich den ganzen Tag über in ihrem Hirn, nur unterbrochen von dem hämmernden Klopfen in Schläfen und Stirn. Kein guter Start auf der tropischen Insel.
Wie zur Bestätigung setzte ein warmer Regenschauer ein.
Dennis hielt an einem winzigen roten Holzhaus, das typisch für die West Indies war – und für den Tourismus unentbehrlich. Sibylle hatte nicht genau verstanden, um was es ging. Unwichtig. Dennis wollte irgendetwas abholen. Sie wollte nur auf dem schnellsten Weg ins Bett. Und nun der berühmte Tropenregen. Wie gebannt stieg sie aus dem Wagen und breitete am Straßenrand stehend die Arme aus, hielt sogar dem warmen Regen ihr Gesicht entgegen. Die Wimperntusche sollte wasserfest sein. Man würde sehen.
Auf Hawaii werden die Gäste mit Blumenkränzen begrüßt. Und Barbados wartet mit warmem Regen auf, der Leib und Sinne massiert, dachte Sibylle und drehte sich, leise summend, um sich selbst herum. «I’m going to Barbados. »
Dennis schlug die Fahrertür hinter sich zu und steckte den Kopf zum Fenster hinaus. «Wir können fahren.»
Ein kurzer, viel sagender Blick streifte ihre Brüste, die sich unter der weißen, dünnen Leinenbluse abzeichneten. Sie hatte nicht bedacht, dass der Regen den extrem leichten Leinenstoff beinahe durchsichtig machte. Ihr hauchdünner Calvin-Klein-BH stützte zwar den Busen, aber er war nicht geeignet, ihn unter einer nassen Bluse zu verbergen.
Sibylle kannte sich selbst nicht wieder. Es war, als ob sie der Teufel ritt. Ganz langsam strich sie die nasse Bluse von den Brüsten bis zur Taille hin glatt, um ihn zu provozieren. Mit leicht geröteten Wangen, doch innerlich zufrieden schnurrend, stieg sie in den Wagen zurück, ohne Dennis eines einzigen Blickes zu würdigen.
Sie fuhren die Westküste der Insel entlang. Vorbei an Hotels und den kleinen bunten Häusern, die Sibylle sehr gefielen, weil sie ihre Phantasie anregten. Die Häuschen standen meist dicht an der Straße, während sich die luxuriösen Villen mit Pool, Tennisplatz und klimatisiertem Fitnessraum inklusive mehrköpfigem Personal hinter hohen Toren verbargen. Das erklärte ihr Dennis, dem es wohl letztlich doch nicht gefiel, schweigend mit dem Gast über die Insel zu fahren.
Die Straße wurde ein wenig schmaler und schlängelte sich hügelabwärts dem Meer entgegen.
Der Regen hörte auf. Die Schauer dauerten um diese Jahreszeit meist nur zehn oder fünfzehn Minuten. Auch das erklärte ihr Dennis.
Sibylle nahm es mit «aah» oder «hmm» zur Kenntnis und war froh, als sie endlich ihr Ziel erreichten: Bajan Dreams. Um die prächtige weiße Villa zog sich eine breite Holzveranda, auf der breite Sessel aus Korbgeflecht zum Verweilen einluden. Die hohen Fenster waren zur Sonnenseite hin durch weiße Fensterläden geschlossen und versprachen Sibylle ein schattiges, kühles Plätzchen, wo sie ihr schmerzendes Haupt betten konnte. Alle weiteren Eindrücke mussten erst einmal warten, bis sich der hämmernde Schmerz in ihren Schläfen gelegt hatte. Sie ließ sich vom Hausmädchen Carol ihr Schlafzimmer zeigen und teilte ihr freundlich mit, dass sie zwei Stunden Ruhe benötigte und vorerst keine anderen Wünsche hatte.
Nachdem sie sich bis zum Abend ein wenig ausgeruht hatte, machte sie sich frisch und zog zur Feier ihres ersten Abends auf der Trauminsel einen blau gemusterten, leger geschnitten Hosenanzug aus fast durchsichtigem Chiffon an. Sie schlenderte ein wenig durch den großen, gepflegten Garten von Bajan Dreams und ließ sich schließlich in der Abenddämmerung am Pool nieder.
«Herzlich willkommen in unserem kleinen Paradies.»
Ein großer, braun gebrannter, dunkelhaariger Mann in heller Sommerhose und buntem Hemd kam mit zwei bunt geschmückten Cocktailgläsern in Händen auf Sibylle zu. «Are you friendly enough for Barbados?»
»Bitte?» Für einen Augenblick dachte sie, Dennis habe sich bei diesem Mann, der wie Magnum aussah, über ihr unfreundliches Verhalten beschwert. Später begegnete ihr der Satz, der zum Slogan der Insel geworden war, immer wieder auf Werbetafeln und in Prospekten.
«Hi. Ich bin Aaron. Aaron Sherman. Ihr Nachbar.»
«Sibylle Parker.» Sie nahm einen der Cocktails und lächelte verhalten.
«Nur wenig Alkohol. Hauptsächlich frischer Fruchtsaft und dazu einen kräftigen Schuss Mount Gay Rum. Wie sich das gehört», versicherte der Nachbar.
Sibylle sah zum Haus, konnte aber niemanden entdecken. Weder Dennis noch Carol, die Hausmädchen, Köchin und Gesellschafterin in einem war, ließen sich sehen.
«Carol hat mich reingelassen. Sie wollte Ihnen gerade den Drink zum Pool bringen ...»
«Und da haben Sie sich ihnen angeschlossen. Den Drinks, meine ich.»
Er lachte. «Sozusagen.»
«Also sind Sie für die nächsten Wochen mein Nachbar. »
«Zu Ihrer Verfügung», schmunzelte er und mimte eine höfische Verbeugung.
«Was immer Sie damit auch meinen, wenn Sie sich zu meiner Verfügung halten – ich für meinen Teil werde keinen Gebrauch davon machen, weil ich einzig und allein meine Ruhe haben möchte. Ich will und muss arbeiten.» Sie merkte selbst, dass sie ein wenig zickig klang.
«Schreiben. Ich weiß.»
Verdutzt sah sie ihn an.
«Sibylle Parker. Kriminalschriftstellerin. Recht erfolgreich, möchte ich meinen. Ich habe einige Ihrer Bücher gelesen. Berufsinteresse.»
«Bin ich, ohne es zu wissen, in eine Schriftstellerenklave geraten? Mein unsichtbarer Gastgeber soll Schriftsteller sein. Sagt Emma, meine Agentin. Und Cousine.»
«Emma? Aah, Emma Lamb.» »Die kennen Sie also auch?»
«Ziemlich gut sogar.»
«Wieso überrascht mich das nicht? Was weiß ich noch alles nicht? Über meinen Gastgeber, dieses Haus, meinen Nachbarn?»
«Zugegeben. Es klingt alles ein bisschen wie eine heimliche Verschwörung. Aber außer Ihnen werden nicht noch neun weitere Gäste auftauchen, denen dann vom Butler beim Dinner, wegen übler Schandtaten aus grauer Vorzeit, eine kollektive Mordandrohung serviert wird.»
«Wieso sind Sie da so sicher?»
«Man weiß zugegebenermaßen nie, wer hier als Nächster auftaucht, weil einige Besitzer ihre Häuser Freunden zur Verfügung stellen, wenn sie selbst nicht hier sind. Vielleicht finden Sie hier noch Anregungen für Ihren nächsten Kriminalroman. Es gibt überall Intrigen und dunkle Geheimnisse. »
Irritiert sah sich Sibylle zum ersten Mal genauer um und entdeckte hinter und neben dem Pool die schemenhaften Umrisse weiterer Gebäude.
«Wie viele Villen gibt es hier?»
«Sechs. Eine ist noch größer als Ihre. Die meisten fallen jedoch ein bisschen bescheidener aus. Außerdem gibt es noch einen zweiten Pool, dann den kleinen Privatstrand, der auf Barbados eine Ausnahme ist, und zwei Tennisplätze. Als Gast dieser Anlage sind Sie im nahe gelegenen Golfclub des Sandy-Lane-Hotels jederzeit willkommen. Gegen einen entsprechenden Obolus selbstverständlich. Das Sandy Lane hat im Übrigen die beste Beautyfarm der Insel. Nicht dass Sie es nötig hätten. Aber so ein Wellnesstag bewirkt oft Wunder. Entspannung für Geist, Seele und Körper.»
«Na, da bin ich ja beruhigt. Ich dachte doch tatsächlich, ich wäre hier völlig allein und auf mich gestellt.» Sibylles Stimme war pure Ironie. Sie war auch ein bisschen sauer auf ihre Cousine, die ihr offensichtlich nicht alles über Bajan Dreams und die Nachbarschaft erzählt hatte.
«Wenn Sie es wünschen, wird Sie niemand belästigen.»
Carol kam vom Haus her mit wiegenden Schritten auf sie zu. Obwohl sie etwas übergewichtig war, hatte sie den leichten, tänzelnden Gang einer nervösen Stute vor dem Rennen. «Dinner. Ich habe für dich mit gedeckt, Aaron.»
Offensichtlich weiß ich einiges nicht, dachte Sibylle und zweifelte, ob sie hier wirklich die Ruhe zum Arbeiten finden würde, die Emma so gelobt hatte. Diese Carol blitzte Nachbar Aaron aus ihren dunklen Augen so lüstern an, dass mit nächtlichem Lustgestöhne zu rechnen war. Und darauf konnte Sibylle nun weiß Gott verzichten.
Als sie mitten in der Nacht erwachte, brauchte sie einen Augenblick, um sich zu erinnern, wo sie war. Durch das geöffnete Fenster drangen der Gesang der Frösche und die Klänge einer Steelband. Sie hatte bei ihrer Ankunft nicht darauf geachtet, ob sich ein Hotel oder eine Bar in der Nähe des Hauses befand. Nur so, meinte sie, ließen sich die Steelbandklänge erklären. Es war kitschig und romantisch in einem.
Sie streckte sich unter dem dünnen Laken, das als Decke genügte, und war fast wieder eingeschlafen, als sie nur schwerlich unterdrücktes Kichern hörte. Geräuschlos schlich sie ans Fenster und blickte in den schummrigen Garten hinunter, der von vier weit auseinander stehenden Lampen spärlich beleuchtet wurde. Die sternenklare Nacht tat ein Übriges, Licht ins Dunkel zu bringen.
«Was hältst du von ihr?», fragte eine Frauenstimme.
«Ein bisschen gehemmt. Ich denke, unter der zur Schau getragenen Distanz ist sie ganz umgänglich. Und noch ein Stückchen tiefer schlummert ein Vulkan.»
War das Dennis’ Stimme, fragte sich Sibylle und lehnte sich angespannt lauschend vorsichtig ein Stück aus dem Fenster hinaus.
«Die ist eine zickige, übellaunige Eisbärin, die dich entweder gleich auffrisst oder zum Eiszapfen werden lässt. Wie Arnold Schwarzenegger in dem Film mit Batman. Wie hieß der noch gleich?»
Das war tatsächlich Dennis’ Stimme. Sibylle war sich jetzt sicher. Doch wer meinte dann, dass unter ihrer Distanz ein Vulkan schlummerte? Aaron Sherman?
Sie hatten doch von ihr gesprochen? Von wem sonst?
Jetzt sah Sibylle, wie ein Trio zum Strand hinüberschlenderte. Es waren Dennis, Carol und Aaron.
Was wollten die zu dritt am Strand? Mitten in der Nacht.
Sie wartete noch eine Weile am Fenster. Doch dann verließ sie ihren Posten und kroch unter das Laken zurück. Kurz darauf schlief sie ein. Sie träumte von Tom und von Deborah, die in schwarzen Lackstiefeln und eng anliegendem Lederbody mit einer Peitsche knallte. Und Tom machte Männchen wie ein Löwe in der Zirkusarena.
Schweißgebadet schreckte sie aus dem Schlaf hoch. Wie lange hatte sie geschlafen? Es fühlte sich an, als wären es nur Minuten gewesen. Waren die drei vom Strandausflug zurück? Als folge sie dem fernen Ruf der Sirenen, schlich sie in die mondhelle Nacht hinunter zum Strand, auf den unsichtbaren Spuren von Carol, Aaron und Dennis.
Der Wind kam vom Land und trieb kleine Wolken hinaus aufs Meer, die auf ihrem nächtlichen Weg in die Weite sanft über den Mond strichen, ihn in ihr nebliges Gespinst hüllten und dann wieder freigaben, damit er erneut die drei auf dem Strand ineinander verschlungenen Körper beleuchtete.
Sibylle blieb bei ihrem Anblick abrupt stehen und hielt den Atem an. Sie brauchte einen kurzen Moment, um die Gliedmaßen, die nur wenige Meter von ihr entfernt miteinander rangen, zuzuordnen, doch das lag mehr an der Dunkelheit als an ihren mangelnden anatomischen Kenntnissen oder fehlender erotischer Phantasie.
«Jetzt bin ich dran», befahl Dennis.
Carol und Aaron veränderten ihre Positionen, ohne dabei die Lippen voneinander zu lösen. Sie küssten sich noch, als Aaron unter Carol zu liegen kam, die schon ihre kräftigen Schenkel spreizte und sich gemächlich auf ihm und seinem steifen Pint niederließ.
«Das ist das Tor zum Nirwana», meinte Carol.
«Nein. Das ist hier.» Dennis kniete hinter Carol. Er griff mit beiden Händen von unten ihre breiten, schwingenden Pobacken und unterstützte so Carols Ritt auf Aarons Schwanz. Dann verfiel er mit den Händen in einen eigenen Rhythmus, der einem schnelleren Takt gehorchte und offenbar Carols Orgasmus beschleunigte. Ihr Keuchen wurde heftiger. Sie feuerte Dennis an. Doch da wurden seine Bewegungen langsamer. «Du hattest schon zweimal dein Vergnügen», murrte er. «Jetzt sind wir dran.» Sein dunkelbrauner Schwanz, der Sibylle sehr an den eines Hengstes erinnerte, schwang aufgerichtet hinter Carols Anus und wurde nun langsam, doch unerbittlich ins Nirwana eingeführt. Carol verhielt sich nun ganz still. Sibylle glaubte zu sehen, wie die dunkelhäutige Schöne sich konzentrierte, um locker zu lassen, damit dieser Riesenknüppel sie nicht innerlich zerriss. Auch Aaron bewegte sich nicht, bis Dennis’ Tiefseetaucher die Tausendmetergrenze erreicht hatte.
«Spürst du mich? Fühlst du diesen geilen, mächtigen Voodoopriester in dir tanzen und zucken?» Dennis begann jetzt, sich vor und zurück zu bewegen. Seine Stimme klang rau und hatte einen fast bedrohlichen Unterton.
Sibylle stellte sich die beiden Schwänze vor, die jetzt, dicht an dicht, nur durch eine dünne Haut getrennt, in Carol aneinander rieben. Spürte sie Lust? Machte die Szene sie an? Sie fühlte ihre eigene Nässe und das eindeutige Zucken von Klitoris und Möse. Sie war eine Voyeurin und - sie würde gleich einen Orgasmus haben, ohne auch nur angefasst worden zu sein.
Vorsichtig bewegten sich die Männer in Carol, doch die wollte es wilder und feuerte sie erneut an, ihr alles zu geben. «Fickt mich! Ja, fickt mich.»
Dennis schien keine weitere Einladung zu brauchen. Er stieß mit beherrschter Kraft zu und gab dabei grunzende, tierische Laute von sich, die Sibylle noch mehr erregten.
«Fester! Härter!», schrie Carol.
Sibylle versuchte Aarons Gesicht zu sehen. Er gab keinen Ton von sich, sondern rieb nur Carols schwere Brüste, die einladend über ihm hingen. Er schlang die süßen, dunklen Kirschen in seinen Mund. Carol, die weit über ihn gebeugt war und sich mit aller Kraft ihrer kräftigen Arme auf ihre Handflächen gestützt hielt, um unter dem Ansturm von hinten nicht zusammenzubrechen, bleckte wie eine läufige Hündin die Zähne und zischte Aaron an, er solle sie ficken, nicht fressen.
Aaron wandte den Kopf und holte vor dem finalen Stoß noch einmal Atem. Sein Blick traf Sibylles und hielt ihn gebannt, bis er mit heiserem Schrei seinen Samen in Carol spritzte, die fast zeitgleich kam und dann endlich unter der Last von Dennis zusammenbrach.
Sibylle kam im selben Moment und biss sich fest auf die Knöchel ihrer Finger, um nicht die Aufmerksamkeit der zwei anderen zu erwecken. Aber das erwies sich als sinnlos. Carol und Dennis folgten Aarons Blick. Sibylle stand wie gebannt da, und ehe sie Gelegenheit zur Flucht hatte, war Dennis aufgestanden und hatte sie aus ihrem Versteck gezogen.
«Hast du Lust mitzumachen?»
Sie warf einen flüchtigen Blick auf Dennis’ Schwanz und staunte nicht schlecht. Er hatte noch fast die gleichen Ausmaße wie vor seinem Ritt ins Nirwana. Wie machte der Kerl das? Sibylle wollte gehen, doch ihre Füße wollten sich nicht bewegen.
Carol, wieder zu Atem gekommen, zog Sibylle nun zu sich hinunter auf die Decke. «Wir tun nichts, was du nicht möchtest», raunte sie ihr ins Ohr.
Sibylle schloss die Augen und ließ es geschehen. Dies war nicht die Wirklichkeit. Dies war ein Traum.