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ОглавлениеAuf dem „Eschpernzeller Bierweg“
In der Serie „Mit dem Navi durch den Bayerwald“ folgen die Siebers heute ihrer „Susi“ auf historischen Pfaden zur Hansl-Hütte bei Bernried.
Bier mit Aussicht: Fred genießt den ersten Schluck in der Sonne vor der Hans’l Hütte. Fotos: Irmtraud Sieber
von Irmtraud und Fred Sieber
Landkreis. Heute stand uns der Kopf nach einem Hirschgulasch. Deshalb fütterten wir unsere Susi mit der Adresse vom Wild-Berghof in Bernried, die wir aus dem Restaurant Führer, der Kulinaris Card haben. Von unserem Navi Susi ließen wir uns die kürzeste Route ausrechnen, die in der Übersicht aussah, wie mit dem Lineal gezogen. Diese Strecke war nach unserem Geschmack, vor allem weil Susi mit sanfter Stimme sagte: „Die Strecke führt über nicht befestigte Straßen“.
Es ging dann auch schon gleich los. Mitten in Sattelbogen biegen wir rechts ab und befinden uns schon mitten in den Feldern. Dann folgt wieder ein geteerter Weg, der am Wald endet und als holpriger Waldweg weiterführt. Das geht natürlich nicht schnell; wenn es hoch kommt, schalten wir aber auch einmal in den zweiten Gang.
Esel und Hirsch am Wegrand
Es ist herrlich, bei geöffnetem Fenster die frische, kühle Waldluft einzuatmen. Ab und zu kommen wir an einem Einödhof vorbei, von den Wiesen aus schauen uns die Rehe neugierig zu, und das erste Dorf, das wir erreichen, ist Denkzell, ein kleiner Weiler, der geprägt ist von seinen gut erhaltenen Bauernhäusern.
Ein Esel der sich zusammen mit seiner Freundin, einer Ziege, an einer Hauswand sonnt, holt sich ein paar frisch von uns gerupfte Löwenzahnblätter vom Zaun ab und trollt sich dann wieder. Am Rande eines Weihers steht ein Fischreiher, der sich nicht stören lässt, und wartet auf eine günstige Gelegenheit.
Dann folgen satte Wiesen, auf denen abwechselnd Rinder und Pferde grasen. Hinter dem Zaun eines Geheges hebt ein Zwölfender seinen Kopf und schaut uns warnend an, aber wir machen nur ein paar Fotos und rühren seine Hirschkühe nicht an.
Mitten durch den Wald
„In zweihundert Meter rechts abbiegen“, unterbricht Susi uns bei den Natur-Betrachtungen. An der kleinen Kreuzung lacht uns ein buntes Schild entgegen, das einen Hinweis darauf gibt, dass hier der „Eschpernzeller“ Bierweg startet. Auf der Texttafel lesen wir, dass auf diesem Weg bis 1929 das Bier der Brauerei Brandl aus Gossersdorf mit schweren Brauereiwagen nach Elisabethszell transportiert wurde.
Der lustige Wirt (li.) von der Hans’l Hütte erzählt gerne Geschichten für seine Gäste.
Ja, und weil die Strecke ab jetzt durch den dichten Wald, über eine steinige, steile Strecke weiterführte, hat die Familie Rainer ab hier die Regie übernommen und den Brauereiwagen mit zwei zusätzlichen Pferden bis zum Bauernkreuz kutschiert. 1929 ist dann eine neue Straße fertig gestellt worden, über den dann der Transport der Bierfässer sicherer wurde.
Für uns geht es aber zunächst auf geradem Weg weiter, vorbei an einem steinernen Bild-Marterl, auf dem ein mit vier Pferden bespannter Bierwagen den steilen Abhang hinunter stürzt. Das muss wohl im Jahr 1923 passiert sein. Zur Erinnerung und zum Gedenken an das Unglück lesen wir: „Er kam aus Elisabethszell, und der Tod hat erwischt ihn ganz schnell. Seine feurigen Rappen haben ihn zertreten, oh Wanderer tu für ihn beten!“
Nach einigen hundert Metern heißt es für uns dann links abbiegen, aber es sieht gar nicht so aus, als ob hier die Straße weiter geht. Es ist auch keine Straße mehr, am Hang vorbei geht es wie durch eine hohle Gasse, steil den Berg hinauf. Wir passen gerade noch so in der Breite zwischen Hang und Abhang, dicke Steine und schlüpfriger Boden zwingen uns schon bald, den Allrad-Antrieb einzuschalten. Aufpassen ist beim langsamen Bezwingen des historischen Bierwegs angesagt. Oben angekommen können wir kaum glauben, dass in den alten Zeiten hier einmal die schweren Pferdegespanne der Brauerei sicher hinauf gekommen sind. Die Realisierung des Bierweges ist wohl auf eine Initiative des Fremdenverkehrsvereins Elisabethszell zurückzuführen. Auf den bunten Tafeln, die den Weg am Berg zieren, sind aber auch viele heimische Brauereien vertreten, die sich hier, mitten im Wald, mit ihrer Brauereigeschichte und Bildern der Braustätte vorstellen. Dazu gibt es Hinweise, wo man das hier beschriebene Bier im Bayerwald trinken kann.
Plan B zur „Hansl Hütte“
Na und spätestens jetzt ändern wir unseren Plan, nicht, weil wir ein spezielles Bier trinken wollen, sondern weil uns das Bild der „Hans’l Hütte“ gefällt. Also nichts mit Hirschgulasch in Bernried. Weil es jetzt schon langsam auf die Mittagszeit zugeht, geben wir die Adresse der Hütte ein und lassen unsere Susi den schnellsten Weg auswählen.
Stolz zeigt uns der Zwölfender, wer hier der Herr auf der Weide ist.
Auf der Höhe gibt es dann wieder eine befestigte Straße, die an Elisabethszell vorbei, immer weiter den Berg hinauf bis zur Hans’l Hütte führt. Sie steht auf einem Bergkamm, von dem man einen wirklich tollen Blick in das Tal und auf die nachfolgenden Höhen hat. Wir sind gleich angetan von der hölzernen Hütte, vor der die bayrische Fahne weht und aus deren Kamin sich weißer Rauch kräuselt.
Ja und der Wirt Hans begrüßt uns direkt, als wir uns an einen der Holztische auf der Veranda niederlassen. Natürlich will er wissen, woher und wohin. Wir erzählen ihm, dass wir gerade über den Bierweg her zu ihm gekommen sind. „Mit dem Auto“ fragt er skeptisch, „das geht doch nicht.“
Geht doch, vor allem, weil uns ja die Susi diesen Weg vorgeschlagen hat. „Ja, ja die Navigation, neulich erst haben wir einen, der sich auch auf das Navi verlassen hat, mit dem Traktor aus dem Wald gezogen, also besser aufpassen“, meint der Hans.
Wir bestellen uns eine Hütten- Brotzeit und eins der Biere, das wir von der Tafel auf dem Bierweg kennen. Bei dem Zigarillo danach nimmt sich Hans viel Zeit und erzählt die Geschichte seiner Hütte, seine neuen Ideen und wie er dazu kam, das er sich den eigenen Wunsch erfüllte und auf dem Berg gegenüber, der Kasplatt’n ein hölzernes Gipfelkreuz aufzustellen.
Eng, steinig und steil ist die Fahrt durch den dichten Wald über den historischen „Eschpernzeller Bierweg“.
Aufmerksam schaut uns der Esel beim Fotografieren zu.
Das Marterl erinnert an einen Unfall 1923: Ein Bierkutscher starb.
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