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Einen Tag in der Woche, meist mittwochs, hatte ich meinen freien Tag. Ich verbrachte die Abende dieser Tage oft in einer Wirtschaft unten im Dorf. Es war die Art von Gasthaus, die kaum von Touristen besucht wurde. Von den vier Tischen waren zwei Stammtische, und der Tresen wurde sowieso von den einheimischen Trinkern besetzt gehalten. Am jeweiligen Stammtisch wurden die Karten gedroschen oder herum palavert. Dort hockten die mit den größten und schönsten Gamsbärten. Hirschlederjoppen wohin das Auge sah, und hier und da blinkte ein Orden oder eine Anstecknadel im abendlich einfallenden Sonnenlicht. Mittlerweile war auch Marianne nicht entgangen, dass die Pension besser und besser lief, zumindest was unser Gasthausgeschäft betraf, und so bekam ich neuerdings auch etwas Geld für meine liebgewonnenen Küchendienste. Nicht sonderlich viel, eher so etwas wie ein wöchentliches Taschengeld, aber es reichte mir vollkommen. Mit einem Taschengeld kann man ins Kino gehen oder in die Wirtschaft, und da es kein Kino gab, ging ich zum Trinken zu den Einheimischen.

Am Tresen war immer was los, egal zu welcher Uhrzeit, und einer gab immer eine Geschichte zum Besten oder machte kräftig seinen Ärger Luft. Oft waren es die typischen Stammtisch-Scharmützel, und je nach Betrunkenheitsgrad konnte es auch schon mal sehr persönlich werden, bis hin zu weinerlichen Ausbrüchen – hat die Frau vom alten Brunner-Toni nun einen Liebhaber oder nicht? –, die nur mit viel Schnaps und beruhigenden Worten in den Griff zu bekommen waren. Ich dachte auch an echte Wirtshausschlägereien, doch Fehlanzeige. Man ging friedlich miteinander um, von ein paar Knuffen in die Bauchgegend und dem Rausschmiss eines verirrten, besoffenen Touristen aus Berlin mal abgesehen.

Ich war an diesem Abend zugegen, als ich eine wirkliche tragische Geschichte eines wirklich tragischen, jungen Mannes zu Ohren bekam. Er war für mich kein unbekanntes Gesicht, sah ich ihn doch immer auch an den Mittwochen zuvor, doch dieses Mal rutschte ich direkt neben ihm auf den Barhocker. Ich tippte auf Anfang bis Mitte zwanzig und er war einer der dicksten jungen Männer, die ich je sah. Ich erfuhr im Laufe des Abends, dass er es auf immerhin stattliche 150 Kilo brachte. Da es ihm an Körperlänge mangelte, er war nur groß wie ich, also kaum an die 170 cm reichte er heran, wirkte er gedrungen und gleichzeitig kugelrund. Was mich in seinen Bann zog, waren seine Hände, die eine Größe besaßen, die beängstigend war. Nur einer seiner Finger war so breit wie meine halbe Hand. Was mich noch mehr in seinen Bann zog, war seine Geschichte, die mich fast zu Tränen rührte, ganz besonders in dem Moment, als er selbst anfing zu weinen.

Alles spielte sich so ab: Karl, sein Name war Karl, arbeitete vor längerer Zeit in einer Schlachterei ein paar Dörfer weiter. Nicht als Metzgergeselle, oder Verkäufer an der Wursttheke, sondern als ungelernte Kraft fürs Ausweiden und Zerstückeln der Schweine. Karl redete nur von Schweinen, also dachte ich auch nicht an Rinder oder Hühner. Sein Lohn war karg oder einfach nur angemessen, seine Wünsche jedoch groß und nicht gestillt. Im Freundeskreis gehänselt wegen seiner Körperfülle, keine junge Frau war in ihn verliebt oder auch nur gewillt, sich mit ihm einzulassen. Ein schüchterner junger Mann, der im Abseits stand. Ihm blieb, neben seiner kleinen Wohnung, in der er sich nur endlos langweilte, wie er erzählte, vor allem der Alkohol, die Zigaretten und hemmungsloses Fressen, bis zum letzten Cent.

Doch da war noch sein alter Polo, den er mit neuem Lack, viel Gedöns und lautem Auspuff aufdonnern wollte, um wenigstens etwas an Aufmerksamkeit erhaschen zu können. Von wem auch immer. Und so nahm seine Geschichte ihren Lauf. Er kam auf die wenig glorreiche Idee, auf kriminellem Wege, sich finanziell aufbessern zu wollen. Sein Wagen sollte doch was hermachen, und so hievte er mehrere Schweinehälften in den Polo, aus denen er später Koteletts hacken wollte, um damit etwas Reibach zu machen. Nun, es kam, wie es kommen musste. Karl wurde beim Diebstahl der wuchtigen Schweinehälften beobachtet, nicht von irgendjemandem, sondern leider vom Chef, der unverzüglich die Polizei alarmierte. Karl flüchtete und fuhr schwer bepackt davon, die Polizisten hinterher, durch drei Täler und über zwei Berge. Eine lange Verfolgungsfahrt unter Blaulicht und lauter Sirene. Sie fuhren so lange dem Karl hinterher, bis er bei hohem Tempo und Überladung – was auch an Karl selbst lag – ins Schlingern geriet, durch einen Zaun krachte, um auf einer Wiese bei röchelndem Motor zum Stehen zu kommen. Bis hierhin war das, was Karl mir zwar jammernd, aber doch präzise erzählte, vielleicht noch nicht Gefängnisreif, aber dann: Karl bestach die beiden Polizisten mit den Schweinehälften. Beide würden je zwei davon bekommen, wenn sie ihn laufen lassen würden. Natürlich vorher noch bitte schön gemeinsam den Polo zurück auf die Straße ziehen. Karl wurde schließlich vom Richter zu einer Geldstrafe und sechs Monate auf Bewährung verdonnert. Klingt nicht viel, dachte ich, aber einer der anwesenden Trinker ergänzte, dass Karls Chef sich beim Richter sogar für ihn einsetzte, Milde walten zu lassen, Karl wäre doch ein guter und zumeist zuverlässiger Zerhacker vom Fleisch. Und was die Familien unter sich angeht, man kenne sich gut, und sowieso. Ich dachte mir, okay, der Richter hat sicherlich die Geldstrafe an Karls schlichten Lohn angepasst, sollte irgendwie schon gehen, die Sache mit dem Abbezahlen.

Doch Karl hatte eine ganz andere Idee und seine Geschichte war längst noch nicht am Ende angelangt. Nun wurde es selbst für mich ziemlich absurd. Karl wollte die Geldstrafe auf einen Schlag bezahlen, ohne, dass sein Lohn gepfändet wird, und so, eines Abends, vom Alkohol stark durchtränkt, ließ er sich in seinen Polo plumpsen und fuhr ins letzte Dorf im Nachbartal, dorthin, wo er meinte, niemand würde Karl kennen. Er raubte einen Tabakladen aus, um mit der Beute die Strafe zu begleichen. Er raubte ihn zwar nicht aus, denn es blieb bei einem stümperhaften Versuch und da er keine Pistole im Schrank hatte, nahm er seine Axt mit. Mit Axt in der Pranke und ohne sich eine Netzstrumpfhose über den Kopf zu ziehen, stand er wankend im Tabakladen, doch der robuste Mann hinterm Tresen setzte erst den Notruf ab und bewarf Karl sodann minutenlang mit Zigarettenschachteln. Summasummarum: Karl wurde eingebuchtet, für sage und schreibe acht Monate. Jetzt war Karl wieder ein freier Mann und saß weinend neben mir. Was konnte ich zu so einer Geschichte bloß sagen?

„Mann, Karl, vielleicht war das alles nicht super clever von dir, aber bestimmt filmreif, deine Aktionen. Bist du denn wieder in der Schlachterei untergekommen?“

„I hob jedn dog zum Herrgott gebetet, dass da Egon mi wieda zuaruggnimmt und da Herrgott hod 's gehört und i deaf wieda zu den Schweina.“

Andi, unser Wirt, stellte frisch Gezapftes für die Männer am Tresen bereit und rief mir mit aufmunternder Stimme zu: „Frittatenmo, da Karl, da is a guada Junge. Jeda macht doch a´mal schoass in seim Lebn. Prost Männa, drinkt!“

Wir tranken und Karl wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. Eine halbe Stunde später gesellte sich ein älterer Her zu uns, der im Unterschied zu Karl, in ganz anderer Weise vom Leben gezeichnet war. Karl hatte sein ganzes Leben noch vor sich, doch bei diesem Mann hatte ich das Gefühl, er würde seine letzten Tage oder Stunden bereits zählen. Der Mann hatte kein Gesicht, zumindest eine Gesichtshälfte fehlte und ein Teil von seinem Hals. Er nahm ganz am Ende Platz, dort, wo sich eine kleine Sitzecke am Tresen befand. Außer einer kurzen Begrüßung wurde er von keinem weiter beachtet. Nur einen Moment glotzte ich ihn an, dann wandte ich mich wieder von ihm ab und lauschte den anderen, wie sie über den trägen Tourismusverband im Ort sprachen, der wohl nicht verstand, dass mit nur einem Schlepplift kein Winter zu machen ist. Doch meinen Gedanken blieben beim Mann ohne Gesicht. Was war ihm bloß widerfahren? Er war von kleiner, dürrer Gestalt, fast wie Alois, nur Alois hatte ein Gesicht, er nicht. Und warum redet niemand mit ihm? Ich trank mit einigen großen Schlucken meinen Humpen leer, bestellte bei Andi ein Frisches, ging zum gesichtslosen Mann und setzte mich zu ihm auf die Bank. Als ich das tat, war es für einen Moment totenstill in der Wirtschaft und alle gafften mich an, um sodann wieder in das übliches Palaver zu verfallen. Ich saß auf der richtigen, oder war es doch die falsche Seite?, da seine fehlende Gesichtshälfte mir zugewandt war. Ganz nah an ihm saß ich dort, und da man Menschen ja ins Gesicht, besser noch in die Augen schauen soll, wenn man mit ihnen redet, blieb mir nichts anderes, als ihm direkt ins Gesicht zu blicken, während ich ihn ansprach. Vielleicht, wäre ich weniger oder gar nicht angetrunken gewesen, ich wäre nicht zu ihm gegangen, aber so zog es mich förmlich zu ihm. Seine linke Gesichtshälfte war von der Wange bis zum Kiefer offen und ich konnte in seinen Mund schauen. Auch sein Hals war offen, Fleisch und Sehnen zwar verwachsen, aber nicht mit Haut bedeckt. Dann passierte etwas sehr Merkwürdiges. Er steckte sich eine Zigarette an und begann zu rauchen und ich sah den Zigarettenqualm in seinem Mund. Als würde ein skelettierter Kopf rauchen. Für einen Augenblick war seine Mundhöhle voller Qualm, dann zog er ihn tief ein, und wie von einem Luftzug erwischt, verschwand der Rauch in seinem Körper. Ich erstarrte zu einer lebenden Salzsäule. Ich blickte zu Andi hinüber, der mich etwas misstrauisch beäugte, und mein fragender Blick sollte ihm sagen: Was ist mit ihm? Und warum behandelt ihr ihn wie einen Fremdkörper? Weil ihm das Gesicht fehlt? Ich sagte bis zu diesem Moment nicht viel zu diesem Mann, eigentlich war es nur „Prost“, um schließlich, gedankenversunken trinkend, nur neben ihm dazusitzen. Einige Gedanken später wusste ich warum alle Anwesenden sich so verhielten, wie sie sich verhielten. Oder ich dachte es zu wissen. Sie hatten einfach genug von ihm gesehen, sie wollten nicht mehr mit ihm konfrontiert werden, mit diesem Mann, der ihnen zwar nichts tat, jedoch ihnen eine schreckliche Fratze vor ihr eigenes Gesicht hielt. Wahrscheinlich war es anfangs noch anders, als alle noch bemüht waren, sich um ihn zu kümmern, doch kam der Moment, wo komplette Übersättigung sich breitmachte und ich war mir sicher: Jeder wünschte sich nur noch, er würde nicht mehr in die Wirtschaft kommen, oder einfach sterben. So ist das mit Fremdkörpern, die irgendwann für alle anderen zu Aussätzigen werden. Dann sprach ich zu ihm und wir sprachen länger und länger und wenigstens verstand ich, was im widerfahren war. Er war Starkraucher. Er war es sein Leben lang, schon als Kind, und nun, als ich neben ihm saß, war er es noch immer. Krebs im Mund und im Hals, alles weggeschnitten, großflächig und nicht wieder zugemacht. Ich fragte ihn, warum die Ärzte sein Gesicht nicht verschlossen hatten und seinen Hals natürlich auch, doch die Frage blieb unbeantwortet. Er krächzte nach ein paar Momenten der Stille, dass die OP für ihn gut und glatt lief. Besser so, als tot, und ist doch sowieso alles schon sehr lange her, viele Jahre mittlerweile. Er isst und trinkt und raucht, wie jeder andere auch, krächzte er. Doch die Sache hatte einen entscheidenden Haken: Er war wieder da, dieser verdammte Krebs, zwar nicht mehr in seinem Mund, dafür anderswo im dürren Körper, und dieses Mal ganz besonders in seiner Lunge. Kaum noch Zeit, wenige Wochen, vielleicht Monate und es mache wenig Sinn, jetzt mit dem Rauchen aufzuhören. Wir qualmten eine durch. Für alle anderen war er nur ein sichtbarer menschlicher Tumor, der jedem der Raucher in der Wirtschaft nur eines vorhielt: So kann´s enden, liebe Leute! Und genau das wollte niemand haben. Karl dagegen war kein Aussätziger, er hatte nur Mist gebaut und war doch einer von ihnen.

Als wir, der Gesichtslose und ich, für eine zu lange Zeit schweigsam auf unsere Humpen geglotzt hatten, stand ich mit einem letzten Zuprosten und einem freundlichen Servus auf. Ich hockte mich an einen freien Tisch, einen Stammtisch, an dem keine Stammtischler saßen, sondern eine rotweintrinkende Frau ungefähr in meinem Alter, von der ich bisher keine Notiz nahm. Neben ihr auf einem Stuhl hatte sie ihren Rucksack abgestellt, einer von der Sorte, die man braucht für viele Tage einer Alpenüberquerung oder für den Himalaja. Es war noch früh am Abend, im Juli gegen neun noch taghell, nur in der Wirtschaft wurde es bei einigen Gästen schon tief dunkel im Kopf. Die Frau in meinem Alter und ich beobachteten gemeinsam stumm am Tisch sitzend, wie einer der Einheimischen am Tresen rücklings vom Hocker flog, als er vom Toilettengang zurückkam. Obwohl er einer der Trinkfestesten war, kam sein Gleichgewichtssinn vollkommen aus dem Konzept. Wir nahmen wortlos den Aufschlag seines Körpers hin, ich hob kurz die Schulter an, wie für ein „ist halt so“, worauf wir uns anlächelten. Erst lange, und daraufhin sehr lange.

„Sie kommen von einer längeren Wanderung zurück? Ihr Rucksack ist von enormer Größe, sicher waren Sie ein paar Tage unterwegs ...“

„Ganz so wild treibe ich es nicht mit dem Wandern, es war eine Tagestour ... der Rucksack, nun, er ist so groß, wie er ist … Viel Wasser und Brote, und Wanderzeugs halt, für den Fall von Schlechtwetter.“

Kurze Pause. Ich stellte mir die Frage, wann wir das letzte Mal Schlechtwetter im Tal hatten. Die letzten Wochen keinen einzigen Tag und auch die Aussicht auf die nächsten Tage war unverändert gut.

„Meine letzte Tagestour ist schon ein paar Wochen her. Ich hatte einen kleinen Unfall und seitdem treibe ich es mit dem Wandern alles andere als wild, es geht einfach nicht mehr. Ich lag zwei Wochen flach, dann humpelte ich durch die Pension, jetzt geht`s besser und ich komme immerhin schon bis hierher“, nahm ich den Gesprächsfaden wieder auf.

„Oh, das tut mir leid.“

Kurze Pause und die weiteren Fragen, die ich mir stellte, waren: Ist diese Wandersfrau allein in unserer Bergwelt unterwegs? Ist sie Teil einer Wandergruppe? Oder wartet ihr Mann in der Pension sehnsüchtig auf sie? Und wenn ja, warum? Nein, dies war nicht die Frage, die Frage war: Warum sie nicht zusammen, sie und ihr Mann, auf ein paar Gläser Rotwein im Dorf unterwegs waren?

„Ich bin ja wieder in Ordnung, einigermaßen …“

„Was ist Ihnen passiert? Ein Wanderunfall?“

„Ja, im weitesten Sinn ein Wanderunfall, aber eher einer der untypischen Art. Ich wurde von einem Traktor angefahren …“

… und schon war es zu spät. Die Abmachung mit Marianne und Alois lautete: Niemand sollte davon erfahren. Niemand! Auch diese Touristin, die sie zweifelsfrei war, nicht.

Sie prustete etwas aus sich heraus, so wie man es tut, wenn man von einem Vorkommnis hört, mit dem man partout nicht gerechnet hat. Da sie währenddessen einen Mundvoll Rotwein nahm, rief ich zu Andi hinterm Tresen: „Andi, ein Lappen, bitte!“

„Wie kann so etwas passieren? Ich meine, Traktoren sind laut und langsam … aber es geht mich ja nichts an … Hauptsache Sie sind wieder okay …“

Kurze Pause und wir schwiegen uns an, bis aus der kurzen Pause eine etwas Längere wurde.

Die Frau, die mir gegenübersaß, war hübsch. Nicht die Hübschheit, die man gemeinhin als hübsch bezeichnet, eher eine andere Art vom hübsch sein. Hübsch, ohne sich hübsch machen zu müssen. Vielleicht ist hübsch das falsche Wort, da es zu sehr nach nachgeholfen klingt. Nach Pudern, Lippen machen und was um die Augen rum, doch von alldem hatte sie nichts aufgetragen. Sicher, sie kam gerade vom Berg, eine Frau, die sich vollkommen ungeschminkt und nicht zurechtgemacht auf den Weg machte. Jetzt saß sie da, noch durchschwitzt und zottelig am Kopf, ihr schwarzes, schulterlanges Haar war struppig und sie wusch sich mit einer Hand durchs Gesicht, wie ich es manchmal auch tat. Juckte es an nur einer kleinen Stelle, unterhalb der Nase beispielsweise, schmierte ich einmal quer übers Gesicht. Genau, wie sie es in diesem Moment tat. Kurzum, für mich war sie der Typ von Frau, die sich nicht die Achselhaare wegmacht.

„Wenn Sie nicht mehr laufen, was tun Sie dann hier?“

Kurze Pause. Ihr Interesse gefiel mir. Wahrscheinlich hatte ihr Interesse jedoch nichts mit mir direkt zu tun, nicht mit mir als Mann, sondern einzig mit meinem, aus ihrer Sicht, merkwürdigen Unfall.

„Ich mache Suppe.“

„Sie machen was?“

„Ich mache Suppe.“

Andi ließ kurz den Lappen über den Tisch tanzen, wir bestellten eine Flasche Roten und ich erzählte ihr meine Geschichte aus der Pension. Später war sie an der Reihe. Was ich von ihr hörte, war folgendes: Ihr Name war Gunda. Gunda. Ich kannte bis zu diesem Zeitpunkt keine einzige Frau, die so hieß und Gunda klang irgendwie nach Derbheit oder Robustheit, keinesfalls sonderlich püppchenhaft. Ich wusste es nicht, war mir jedoch sehr sicher, dass es bestimmt keine Barbie mit dem Namen Gunda gab. Ich schloss kurz die Augen und versuchte mir eine Frau namens Gunda vorzustellen, doch da wir bereits eine Stunde zusammensaßen, war dieser Name längst durch ihr Gesicht besetzt. Womöglich für Ewigkeiten. Sie war so einzig und einzigartig wie ihr Name. Gunda kam aus Hannover und war in der Erwachsenenbildung tätig, an einer Volkshochschule. Soso, Hannover, doch ich ließ mir nichts anmerken. Soso, Erwachsenenbildung, vielleicht könnte ich ja mal einen Computerkurs bei ihr belegen. Nicht weil es mich sonderlich interessierte, sondern nur um sie in ihrem Element zu sehen. Gunda sprach jetzt länger und detaillierter von den Computern und ich merkte, dass sie viel davon verstand. Vielmehr als ich, denn ich verstand so gut wie nichts von Rechnern, Tasten und Mäusen. Da meine Begeisterung für dieses spröde Gesprächsthema langsam aber sicher zu verebben drohte, lenkte ich unser Gespräch zurück auf ihre Zeit bei uns in den Bergen.

Gunda war schon einige Zeit bei uns unterwegs gewesen. Zwei Monate, um genau zu sein, und ihr dritter, der begann gerade. Gunda nahm eine Auszeit von der Volkshochschule. Drei Monate draußen zu sein, mag eine lange Zeit sein für diejenigen, die hinter Schreibtischen oder vor Werkbänken sitzen, für mich war es ein Bruchstück in meiner unendlichen Wanderschaft durch mein Leben. Doch für eine Person wie Gunda, mit fester Arbeit unter den Füßen, waren drei Monate lang, und über Berge und durch Täler zu laufen natürlich eine große Sache. Mehr als nur mal nach draußen an die frische Luft zu gehen. Wobei, das Wichtigste war: Gunda gehörte keiner Wandergruppe an, und hatte keinen Mann an diesem Abend im Hotel zurückgelassen. Sie war folglich die vogelfreie Gunda, die sich allein durch die Bergwelt trieb.

„Sind Sie so etwas wie ein Aussteiger? Ich meine, Sie sind seit Wochen in dieser Pension am Mitarbeiten, was ja nicht geplant war. Was war denn geplant bei Ihnen? Wochenlanges Umherwandern? So, wie ich es mache? Ich empfinde mich schon als eine kleine Aussteigerin, eine Kurzzeitaussteigerin … für den Anfang.“

Da war viel drin, in dem, was sie sagte. Aussteiger. War ich ein Aussteiger? Ich stieg mein halbes Leben lang aus, dann mal wieder ein, dann mal wieder aus. Es war wie mit einer dieser Kirmes Attraktionen, diese große Gummischeibe, die einen aufgrund der Fliehkräfte irgendwann bei zu hoher Geschwindigkeit abwirft. Die Drehscheibe des Lebens. Mal sprang ich auf, mal wurde ich abgeworfen oder ich schmiss mich in voller Absicht einfach von ihr runter. Und was war jetzt mit mir? Längst abgeworfen?

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich tatsächlich ein richtiger Aussteiger bin. Mein ganzes Leben war ein aus- und einsteigen, jetzt bin ich hier gelandet und es gefällt mir ... so, als Frittatensuppenmann. Ich weiß selten vorher, wie die Dinge sich bei mir entwickeln werden, wenig ist wirklich durchgeplant, am wenigsten mein Leben.“

Kurze Pause, und ich dachte daran, Gunda könnte sich insgeheim sagen, was für eine ziellose Person, doch sie tat es offensichtlich nicht.

„Wenn es nach mir ginge, ich möchte am liebsten morgens aufwachen und nicht wissen wo ich bin.“

„Wenn es nach mir ginge, Gunda, möchte ich Sie gerne wiedersehen und vielleicht können wir jetzt schon mit dem Siezen aufhören und einfach uns duzen. Komm doch die Tage mal zu uns in die Pension und ich koche gute Suppe für dich.“

„Gute Idee, Ronny, ich komme gern bei dir vorbei.“

Draußen vor der Wirtschaft war es noch immer taghell und ich ging mit leichtem Humpeln die Bergstraße hoch, zurück zu meiner kleinen Familie.

Schon auf der Auffahrt hörte ich, dass Musik aus unserer Gaststube nach draußen drang. Kein Radio dudelte, nichts vom Plattenteller war es, vielmehr hörte ich ein Akkordeon und es klang nach einem Dreivierteltakt, der an manchen Stellen vom Klatschen einiger Hände vorangetrieben wurde. Wer auch immer dort spielte, wer auch immer dort bei uns heftig in die Pfoten klatsche, alles klang nach großer Freude. Ich stand in der offenen Terrassentür, welche direkt in den Gastraum führte und ich sah Alois, wie er sein Akkordeon kräftig auseinander und wieder zusammenzog. Volkstümliches gab er in ordentlicher Lautstärke von sich, und die Leute an den voll besetzten Tischen waren wie verrückt nach seiner Darbietung. Wenn sie nicht gerade klatschten, schlugen sie mit den Händen auf die Tischkanten wie die Irren. Alois hatte sich für sein Konzert ziemlich herausgeputzt, der traditionelle Gamsbart Hut natürlich, einen dunkelgrünen Janker mit einigen Abzeichen und was soll ich sagen, ja, er trug seine Hirschlederne bis zu den Knien. Alles in allem sah er entweder sehr authentisch, oder halt sehr kitschig aus, wie man`s nimmt. Marianne saß an einem Tisch bei den Gästen, die Hände in den Schoß gelegt und in ihrem Blick konnte ich Stolz erkennen. Stolz auf ihren Alois, der zu meiner Überraschung einen vorzüglichen Alleinunterhalter gab und sein Instrument so spielte, wie es jemand tut, der es wirklich beherrscht. Elisabeth stand hinterm Tresen und machte Bier und Schnaps und alle waren irgendwie happy. Als Alois mich in der Türschwelle stehend erblickte, spielte er nur noch einen Takt, brach abrupt ab und rief zu mir: „Komm rein Ronny, heid schbui i de Musi fia unsa Gäste!“ Ja, genau das tat er. Er verschwand für einen kurzen Moment ohne sein schweres Instrument abzulegen hinterm Tresen zu Elisabeth, hob eine Art dicken Stock mit ein paar Kochschüsseln dran in die Höhe und rief der johlenden Menge zu: „Da Ronny schbuit 'etz auf am Schellenbaam zua Musi Leid!“

Er stampfte dreimal den Schellenbaum auf die Fliesen, drückte mir das Holz in die Hand und brüllte wie ein angestochener Einpeitscher: „Los Ronny, lass uns aufschbuin!“ Und so spielten wir mächtig auf. Bis Mitternacht. Mit jedem Stoß des Schellenbaums auf die Fliesen schellten die vielen Schellen mächtig umher und mit einem großen Holzlöffel schlug ich auf das draufgeschraubte blecherne Kochgeschirr. Die Gäste an den Tischen waren spendabel, jedes unserer Lieder wurden mit Schnaps belohnt und unsere Hüte, mit denen wir sammelten, füllten sich mehr und mehr mit Klimpergeld. Zum furiosen Finale gab es von uns noch ein kleines Theaterstück, in dem Alois so gut wie jede Rolle übernahm. Als Theaterdirektor erklärte er den Gästen das Stück, um sodann die Rollen vom Jäger, Förster und Wilddieb zu übernehmen. Ich durfte den unverzichtbaren Part des Wildschweins spielen. Ich machte mich für meine Wildschweineinsätze klein und gebeugt, und lief grunzend und schnaubend von Tisch zu Tisch, ohne die Geschichte wirklich verstanden zu haben, aber das war mir wurscht. Vielleicht hätte es sogar Gunda gefallen, wenigstens hätte sie es bestimmt für ungewöhnlich bis absonderlich gefunden. Als alles vorbei war, als die letzten Betrunkenen hinausgestolpert waren, ging mir durch den Kopf, ja, der Alois und ich, wir sollten mal durch die Täler touren und überall in den Gasthäusern aufspielen und mit prall gefüllten Hüten zurückkommen.

Doch wo war Gunda? Nach einer Woche begann ich zu zweifeln, ob Gunda überhaupt noch auf eine Suppe zu uns kommen würde. Wahrscheinlich zog sie bereits durch andere Täler, über die weiter entfernteren Berge und ich war längst aus ihren Gedanken entflogen, wenn ich überhaupt für Momente mal dort drin war.

Gestern war ein besonderer Tag, und damit meine ich, nicht besonders gut. Elisabeth wurde volljährig und ich hatte keine Ahnung davon. Marianne und Alois schon, aber sie hatten keine Ahnung davon, dass Elisabeth nicht mehr da war. Elisabeth hatte sich am Tag ihrer Volljährigkeit von ihrer Familie abgesetzt. Wir erfuhren es aus einem Brief, den sie zurückließ. Ich ging morgens gegen zehn in unsere Gaststube, wie üblich um mitzuhelfen, die zwei Tische unserer Gäste vom Frühstücksmüll zu räumen. Ich sah Marianne mit tiefernstem Blick, wie sie die Zeilen las. Wutentbrannt drückte sie sodann Alois den Brief in die Hände, der immer trauriger wurde während er las, bis er schniefte und eine Träne zu kullern begann. Als Marianne in der Küche verschwunden war, schnappte ich mir den Brief und was ich las, war sicherlich traurig, nur kam es für mich alles andere als überraschend. Ich war der Einzige von uns dreien, für den ihre Flucht aus dem Haus nicht plötzlich vom Himmel fiel, und es war kein gutes Gefühl. Ich war als einziger so etwas wie eingeweiht, ich hatte eine Vorahnung, dass es so kommen könnte, doch was sollte ich schon tun? Marianne etwa sagen, Höre zu, deine Tochter wird bald die Mücke hier machen! Sei vorbereitet! Und übrigens, sie hasst dich! Nein, dies tat ich nicht.

Ich verstand Elisabeth sogar. Elisabeth schrieb das, was sie mir sagte. Sie ging in die Stadt, natürlich ohne zu erwähnen, in welche. Sie habe bereits Arbeit gefunden, in einer Diskothek, wie sie schrieb. In einer Diskothek … nun, wahrscheinlich hatte sie vor Tagen beim Vortanzen an der Stange den Zuschlag bekommen. Oder sie spült dort die ganze Nacht Gläser. Es war mir gleich, wichtig war nur, sie war weg von ihrer herrischen Mutter und ich hoffte, sie würde mit dem, was sie tut, glücklich werden.

Ich versuchte, tröstende Worte für Alois zu finden, der nun wusste, dass er seine Tochter, sein einziges Kind, verloren hatte. Vielleicht kommt sie ja zurück, sie will sich nur zum ersten Mal in ihrem Leben ausprobieren, mit Dingen, die es hier im Haus eben nicht gibt. So sprach ich zu Alois, der sich seine Hände knetete und ziellos durchs Fenster blickte. Marianne riss die Küchentür auf und stampfte zu uns am Tisch.

„Wenn i de Elisobth zwischn de Glubbal griag, de bekimmd a Obreibung. Alois, mach i auf den Weg und suach sie und bring sie heim. De Elisobth soi duach unsa Pension übanehma, wenn mia ned mehr könna. Des Kind mua wieda ha!“, schrie Marianne durch die Gaststube und ich war nur froh, dass unsere paar Gäste schon über alle Berge waren. Nun, offensichtlich vergaß Marianne, dass an diesem Tag Elisabeth volljährig wurde und somit tun und lassen konnte, was sie wollte. Mehr oder weniger.

„Rede doch koan Schmarrn Marianne, de Elisobth is 'etz koa Kind mehr, lass sie 'etz gen, wenn sie zuaruggkomma wui, dann kimmd sie scho wieda zua uns“, sprach Alois, der versuchte, seine Frau zu beruhigen und seinen Blick auf die ganze Angelegenheit halbwegs klar zu halten.

Seit dem Tag, an dem Elisabeth verschwand, war nichts mehr so wie es war. Marianne wirkte zunehmend wie zerfressen vor lauter Verbitterung. Ich war der Meinung, dass ihr schlimmes Bein noch schlimmer wurde, da es ihm - ihrem Bein - nicht entgangen war, in Mariannes Kopf stimmte etwas nicht mehr. Alois versuchte sich dagegen in Hoffnung. Hoffnung, dass es seiner Elisabeth gut gehen würde und dass sie vielleicht doch irgendwann zurückkommen würde, sei es nur auf einen Besuch. Doch für mich wurde es mit jedem Tag schwieriger, da niemand mehr mit mir sprach. Auch untereinander sprachen Marianne und Alois in meiner Anwesenheit nicht mehr miteinander. Vielleicht noch ein paar wenige, herrische Kommandos von ihr zu ihm, aber das war´s schon. Die Stimmung war einfach nur schlecht und nicht mehr auszuhalten, dafür war mein Bein schon für richtiges Gehen gut. Und wer körperlich richtig gehen kann, der kann auch richtig gehen, sich sprichwörtlich vom Acker machen. Ich bereitete mich gedanklich auf meinen Abschied vor.

Gunda stand vor mir. Erst träumte ich es nur, dann stand sie wahrhaftig vor mir. Ich sprang wild vor Freude in die Küche, machte einen großen Topf Frittatensuppe, gab Gunda einen Teller davon und schaute ihr beim Suppe essen zu. „Sag mir, wie sie dir schmeckt und wenn du magst, lass uns morgen wieder in die Wirtschaft gehen, zum Andi. Morgen ist Mittwoch, mein freier Tag.“

Gunda und ich sprachen an diesem Mittwochabend lange miteinander. Erst sprachen wir, dann fassten wir uns an, später küssten wir uns nicht nur auf die Wangen. Gunda wollte unbedingt weiterziehen, sie hatte sich zwischenzeitlich ein kleines Zwei-Personen-Zelt gekauft, keine Pensionen mehr, keine festen oder weichen Betten, wir würden uns auf Wiesen, an Wegen, oder wie ich es vorschlug, einfach nur auf offiziellen Zeltplätzen niederlassen. Dies, um nicht ständig verjagt zu werden, was für Gunda nur schrecklich und unnötig zivilisiert klang. Ihre Vorstellung, von dem, was wir vorhatten, oder besser gesagt, was sie vorhatte, hatte tatsächlich den Nachhall eines echten Aussteigerlebens. Wir würden uns von Beeren, Kräutern, Wurzeln und Knollen ernähren. Ich schlug einen Gaskocher vor, den wir uns unbedingt noch besorgen sollten, und jeden Abend würden wir Brot zur Suppe essen. Wir wurden uns einig. Wir wollten zusammen auf große Wanderschaft gehen. Mehrmals hakte Gunda nach, ob ich auch wirklich wirkliche Touren schaffen würde mit meinem Bein. Sicher war ich mir nicht, doch Gunda wirkte kräftig und stabil, was bestimmt nicht von Nachteil war, und so sah ich mich auf einer Trage liegen, die von ihr mit kräftigem Tritt gezogen würde. Dann dachte ich an Marianne und Alois. Auch an Elisabeth und ich sah sie im Geiste vor mir, wie sie – möglicherweise hatte sie sich schon ein paar Piercings zugelegt – voller Lebensfreude als Teil eines festen Ensembles von jungen Tänzerinnen jeden Abend ihre Show hinlegen würde. Vielleicht würde sie, so wie Alois und ich es taten, mit einem Gamsbart Hut durch die Reihen gehen, um für ihre famose Vorstellung viele Münzen und Scheine einzusammeln, die sie mehr als nur verdient hätte. Vielleicht würde aber auch ihr Oberteil als Hut zum Einsatz kommen. Möglicherweise.

Einen Brief schreiben wie Elisabeth es tat? Nein, ich musste es ihnen sagen. Beiden klarmachen, dass ich bereits morgen nicht mehr bei ihnen sein werde. Ich lief am nächsten Morgen ein letztes Mal in den Hühnerstall, sammelte die Eier auf und verabschiedete mich bei jedem Huhn persönlich mit ein paar Worten. Einige taten so, als ob sie nicht verstehen würden, andere waren dagegen aufmerksame Zuhörer, eines senkte vor lauter Traurigkeit gleich ihren Kopf.

Ich hoffte, Marianne und Alois würden reagieren wie manches Huhn und mir den Abschied nicht allzu schwer machen.

„Dann vaschwinde doch. East de Elisobth und 'etz du. Dann haut doch olle ob“, sprach Marianne voller Resignation und mit unterdrückter Wut, ohne mich anzublicken. Ich schwieg sie einem Moment an, wollte ihr die Hand reichen, doch ging ich wortlos aus der Küche raus zu Alois, der den Gastraum fegte. Wir drückten uns lange und herzlich. „Jetz musst du gen Ronny, 's war schee mid dia, i wünsche dia ois Guade und jetz geh, i werd an di denga, bisd a guada Junge“, sprach er, während seine braungebrannte Hand erst meinen Kopf, dann mein Gesicht tätschelte. Ich war für Alois ein guter Junge und es klang schon etwas merkwürdig, wenn ein Sechzigjähriger dies zu einem fast Vierzigjährigen sagt. Als ich bereits die steile Hofauffahrt hinunter ging, rief er mir zu, zu warten: „Wartn Ronny, i hob no wos fia di, nimm den Schellenbaam mid und denke an uns, geh mid God Ronny, geh mid God.“ Ein ergreifender Abschied bahnte sich seinen Weg und so sprach ich in diesem Moment zum allerersten Mal in Mundart, so gut es ging: „Dank dir Alois, i mog di narrisch, 's war schee bei eich und i werd imma an unsa Musi denga.“ Dann ging ich und ich ging, so wie es sich Alois wünschte, mit Gott.

Hereinspaziert!

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