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Faszinierender Blick in den All-Tag

Die Volkssternwarte in Tirschenreuth lässt Besucher viele Lichtjahre ins Universum blicken. Unser Sonnensystem ist die reine Wandertour dagegen.


Mit dem 70 000 Euro teueren Hauptteleskop in der Kuppel der Volkssternwarte Tirschenreuth können Besucher tiefe Blicke in Tausende von Lichtjahren entfernte Galaxien werfen. Fotos: Willfurth

von Reinhold Willfurth, MZ

tirschenreuth. Schlechtes Wetter zieht herauf, deshalb schaffen wir es heute nur bis zum Planeten Uranus. Der liegt bekanntlich zwischen dem Wolfsbühl und dem Zeidlbühl, gleich hinter Kleinklenau. In Wirklichkeit gehört der Uranus zu den Außenseitern unseres Sonnensystems, und die drei Kilometer von der Sternwarte Tirschenreuth bis zur Metallstele mit der Uranus-Nachbildung entsprechen drei Milliarden Kilometer in der Realität. Paula und Lina erwandern sich jedenfalls auf dem Planetenwanderweg der Sternwarte einen schönen Eindruck von den riesigen Dimensionen unseres Planetensystems.

Wir sind am Rande der Kreisstadt Tirschenreuth in der nördlichen Oberpfalz. Im Maßstab eins zu einer Milliarde haben die rührigen Mitglieder der Gerhard-Franz-Volkssternwarte mal eben das Sonnensystem verkleinert. Herausgekommen ist dabei ein hübscher Wanderweg, an dessen Ende –zwei Kilometer vor Matzersreuth –der Pluto steht, der äußerste Planet. Jeder Schritt, den Paula und Lina auf dem sechs Kilometer langen Weg gehen, entspricht 15 bis 20 Erdumrundungen, und wollten sie den am nächsten gelegenen Fixstern „Alpha Centauri“ erwandern, müssten sie sogar in diesem verkleinerten Modell ein bisschen weiter laufen, nämlich einmal um die Erde.

Wir aber wandern vorbei an Saturn, Jupiter, Mars, Erde, Venus und Merkur zurück zur Sonne, einer Kugel mit 1,5 Metern Durchmesser am Ausgangspunkt der Wanderung. Am Eingang der Sternwarte wartet schon Peter Postler auf die Gäste.

Leider haben die Wolken heute einen Vorhang zwischen die echten Himmelskörper und die Erde gezogen, aber der Leiter der Sternwarte und leidenschaftliche Hobby-Astronom ist ein wandelndes und beredtes Lexikon der Sternenkunde. Keine Frage bleibt unbeantwortet – wie zum Beispiel die von Lina, deren Phantasie durch einen Zeitungsbericht über Exoplaneten, also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, angeregt wurde, auf denen angeblich sogar Bäume wachsen sollen. Theoretisch sei das möglich, ja sogar wahrscheinlich, sagt Posterer. Allein die Raumsonde „Kepler“ habe in den letzten beiden Jahren rund 800 Exoplaneten im Universum ausgemacht. Allerdings müsse für außerirdisches Leben die Temperatur stimmen und die dazugehörige Sonne wie die unsere ein „sparsamer Brenner“ sein, also ein Stern, der allmähliches


Der Saturn im Original, fotographiert durch das Teleskop.

Innen Holz, außen Aluminium

Wir stehen in der für ein Planetarium charakteristischen Kuppel, in die wir über eine schmale und steile Treppe gelangt sind. Innen besteht die Kuppel mit ihrer ein Meter großen Öffnung aus feinster Schreinerarbeit aus dem Jahr 1964, außen ist sie mit Aluminiumblech verkleidet. Sie ist um 360 Grad drehbar, was beim Besucher einen leichten Schwindel auslöst. Stolz zeigt uns Peter Posterer das 70 000 Euro teuere Cassegrain-Teleskop, das mit Unterstützung der EU angeschafft wurde. Das Teleskop ist eines der größten für Laien zugänglichen Fernrohre in Bayern. Und noch einen Trumpf spielt der Astronom aus: Die nächstgelegenen Volkssternwarten in Regensburg und Nürnberg sind „großstadtgeschädigt“. Was heißt das nun wieder? Künstliches Licht ist der natürliche Feind aller Sternwarten. Wenn Bebauung und Straßenlaternen allzu nah heranrücken, wird der Blick in ferne Galaxien schwierig. Da hat es das Tirschenreuther Planetarium leichter: Vor dem 2007 liebevoll renovierten Gebäude breitet sich ein Feld aus. Die nächsten Neubaugebiete liegen am anderen Ende der Stadt. Von „Lichtverschmutzung“ also keine Spur.

Bis zu 60 Personen drängen sich an den Öffnungstagen in der Kuppel, um einen Blick tief ins Universum zu werfen. „Manche trauen sich vor lauter Ehrfurcht vor der Technik erst einmal gar nicht durchs Okular zu blicken“, sagt Peter Postler. „Wenn sie dann den Saturn sehen, kriegt man sie gar nicht mehr davon weg“.

Supernovae und Whirlpool-Galaxien

Postler und seine Mitstreiter haben mit dem „Astrograph“, einem Teleskop mit Anschluss für eine Fotokamera, Bilder aus dem All geschossen. Im kleinen Vortragsraum projiziert er seine Schätze auf eine Leinwand. Die Bilder sind kaum weniger faszinierend als der Blick durchs Teleskop. Auch Paula und Lina lassen sich vom Eifer des Astronomen anstecken, wenn er Kugelsternhaufen mit 500 000 Himmelskörpern, die Explosionswolke einer Supernova, Ringnebel, Spiral- oder Whirlpool-Galaxien im abgedunkelten Raum vorführt. Besonders dekorativ sind Sternenhaufen mit sprechenden Namen wie „Bärentatzen“- oder „Black-Eye-Galaxie“.

Entstehen von Leben im Lauf von Jahrmilliarden auch zulässt.


Der „Saturn“ auf dem Tirschenreuther Planetenwanderweg.

Eine einzige der viele Lichtjahre entfernten Galaxien könne 200 Milliarden Sonnen beherbergen, sagt Postler. Einige tausend erdähnliche Planeten seien da jeweils dabei. Für Paula und Lina steht daher fest: Es gibt Leben da draußen. Ganz sicher.


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Die Sternwarte ist Ausgangspunkt für den Planetenwanderweg.

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