Читать книгу Der Geranienmörder - Miriam Gier - Страница 4
Sonntag, 12. August 2012
ОглавлениеDurch den dumpfen Schlag ihrer eigenen Hand gegen das Kopfteil des Bettes wurde Ella am nächsten Morgen unsanft wach.
Es war schon hell im Zimmer. Sie hatten am Abend zuvor vergessen, die Vorhänge vorzuziehen, weil es schon dunkel war, als sie in ihr Apartment zurückgekommen waren.
Ella drehte sich unter der Decke zu Tom, der in ihre Richtung schaute und wohl schon länger wach war.
„Guten Morgen!“ Er lächelte sie an.
„Guten Morgen.“ Ella beugte sich vor und küsste ihn.
„Frühstück!“ Orderte sie und lachte.
Tom stieg aus dem Bett. „Ich koche schon mal Kaffee.“
Ella räkelte sich noch genüsslich unter ihrer Bettdecke, ehe sie aufstand.
Zerzaust machten sich beide daran, das Frühstück vorzubereiten. Ella deckte draußen. Es war zwar noch ein bisschen kühl, aber man konnte durchaus schon draußen sitzen. Es war 7:30 Uhr und je früher sie starteten zum Großen Leppleskofel, desto besser. Genau genommen hätten sie eigentlich um diese Zeit schon auf dem Weg sein müssen. Je früher sie oben waren, desto leichter der Weg, weil es morgens noch nicht so heiß war. Ab Mittag würde es beschwerlich werden.
Die Aufbackbrötchen qualmten im Strohkörbchen und der Kaffee duftete herrlich.
Es sollte ein sonniger Tag werden. Natürlich war bei hohen Temperaturen ein Aufstieg noch anstrengender, aber Ella dachte daran, dass sie so auch ein bisschen braun werden würde bei der körperlichen Anstrengung. Sie würde das schon schaffen. Schließlich waren diese Mühen im Hinblick auf ihre Fettpölsterchen eigentlich sowieso genau das richtige.
Vom Balkon aus sah man linker Hand ihr Tagesziel. Der Große Leppleskofel lag in der Morgensonne. Davor gelegen der Kleine Leppleskofel. Die Luft war klar. Jeder Baum im Berg war messerscharf zu erkennen. Ella schaute hinauf.
Sie genossen beide den Kaffee auf dem Balkon und ließen still ihre Blicke schweifen, während sie frühstückten.
Tom schaute zu den anderen Balkonabschnitten hinüber an Ella vorbei. Leise zu Ella vorgebeugt wisperte er „Die alte Frau ist wieder auf dem Balkon.“
Ella saß mit dem Rücken zu ihr auf dem Balkon. „Was macht sie?“ Fragte sie leise.
„Sie zupft wieder an den Geranien herum. Scheint die Blumenkästen von Unkraut zu befreien.“
Ella lachte leise „Wenn sie so weiterzupft, sind in ein paar Tagen die Blumenkästen leer. Das scheint wohl ihr Hobby zu sein.“
Um kurz nach acht machten sich Ella und Tom schließlich auf. Vor dem Haus saß ihre Vermieterin auf der Holzbank und trank eine Tasse Kaffee. „Guten Morgen zusammen.“
„Guten Morgen Frau Leitner!“ grüßten beide.
„Wo soll’s denn heute hingehen?“ Fragte sie interessiert.
Tom erzählte, dass sie auf den Großen Leppleskofel wollten und dann über die Brugger Alm mit kurzer Rast wieder hinunter.
„Das ist schön! Grüßen Sie auf der Alm von mir! Ich bin auch sehr gerne dort. Ab zwölf Uhr mittags wird dort dieses Jahr in den Sommermonaten Zither gespielt. Die haben dort einen sehr guten Musikanten, der über die Mittagszeit die Gäste unterhält, der Moosbacher-Alois.“
„Na, das klingt ja vielversprechend.“ Ella versuchte, erfreut zu schauen und ihre Skepsis zu verbergen. Auf solch eine musikalische Unterhaltung konnte sie eigentlich auch ganz gut verzichten. Zithermusik war nicht die Begleitmusik, die sie sich ausgesucht hätte für ihre Mittagspause, auch nicht in den Bergen.
„Die Familie Stuber auf ihrer Etage die waren letzte Woche sogar mit dem Taxi dort oben, weil sie neugierig waren und es hat ihnen sehr gut gefallen! Die Stubers, die kommen aus München. Die Frau Stuber kann ja nicht mehr so gut laufen, aber das wollten sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Die haben wohl lange mit dem Moosbacher gesprochen, der war dann daraufhin letzten Freitagnachmittag sogar hier im Haus und hat nur extra für die Frau Stuber auf dem Balkon gespielt. Ist extra hierhergekommen, nur für den Eberhardt und die Maria.“
Frau Leitner war offensichtlich in Plauderstimmung und sehr beeindruckt, dass der Zitherspieler extra für ihre Gäste ins Dorf kam, um für sie zu spielen.
„Ach, und der Herr Pfarrer, fällt mir ein, der war ja am Freitag auch kurz da und hat eine Einladung abgegeben zum Pfarrfest, das ist ja auch schon heute!“ stellte sie fest. „Wie die Zeit vergeht!“ Sie holte die Einladung aus ihrer Schürzentasche und reichte sie Ella.
„Falls Sie Interesse haben, es gibt Käse und allerlei von den Bauern und auch eine musikalische Unterhaltung. Unser Herr Pfarrer spielt auch die Zither. Hat die letzten Wochen im Gemeindehaus geprobt fürs Pfarrfest und war auch ganz begeistert, dass der Moosbacher-Alois extra für die kranke Frau Stuber hier im Haus gespielt hat. Hat er sich gleich noch ein paar Tipps vom Moosbacher für heute geholt.“
„Die Zither scheint ja hier ein sehr beliebtes Instrument zu sein.“ Bemerkte Tom.
„Oh ja! Wie haben einige im Ort, die diese alte Tradition weiter aufrecht halten. Der Herr Pfarrer spielt wirklich auch sehr, sehr gut! Der Herr Pfarrer und der Moosbacher-Alois sind Freitag richtig ins Fachsimpeln gekommen, als sie sich hier im Haus begegnet sind.“
Frau Stubers Redeschwall wurde gestoppt, als die Haustüre von innen geöffnet wurde.
Herr und Frau Stuber traten hinaus. Frau Stuber hatte sich untergehakt bei ihrem Mann. Sie trug wieder Hose, Bluse und langärmeligen Pullover, als würde sie die Sommertemperaturen gar nicht fühlen.
Akkurat, ordentlich, abwesend ohne Regung und Gefühl wirkte sie, wie sie so neben ihrem Mann auf der kleinen Terrasse stand und in die Ferne blickte.
„Grüßt Euch.“ Frau Leitner schaute freundlich.
„Guten Morgen.“ grüßte Eberhardt Stuber.
Frau Stuber schwieg mit leerem Blick.
„Wir machen uns auf zu einem kleinen Spaziergang. Ein paar Schritte werden der Maria gut tun. Nicht war, Maria?“ Liebevoll schaute er zu seiner Frau, die geistesabwesend auf die Berge schaute.
„Ich wünsch Euch einen schönen Tag. Und gute Unterhaltung – Ihr geht doch sicher später auch noch zum Pfarrfest, der Pfarrer hat Euch ja immerhin persönlich eingeladen! Da gibt’s ja wieder Musik, die die Maria so mag.“
„Vielleicht im Nachmittag. Mal sehen, wie es der Maria dann geht. Soll auch nicht zu anstrengend werden heute.“ Erwiderte Eberhardt Stuber und wandte sich wieder seiner Frau zu.
„Komm, Maria – gehen wir ein bisschen. Einen schönen Tag!“ Freundlich nickte er in Ellas und Toms Richtung.
„Servus Eberhardt! Servus Maria!“ Rief Frau Leitner ihnen hinterher.
Eberhardt und Maria Stuber gingen langsam die Stufen hinunter. Eberhardt Stuber stützte den bei ihm untergehakten Arm seiner Frau mit seiner anderen Hand.
Ella verspürte ein schlechtes Gewissen, weil sie über die Frau getratscht hatten und Geschichten erfunden hatten. Diese Frau Stuber war wirklich arm dran. Noch mehr ihr Mann, der anscheinend alles dafür tat, dass es ihr gut ging. Wie schlimm musste das sein, mit anzusehen, dass ein geliebter Mensch immer öfter nur noch aus der bekannten Hülle bestand ohne den Inhalt, den man liebte.
„Wissen Sie, die Frau Stuber, die ist nicht mehr so ganz beieinander. Sie ist dement oder wie man das nennt. Aber trotzdem kommen sie jedes Jahr hierher, bestimmt schon seit 20 Jahren. Die Frau Stuber ist schon als junges Mädchen mit ihren Eltern immer in St. Jakob zum Urlaub gewesen.“ Frau Leitner zündete sich eine Zigarette an.
„Dann werden wir mal schauen, was uns heute noch schönes erwartet.“ Tom schob Ella sanft an, um sie zum Gehen zu drängen. Sie verabschiedeten sich schnell von Frau Leitner, die gerade in die Luft paffte. Ehe sie noch etwas sagen konnte, winkten Tom und Ella freundlich und standen schon an ihrem Auto.
„Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen.“ Freundlich winkte sie Ella und Tom hinterher.
Ella schnallte sich an. „Na, die war aber heute sehr gesprächig.“
„Das kann man wohl sagen. Deswegen hab ich Dich auch gleich weitergeschoben, sonst stünden wir jetzt immer noch bei ihr.“
„Wieso? Ich wäre schon jetzt auch weitergegangen.“ Wehrte sich Ella. „Außerdem finde ich es auch sehr nett, dass sie mit uns plaudert.“
Tom startete den Wagen. „Dann fahren wir jetzt erst einmal zur Gondelbahn. Die meisten Höhenmeter haben wir dann schon mal im Sack.“ Tom setzte seine Sonnenbrille auf, drückte auf „play“ und parkte aus, während Angus Youngs Gitarrensolo laut aus den Boxen donnerte.
„Na ja, es bleiben immer noch genug Höhenmeter übrig.“ Schrie Ella dagegen an und grinste.
Sie würde auf ihrem Weg nach oben sowieso wieder mit ihrem Schicksal hadern, aber sie freute sich trotzdem auf ihre erste Tour. Sie war gespannt auf den Ausblick und auf die Alm. Wenn es dann ein Skiwasser und einen Schnaps gab, war meist die Plackerei vom Aufstieg schnell vergessen.
Mit der Gondelbahn fuhren sie hinauf. Das Tal wurde immer kleiner und die Berge waren greifbar nah. Unter Ihnen Wiesen und Bäume, über die sie hinwegschwebten. Je höher sie kamen, desto mehr Berggipfel wurden sichtbar auf der gegenüberliegenden Seite des Tales. Keine Wolke war am Himmel zu sehen.
Ella und Tom hatten jeder einen Rucksack dabei mit Wasser, einer Regenjacke, einem Brötchen und einem Apfel.
Das hatten sie sich angewöhnt, seitdem sie bei einer Tour statt der geplanten sechs Stunden insgesamt elf Stunden unterwegs gewesen waren. Sie mussten damals kurz vor Erreichen des Ziels umkehren und den gleichen Weg wieder zurückgehen, weil ein Stück vom Berg abgerutscht war. So konnten sie damals die Hütte, in der sie rasten und essen wollten nicht erreichen, obwohl sie schon greifbar nah war.
Mit Hunger und Durst traten sie damals den Rückweg an. Wolken waren aufgezogen und so wurde der Weg zurück sowohl von Hunger und Durst begleitet als auch von der Angst vor einem Gewitter. Damals hatten sie weder Proviant noch wetterfeste Kleidung eingepackt.
Ella hatte heute auch ihre Stöcke dabei, die ihr schon manchen Auf- und Abstieg erleichtert hatten. 500 Höhenmeter lagen vor ihnen – nicht viel, aber als erster Anstieg seit langem absolut ausreichend.
Die Gondel erreichte die Bergstation und es ging los. Außer ihnen war kein Mensch hier oben zu sehen, außer dem Personal am Ausstieg der Gondel.
Über eine große Wiese gingen sie dem Berggipfel entgegen. Nur ein leichter Anstieg zwischen Bergblumen vorbei an Murmeltierbauten.
Zwischen Steinen und kleinen Büschen gingen sie langsam weiter nach oben durch die langsam karger werdende Bergwelt.
Den Kleinen Leppleskofel links liegen lassend, marschierten sie hintereinander her.
Ella dachte wieder an Frau Stuber. Ob sie überhaupt etwas um sich herum mitbekam? Sie schien auch ihre Wirtin Frau Leitner gar nicht wahrgenommen zu haben, obwohl sie sie schon lange kannte. Offensichtlich duzten sie sich auch, die Stubers und Frau Leitner.
Und dann der Stuber. Eberhardt. Der mit seiner Frau mit dem Taxi auf die Alm fuhr, um ihr zu ermöglichen, dem Zitherspiel zu lauschen. Der vermutlich dann den Musikanten gebeten hatte, für seine Frau im Tal zu spielen. Oder hatte der sogar selbst angeboten, ins Tal zu kommen, um für die Stubers nochmal zu spielen? Sehr nett. Frau Stuber konnte froh sein, solch einen Mann zu haben und so nette Menschen überhaupt um sich zu haben, die sich um sie sorgten und ihr das Leben angenehm gestalten wollten.
Es wurde wärmer. Sie gingen langsam. Tom ging voran. Immer wieder blieben sie zwischendurch stehen, um einen Schluck zu trinken, kurz auszuruhen. Es war später Vormittag, als nur noch ein kleines steiles Stück, das letzte Stück zum Gipfel, vor Ihnen lag. Karge Felsen. Ein paar Meter vor ihnen waren noch zwei andere Wanderer auf dem Weg nach oben. Ella und Tom mussten sie eingeholt haben, trotz ihrer Stopps. Vorher hatte Ella niemanden gesehen. Sie waren etwa knapp über eine Stunde gelaufen. Ella blieb stehen und zog ihren Pulli aus, unter dem sie ein Top trug. Sie schwitzte.
Lange laufen konnte Ella ohne Probleme. Es machte ihr nichts aus, wenn nötig auch zehn Stunden zu wandern, solange keine Steigung damit verbunden war. Sie hasste es, immer nur bergauf zu gehen, was sie aber immer wieder verdrängte, bis es wieder soweit war und sie alles verfluchte, weil sie so erbärmlich schwitzte.
Sie schnaufte hinter Tom auf den letzten Metern zum Gipfelkreuz hinauf. Immer wieder musste sie sich an einzelnen Felsen festhalten, um die notwendigen großen Schritte nach oben zu machen. Ein letztes Mal zog sie sich nach oben.
Die zwei anderen Wanderer saßen schon am Gipfelkreuz als Ella und Tom über einen kurzen schmalen Grat auf das Ziel zugingen. Es war geschafft.
Der Ausblick belohnte wie immer für alle Anstrengungen. Es war wunderschön. Ringsherum in alle Himmelsrichtungen ragten in der Ferne Gipfel in den Himmel empor. Auf einigen Spitzen konnte man noch Schnee erkennen inmitten des blauen Himmels. Dieser Kontrast war fantastisch.
Diesen Kontrast liebte Ella auch so sehr in ihren Skiurlauben.
Unten im Tal war meist alles grau und deprimierend. Sobald man aber oben war, erstrahlte das Blau des Himmels und zwischen den Gipfeln, die ringsherum zu sehen waren, und dem trüben Grau zogen die Wolken wie Wattebäusche entlang, die man auf die Kuhle gelegt hatte, um das Trübe zu verdecken.
Ella und Tom saßen noch eine ganze Weile auf dem Gipfel und genossen den Ausblick, ehe sie den Weg zur Alm antraten. Tom fotografierte. Ella träumte vor sich hin. Sie würden schätzungsweise nochmal anderthalb bis zwei Stunden brauchen, ehe sie die Alm erreichen würden.
Ihr Weg dorthin führte sie noch ein Stück über die Höhe, dann über leichtes Gefälle hinweg nach unten. Der Boden wurde wieder weicher, die Umgebung grüner. Ein schmaler Pfad, idyllisch gelegen, führte über eine kleine Holzbrücke über einen schmalen, doch reißenden Gebirgsbach. Bäume säumten ihren Weg, der stellenweise wild und unausgetreten war.
Als die beiden die Alm erreichten, war es früher Nachmittag. Drei alte Häuser gehörten zur Alm. Vor einem der drei Häuser waren Holztische aufgestellt, die zum Verweilen einluden. Bei Bier, Skiwasser und einem Jausenbrettl lauschten Ella und Tom den Klängen vom Moosbacher-Alois und schauten zu, wie gerade Heu eingefahren wurde. Der Schnaps danach tat sein Übriges zu Ellas Entspannung. Die Sonne brannte. Ella fühlte sich wie erschlagen, aber glücklich. Ihre Beine hatte sie unter dem Tisch ausgestreckt und verbarg ihren erschöpften Blick hinter ihrer Sonnenbrille. Ihr Gesicht hatte sie zur Sonne gehoben und atmete tief ein und aus.
Vier Tische waren draußen besetzt, alles Familien mit Kindern. Allesamt gut ausgerüstet mit scheinbar neuen Wanderoutfits. Die Holztüre zum Innenraum stand offen. Einige wenige Einheimische saßen im Haus direkt hinter dem Eingang.
Ein Familienvater mit Schlapphütchen saß draußen am gegenüberliegenden Tisch und trank an einer Limonade.
Für ihren Weg nach unten würden sie sicher nochmal zwei Stunden brauchen. Sie waren zwar nur 500 Höhenmeter hinaufgelaufen, aber der Rückweg war auch durch den Umweg über die Alm und durch den Abstieg ohne Gondel wesentlich weiter. Sie hatten sich nur die Fahrt nach oben gegönnt, um weniger Höhenmeter gehen zu müssen. Nach unten sollte es komplett zu Fuß gehen.
An diesem Abend war also außer einer heißen Dusche und einem schnellen Essen hauptsächlich relaxen angesagt. Nach dieser ersten Tour würde Ella auf jeden Fall am nächsten Tag extremen Muskelkater verspüren. Sie waren so lange nicht mehr gewandert, ihr Körper musste sich erst einmal wieder daran gewöhnen. Sie hatte eine Tube Latschenkiefergel dabei, um den drohenden Schmerzen am nächsten Tag ein wenig vorzubeugen. Beim Skilaufen hatte das immer geholfen und ähnlich wie beim Wandern, waren die ersten drei Tage immer die schmerzhaftesten. Danach war meist alles in Ordnung.
Eine graubraune Almkuh mit dicker Glocke um den Hals riss Ella aus ihren Gedanken. Sie stand direkt neben ihnen am Tisch hinter einer Holzabsperrung und streckte neugierig ihren Kopf zum Tisch rüber. Tom machte ein Foto.
„Die verteidigt ihr Revier.“ Lachte Ella und strich ihr über ihr Maul.
„Ja, die ist froh, wenn die ganzen Stocktouristen sich gleich wieder vom Acker machen.“ Tom hantierte mit der Kamera. Es brauchte eine Weile, bis er wieder alles richtig eingestellt hatte. Er besaß das nötige Interesse und die Geduld dazu. Ella dauerte das alles zu lange, so dass sie meistens ihm überließ, zu fotografieren.
Ab und zu machte sie mal ein Bild mit ihrem Handy, wenn ihr etwas besonders gut gefiel, aber die meiste Zeit genoss sie einfach die Dinge so, wie sie in dem jeweiligen Moment waren.
Nach Ellas Empfinden machte man meist sowieso zu viele Bilder. Zurück zu Hause, sahen viele Bilder fast gleich aus und wenn es um Bergbilder ging, musste sie gestehen, fiel es ihr immer noch schwer, die einzelnen Bergnamen den fotografierten Gipfeln zuzuordnen.
Sie bemühte sich zwar, sich die dazugehörigen Namen zu merken, aber meist gelang es ihr nicht.
Es wurde langsam Zeit für den Aufbruch. Je länger die Pause, umso mühseliger war es, sich wieder aufzumachen und weiterzulaufen.
Sie zahlten ein Jausenbrettl, ein Skiwasser, ein Bier und zwei Schnäpse, die beide von Ella waren.
Die Almkuh stand mittlerweile direkt neben ihnen am Tisch unbeachtet der Holzabsperrung und hatte Gefallen an Tom gefunden. Er schob sie beiseite, streichelte noch über ihren Kopf und reichte Ella ihre Stöcke. Ella schaute nochmal zum Heuschober hinüber. Sie versuchte, sich diese wunderschöne Alm einzuprägen. Diese Idylle inmitten der Berge war wirklich wunderschön.
Als die beiden schließlich am späten Nachmittag am Gästehaus Leitner ankamen, sahen sie schon aus einiger Entfernung, dass sich an diesem bisher ruhigen Platz Ärger anbahnte.
Drei Jugendliche standen breitbeinig mit ihren Mofas am Straßenrand, unterhalb der Balkone des Gästehauses. Zwei von Ihnen hatten eine Flasche Bier in der Hand. Sie schauten nach oben und schienen etwas zu rufen. Sie lachten.
Frau Stuber war auf dem Balkon.
Als sie näher kamen, sahen sie, dass Frau Stuber wie versteinert dastand. Sie starrte auf die drei Jungs nach unten.
In der einen Hand Grün aus dem Blumenkasten, die andere Hand an die Stirn haltend. Sie blutete darunter.
Als Ella und Tom eingeparkt hatten, sahen sie, dass einer der drei Jungs eine Steinschleuder in der Hand hielt. Ein anderer gab ihm etwas in die Hand und Ella vermutete, was folgen sollte.
Der Junge mit der Steinschleuder spannte scheinbar erneut etwas mit dem Gummi nach hinten und ließ los, noch ehe Ella oder Tom die Möglichkeit hatten, diese Aktion zu stoppen.
Ein Steinchen sauste durch die Luft nach oben, schoss haarscharf an Frau Stubers Kopf vorbei und prallte an der Holzwand neben der Balkontüre ab.
„Vorhin hast Du besser getroffen, Alter!“
Der Schütze lachte und nahm einen Schluck aus der Flasche seines Kumpels, der ihm solidarisch auf den Rücken klopfte.
„Seid Ihr wahnsinnig!?“ Frau Leitner kam aus der Haustüre herausgelaufen auf die drei Jungs zu.
„Wer den Schnaps nicht verträgt, der hat auf dem Fest nichts verloren!“ Schrie sie und streckte schon ihre Arme aus, um sich einen der drei zu schnappen, aber die Jungs waren schneller.
Lachend und scherzend stießen sie sich vom Boden ab und machten sich auf ihren Mofas röhrend und knatternd davon.
„Die irre Kuh, die wollen wir hier nicht haben!“ Brüllte einer noch aus sicherer Entfernung.
Ella und Tom waren mittlerweile ausgestiegen und standen vor der Treppe zum Haus.
„Was war das denn?“ Tom schaute Frau Leitner ungläubig an. „Denen muss man mal ihre Hammelbeine langziehen!“
„Ist richtig! Das geht schon die ganze Zeit so, seitdem die Stubers hier sind. Die schikanieren die Maria Stuber, wo immer es geht. Das sind die Meinl-Brüder und der Huber-Michael. Die drei Halbstarken. Haben heute Nachmittag auf dem Pfarrfest schon eine ganze Flasche Schnaps leer gemacht und jetzt ist es noch schlimmer als sonst.“
Hinter Frau Leitner erschien Eberhardt Stuber in der Haustüre. Aufgebracht, leicht außer Atem mit einem seiner Stöcke in der Hand gegen den Himmel ausgestreckt.
„Wenn ich einen von denen erwische, der steht nicht mehr auf! Mir reicht’s!“ Eberhardt Stuber war außer sich.
„Beruhige Dich, Eberhardt! Das bringt doch nichts! Ich werde mal mit der Erika Raich sprechen. Der Toni, der Sohn von der Erika ist befreundet mit den Meinl-Jungs und dem Huber-Michael.“ Sie drehte sich zu Ella. „Zum Leidwesen von der Erika.“
Frau Leitner versuchte, den aufgebrachten Eberhardt Stuber zu beruhigen und legte ihre Hand auf seinen rechten Arm, mit dem er immer noch den Stock unkontrolliert durch die Luft wirbelte.
„Früher, da hätte es so was nicht gegeben! Früher!“ Eberhardt war immer noch außer sich. „Denen gehört der Arsch versohlt, dass sie drei Tage nicht mehr sitzen können. Wenn ich einen von denen erwische, schlag ich zu.“ Wütend wand er sich heraus aus Frau Leitners Berührung und ging zügig wieder ins Haus.
„Eberhardt…..“ Frau Leitner konnte ihn nicht beruhigen. „Lass mich wissen, wenn Ihr Hilfe braucht!“ Sie seufzte und ging zu Ihrer Holzbank rüber. Eberhardt Stuber war davongestapft ohne weiter zuzuhören. Frau Leitner hatte nichts ausrichten können. Es war nicht gut für sie, wenn ihre Gäste solche Probleme hatten. So was versaute nicht nur Freundschaften, sondern auch ihr Geschäft.
Sie setzte sich, zündete sich eine Zigarette an und holte unter der Bank eine Flasche Schnaps mit einem Schnapsgläschen heraus.
„Wollen sie auch einen Obstler auf den Schrecken?“
Ella und Tom standen noch immer am Fuß der Treppe.
„Gerne.“ Sagte Ella nun und zog Tom mit sich die Stufen hinauf zur Holzbank neben Frau Leitner. Gerade so passten sie alle drei nebeneinander auf die Holzbank, ein bisschen wie die Orgelpfeifen, dachte Tom, als er sich auf die Bank fallen ließ.
Frau Leitner griff nochmal unter die Bank und holte zwei weitere Gläser hervor.
„Das hier sind meine geheimen Vorräte.“ Grinste sie und goss den Obstler ein. Er roch scharf und war so selbstgebrannt und klar, wie er aussah.
Es blieb nicht bei einem Schnaps.
Ella zählte mittlerweile die Geranienblüten in einem der Kästen auf der Terrasse. Sie waren so hoch gewachsen, dass Ella im Sitzen nicht darüber hinweg auf den Weg schauen konnte, ohne sich zu strecken.
„Der Tag hat so schön begonnen. Das Pfarrfest war ein großer Erfolg für die Gemeinde.“
Frau Leitner goss nach.
„Ist das denn jetzt schon vorbei?“ Fragte Ella. „So was dauert doch länger als einen Nachmittag.“
„Na ja, ein paar Leute stehen jetzt noch an den Bierständen unten auf dem Kirchplatz, aber es klingt halt schon jetzt langsam aus. Die Bauersfrauen haben ihre Ware schon eingepackt und bauen jetzt noch die Stände ab.“ Frau Leitner goss sich noch ein Gläschen nach und kippte es mit einem Schluck runter.
„Der Herr Pfarrer hat wunderschön musiziert. Die Bauersfrauen haben viel verkauft an ihren Ständen. Die Leute sind sogar von St. Veith hergekommen, aus Hopfgarten und sogar eine Familie aus dem Virgental hat einen Ausflug hierher zu uns gemacht.“
Frau Leitner schenkte erneut nach und wieder nahm sie einen großen Schluck. Wieder war ihr Glas leer.
Einen ordentlichen Zug hatte die Gute. Ella war es manchmal schon unangenehm, weil sie immer diejenige war, die gern mal einen Schnaps mittrank, aber neben Frau Leitner war sie diesbezüglich ein Waisenkind.
„Wenn nur nicht immer so viel Alkohol getrunken würde bei solchen Veranstaltungen.“ Bemerkte Frau Leitner und schaute geradeaus in die Geranien.
Ella und Tom warfen sich einen amüsierten Blick zu.
„Wissen Sie, die jungen Leute, die vertragen das nicht. So sechszehnjährige Burschen, die vertragen doch noch nicht so viel vom Selbstgebrannten.“
So saßen sie da und schwatzten über dies und das. Woher Ella und Tom kamen, was sie beruflich machten, als es langsam schon dämmerte.
Frau Leitner fragte nach der Tour zum Leppleskofel und wie ihnen die Alm gefallen hatte.
Ausführlich schilderten sie die Eindrücke, die ihnen die erste Wanderung beschert hatte und Frau Leitner hörte interessiert zu.
Sie nahm ihre Strickweste, die in der Ecke neben ihr auf der Holzbank lag, und legte sie um ihre Schultern.
Mittlerweile waren Ella und Tom hungrig und die aufkommende Abendfrische kroch an ihnen hoch. Ganz leicht bewegte der Wind die Blätter der Bäume und es rauschte sanft. Ella sehnte sich nach einer heißen Dusche. Sie fröstelte.
„Wollen wir los, Tom?“ Fragend schaute sie zu ihm rüber.
„Ja, gerne. Es wird auch langsam Zeit für eine Dusche. Ich bin jetzt auch wirklich geschafft.“ Dass es der Obstler war, der ihn geschafft hatte, behielt er lieber für sich.
Als Kind hatte er einmal heimlich in der Kellerbar seiner Eltern Schnaps probiert. Seitdem konnte er nur mit Schütteln dieses Gesöff runterschlucken.
Sie verabschiedeten sich, wünschten ihrer Wirtin noch einen angenehmen Abend nach all der Aufregung und gingen ins Haus.
„Die säuft aber ganz schön, die liebe Frau Leitner.“ Flüsterte Tom, als sie die Treppe hinaufgingen.
„Ja, die ist echt trinkfest. Wisperte Ella. „Aber irgendwie hat ein Schnaps hier auch eine ganz andere Bedeutung als zu Hause. Findest Du nicht?“
„Stimmt, der hat viel mehr Umdrehungen.“ Er lachte und gab Ella, die vor ihm ging, einen Klaps auf ihren Po.
Leicht benommen gingen sie den Flur entlang zum Apartment. Ella schwankte ein wenig, bemühte sich aber, immer wieder die Balance zu halten.
Es war wieder Ruhe eingekehrt in St. Jakob. Kein Muchs war zu hören.
Der Abend klang für sie aus auf dem Balkon. Geduscht, mit vollem Bauch und warm angezogen unter einem klaren Sternenhimmel mit einem Glas Rotwein legte der Abend seine Arme um die erschöpften Wanderer.
„Wir haben den Sonntagskrimi verpasst.“ Bemerkte Ella.
Ihre Füße lagen eingepackt in dicken Socken auf der Balkonbrüstung. Mit hochgezogenen Schultern hielt sie mit beiden Händen ihr Weinglas und schaute in den Himmel.
„Ich habe alle Krimis in den zwei Urlaubswochen aufgenommen. Wenn wir also hier abends den Fernseher auslassen, können wir ganz entspannt bleiben. Wir verpassen nichts!“ Antwortete Tom stolz.
„Super!“ Ella freute sich ehrlich darüber. „Krimis sind immer noch die besten Filme, die es gibt. Ein guter Krimi braucht keine Wahnsinnseffekte oder Actionszenen.“
„Du hattest doch heute schon einen Krimi direkt vor der Haustüre.“ Tom hielt Ella die Zigarettenpackung hin.
Sie stellte ihr Glas ab, nahm sich eine heraus, zündete sie an und nippte gleich wieder an ihrem Wein, den sie noch ein wenig zwischen Gaumen und Zunge ließ, ehe sie ihn hinunterschluckte. Ein 2005er Barolo, ganz nach ihrem Geschmack.
„Naja – aber so muss es ja auch nicht gleich laufen. Die Frau Stuber tut mir jetzt ehrlich unheimlich leid. Und erst mal ihr Mann. Das ist ja wirklich das allerletzte, was die drei Jungs da vorhin veranstaltet haben. Außerdem war die Frau Stuber in meiner Krimiphantasie die wahnsinnige Mörderin ihres Mannes. Das passt jetzt alles irgendwie nicht mehr zusammen.“
Ella nahm den letzten Schluck, der noch in ihrem Glas war.
In kürzester Zeit hatte sie ihre Meinung über Frau Stuber mehrfach geändert.
Ihr erstes Gefühl war, dass diese Frau unheimlich und merkwürdig war, woraufhin sie mit Tom diverse Geschichten gesponnen hatte.
Dann hatte sie ein schlechtes Gewissen bekommen, als sie erfuhr, dass Frau Stuber nicht gut beisammen war und hatte die Menschen in ihrer Umgebung bewundert für ihre aufopfernde Art, mit der sie Frau Stuber behandelten, insbesondere ihr Mann.
Und nun heute hatte sie Wut und Mitleid verspürt, als sie mit ansehen mussten, wie Frau Stuber von diesen drei Rotzlöffeln malträtiert wurde. Dass sie überhaupt so viel über einen ihr absolut fremden Menschen nachdachte, war schon ungewöhnlich.
So saßen sie noch eine ganze Weile da und genossen den Abend unter einem prachtvollen Sternenhimmel.
Irgendwann waren fast alle Lichter im Dorf erloschen.
Scheinbar war die kleine Laterne unten am Brunnen das einzige Licht zusammen mit dem der angestrahlten Kirche, das noch brannte.
Lediglich das Rauschen des Baches und der Mond schenkten noch eine lauschige Atmosphäre begleitet von unzähligen Sternen am Himmelszelt.
Je länger Ella nach oben schaute, desto mehr Sterne entdeckte sie.
Nicht nur eine Sternschnuppe fegte an diesem Abend über ihre Köpfe hinweg. Ella zählte alleine schon fünf.
Der Bach donnerte regelrecht zu dieser späten Stunde am Haus vorbei und ein lautes Zirpen aus den umliegenden Wiesen war die Musik, die Ella und Tom an diesem Abend begleitete, bevor sie schließlich müde ins Bett fielen. Zum Pfarrfest hatten sie es nicht mehr geschafft, worum Ella auch nicht traurig war. Sie hatte nicht das Bedürfnis, dem Pfarrer oder dem Moosbacher-Alois beim Zitherspielen zuzuhören.
Währenddessen…
Es war jedoch ein voller Erfolg gewesen. Ein Stück hatten sie gemeinsam gespielt, der Moosbacher-Alois und er.
Alle waren sie aus ihren Löchern gekrochen, die Jungen und die Alten, die Guten und die Bösen.
Niemand vermochte, in ihre Köpfe zu schauen, geschweige denn, in ihre Seelen.
Lediglich die Beichte, die er einigen von ihnen abgenommen hatte, bot ihm einen kleinen Vorsprung, mehr über sie zu erfahren.
Da waren die Kinder, die die Beichte ablegen mussten, bevor sie das erste Mal die heilige Kommunion empfangen durften. Sie suchten nach Vergehen, die sie in ihrem jungen Alter begangen hatten, die keine Vergehen waren. Dann gab es da die jungen Wilden, die sicher schon einiges zu beichten hatten, es aber nicht taten und dann waren da noch die Alten, die allein schon durch ihr Alter bedingt, nicht nur Gutes in ihrem Leben getan hatten.
Während Pfarrer Meisner im Anschluss an seine musikalische Darbietung sein drittes Bier am Bierwagen hinter der Kirche trank, beobachtete er die vorbeigehenden Besucher des Pfarrfestes. Einige Gesichter kannte er aus den Nachbardörfern, wenige Fremde, die er noch nie gesehen hatten, mischten sich unters Volk.
Aus der Ferne sah er die Meinl-Brüder am Bierwagen, der am Ortsausgang aufgestellt war. Sie standen in einem Pulk von anderen Jugendlichen breitbeinig und lachend zusammen. An ihren Gesten und ihren Gesichtern erahnte er ihre Gespräche. Ihre Angebereien und Aufschneidereien, die sicher nicht ungewöhnlich waren in ihrem Alter. Geschichten, die sie erzählten und mit ihnen prahlten, die Pfarrer Meisner jedoch zutiefst anwiderten.
Mit mancher Geschmacklosigkeit und Taktlosigkeit hatten sie in der Vergangenheit schon von sich Reden gemacht, so dass der ein oder andere Bewohner von St. Jakob gern die Richtung oder Straßenseite wechselte, wenn es sich rechtzeitig einrichten ließ.
Die Stubers hatte er noch nicht gesehen auf dem Pfarrfest. Vermutlich war Maria nicht in der Lage, die Menschenansammlung zu verkraften. Manchmal war sie ganz klar und dann wieder wie eine Fremde. Diese Frau, die er als junges wunderschönes Mädchen kennengelernt hatte. Diese junge hübsche Frau, die alle wollten, deren Herz manchmal so hart erschien, hatte in seinem Beichtstuhl gesessen wie eine verhärmte, schwache Frau. Manchmal hasste er sie jetzt für diese Kälte.
Eine seltsame Krankheit war das, die sie sich erinnern ließ an vergangene Zeiten, oftmals im Detail und mit einem Schlag war alles wieder weg, genauso wie die Gegenwart.
Es war gut für sie, dass dann wieder Nacht wurde in ihrem Kopf, denn die wenigen klaren Momente schienen sie genug zu quälen.
Manches Mal fragte er sich, ob die klaren Momente Marias Strafe waren, weil sie dann litt oder ob Gottes Strafe war, dass sie dann bemerkte, dass sie nicht mehr klar war im Kopf.
Es war unergründlich und ob diese Strafe ausreichte, da war er sich nicht sicher. Auch, ob es richtig war zu schweigen, stellte er in Frage.
Er bestellte sich noch ein Bier und schaute zu seinen geliebten Bergen hinauf.
Gott vermag all diese Dinge zu verstehen. Ein Gott, den auch er manchmal nicht verstand, was ihn aber auch nicht weiter verwunderte. Würde er alles verstehen, wäre er mehr als ein herkömmlicher Mensch.
Ein herkömmlicher Mensch, der das Bedürfnis hatte, selbst zu versuchen, für Gerechtigkeit zu sorgen. Er verließ sich lieber auf das ihm gegebene Gottvertrauen.