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Außenbezirk von Rheinbach

Gut Tomberg

Dienstag, 30. August, 9:15 Uhr

»Ich hoffe, der Köder lockt die Maus in die Falle«, sagte Janna, während sie die mit Speck präparierte Mausefalle sehr vorsichtig an einer Ecke neben dem Vorratsschrank in ihrer großen Wohnküche aufstellte. Sie drehte sich zu den beiden achtjährigen Zwillingen um, die ihr aufmerksam zuschauten. »Dass ihr mir nur ja nicht darangeht! Diese Mausefallen sind gefährlich. Ich möchte nicht, dass sich einer von euch die Finger klemmt.«

»Wir passen schon auf«, antwortete Till grinsend, streckte aber trotzdem den Kopf weit vor, um über Jannas Schulter spähen zu können. »Damit wird die Maus bestimmt total zermatscht.«

»Iiih!«, rief Susanna und schüttelte sich angewidert.

Janna lachte. »Zermatscht nicht, aber überleben wird sie es wohl nicht. Lässt sich aber leider nicht ändern. Ich will nicht, dass sich demnächst ganze Mäusescharen hier einnisten. Wir haben sowieso dieses Jahr eine richtige Plage.« Sie erhob sich und strich ihren beiden Pflegekindern gleichzeitig über die Köpfe. »Los jetzt, Sander wartet bestimmt schon auf uns.«

»Ich freue mich schon so auf nächsten Montag!«, rief Susanna und rannte voraus zur Haustür. »Sander hat gesagt, dass das Geo… Geo… Dingsbums total viel Spaß macht.«

»Geocaching«, half Janna. »Ja, zumindest hört es sich lustig an. Wie eine Schnitzeljagd, aber GPS-gesteuert.«

»Und zelten dürfen wir da auch«, jubelte Till. »Ich liebe Zelten! Das werden bestimmt zwei total coole letzte Ferientage.« Er legte den Kopf schräg. »Warum kannst du nicht mitkommen, Janna? Das wäre sooo toll!«

»Ich weiß, mein Schatz.« Rasch griff Janna nach ihrer Handtasche und den Schlüsseln und verließ hinter den Kindern das Haus. »Leider muss ich arbeiten. Die Firma Großbaum hat mir eine Menge Briefe und anderen Schreibkram zur Erledigung angekündigt, und die Monatsabrechnungen muss ich auch noch machen. Ich bin aber sicher, dass ihr mit Sander und eurer Pfadfindergruppe trotzdem viel Spaß haben werdet.«

»Aber du bist sonst immer als Betreuerin mit dabei«, sagte Susanna. »Wir waren noch nie ohne dich oder Tante Linda und Onkel Bernhard weg.«

Janna lächelte. »Einmal ist immer das erste Mal«, tröstete sie. »Ihr könnt mich ja mit dem Handy anrufen. Obwohl ich sicher bin, dass ihr gar nicht mehr an mich denkt, sobald ihr erst mal unterwegs seid.«

»Wir vergessen dich doch nicht!«, protestierte Susanna, während sie auf den Rücksitz von Jannas dunkelblauem 5er Golf kletterte und sich anschnallte.

Till tat es ihr gleich. »Ohne dich wird es nur halb so lustig.«

»Ach was.« Janna setzte sich hinters Steuer und schnallte sich ebenfalls an. »Jetzt lasst uns erst mal zu Sander fahren und dann zusammen neue Wanderschuhe für euch kaufen. Übrigens weiß ich zufällig, dass Sander noch eine besondere Überraschung für euch hat.«

»Was für eine Überraschung?«, wollten die beiden sofort einstimmig wissen.

Janna ließ den Motor an und lenkte den Wagen durch das große Tor des ehemaligen Gutshofes auf die Straße. »Wenn ich euch das verrate, ist es ja keine Überraschung mehr«, antwortete sie lachend.

***

Bonn, Kaiserstraße

Institut für Europäische Meinungsforschung

Dienstag, 30. August, 9:30 Uhr

Nachdenklich studierte Walter Bernstein, der Leiter der Abteilung für nationale und internationale Feldeinsätze in den Bereichen Terrorabwehr und organisiertes Verbrechen, die Computerausdrucke, die seine Frau und Chefsekretärin Gerlinde ihm soeben ausgehändigt hatte. Dabei fuhr er sich mehrmals durch sein kurzes braunes, an den Schläfen allmählich ergrauendes Haar. »Das gefällt mir nicht«, murmelte er und blickte zu seiner Frau auf, die ihn abwartend ansah. »Wenn bekannt wird, dass Steuerdaten gestohlen wurden, werden sich die Medien wie die Geier darauf stürzen. Ich sehe schon die Schlagzeilen!« Er gestikulierte mit einer Hand, um seine Aussage zu unterstreichen. »Sind unsere Steuerdaten noch sicher? Geheimdienste in Erklärungsnot. Wenn wir die Hintermänner nicht allmählich dingfest machen, gibt es eine Katastrophe.«

Gerlinde nickte ebenso besorgt. »Wenn unsere Informationsquellen recht haben, steckt zumindest dieser Steuerberater aus Rheinbach mit in der Sache. Ihn müssten wir uns vornehmen.«

Walter winkte ab. »Wenn das mal so einfach wäre. An seine Firma kommen wir so leicht nicht heran. Bankmanager, Lokal- und Landespolitiker und wer nicht sonst noch alles gehören zu seiner Klientel. Wenn die erfahren, dass wir gegen Leitner ermitteln, können wir uns auf was gefasst machen. Beim Geld hört die Kooperationsbereitschaft bekanntlich auf – und Leitner sorgt wohl dafür, dass seine Kunden viel, viel Geld sparen …« Bedeutungsvoll hielt er inne und richtete seinen Blick wieder auf die Papiere auf seinem Schreibtisch. »Ich schätze, wir müssen es anders angehen.«

»Ist er nicht für seine häufig wechselnden Affären bekannt?«, warf Gerlinde ein. »Vielleicht ist ja darüber an ihn heranzukommen.«

»Habe ich auch schon überlegt«, stimmte Walter zu. »Wahrscheinlich wäre das ein guter Job für Melanie. Oder noch besser: Alexa.« Er hob den Kopf wieder. »Sie würde sogar eine Auster zum Singen bringen. Allerdings fürchte ich, dass er den Braten riecht, wenn sie zu forsch an die Sache rangeht.«

»Das Risiko müssen wir wohl eingehen«, befand Gerlinde und drehte sich zur Tür, als es leise klopfte und eine junge Assistentin den Kopf hereinstreckte. »Entschuldigung, aber das hier soll ich Ihnen geben, Herr Bernstein.« Sie reichte ihm einen weiteren Hefter mit Ausdrucken und verschwand sofort wieder.

Walter blätterte flüchtig durch die Akten. »Noch ein Dossier über Leitner. Der Mann ist ja ganz schön aktiv in …« Er stockte, als ihm ein Name ins Auge sprang. »Das gibt’s doch nicht. Sieh dir das an!« Er reichte seiner Frau den Hefter. Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen. »Ich glaube, ich habe gerade die Lösung für unser Problem gefunden.«

Gerlinde überflog die Seite, die er ihr aufgeschlagen hatte, dann runzelte sie die Stirn, als sie erkannte, was er meinte. »Hältst du das für eine gute Idee?«, fragte sie skeptisch.

Walter hob die Schultern, lächelte jedoch noch immer leicht. »Es ist jedenfalls besser als alles, womit wir bisher aufwarten konnten. Sei doch bitte so gut und schau, ob du Markus auftreiben kannst. Ich will ihn umgehend sprechen.«

Von Flöhen und Mäusen

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