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Sprudelnder Quell der Erleuchtung

Die Karstquelle in Prunn bei Riedenburg (Kreis Kelheim) ist eine der stärksten in Bayern. Schon 1896 bescherte sie den Dorfbewohnern elektrisches Licht.


Mit der Karstquelle sprudeln auch die Erträge aus der Produktion umweltfreundlichen Stroms. Foto: Schönberger

Von Tanja Rexhepaj, MZ

Prunn. Vor 17 Jahren las Richard Thaler in der Mittelbayerischen Zeitung eine Annonce, die sein Leben verändern sollte: „Alte, renovierungsbedürftige, unter Denkmalschutz stehende Mühle im Altmühltal zu verkaufen.“ Der damals 36-Jährige war sofort wie elektrisiert, als er erfuhr, dass es sich um die Obermühle Prunn handelte. An dem kleinen Bachlauf in Prunn bei Riedenburg (Kreis Kelheim) hatte 1919 schon sein Großvater gearbeitet: Er führte damals an der Untermühle, an der ein Sägewerk betrieben wurde, Reparaturarbeiten aus. Wie es der Zufall wollte, wurde auch sein Vater im Expositurhaus am Prunner Bach geboren. Und heute betreibt Richard Thaler, der Sohn, nur 16 Meter von der Bachquelle entfernt sein eigenes Wasserkraftwerk.

Bei der Quelle in Prunn handelt es sich um eine sogenannte Karstquelle, die aus einem weit verzweigten unterirdischen Höhlensystem austritt. Mit einer Schüttung von bis zu 550 Litern Wasser pro Sekunde ist sie eine der stärksten Karstquellen in Bayern. Thalers Kleinwasserkraftwerk kann so jährlich rund 115.000 Kilowattstunden Strom ins Netz einspeisen, genug für etwa 25 Haushalte.

Für Richard Thaler ging mit dem eigenen Kraftwerk ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Zwar hätte er sich mit dem familieneigenen Wasserkraftwerk, das sein Vater und sein Onkel in der alten Pulvermühle in Laaber aufgebaut hatten, begnügen können. „Aber ich wollte mein eigenes Kraftwerk“, sagt der gelernte Maschinenbaumeister. Mit viel Idealismus machte er sich 1996 daran, das heruntergekommene Werk zu modernisieren. Jede freie Minute und seinen gesamten Urlaub verwendete Thaler dafür. Genau hundert Jahre nach der erstmaligen Inbetriebnahme 1896 konnte Richard Thaler so die Obermühle wieder zum Erstrahlen bringen. 1896 war es Brauereibesitzer Josef Krieger gewesen, der Prunn zum Erstrahlen brachte: Sein neues E-Werk sorgte dafür, dass die Einwohner des Ortes mit Fünf- bzw. Zehn-Watt-Glühbirnen ihre Küchen beleuchten konnten.

Wie grüne Korallenriffe

Liebevoll und mit großer Leidenschaft kümmert sich Richard Thaler seitdem um alles, was mit der Obermühle Prunn zu tun hat. Mit dem Rechen säubert er das Gitter am Turbineneinlauf von kleinen Zweigen, Pflanzenteilen und Schlick. Unter ihm rauscht das Wasser hindurch, um ihn herum wabert Dampf – das kristallklare Quellwasser hat eine konstante Temperatur von etwa acht Grad. „Die Gräser hier unter Wasser sehen im Sommer wie grüne Korallenriffe aus“, schwärmt Thaler. „Wenn dann noch die Wildkirsche blüht und an der Mauer das Herrenkraut wächst, wenn am Turbineneinlauf die Forellen stehen und im Abflusstunnel die Wasseramseln brüten, dann ist das die reinste Idylle.“ Es stimmt: selbst jetzt, im Winter, lässt sich erahnen, wie schön es hier in ein paar Monaten sein wird. Richard Thaler tut alles, um dieses Naturparadies zu erhalten und ursprüngliche Lebensräume zurückzubringen. „Auch im Altbachbereich sollen wieder Mühlkoppen leben“, sagt Richard Thaler. Die kleinen, zu den gefährdeten Tierarten zählenden Fische werden durch eine Art kleines Wehr daran gehindert, vom Hauptbach hochwandern zu können. Dieses Hindernis will Richard Thaler unter fachkundiger Leitung beseitigen.

An seiner noch aus dem Jahr 1948 stammenden Turbine muss Richard Thaler nicht viel tun: Die Maschine der Eisengießerei Drees und Co. läuft einwandfrei. Um Wartung von Fettschmier- und Hydraulikanlage kümmert er sich selbst, die Technik überwacht er über Kameras von seinem Büro in Laaber. Seit neun Jahren ist er nun selbstständig und bietet Modernisierungen und Reparaturen für Kleinwasserkraftwerke an. So werkelt er ständig an alten Mühlen herum. Am liebsten ist er aber an seiner Mühle – und wenn schon keine großen Arbeiten an den Geräten anfallen, so verschönert er eben das Drumherum.

Heiligenfigur ließ Quelle versiegen

An dem malerischen Torbogen, unter dem die Karstquelle austritt, hat er eine Christusfigur angebracht. „Die haben wir einmal bei Baggerarbeiten in der Pulvermühle in Laaber gefunden.“ Davon fertigte er einen Gipsabdruck an und befestigte sie an der steinernen Wölbung. Doch durch die Witterung löste sich die Figur und brach ab. Auch hier wiederholt sich die Geschichte: Vor mehr als 100 Jahren soll an selber Stelle eine Figur des heiligen Nepomuk, dem Patron der Quelle, angebracht gewesen sein. Eines Tages aber versiegte die Quelle, alle Mühlenräder standen still. Die Prunner waren ratlos. Bis einer von ihnen in das Quellbecken stieg und im Schlick auf etwas Kantiges stieß: Die Figur des heiligen Nepomuk war heruntergefallen, weil die Nägel, mit denen sie angebracht war, durchgerostet waren. Sobald der Mann den Entschluss gefasst hatte, die Figur zu erneuern und wieder anzubringen, fing die Quelle wieder an zu sprudeln.

Richard Thaler erzählt diese Legende gerne. Gerne zeigt er auch die Fotografien, die zeigen, was er hier an der Obermühle Prunn eigentlich geleistet hat. Für die Einwohner und Besucher von Prunn hat er eine Tafel anbringen lassen, auf der Informationen zum hiesigen Kleinwasserkraftwerk zu lesen sind. Thalers E-Werk ist eines von rund 4500 Wasserkraftwerken in Bayern. Nach der Atomenergie ist die Wasserkraft die stärkste Energiequelle der Stromerzeugung im Freistaat. Kurios zu wissen: Im Jahr 1926 gab es in Bayern rund 11.900 Wasserkraftanlagen, nahezu der gesamte bayerische Strombedarf konnte damals mit Wasserkraft gedeckt werden.

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