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April, die Zweite

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»Und in dem Moment wollen Sie ihn das erste Mal gesehen haben?«

Sachlich klingt die Stimme des Mannes, und zugleich schwingt unverhohlener Zweifel, kaum verborgene Verachtung mit. Wie hieß er noch mal? Er hat sich doch vorhin vorgestellt. Müller, Meier, Schmidt? Etwas in der Art war es. Etwas, das zu seinem grauen Anzug und der unbestimmten Unauffälligkeit passt, die ihn umgibt. Vielleicht muss das so sein, wenn man für die Dienstaufsicht arbeitet. Sein Kollege – Schwärmer heißt der, den Namen hat sich Charlie gemerkt –, steht halb mit dem Rücken zu ihr und schaut hinaus in den Frühling vorm Fenster. Auch er trägt Grau, auch er versucht, unauffällig und dezent zu sein. Was schwierig ist mit den strubbeligen blonden Haaren, die den Blick auf die drei leeren Ohrlöcher im rechten Ohrläppchen lenken.

»Frau Kamann, haben Sie nicht gehört?« Das ist Schwärmer, der sich vom Fenster ab- und ihr zuwendet. »Mein Kollege Becker will wissen, ob Sie Florian Berger tatsächlich an dem bewussten Tag zum ersten Mal gesehen haben.«

»Nein«, sagt Charlie, »da hab ich nur unwirkliche Gestalten gesehen. Teufel, Engel, Dämonen, Monster – ich wusste es nicht, wusste nicht, wie mir geschah oder was das sollte. Und es war auch nur ein Moment, glaub ich, dann war ich wieder weg. Wenn ich vorher überhaupt wirklich wach, bei mir war.«

Die beiden Männer glauben ihr nicht. Sie glauben gar nichts von der Geschichte. Kein Wunder, denkt Charlie, hätte mir das alles jemand noch vor ein paar Monaten erzählt, ich hätte es auch nicht geglaubt. Sie seufzt, schaut von Schwärmer zu Becker und wieder zurück zu Schwärmer, sieht den Frühling im Fenster hinter ihm, und muss plötzlich lächeln, einfach so, weil sie an Ratte denken muss, ihren merkwürdigen, seltsamen Retter, der zugleich der Grund ist, warum sie jetzt beide so tief in der Scheiße stecken.

Rattes Gift - Ostfriesland-Krimi

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