Читать книгу "Die große Wörterfabrik" von Lestrade und Docampo - Mike Wogengletter - Страница 4

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2. Analysemodell

Die Dimensionen folgen ungefähr den Strukturen, die von M. Staiger für die Analyse von Bilderbüchern vorgegeben werden. Die Analyse von Sprache und Erzählung fällt in den Bereich der Analysekriterien, da sich hier ein umfangreiches Feld auftut, das eigenen Regeln folgt. Die fünf Dimensionen von Staiger erfahren somit nicht wirklich eine Kürzung, sondern vielmehr eine Erweiterung durch die Analysekriterien. Staiger nennt zur Analyse von Texten die „narrative Dimension“2 und die „verbale Dimension.“3 Diese sollen hier als narrative und verbale Kriterien oder Analysekriterien genannt werden. Da das vorliegende Buch in den neuen Medien vertreten ist, bietet sich an, dass Staiger´sche Modell um die Dimension der Medialität zu erweitern. Diese Dimension schwingt bei Staiger zwar immer als Unterpunkt zu anderen Dimensionen mit, ist aber bei dem vorliegenden Bilderbuch so signifikant ausgebaut, dass es sich lohnt, dieses im Besonderen zu analysieren.

2.1 Mediale Dimension

Intermedialität bedeutet, dass das Medium in anderen Formen und Medien auftaucht. Es wird also entweder durch piktorale und verbale Bezüge zitiert oder es greift verbale und piktorale Elemente aus anderen Medien wieder auf. Zu den gängigen Medientypen gehören die neuen Medien, wie beispielsweise Apps, interaktive Bücher, Internet-Streams, Videospiele und viele andere mehr. Dabei kann zwischen Intramedialität, primärer und sekundärer Intermedialität sowie Transmedialität unterschieden werden. Intramedialität ist ein Bezug des Mediums auf sich selbst, indem es zum Beispiel Bildfolgen oder Worte wiederholt. Primäre Intermedialität bedeutet, dass das Medium Grundlage für andere Formate bildet. Sekundäre Intermedialität heißt, dass das Medium Anleihen aus anderen und somit meist älteren Medien übernimmt. Durch die Transmedialität kann zum Beispiel aus einem Bilderbuch ein animierter Film oder ein Computerspiel werden. So können aus einem Bilderbuch zum Beispiel Medienverbünde erwachsen, indem das Buch, ähnlich dem „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien, verfilmt, zu Computerspielen programmiert und als Merchandisefiguren vermarktet wird.4

Des Weiteren kann man Intermedialität durch starke oder schwache Bezüge zum Original definieren. Starke Bezüge sind somit eindeutige Hinweise, dass auf ein primäres Medium zugegriffen wird, wie ein direktes Bild- oder Schriftzitat. Schwache Bezüge kennzeichnen die subtilen Spielarten der Intermedialität. Das heißt, dass ein piktorales oder verbales Zitat in veränderter Form, also als Adaption, vorliegen kann.

2.2 Bildliche Dimension

Die bildlichen Elemente werfen nicht nur die Fragen einer Bildkunstanalyse auf, sondern auch die des kommunikativen Gehalts des Bildes. Dabei spielt insbesondere im Bilderbuch die Syntax der Bilder in ihrer Reihenfolge eine tragende Rolle. Diese unterstreicht die Semantik von Bilderfolgen. Dabei liegt hier „die Annahme, dass die Zeichensysteme Sprache und Bild Informationen enthalten, die von einem System zu einem anderen System übermittelt werden können,“5 zu Grunde. Dazu kommen noch die Sprache-Bild-Zusammenhänge, die hier als intermodale Dimension untersucht werden sollen. Die bildliche Dimension spielt daher immer mit einer Gruppe von Zeichen, die durch den Rezipienten in einer besonderen Kommunikationssituation gedeutet werden. Das Bilderbuch ist hier der Rahmen dieser kommunikativen Situation. Daher muss von einer besonderen Informationsdichte der Bilder ausgegangen werden.6

Bei Bildern ist die Weise der Gestaltung zur Informationsweitergabe ausschlaggebend. Dazu bedient sich der Emittent besonderer Techniken, um etwa mit Form, Farbe, Linie, Farbverlauf, Raum etc. zu kommunizieren. Entscheidend sind des Weiteren das Verhältnis von Weißraum und Bildraum sowie die Abfolge der Bilder in der Seitenfolge, den sogenannten „page turns“7. Der Fokus leitet den Rezipienten etwa durch seine Bildelemente, Farben oder Linien.

2.3 Intermodale Dimension

In der intermodalen Dimension wird das Verhältnis von Text und Bild bestimmt. Dazu kommt die Frage nach der Einbettung von Textelementen in das Bild und nach dem gesamtkommunikativen Gehalt von Text und Bild. Die analysebestimmenden Begriffe sind: „Symmetrie, Komplementarität, Anreicherung, Kontrapunkt [und] Widerspruch.“8 Diese Begriffe werden eingesetzt um vor allem Einzel- oder Doppel-Seiten im Buch beschreiben zu können. Dabei spricht man von einer Symmetrie, wenn sich Bild und Text semantisch gleichen und wenn durch keines von beiden eine neue Information eingebracht wird. Von Komplementarität wird gesprochen, wenn Bild und Schrift sich gegenseitig in ihrem Gehalt von Informationsweitergabe ergänzen, bereichern oder steigern. Anreicherung bedeutet, dass Bild und Text sich reziprok auffächern, d.h. wenn „das jeweils andere Zeichensystem ausgeweitet wird.“9 Eine kontrapunktische Informationsweitergabe entsteht durch „unterschiedliche Informationen“10 in Text und Bild. Ein Widerspruch entsteht, wenn die Bildebene durch die Textebene gebrochen wird, d.h., dass die Informationen durch das Zusammenlesen „ausschließend und unvereinbar sind.“11

2.4 Paratextuelle und materielle Dimension

Die paratextuelle und materielle Dimension befasst sich mit der Frage nach den haptischen und materiellen Eigenschaften des Buchs. Dabei wird sowohl nach dem Umfang in Seitenzahlen gefragt als auch nach der Dicke des Papiers sowie nach der Machart des Einbands. Des Weiteren ist das Buchformat hier interessant. Dabei können die Formate das Leseerlebnis bestimmen. Das große Format, wie etwa beim Wimmelbuch, kann dazu dienen, viele Inhalte zu vermitteln, während kleinere Formate sich eher für spezielle Geschichten eignen.12



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