Читать книгу Verflixt und ausgesperrt! - Mira Bergen - Страница 3

Prolog

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Die Einsamkeit war unerträglich. Nicht mal Nachbarn, denen das Mehl ausgegangen war, oder Vertreter verirrten sich zu ihm.

Viel zu spät erkannte er seinen Irrtum.

Den größten Teil seines Lebens hatte er danach gestrebt, frei zu sein. Nichts erschien ihm wichtiger.

Nun war er es endlich – frei. Frei von Zwängen, Vorschriften und Aufgaben. Er konnte tun, was immer er wollte, und gehen, wohin es ihn trieb.

Es war schrecklich.

Denn er war auch frei von jeglicher Gesellschaft, und er musste erkennen, dass er sein Leben lang den falschen Zielen nachgejagt hatte. Jetzt war es zu spät.

Verzweifelt starrte er die kahle Wand an – eine von insgesamt vier kahlen Wänden in einem geschmacklosen Zimmer. Sollte er sich wirklich die Mühe machen aufzustehen? Und wenn ja: wozu?

Irgendwann würde er einfach aufhören zu leben. Wenn undurchsichtige biologische Prozesse, Insekten und vielleicht auch ein paar Mäuse ihre Arbeit verrichtet hatten, würde nichts mehr von ihm übrig bleiben. Nicht einmal eine Erinnerung.

Überwunden geglaubte Paranoia übernahm die Kontrolle und löste bereits bekannte Anzeichen aus – Schwitzen, Herzrasen und ein unangenehmes Zucken des linken Augenlids. Doch seine depressiven Gedanken ließen sich davon nicht aufhalten. Im Gegenteil. In allen Einzelheiten verweilten sie bei der Aussicht auf sein einsames Ableben.

Falls ihn ein verirrter Postbote noch vor seiner völligen Auflösung fand, stand dem eine unappetitliche Überraschung bevor. Mitleid regte sich. Vielleicht sollte er ein Warnschild an der Tür anbringen.

Oder auch nicht. Im Grunde war es egal. Er selbst existierte dann nicht mehr. Also musste ihm auch nichts mehr peinlich sein. Sich schon jetzt im Voraus zu schämen, erschien wenig sinnvoll. Wo auch immer er sich dann befinden würde – schlimmer als hier konnte es nicht sein.

Die Option zu sterben gewann an Reiz.

Er dachte an die gestrige Entdeckung. Was für ein entsetzlicher Tag. Gestern war er wider besseres Wissen doch aufgestanden und auf den Berg hinter seinem Haus gestiegen.

Er wusste nicht genau, was Menschen dazu trieb, auf Berge zu klettern. Man konnte dort nichts weiter tun, als herunterzuschauen und sich Sorgen zu machen, wie man wieder nach unten kam. Auf diesem Berg traf man noch nicht mal andere Menschen, da sie ihn aus unerklärlichen Gründen mieden.*

Aus einer seltsamen Laune heraus war er dennoch hinaufgestiegen. Er war nicht mehr der Jüngste, trotzdem hatte er sich unzählige Stufen, die vor längst vergessenen Zeiten mühsam in die Felsen geschlagen worden waren, hinaufgequält.

Als er endlich oben angelangt war, bot sich ihm nicht die erhoffte schöne Aussicht. Dicke Wolken wussten dies zu verhindern. Statt dessen fand er einen toten Zwerg. Einen echten Zwerg, ganz offensichtlich erschlagen – wie es aussah, mit seiner eigenen Axt.

Er fragte sich nicht, was dieser Zwerg ausgerechnet hier zu suchen hatte. Dafür waren seine deprimierten Sinne bereits zu abgestumpft. Aber die Tatsache, dass der Zwerg erschlagen wurde, bevor er ihn getroffen hatte, erschütterte ihn zutiefst.

Dabei sehnte er sich doch verzweifelt nach Gesellschaft.

Welcher Art auch immer.

Verflixt und ausgesperrt!

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