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III
ОглавлениеSo begann es. Schritt für Schritt ohne Vorwarnung. Ich hatte in der Klasse viele neue Mitschüler und auch meine Freundin freundete sich schnell mit I. an, einer neuen Klassenkameradin. Auch dies störte mich nicht. Heute weis ich bedauerlicherweise, nicht mehr ob es daran lag, dass ich nicht so gut mit dem Stoff klar kam oder einfach weil meine Lehrkraft etwas gegen mich hatte. Jedenfalls dauerte es nicht lange, bis meine Lehrerin meine Eltern sprechen wollte. Sie war der Auffassung, ich sei eventuell in der falschen Schule und diese Schule nimmt ja nur die, die richtig gut sind. Sie verlangte von mir einen psychologischen Test, den ich absolvierten sollte, was ich auch tat. Ich begab mich hinunter in den Eingangsbereich, in der Nähe wo sich auch das Lehrerzimmer befand. Als ich bei ihr war, wurden mir zuerst Schaumstoffformen hingelegt. Mit diesen Formen, wurden dann Figuren nachlegt. Anschließend wurden mir Bilder gezeigt, darunter war auch das Gemälde der Mona Lisa, an die anderen Sachen kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Der Maler der Mona Lisa war schon in der ersten Klasse mein Lieblingskünstler und ist es auch heute noch.
Als meiner Lehrerin dann das Ergebnis mitgeteilt wurde, war sie stinksauer, denn sie lag falsch. Die Psychologin meinte, sie wisse gar nicht, was meine Lehrerin wollte, ich hätte sogar vereinzelt Dinge aus der dritten Klasse gewusst. Sie regte sich dann nicht weiter auf, offiziell. Gewiss brodelte es erst recht in ihr. Noch dazu war das nicht die letzte Auseinandersetzung mit meiner Lehrkraft.
Die Tage vergingen und ich versuchte mich weiter mit den anderen anzufreunden. Dennoch war keiner von ihnen davon begeistert, als ich fragte, ob wir in der Pause etwas zusammen unternehmen wollten. Den Grund für ihre Zurückweisung nannte mir keiner von ihnen. Dies kränkte mich zwar ein bisschen, aber ich versuchte es weiter, jeden Tag. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Es blieb für mich unerklärlich.
Meine Freundin war die meiste Zeit nur mit der Mitschülerin zusammen, mit der sie sich zu Beginn angefreundet hatte. Mir kam es mit der Zeit immer merkwürdiger vor, denn wenn ich sie fragte, ob wir etwas zusammen machen wollten, lehnte sie ab. Sie wolle lieber etwas mit I. machen. Die Situation mit ihr änderte sich auch nicht. Und so kam es, dass sie mit mir nichts mehr zu tun haben wollte. Selbst dann nicht, wenn wir keinen Unterricht hatten. Vor der Schulzeit waren wir oft zusammen. Weswegen ihr Verhalten für mich unverständlich blieb. Ich war damals am Boden zerstört. Meine einzige Freundin hatte ich verloren. Ich fragte mich immer, was ich wohl falsch gemacht hatte. Warum sie jetzt mit mir nichts mehr zu tun haben wollte. Sie nannte mir niemals den Grund für ihre Entscheidung. Der ganze Prozess dauerte zwei Wochen.
Damals war ich der Auffassung, dass es längst schrecklich war, jedoch es sollte sich noch steigern.
Ich war nun schon einige Monate in der ersten Klasse und permanent, wenn Gruppenarbeiten anstanden, blieb ich als Letzte übrig. Wenn ich dann einfach selbst zu einer Gruppe dazu ging, dann kam es schon mal vor, dass einer von ihnen dann zur Lehrkraft ging und sich beschwerte, warum ausgerechnet ich in ihrer Gruppe sein musste. ,,Ich solle woanders hingehen”, sagten sie wieder und wieder zu mir. Gab es dann wieder Ärger mit der Gruppe, so sollten wir uns die Hand geben und uns wieder vertragen. Das war das Konzept unserer Lehrkraft, weil es sich damit ja getan hätte. Natürlich half dies nichts, man rollte dennoch mit den Augen, ließ mich entweder bei der Arbeit in der Gruppe kaum oder gar nicht zu Wort kommen. Und wenn ich ihnen eine Idee vorschlug, so taten sie so, als hätte keine Person ein Wort gesagt. Auf meine Vorschläge gingen sie nicht ein. In den Pausen saß ich irgendwo allein, aß mein Pausenbrot. Setzte ich mich dann einfach mal zu ihnen, so sahen sie mich kurz an und gingen. Oder wenn sie mich von weitem sahen, sahen mir direkt ins Gesicht und schon sprach einer: „Oh nein! Nicht die schon wieder! Kommt lasst uns gehen“. Ich hörte jedes Wort, dass sie zu mir sagten. Immer wieder und das jeden Tag. Und dennoch gab ich nicht auf - trotz der Rückschläge. Ich versuchte jeden Tag mich mit ihnen anzufreunden und blieb selbst dann noch freundlich, wenn sie mich beschimpften. Ich war damals auch so dumm und teilte sogar mein Essen mit ihnen. Als sie dann ein Stück von ihrem Essen mir gaben und ich es schon gegessen hatte, fingen sie lauthals an zu lachen. Ich wollte wissen was so witzig sei. Daraufhin sagte eine Mitschülerin dann, dass sie das Stück vorher abgeleckt hat.
Irgendwann wurde es mir aber zu viel und ich begann durch ihre Beschimpfungen, zu heulen. Dies bewirkte, dass sie mich noch mehr beschimpften und fertigmachten. Sie bezeichneten mich als Heulsuse. Bei einer anderen Situation kamen zwei Mitschülerinnen zu mir und spukten mir ins Gesicht. Gleich darauf rannten sie zu einer Lehrerin und erzählten ihr ich hätte sie angespuckt. Diese machte mich dann auch noch zur Sau.
Die Vorkommnisse häuften sich und ich versuchte jedes Mal wieder Hilfe bei meiner Lehrkraft, zu suchen. Ihr schien es aber hinten vorbei zu gehen, denn wie es doch so schön heißt: „Gebt euch die Hand und vertragt euch wieder“. Darauf kann gepfiffen werden. Es brachte gar nichts. Alles schilderte ich auch meiner Mutter, die dann wieder - wie so oft auch - mit meiner Klassenleitung sprach. Da dies nichts brachte, ging sie zum Schuldirektor. Dieser antwortete dann mit folgendem Satz: „Und da kommen Sie zu mir? Was soll ich da jetzt bitteschön machen?“, also war dies auch erfolglos. So musste ich sehen, wie ich klarkam. Ja, ich wusste, dass Kinder grausam sein können. Wer kennt nicht das Buch mit dem blonden Männchen, mit den zerzausten Haaren und den langen Fingernägeln. Dennoch war ich davon überzeugt, dass es besser werden würde, wenn sie erst einmal älter wären. Ja, die Worte würden und könnten. Ich wurde eines Besseren belehrt.