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2. Kapitel

Als Allison mit Maurice in Julies Hotel ankam, hatte die Freundin gerade eine heftige Auseinandersetzung mit einem dunkelhäutigen Mann, der eine ausgefranste khakifarbene Hose trug und ein verschwitztes Muscle-Shirt. Heftig gestikulierend redete der Mann auf Julie ein, drehte sich dann abrupt um und stürmte die Auffahrt hinunter. Als sei nichts geschehen, kam Julie auch schon mit ausgebreiteten Armen jauchzend auf Allison zugelaufen. Die Frauen umarmten und küssten sich, als hätten sie nicht damit gerechnet, sich jemals im Leben wiederzusehen.

«Was für ein Zirkus», fauchte Pamela abfällig und drängte sich frech zwischen die beiden Frauen. «Ich bin müde. Es war ein langer Flug. Und dann noch das Essen in dieser Spelunke.» Sie warf Maurice einen abfälligen Blick zu. «Es scheint niemanden zu interessieren, aber ich würde gern auf mein Zimmer gehen und duschen.» Sie sah Julie auffordernd an.

«Okay.» Julie war fest entschlossen, sich nicht bereits in den ersten zehn Minuten von Allisons missratener Stieftochter provozieren zu lassen. Wie schade, dachte sie, dass ein so ausnehmend hübsches Mädchen ein so ungehöriges Verhalten an den Tag legt. Sie griff Allisons Hand und zog sie mit sich ins Haus. «Kommt. Ich zeige euch die Zimmer. Sie liegen nebeneinander und haben Blick aufs Meer.»

«Darauf könnte ich verzichten», nörgelte Pam.

«Auf den Meerblick?», fragte Julie. «Alle wollen Meerblick. Ich könnte gut und gern zehn weitere Zimmer mit Blick aufs Meer haben.»

«Ich meinte, dass ich darauf verzichten könnte, das Zimmer neben ihr zu bewohnen.» Pam wies auf Allison.

Julie zog erneut vor zu schweigen und biss die Zähne zusammen. Womit hatte Allison nur dieses Monster verdient? Und warum wehrte sie sich nicht? Früher hätte sie sich dieses Verhalten niemals bieten lassen.

«Ich bin einfach zu müde», sagte Allison, als könnte sie Julies Gedanken lesen. «Nach einer Dusche und einem kurzen Nickerchen wird es mir besser gehen. Oder wirft das deine Pläne durcheinander?»

«Keineswegs. Die Willkommensparty für euch steigt erst am Abend. Na ja, Party ist vielleicht zu viel gesagt. Es gibt einen Umtrunk, Musik und karibische Küche. Ein paar Freunde aus der Nachbarschaft werden kommen und natürlich der eine oder andere Gast. Das lässt sich ja nicht vermeiden. »

«Wunderbar. Bis dahin bin ich wieder fit.»

Sie hatten die Zimmer erreicht, und Allison zeigte sich beeindruckt von der Einrichtung mit weiß gestrichenen Korbmöbeln und den farbenfrohen Stoffen. «Was für ein phantastischer Kontrast zum Grau in London!» Sie drückte Julie fest an sich und gab ihr einen schwesterlichen Kuss auf die Wange. «Ich danke dir für alles.»

«Wofür? Dafür, dass ich dich hergelockt habe, damit du dich endlich ein wenig erholen kannst?»

«Auch. Ja.»

Entsetzt wies Pamela auf eine Tür in Allisons Zimmer, die offenbar die Verbindungstür zu ihrem eigenen war. «Ich hätte gern den einzigen Schlüssel», forderte sie.

«Die Tür ist sowieso abgeschlossen. Der Schlüssel hängt in meinem Büro. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass deine Mutter dich kontrolliert.»

«Sie ist nicht meine Mutter. Meine Mutter starb bei einem Unfall. Ich ziehe es vor, sie Allison zu nennen», klärte Pam Julie auf.

«Ich gehe dann mal. Wir sehen uns spätestens um sieben am Pool. Bis dann.» Julie drückte den beiden Frauen je einen Zimmerschlüssel in die Hand und machte sich eilig davon. Sie hatte heute bereits genug Ärger gehabt und wollte nun nicht auch noch einem Streit zwischen Stiefmutter und -tochter beiwohnen.

Auf der Terrasse traf Julie auf Maurice. «Sollte ich mich jemals entschließen, einen Mann mit einem Kind zu ehelichen, erinnere mich bitte an Allisons Stieftochter. Dann werde ich geheilt sein. So toll kann Laurel doch gar nicht gewesen sein, dass Allison so verblendet war und nicht gemerkt hat, was sie sich mit ihm noch einhandelt. Dieses Monster von Tochter ... »

«Sie hat ihn geliebt.» Maurice zuckte mit den Schultern.

«Natürlich hat sie das. Ich finde nur, dass er sie nicht mit seiner Tochter zurücklassen durfte, wenn er sie ebenfalls geliebt hat.» Sie lächelte Maurice etwas schief von der Seite an. «Klingt nicht ganz logisch, oder?»

«Nicht ganz. Aber es klingt ganz nach dir und deiner Logik, mein Schatz.»

«Sag das nicht.»

«Okay.» Er schickte ihr einen Luftkuss, wie sie es am Tag zuvor getan hatte. «Bis heute Abend dann.» Gleich darauf fuhr er mit quietschenden Reifen die Auffahrt hinunter. Julie kam es so vor, als bekräftigte er damit nochmals, was er von ihrer Logik hielt.

«Das tut er nur, um mich zu ärgern», sagte sie laut zu sich selbst und musste über sich und Maurice schmunzeln. Sie hatten gemeinsame Rituale wie ein altes Ehepaar. Vielleicht passten sie ja doch besser zusammen, als sie meinten?

Am frühen Abend beobachtete Nicole Steward den drahtigen Dan, während der sich mit den Surfbrettern abmühte, die einige seiner Schüler achtlos in den Sand geworfen hatten. Er schleppte die Boards in das rot angestrichene Holzhaus, das gleichzeitig als Lagerraum und Büro diente. Irgendwer hatte etwas von einer Beachparty gefaselt, und schon waren alle Hals über Kopf davongestürzt, und keiner kümmerte sich mehr um die Bretter, die sie ja nur geliehen hatten. Morgen würde er ihnen eine Standpauke halten, rief er wütend zu Nicole hinüber, die lediglich mit den Schultern zuckte. Sie wartete darauf, dass er endlich fertig war und sie zum Angriff übergehen konnte, denn sie wollte ihn vernaschen, bevor sie später mit Dan zu der kleinen Empfangsparty am Pool des «Tropical Heaven» gehen würde. Kurze Zeit später zog sie ihn zielstrebig in das winzige Büro des Holzhauses und schloss die Tür hinter sich. Sie trug extra knappe orangefarbene Shorts, die ihre langen Beine noch länger wirken ließen, und dazu ein enges kiwifarbenes Shirt mit Spaghettiträgern, das ihre prallen Brüste mehr betonte als bedeckte. Ihr dickes naturblondes Haar, Erbgut ihrer dänischen Großmutter, hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, den sie jetzt öffnete. Sie schwang den Kopf wie in Zeitlupe hin und her, sodass der blonde Schwall vorteilhaft ihr Gesicht umrahmte und locker über ihre Schultern fiel. Ihr Gesicht war herzförmig, ebenso ihr voller Mund. Sie war die perfekte Mischung aus Barbie und Sharon Stone. Sie war intelligent und hatte in Meeresbiologie ihren Doktortitel erworben. Doch jetzt war sie hauptsächlich heiß und geil auf Dan, mit dem sie seit sechs Wochen Sex hatte und der alles übertraf, was vorher gewesen war. Nicole liebte in erster Linie sich selbst, und so vögelte sie leidenschaftlich gern mit Dan in ihrem eigenen Schlafzimmer, weil sie sich dort während des Liebesspiels im Spiegel beobachten konnte.

Dan war Mulatte: Seine Mutter war eine weiße Amerikanerin und sein Vater jamaikanischer Musiker und Kiffer. Daniel war eins neunzig groß, hatte schulterlanges, lockiges Haar, um das ihn jede Frau beneidete, lange, dichte Wimpern und einen Schwanz, der im erigierten Zustand beachtliche Ausmaße besaß. Allein der Gedanke an sein Zepter brachte Nicoles Säfte zum Fließen. Sie fuhr mit der linken Hand von unten in ihre Shorts und schob zwei Finger in ihre nasse Möse. Als ein Schauer durch ihren Leib fuhr, schloss sie für einen Moment die Augen.

Dan beobachtete sie gebannt und ging sofort auf ihr Spiel ein. Er ließ sich auf den einzigen Stuhl im Raum fallen und zog Nicole zu sich heran. «Gib sie mir», murmelte er heiser, und schon schob Nicole nasse Finger zwischen seine Lippen. Er begann an ihren Fingern zu lecken und zu saugen, ganz so, wie sie es mit seinem Schwanz tun würde, wenn er sie darum bitten würde. Sein bester Freund erhob sich bereits und verlangte danach, aus seinem Gefängnis entlassen zu werden. Er wollte in Nicoles weiches, heißes Fleisch stoßen.

Die beiden waren so damit beschäftigt, sich gegenseitig anzuheizen, dass sie Pamela nicht bemerkten, die sie verstohlen beobachtete. Sie hatte zuerst durch die vom Salzwasser beschlagene Scheibe des kleinen Fensters geblickt und dann leise die Tür des Holzhauses geöffnet. Pamela spürte, wie ihr Herz aufgeregt zu klopfen begann; in ihrem Unterleib zog es vor Verlangen und Sehnsucht. Sie erhaschte einen kurzen Blick auf Dans enormen Stab und hätte beinahe vor Verzückung in die Hände geklatscht.

Pamela war kein unbeschriebenes Blatt und schon lange keine Jungfrau mehr. Zum ersten Mal hatte sie mit fünfzehn Jahren mit einem Jungen geschlafen, der nicht viel älter als sie selbst war und ebenso ungeschickt und unerfahren. Doch diese Zeit lag lange zurück. Sie war im Bett zu einem geschickten Luder herangewachsen, wie ihr letzter Lover festgestellt hatte. Trotzdem beobachtete sie nun Nicole und Dan ganz genau. Vielleicht beherrschte die Blondine ja Tricks, die sie noch nicht kannte. Und da sie sich bereits auf den ersten Blick in Daniel verliebt hatte und er seither Objekt ihrer Begierde war, wollte sie, wenn sie ihn erst einmal ins Bett bekommen hatte, nicht unerfahren im Vergleich zu den Fähigkeiten seiner blonden Geliebten wirken. Sie hielt den Atem an, als Dan sich auf dem Stuhl weit zurücklehnte und zugleich seine langen Beine fest auf den Boden drückte, damit er seiner Gespielin genug Halt bot, als die sich nun mit gespreizten Schenkeln langsam auf seinen hoch erhobenen Schwanz senkte. Pamela meinte ein saftiges Schmatzen zu hören und stellte sich vor, wie ihre eigenen Lippen sich um diesen starken Stab schlossen. Sie spürte, wie die Nässe zwischen ihren Beinen zunahm. Schließlich aber fürchtete sie, ihr schweres Atmen könnte sie vielleicht verraten, und zog sich leise zurück. So sah sie den enttäuschten Ausdruck nicht, der für zwei Sekunden über Dans Gesicht huschte, denn er hatte Pamela sehr wohl bemerkt und es genossen, bei seinem Liebesspiel beobachtet zu werden.

Nicole — weil es keinen Spiegel gab, in dem sie sich beobachten konnte, hielt sie ihre Augen fest geschlossen — hatte davon nichts bemerkt. Sie spannte ihre inneren Muskeln an und umschloss Dans Schwanz, so fest sie konnte, was ihr durch seine Größe nicht schwer fiel. Er füllte ihr Inneres bis in den letzten Winkel aus, sodass ihre Bewegungen dem sanften Hin-und-her-Gleiten der Wellen am Strand glichen, um sich an seine Größe zu gewöhnen. Fest, doch gleichzeitig auch sanft massierten die feuchten Wände ihrer Muschi seinen Schwanz.

«Endlich», seufzte sie, als Dan begann, ihre vollen Brüste zu streicheln, an den steil aufgerichteten Warzen zu zupfen, und sie schließlich abwechselnd in den Mund nahm, um an ihnen zu saugen und zu knabbern. Er wechselte von sanften zu kräftigeren kleinen Bissen, was, wie er wusste, ihre Lust weiter schürte. Nicole griff an Dans schweren Hodensack und wog und rollte ihn in ihrer rechten Hand. Dann zupfte sie spielerisch an den Härchen und umschloss sein Gehänge danach so fest, dass Dan leise vor Schmerz und Lust aufstöhnte.

Dies war für Nicole der Auslöser, ihn nun doch etwas heftiger zu reiten. Sie ließ seinen Schwanz fast aus sich herausgleiten und senkte sich gleich wieder rasch auf ihn nieder, bis sie spürte, wie die Spitze seines Stabes gegen ihren Muttermund drückte.

«Willst du es so?», ächzte Dan. «Sag es mir, Baby. Willst du es jetzt? Hart und schnell?» Schweiß bildete sich auf seinen Schultern und auf seiner Brust.

Nicole leckte über seine kleinen harten Brustwarzen und murmelte zustimmend. Doch dabei musste sie sich weiter vorbeugen und veränderte so den Winkel, in dem die pralle Eichel sie massierte. Dans Schwanz drückte jetzt auf den saftigen Wulst ihres G-Punkts und ließ sie binnen Sekunden erzittern. Ihr ganzer Körper spannte sich kurz an und wurde dann von einer stürmischen Welle ergriffen, die sie so heftig schüttelte, dass sie sich an seinen Schultern festklammerte.

Zu spüren, wie Nicole fortgerissen wurde, genügte, um Dans Schwanz bersten zu lassen. Die hervorquellenden Ströme schienen überhaupt nicht mehr versiegen zu wollen und ließen ihn stöhnen, als hätte Nicole ihn bei ihrem Ritt verletzt.

Schwer atmend verharrten sie beide still in der Position. Dan hielt seine Geliebte fürsorglich umschlungen. Doch die zärtliche Geste täuschte, denn in Gedanken fragte er sich, wie lange seine Liaison mit Nicole wohl noch bestand hätte. In spätestens einem Monat würde sie St. Lucia wieder verlassen und somit ihre Affäre ein ganz normales Ende finden. Er sollte sich also nicht den Stress aufhalsen, die Beziehung vorher zu beenden, was Nicole wahrscheinlich ohnehin nicht akzeptieren würde. Sie war eine der sexgierigsten Frauen, mit denen er jemals zusammen gewesen war, und sicher nicht bereit, sich für die letzten Wochen ihres Aufenthaltes einen neuen Lover zu suchen. Sie versicherte ihm doch jedes Mal, dass sie mit ihm den besten Sex seit langem hatte. Trotzdem verspürte er von Mal zu Mal weniger Verlangen nach Nicoles Körper. Wenn keine Liebe mit im Spiel war, genügten auf Dauer auch die geilsten Sexspiele nicht. Ihm stand der Sinn nach einer neuen Eroberung. Er glaubte, die Kleine wiedererkannt zu haben, die er mit Maurice am Flughafen gesehen hatte. Er war sich ziemlich sicher, dass sie es war, die ihn und Nicole beobachtet hatte. Über kurz oder lang würden sie sich daher sicherlich erneut begegnen — und dann: Showtime. Er würde den Charme versprühen, für den er bekannt war, und ihr kleines Herz im Sturm erobern. Es war wirklich an der Zeit, dass sein Liebesleben eine Abwechslung erfuhr. Er war schon viel zu lange mit Nicole zusammen.

«Warum habe ich nur das Gefühl, dass du gar nicht mehr bei mir bist?» Nicole schlüpfte in ihre Shorts und streifte sich das Top über. «Ihr Männer seid auch alle gleich. Wenn ihr habt, was ihr wollt, dann ist man Luft für euch.» Sie versuchte einen Schmollmund zu ziehen, doch wollte ihr das nicht ganz gelingen.

«Du hast ja wohl ebenfalls bekommen, was du wolltest, Baby. Wer hat hier schließlich wen verführt? Was soll also dieses Theater?» Seine Stimme klang unfreundlicher, als er beabsichtigte. Dan sprang in seine Bermudashorts und begann hektisch im Raum herumzuräumen. «Kommst du nun mit auf die Party?»

«Weiß ich noch nicht. Vielleicht komme ich später nach.» Nicole schmollte nun doch ein wenig; sie war es einfach nicht gewohnt, nach der Pfeife eines anderen zu tanzen.

«Mach, was du willst.» Er blieb im Türrahmen stehen und sah sie auffordernd an. «Ich will mich noch frisch machen und umziehen. Wir müssen los.»

Nicole griff ihre Strandtasche und ging langsam auf ihn zu. Was war passiert, dass seine Stimmung so plötzlich umgeschlagen war? Sie hatte doch nichts gesagt oder getan, was diese Schroffheit auszulösen vermochte. Als sie mit ihm gemeinsam im Türrahmen stand, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn kurz auf den Mund. «Bis später — vielleicht.»

«Okay.» Dan wollte keine Diskussion und tat einfach, als sei alles in Ordnung. Er würde auch allein auf die Party ins «Tropical Heaven» gehen.

Allison war der Mittelpunkt der kleinen Party. Selbst wenn sie nicht der Ehrengast gewesen wäre, für den die Party veranstaltet wurde, hätte sie unweigerlich alle Blicke auf sich gezogen. Sie trug ein hellgrünes Chiffonkleid, das mit jeder ihrer Bewegungen luftig ihren schmalen Körper umspielte. Ihr langes rotes Haar fiel locker auf ihre Schultern. Um den Hals trug sie ein dreireihiges Perlencollier — das letzte Geschenk ihres Mannes, das der noch selbst für sie ausgesucht hatte. Es hatte ihm immer viel Freude bereitet, sie zu beschenken. Oftmals konnte er sich nicht entscheiden, und so hatte Allison zwei Kleider, zwei Armbänder, zwei Ringe von ihm bekommen. Das Perlencollier, dessen Perlen rosafarben schimmerten und den zarten Ton ihres Teints unterstrichen, liebte sie ganz besonders.

«Du siehst einfach umwerfend aus. Und dieser Schmuck ...» Julie schnalzte anerkennend mit der Zunge. «Dein Laurel hatte einen erlesenen Geschmack. Aber was sage ich: Sonst hätte er dich ja nicht zur Ehefrau gewählt. »

«Wenn ich dir so zuhöre, könnte ich meinen, du würdest mit mir flirten.» Allison umarmte die Freundin und küsste sie dankbar auf die Wange. Schon jetzt gelang es Julie, sie aus ihrer Trauer herauszulocken. «Ich glaube, wir werden viel Spaß miteinander haben. Ganz so wie früher. Ich fühle mich bereits wie verwandelt, seit ich auf der Insel gelandet bin. Hier herrscht ein besonderer Zauber.»

«Ich bin fest entschlossen, die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Soweit mir die anderen Gäste dafür Zeit lassen. Aber nun möchte ich dich einigen Freunden und Nachbarn vorstellen. Komm.» Julie fasste Allison bei der Hand und schlenderte in der nächsten Stunde mit ihr von einer Gruppe zur anderen. Allison lernte die Robinsons kennen, ein älteres Ehepaar, denen ein kleines Künstlerhotel gehörte. In zwei Wochen fand dort eine Vernissage statt, und die beiden luden Allison dazu ein.

Julie stellte ihr Harvey vor, den nächsten Nachbarn, der für eine Weile das Haus seiner Schwester hütete, während die prüfte, ob ihre Liebe zu einem australischen Arzt stark genug war, ihre Zelte auf St. Lucia abzubrechen und für immer mit dem Doc ins australische Hinterland auszuwandern. «Meine Schwester war schon immer sehr eigensinnig. Sie hat mit ihrem ersten Mann die Surfschule gegründet. Später hat sie sie an ihren Sohn Daniel übergeben», fuhr der Nachbar fort, «weil mein Schwager sich eine Geliebte genommen hatte und ausgezogen war. Meine Schwester hat danach in den Küchen diverser Hotels und Privathäuser ausgeholfen, weil sie etwas anderes machen wollte, als Bleienten das Surfen beizubringen, wie sie sagte. » Harvey lachte Allison freundlich an. «Langweile ich Sie mit meinen Familiengeschichten?»

«Keineswegs, ich finde sie sehr amüsant. Gibt es auch einen ganz normalen Menschen in ihrer Familie?»

«Ja, mich.»

«Aah.» Sie neigte fragend den Kopf, um ihren Zweifeln Ausdruck zu verleihen.

«Sie glauben mir nicht? Ich bin Polizist.»

«Du warst Polizist, mein Lieber.» Maurice war unbemerkt hinzugetreten und schlug Harvey kumpelhaft auf die Schulter. «Jetzt ist er Privatier, weil er zu Geld gekommen ist und nicht mehr arbeiten muss. Er verrät bloß niemandem, woher das Geld stammt. Ein Raubüberfall? Mord? Betrug? Man liest doch immer wieder, dass es gerade Polizisten reizt, das perfekte Verbrechen zu begehen.»

«So dumm bin ich nicht.» Harvey nahm den letzten Schluck Rumpunsch und betrachtete danach voll Bedauern das leere Glas. «Ich hole uns Nachschub, okay?» Er verschwand zwischen den Gästen und steuerte Richtung Bar.

«Ein origineller Typ», stellte Allison verlegen fest, die sich in Maurice’ Nähe unbeholfen vorkam und verlegen wie ein Teenager. Sie spürte, wie ihre Wangen erröteten.

«Er ist eine echte Bereicherung, und wir müssen Clarissa dankbar sein, dass sie sich in einen Australier verliebt hat. Ich glaube nämlich nicht, dass Harvey es hier so lange aushalten würde, wäre seine Schwester mit im Haus. Clarissa hat einen Dickschädel und bemuttert ihren jüngeren Bruder zu gern. Einem erwachsenen Mann geht das verständlicherweise auf die Nerven ...»

Maurice wunderte sich über sein Geplapper. Doch damit versuchte er nur davon abzulenken, dass er Allison am liebsten ständig angestarrt hätte. Sie sah einfach umwerfend aus und stellte selbst Julie, die einen dunkelroten Seidenanzug trug, der perfekt ihren sportlichen Typ betonte, in den Schatten. «Sie tragen sehr wertvollen Schmuck. Darauf sollten Sie hier besonders achten.» Er wusste nicht, warum er das zu ihr sagte. Diebstähle waren schließlich nicht an der Tagesordnung.

Allison machte eine beschwichtigende Geste. «Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde die Kette später im Safe einschließen. Heute Abend wollte ich sie aber unbedingt tragen. Die Perlen sind ein Geschenk meines Mannes.»

«Sie sind wunderschön.» Maurice verspürte einen kleinen Stich. War er dabei, sich in eine reiche Witwe zu verlieben? Er sollte sich schnellstens klar machen, dass er niemals in der Lage sein würde, so teure Geschenke zu machen. Für einen Ferienflirt würde es zwischen ihnen beiden wohl genügen. Aber zu wahrer Liebe gehörte mehr. Auch dass man den gewohnten Lebensstil weiterführte. Und das hatte Julie bei ihren Plänen, sie beide miteinander zu verkuppeln, außer Acht gelassen.

«Würden Sie mit mir tanzen?», fragte er beinahe schüchtern.

«Ich dachte schon, Sie würden mich nie fragen. Die Steelband spielt so gut, dass es einem in die Beine fährt. Ich habe aber lange nicht mehr getanzt», gab sie dann doch zu bedenken. «Hoffentlich trete ich nicht nur auf Ihren Füßen herum.» Nervös drehte sie ihre lange Haarsträhne.

«Es ist wie Rad fahren: Man verlernt es nicht.» Maurice nahm ihren Arm und führte sie zu der kleinen Tanzfläche in der Nähe des Pools. Die Band spielte aktuelle Popsongs, doch klangen die Lieder in dieser Interpretation karibisch und schienen Allison gleichzeitig fremd und vertraut.

Sie schloss die Augen und ließ sich von Maurice führen. Er tanzte sehr gut und führte sanft und fest zugleich, sodass Allison bald glaubte, in eine andere Welt zu entschweben. Sie spürte ein Prickeln, wo seine Hände ihre nackte Haut berührten, und fragte sich gerade, wie es wohl wäre, mit Maurice einen Tango zu tanzen, als Pamelas Stimme sie jäh aus ihrem Traum herausriss.

«Partnertausch», sagte sie frech und schob sich schon in Maurices Arme, während Allison sich unversehens in den leicht schwitzenden Händen eines Hotelgastes wiederfand, der ihr auch schon im selben Moment etwas von einem missglückten Tagesausflug erzählte, über den er sich bei der Hotelleitung beschweren wollte. Als die Band nach dem gerade gespielten Song eine kurze Pause ankündigte, entschuldigte Allison sich bei ihrem Tanzpartner und gab vor, sich frisch machen zu wollen.

Sie ging in das Haupthaus, verließ es jedoch gleich wieder, um sich auf der hinteren Terrasse einen ruhigen Platz zu suchen. Die Band spielte erneut, und die Töne klangen zu ihr herüber. Es hatte ihr viel Freude gemacht, mit Maurice zu tanzen. Unglaublich, dass ihr Herz einen Takt schneller schlug, wenn er in ihrer Nähe war. Konnte es sein, dass sie so ausgehungert war nach Anerkennung und attraktiver männlicher Gesellschaft, dass sie bereit war, ihm wie eine reife Frucht in den Schoß zu fallen? Oder lag es an der zauberhaften, tropischen Umgebung, die alle ihre Sinne ansprach? Sie schämte sich ihrer eigenen Empfindungen, die sie vergeblich einzuordnen suchte. Wäre sie allein auf St. Lucia, würde sie sich vielleicht ihren Gefühlen hingeben, sich treiben lassen und abwarten, worauf sie zusteuerte. Doch sie war nicht allein. Sie hatte Pamela, für die sie verantwortlich war und die ihr Leben nicht gerade erleichterte. Wie sie sich eben zwischen Maurice und sie gedrängt hatte, war nicht nur unverschämt gewesen, sondern entsprang sicher einer Eifersucht, die Pamela vielleicht nicht einmal bewusst war. Sie verteidigte das Terrain ihres verstorbenen Vaters — jedenfalls glaubte Allison das. Daher würde sie sich mit ihren Gefühlsanwandlungen schön zurückhalten. Wenn Pamela ihr Studium aufgenommen hatte, wenn zwei oder drei Jahre vergangen waren, dann würde Pam mit sich selbst beschäftigt sein, hätte sehr wahrscheinlich einen festen Freund und würde ihr, Allison, auch wieder ein Liebesleben zugestehen. Das hoffte sie zumindest. Und sie wollte fest daran glauben, dass ihr dann auch noch ein Mann wie Maurice begegnen konnte, der ihre Gefühle so rasch durcheinander wirbelte, wie es heute geschehen war.

«Hier halten Sie sich versteckt! Alle Welt sucht Sie.» Maurice trat auf die Terrasse.

«Julie? Oder suchen nur Sie mich?»

«Ertappt.» Er bemühte sich, zerknirscht auszusehen. «Warum sind Sie so schnell verschwunden? Wurde der Typ zudringlich?»

«Nein. Er war mir nur nicht sympathisch. Ich möchte mich bei Ihnen auch für das Verhalten meiner Tochter entschuldigen. Es tut mir Leid, wie sie sich aufführt. Sie meint es nicht so.»

«Nein. Sie will nur spielen.» Maurice ließ sich in den Sessel neben Allison sinken und reichte ihr ein Glas Rumpunsch, das er mitgebracht hatte. «Warum entschuldigen Sie sich für Pamela? Sie ist erwachsen. Sie weiß, was sie tut.»

«Sie hat ihren Vater verloren.»

«Und Sie Ihren Mann.»

«Das ist etwas anderes.»

Nachdenklich betrachtete sie seinen kräftigen Körper. Er schien sich in förmlicher Kleidung nicht wohl zu fühlen.

«Natürlich. Aber Pamela scheint mir eher eine verzogene Göre zu sein als ein trauernder Teenager. Und sie ist viel reifer, als Sie glauben.»

«Wie meinen Sie das?» Allison ahnte nichts Gutes.

«Sie hat eine gewisse Ausstrahlung, die junge Männer reizt. Pamela ist kein unschuldiges Lamm, falls Sie das glauben sollten.»

Allison trat an die kleine Mauer, die die Terrasse umgab, und versuchte, im Dunkeln etwas zu erkennen. Das Haus und die schmalen Plattenwege im Garten zeichneten sich schwach im Licht der Solarleuchten ab. Doch schon drei Schritte neben den Wegen verschlang die blaugraue Dunkelheit alles.

«Was für eine dunkle Nacht. Vollmond wäre passender, finde ich.»

«Ich hatte Mondlicht bestellt, aber es war leider in den Pauschalangeboten nicht enthalten.» Er lachte und stellte sich dicht neben sie. «Was hoffen Sie im Dunkeln zu entdecken? »

Allison drehte sich zu ihm um und stand nun ganz nah vor ihm. Sie spürte seine Körperwärme. Er war ungefähr einen Kopf größer als sie. Bevor sie selbst wusste, was sie tat, hob sie ihm ihr Gesicht entgegen und schloss die Augen. «Würdest du mich küssen?», flüsterte sie.

Als Antwort senkte er, ohne zu zögern, seinen Mund auf ihren. Sanft und zart wie der Schlag eines Schmetterlingsflügels war diese Berührung. Er wartete ab, was geschah. Meinte sie es tatsächlich ernst? Würde sie ihn nicht gleich fortstoßen? Doch ihre Lippen öffneten sich und luden ihn ein, den Kuss intensiver werden zu lassen. In diesem Augenblick schoss ihm die Erkenntnis durch Herz und Verstand, dass Allison die Frau fürs Leben war. Sie war es, die er gesucht hatte. Seine Seelenverwandte. Die andere Hälfte der Muschelschale. Er würde sich viel Zeit lassen, um sie für sich zu gewinnen und sie ihren Schmerz vergessen zu lassen. Sie war es wert, dass er behutsam vorging. Er fühlte sich in seine Jugend zurückversetzt: Damals wurde er zum weißen Ritter, der für seine Herzensdame in jede Schlacht zog, jeden noch so harten Kampf ausfocht, um sie zu beschützen. Heute war er vierundvierzig Jahre alt und wieder Lancelot, und die Frau in seinem Arm, die durch seine Küsse weich und nachgiebig wurde und sich ihm hingeben würde, war Lady Guinevere.

Während sich kurz darauf Allison und Maurice ein wenig verlegen in die Augen sahen und Erklärungen suchten für das, was gerade mit ihnen geschah, tanzte Pamela am Pool mit Dan und lockte ihn mit aufreizendem Hüftschwung. Sie hatte sich am frühen Abend nach mehrmaligem Umziehen schließlich für eine knapp sitzende Hüfthose entschieden, zu der sie ein bauchfreies Top trug. In ihrem Bauchnabel blitzte ein kleiner Diamant, zu dem die passenden Ohrstecker in ihren Ohrläppchen funkelten. Ihre Haut war bereits vom Solarium vorgebräunt. Sie war die knackige junge Verführung in Person und zog alle Blicke auf sich, was sie sichtlich genoss. Ihre Stiefmutter war verschwunden, doch das beunruhigte sie nicht weiter. Eher das Gegenteil war der Fall. So konnte sie unbehelligt mit dem schönen Dan flirten. Dass er ihre Urlaubsliebe sein würde, war für sie bereits am Flughafen beschlossene Sache gewesen. War sie sich anfangs vielleicht nicht hundertprozentig sicher gewesen, so hatte der Blick in sein Strandbüro ihre letzten Zweifel schwinden lassen. Möglicherweise hätte das, was sie gesehen hatte, die meisten ihrer Londoner Freundinnen verschreckt. Doch Pamela stand das Bild, wie sich die blonde Frau auf Daniels steil aufgerichtetem Schwanz niederließ und ihn ritt, überdeutlich vor Augen, und der Gedanke daran ließ sie feucht werden. Die Blondine war alt. Mindestens achtundzwanzig. Also steinalt. Pamela schätzte Dan auf Anfang zwanzig. Sie und er wären ein perfektes Paar. Es galt nur noch, ihm das klar zu machen. Er rieb seine Hüften beim Tanzen an ihr und strich mit dem Daumen über ihren Bauchnabel.

«So wie der Stein funkelt, ist er echt.»

«Klar. An mir ist alles echt. Alles original.»

«Dann halte ich ja gerade etwas sehr Wertvolles in meinem Arm», raunte er an ihrem Ohr. «Das dachte ich mir schon.»

«Wo ist deine Freundin?»

«Du meinst Nicole?»

«Wenn sie blond und ungefähr dreißig ist — und wenn die Frau Nicole heißt, die heute Nachmittag in dem Strandhaus bei dir war ... »

«Ich glaube, sie hatte keine Lust, auf die Party zu gehen. »

«Wollte sie dich bestrafen? Warst du heute Nachmittag so schlecht?»

«Hatte es den Anschein, dass ich schlecht war?

«Vielleicht.»

«Du kannst das nicht beurteilen. Du bist zu früh gegangen. »

Nun wurde Pamela doch rot. Er hatte sie also gesehen. Dabei hatte sie geglaubt, sich gut versteckt zu haben. «Alles, was wichtig ist, habe ich gesehen», gurrte sie und gab sich selbstsicherer, als sie war. Aus ihrem Geplänkel würde rasch Ernst werden — so viel war klar. Vielleicht ging doch alles ein bisschen zu schnell? Sie kannte den Typen nicht und wusste nur, dass er Dan hieß und eine Surfschule besaß. Reichte das, um mit ihm zu schlafen?

«Na, dann ist es ja gut. Wollen wir gehen? Oder möchtest du noch ein wenig tanzen?»

«Erst tanzen. Die Band spielt gut, und es fiele auf, wenn ich jetzt schon verschwinden würde.»

Er antwortete nicht, sondern führte sie in wilden Drehungen über die Tanzfläche, dass die anderen Paare Mühe hatten, ihnen rechtzeitig auszuweichen. «Du bestimmst das Tempo», flüsterte er, und es klang wie eine Beschwörungsformel.

Gegen ein Uhr morgens löste sich die Partygesellschaft mehr und mehr auf. Die Band hatte schon vor einer Stunde die Instrumente eingepackt, und nur wenige Gäste saßen noch im Garten und auf der Terrasse oder am Pool und plauderten leise. Ab und zu klang Gelächter zum Haupthaus herüber, wo Julie, Allison und Maurice bei einem letzten Glas Champagner beisammensaßen.

«Ich werde heute im Hotel schlafen», erklärte Maurice. «Morgen früh starte ich mit sechs Gästen zu einer kleinen Regenwaldsafari.»

«Regenwaldsafari? Was darf ich mir darunter vorstellen? » Allison sah Julie fragend an.

«Es ist eine Wanderung, keine Safari. Maurice erklärt den Gästen die Flora und Fauna unserer kleinen Insel, und mittags machen sie Rast bei der alten Mary, die für alle ihr berühmtes Feuerhuhn mit Süßkartoffelauflauf kocht. Wenn sie dann auch noch die eine oder andere Geschichte von früher erzählt ...»

«Von Sklaverei und Ausbeutung, tragische Liebesgeschichten zwischen Plantagenbesitzern und dunkelhäutigen Schönheiten oder Piratenstorys. Etwas in der Art kommt immer gut an», erklärte Maurice lächelnd. «Dann sind die Gäste hingerissen vom Charme der Karibik.»

«Genau. Dann kommen die Gäste am Abend zurück und fühlen sich ungefähr so, als hätten sie zum ersten Mal ‹Vom Winde verweht› im Kino gesehen. Nur besser.»

«Ich glaube, das würde mir auch Freude bereiten. Darf ich mal an einer dieser Wanderungen teilnehmen?» Allison gähnte verstohlen. «Aber nicht schon morgen. Ich muss mich ausschlafen; der Zeitunterschied macht mir zu schaffen. Ich glaube, es war doch ein bisschen viel Trubel. Daran bin ich nicht mehr gewöhnt.» Sie stand auf, küsste und umarmte Julie und sagte: «Danke für den wundervollen Abend. Leider fallen mir die Augen zu, und wenn ich nicht in zehn Minuten in meinem Bett liege, muss mich jemand in mein Zimmer tragen, weil ich nicht mehr allein dazu in der Lage sein werde.»

«Maurice wäre dafür stark genug.»

«Und ich täte das liebend gern», frotzelte er.

«Das kann ich mir denken. Wo ist eigentlich Pamela? Sie scheint ja schon früh schlafen gegangen zu sein. Ich habe sie gar nicht mehr gesehen.»

«Sie sagte mir schon vor zwei Stunden, dass sie müde sei und zu Bett gehe. Entschuldige. In dem ganzen Trubel habe ich vergessen, es dir auszurichten.»

«Ist schon gut, Julie. Die letzten Tage und Nächte in London war sie nur unterwegs. Ich vermute, dass sie vierundzwanzig Stunden durchschlafen wird.» Allison winkte den beiden noch einmal von der Tür aus kurz zu und verschwand dann gähnend.

«Und wo ist das entzückende Kind nun wirklich?» Maurice ließ sich nicht so leicht von Julie in die Irre führen.

«Ich habe sie vor zwei Stunden mit Dan verschwinden sehen. Entweder sind sie noch zu einer Beachparty gegangen, oder sie sind bei ihm.»

«Das war zu befürchten. Pamela hat Dan am Flughafen gesehen und ihn bereits dort mit den Augen ausgezogen. Ich sage dir, die ist sehr viel reifer als achtzehn.»

«Sie wird in drei Wochen achtzehn. Allison will hier ihren Geburtstag feiern und danach erst zurück nach London. Die letzte Geburtstagsparty endete wohl in einem Desaster, und das würde Allison diesmal gern umgehen. Allerdings weiß Pam das nicht.»

Maurice ahnte bereits, dass Pamela die Pläne ihrer Stiefmutter nicht stillschweigend hinnehmen würde. Doch das wollte er nicht zu seinem Problem machen. Nicht jetzt. Nicht heute Abend. Der Tag war auch für ihn aufregend und aufwühlend genug gewesen. Er war ebenfalls müde und wollte zu Bett gehen.

«Und? Wie findest du meine Freundin?» Julie legte ihre Hand auf sein Knie und zwang ihn so, noch einen Augenblick bei ihr zu bleiben.

«Nett.»

«Nett?» Sie schüttelte den Kopf. «Du findest sie nicht nur nett!»

«Umwerfend. Ich finde sie umwerfend und faszinierend. Bist du nun zufrieden? Wolltest du das hören?»

«Das weiß ich nicht.»

«Bist du eifersüchtig?»

«Das weiß ich auch nicht. Nein. Vielleicht doch.» Julie nahm ihre Hand von seinem Knie und stand auf. «Ich hätte dich das nicht fragen sollen.»

«Du wolltest mich doch mit ihr verkuppeln. Bereust du es jetzt, wo es funktionieren könnte?»

Julie küsste ihn auf die Wange. «Gute Nacht, Woody. Schlaf gut.» Ohne eine Antwort zu geben, ließ sie ihn auf der Terrasse zurück.

«Weiber», fluchte Maurice. «Versteh einer die Frauen.»

Hot Caribbean Dreams

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