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Vorwort

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Frühjahr 2006

Sms Mike an Eva: „Kannst du dir vorstellen für eine gewisse Zeit einfach mal alles hinter dir zu lassen und was ganz anderes zu machen?"

Antwort Eva an Mike zehn Minuten später: „Ja warum nicht, klingt doch ganz spannend."

Jahre später – „Puh ein Jahr ist aber eine sehr lange Zeit! Rumreisen ohne nach Hause zu kommen!"

Noch später – „Sechs Monate kann ich mir schon eher vorstellen! Oder noch besser, ich versuche zwei bis drei Monate unbezahlten Urlaub zu bekommen. Das erscheint mir eine sichere Variante. Ach lass uns ein andermal darüber reden! Ich weiß es jetzt noch nicht!"

Die Zeit läuft! Für jeden von uns! Deshalb dürfen wir unsere Träume nicht zu lange vor uns herschieben. Es ist ungewiss, wie viel Zeit uns noch bleibt, sie zu leben! Damit stimmen Sie mit uns sicher überein. Andererseits sehen wir auch ganz klar die vernünftigen Gründe, eine Reise auf später zu verschieben:

 Nun habe ich endlich eine unbefristete Arbeitsstelle!

 Dafür braucht man bestimmt jede Menge Geld!

 Wo sollen wir all unsere Möbel unterbringen?

 Werden wir jemals wieder eine so tolle Wohnung finden?

 Was ist, wenn ich danach keine Arbeit mehr finde?!

 Oder stelle man sich einmal vor, wir werden dort ernsthaft krank!!

 Nimmt uns unsere Krankenversicherung hier in Deutschland nach der Reise wieder auf?

 Ins Ausland reisen ist ja so gefährlich, das hören wir doch täglich in den Nachrichten

… diese Aufzählungen lassen sich sicher noch beliebig ergänzen. Soll man so viel Risiko eingehen, nur um ein bisschen Urlaub zu machen? Nein, das wäre doch wirklich unvernünftig! Wichtig ist nun mal ein guter Job, eine tolle Wohnung, ansprechende, modische Bekleidung und ein passables Auto. Außerdem muss jeder ein kleines Sümmchen auf seinem Sparkonto haben.

So sollten wir besser in Ruhe unser Leben hier im bayrischen Oberland genießen und in Frieden alt werden. Die Natur ist wunderschön, die Menschen sehr freundlich, unser Kühlschrank ist gefüllt mit allem was wir wollen. Zudem haben wir beide wirklich einen tollen Arbeitsplatz an einer führenden deutschen Klinik bis zur Rente zugesichert bekommen.

Und trotzdem werden wir immer unruhiger … da war doch was?! Dieser eine Satz: Wir müssen unsere Träume leben! Die innere Stimme lässt sich nicht mehr überhören! Wir setzten unsere Prioritäten falsch! Wir wollen keine tolle Wohnung, um die uns andere beneiden können. Ganz ehrlich, wir brauchen auch kein teures Auto zum Vorzeigen, dass wir auch noch jahrelang abzahlen dürften. Und selbst unsere guten Jobs würden uns doch bis zur Rente wohl mal langweilen. Wer weiß, ob diese bis zur Rente sicher sind?

Was wir wollen ist, uns diese Welt anschauen! Jetzt! Es zieht uns in die Ferne!

Nun geht alles relativ schnell. Wir sind im Flow! Zuerst blättern wir, statt in den Seiten unserer Lokalzeitung, im Weltatlas. Danach stellen wir Theorien und mögliche Routen auf, um sie wenig später noch mal zu überarbeiten oder zu verwerfen. Letztendlich stufen wir Asien als besonders exotisch und sehenswert ein. Und wohin genau? Ein paar Bilder von Gebetsfahnen und majestätisch weißen Gipfeln bringen die Antwort – Nepal! Wir sind verzaubert! Dort wollen wir hin! Nun nur noch raussuchen, welches der besterreichbare Flughafen dort ist und die Reisezeit nachlesen.

Die Kündigungen unserer Jobs fallen uns erstaunlich leicht, und sobald sie abgegeben sind, genießen wir einen ersten Hauch des Gefühls von Freiheit! Erwartete Zweifel an diesem Schritt bleiben aus.

Wir buchen einen einzigen Flug von München nach Neu Delhi. So können wir Dauer und Ziel unserer Auszeit völlig offen gestalten, je nachdem, wie lange es uns gefällt und wie wir uns unseren Traum finanziell leisten können.

Es folgen Dinge wie: Wohnsitz abmelden, Auslandskrankenversicherung abschließen, deutsche Krankenkasse kündigen, ein paar Reiseimpfungen verabreichen lassen, Reiseräder aufrüsten und vor allem, uns ausgiebig der Vorfreude hinzugeben. Noch immer keine Zweifel an unserer Entscheidung!

Oft hören wir „… oh, das ist aber mutig was ihr da vorhabt!" Diese Einschätzung können wir überhaupt nicht mehr teilen. Für uns hat es nichts mit Mut zu tun und wenn doch, dann nur in folgendem Kontext: Mutiger wäre es für uns hier zu bleiben, unsere innere Stimme zu ignorieren und so zu leben, wie andere es von uns erwarten.

Unsere Familien und engsten Freunde begleiten uns zum Flughafen. Das graue Regenwetter macht uns den Abschied etwas leichter.

Unser neues Leben beginnt am 11. September 2010, um 11.50 Uhr, als der A330 der Finnair von der Startbahn in München abhebt.

Ferneseher

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