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ОглавлениеEin gärtnerisches Kleinod
Der Herzogspark ist eine wahre Raritätensammlung: Winfried Schoppelrey kennt die Anlage mit einer schier unüberschaubaren Artenvielfalt aus dem Effeff.
Im Naturdenkmal Herzogspark wachsen viele besondere Bäume. Fotos: Lex
Von Tanja Rexhepaj, MZ
Regensburg. Bleistifte der ehemaligen Bleistiftfabrik Rehbach in Regensburg dürften heute eine Rarität sein – existierte doch die Fabrik am Ägidienplatz nur bis 1934. Winfried Schoppelrey hat sie aber noch, die Rehbach-Bleistifte: Seine Mutter stand einst bei Rehbach in Lohn und Brot. Deshalb ist die im Herzogspark stehende Statue „Julchen“, eine Bronzeskulptur der bereits im Alter von 18 Jahren verstorbenen Tochter des Bleistiftfabrikanten, für den ehemaligen Mitarbeiter des Stadtgartenamts etwas Besonderes.
Ohnehin hat der 62-Jährige einen Hang zum Besonderen, zu Raritäten sowieso, umso mehr, wenn es sich um botanische Raritäten, vor allem um außergewöhnliche Baumexemplare, handelt. Von beidem hat der Herzogspark eine ganze Menge zu bieten. „Der Herzogspark ist sozusagen eine Raritätensammlung“, sagt Winfried Schoppelrey über die Grünanlage, die er in seiner fast 40-jährigen Dienstzeit für das Stadtgartenamt hunderte Male durchstreift hat.
Hier wohnte die Fürstenschwester
Ein Naturdenkmal im Naturdenkmal Herzogspark hat es Winfried Schoppelrey angetan: An der Nordostseite des Parks zur Donau hin steht eine mächtige Platane. „Wenn es nicht so kalt wäre, könnte man eine Viertelstunde hier stehen und schauen“, sagt Winfried Schoppelrey. „Der Baum ist ein Gedicht, da geht einem doch richtig das Herz auf.“ Seit mehr als 200 Jahren wächst der Baum schon hier und hat bei einem Stammumfang von etwa sechs Metern eine stattliche Höhe von 33 Metern erreicht. Genauso alt wie die Platane sind auch die Ursprünge des Herzogsparks: Im Jahr 1804 nämlich kaufte der Thurn- und Taxissche Geheimrat Friedrich von Müller (nach ihm wurde auch das Von-Müller-Gymnasium benannt) das Gelände und schuf sich hier sein eigenes Gartenparadies. Da er keine Kinder hatte, ging sein Privat-Park samt klassizistischem Palais in den Besitz des Hauses Thurn und Taxis über. In dem Palais, in dem heute das Naturkundemuseum untergebracht ist, residierte fortan die Schwester des damaligen Fürsten, Marie Sophie Herzogin von Württemberg – so kam der Park zu seinem heutigen Namen. Die Stadt erwarb die Anlage 1935 und machte in den 1950-er Jahren den Park für die Öffentlichkeit zugänglich.
Seitdem können die Regensburger auf einer Fläche von rund anderthalb Hektar ein grünes Kleinod am westlichen Altstadtrand durchstreifen. „Der Herzogspark ist zwar einer der kleinsten Parks in Regensburg, aber auch der schönste und von der Artenvielfalt her auf jeden Fall der interessanteste“, sagt Winfried Schoppelrey.
Vom Südeingang den Park betretend empfangen den Besucher eine Blaue Atlaszeder, ein Kapadozischer Ahorn und ein Pagodenhartriegel – Bäume, die sonst nur in Hochgebirgsregionen wie dem Atlasgebirge, dem Himalaja oder dem Kaukasus vorkommen. Mediterrane Gewächse wie die Steineiche, ein immergrüner Laubbaum, oder eine griechische Tanne säumen die Beete gegenüber der Anlage mit rund 60 Rhododendronsorten. „Im Mai ist das hier sagenhaft“, schwärmt Winfried Schoppelrey. Einige sehr ausgefallene Bäume oder Sträucher müssten in jungen Jahren besonders geschützt werden, wegen des durch die Pannonischen Winde beeinflussten Regensburger Klimas, erklärt der Gartenexperte. „Da ist die Lage des Parks am Stadtgraben natürlich günstig“, ergänzt er.
Das ist nämlich gerade das Charakteristische am Herzogspark: Hier vereinen sich Naturdenkmal und Kulturdenkmal. Zu bestaunen sind Reste des Stadtgrabens sowie der Stadtmauer mit Prebrunnturm, ehemals der westliche Ausgang aus der Stadt Richtung Nürnberg, aus dem 13. Jahrhundert. In dieses Ambiente passt der Renaissancegarten mit einem vor etwa 50 Jahren freigelegten Renaissancebrunnen aus Natursandstein, Rosenrabatten mit an die 200 Rosensorten, alte Buchsbäume, die selbst im Winter einen frisch-würzigen Duft verbreiten, ein kleiner Naturlehrpfad mit Graniten, Basalten und weiteren Gesteinen aus der Oberpfalz und natürlich der Ginkgo biloba, der im Juni 1969 zum 75. Geburtstag von Arthur Schmidt, dem ersten Leiter des Naturkundemuseums, gepflanzt wurde.
Viele mediterrane Pflanzen
„Schneeglöckchen am 31. Januar!“, ruft Winfried Schoppelrey und zeigt auf die frühen Frühlingsboten. Im Herzogspark trifft man stellenweise auf klimatische Verhältnisse wie im Mittelmeerraum. Das Beet mit der Mediterranflora beispielsweise ist mit einer Sandsteinmauer so angelegt, dass im Sommer im Bereich zwischen Mauer und Pflanzen Temperaturen von 45 bis 53 Grad Celsius herrschen. Ein Hauch von Süden ist selbst im Winter zu verspüren. „Das riecht richtig nach Orangen“, sagt Winfried Schoppelrey und zerreibt zwischen seinen Fingern Nadeln eines exotischen Tannengewächses. Nur um die exakten wissenschaftlichen Namen zu nennen, blättert er dabei ab und zu in dem von ihm erstellten Führer durch Regensburger Parks und Alleen. Ansonsten weiß Winfried Schoppelrey so ziemlich alles über den Herzogspark aus dem Effeff. Dass aus den Hölzern der Schindeleiche früher Schindeln produziert wurden oder dass in der besagten Platane an die 70 Spechtlöcher zu finden sind.
Und immer wieder kommt er auf Raritäten zurück: die Säuleneiche aus der Gründerzeit, die Scheinhasel, die oft schon im Februar mit gelben Glöckchen des Auge des Betrachters erfreut oder der Taschentuchbaum aus China, dessen Blätter wie weiße Lappen aussehen. Winfried Schoppelrey ist eben Raritäten-Liebhaber – und das Ensemble Herzogspark ist eine echte Rarität.
Naturdenkmal seit 1936
Fläche: mit ca. 1,5 ha einer der kleinsten Parks der Stadt Regensburg
Naturdenkmal im Naturdenkmal: eine mehr als 200 Jahre alte Platane (Platanus x acerifolia) mit braungrau-cremefarbener gefleckter Borke und borstig kugeligen Früchten.
Eigentümer: Stadt Regensburg
Seinen Namen hat der Regensburger Park von der Schwester des Thurn-und-Taxis-Fürsten Maximilian Karl, der Herzogin Marie Sophie von Württemberg, die einst in dem klassizistischen Palais neben dem Park residierte. Heute ist dort das Naturkundemuseum untergebracht.