Читать книгу Realität im Umbruch - Mischa Tassilo Erik Grossmann - Страница 3
1Leben
ОглавлениеIch setze den Helm auf und starte meine Maschine. Für einen längeren Zeitraum stand mein Motorrad nur in der Garage. Heute Morgen springt mein Auto nicht an und ich muss umdenken. Ich hasse das. Mein Alltag ist gut organisiert und strukturiert, damit ich möglichst keine Überraschungen erlebe. Meine beste Freundin zieht mich oft damit auf, das mir dadurch aber auch viel Spaß entgeht . Ich grinse in mich hinein und schicke Iris in Gedanken einen lieben Gruss. Naja, aus einer Not heraus habe ich heute Morgen das Motorrad genommen, um ins Büro zu kommen. Nun muss ich ja auf dem gleichen Weg wieder zurück.
Das ganze Motorrad vibriert unter mir und insgeheim muss ich mir eingestehen, dass ich das vermisst habe. Das würde ich aber nie laut zugeben. Ich fahre aus der Tiefgarage, die zu unserem Bürogebäude gehört und biege auf die Hauptstraße ab. Ich habe die Auswahl zwischen der Autobahn, die auf direktem und kurzem Weg nach Hause führt, oder der Landstraße, die zwar einen Umweg darstellt aber sich durch einige Kurven interessant gestaltet. An einem normalen Tag hätte ich mich für die Autobahn entschieden. Zu Hause warten schließlich weitere Aufgaben auf mich. Aber heute entscheide ich mich für die Landstraße. Warum ich heute anders entscheide weiss ich auch nicht so genau. Als die erste kompliziertere Kurve kommt, hat mein Adrenalin schon den richtigen Spiegel. Der Sportauspuff ist bei dem Motorrad schon dabei gewesen. Wenn ich am Gas drehe, brüllt der Auspuff dumpf auf und das Geräusch bringt meinen ganzen Körper zum vibrieren.
Wenn das gehen würde, würde ich sagen ich werde für kurze Zeit zum Leben erweckt und meine Zellen schwingen im gleichen Takt mit dem Motorrad. Ich lege mich mit meinem ganzen Körpergewicht hinein und fahre die Kurve sauber, wie ich es gelernt habe. Wie konnte ich nur so lange Zeit auf diesen Spaß verzichten?
Zu Hause angekommen stelle ich die Maschine wieder in die Garage. Als ich ins Haus gehe bin ich schon mit den Gedanken bei der Planung des Abends: Sport, Essen zubereiten und meine Mutter anrufen. Wenn ich nicht einmal wöchentlich bei ihr anrufe muss ich mir wieder Vorhaltungen anhören. Ich habe die Tour auf meinem früher mal so geliebten Motorrad schnell wieder vergessen, so tief bin ich in meiner täglichen Routine gefangen.