Читать книгу Der Überfall, der mein Leben völlig veränderte - Mona Prinz - Страница 3
Mein langer Arbeitstag – endlich Feierabend
ОглавлениеEs war ein normaler Arbeitstag und wie jeden Abend kam ich von der Arbeit nach Hause. Wie immer war es die gleiche Uhrzeit und wie jeden Tag wählte ich den gleichen Weg. Es war Dezember und es war dunkel und ich mag diese Jahreszeit überhaupt nicht, da sich in der Dunkelheit schnell Angst in mir breit macht und ich ein Mensch bin, der sich dann am liebsten in der Wohnung verkriechen und diese erst wieder verlassen würde, wenn es draußen wieder hell ist. Ich weiß nicht, woher diese Angst kommt. Ich denke, dass es an gewissen Erlebnissen liegt, die in der Kindheit geschehen sind. Die Dunkelheit bereitet mir schon immer einfach Unbehagen. Wie immer habe ich auch an diesem Abend Angst, doch ich freue mich schon, wenn ich nach meinem langen und schweren Arbeitstag endlich zu Hause bin und meinen wohlverdienten Feierabend genießen kann. Ich laufe meinen gewohnten Weg entlang und die Straßen sind wie immer am Abend in dem Ort, wo ich wohne, menschenleer. Die meisten Straßen sind nur spärlich beleuchtet. Ich gehe wieder unzählige Umwege, um die dunklen Gassen, in denen es überhaupt keine Straßenlaternen gibt, vermeiden zu können. Dies bedeutet, dass ich wieder die doppelte Zeit benötigen werde, bis ich zu Hause bin, doch das nehme ich in Kauf, denn die dunklen Gassen jagen mir allein nur vom Hinschauen schon einen fürchterlichen Schrecken ein. Diese Strecke wäre zwar viel kürzer, doch ich kann diesen Weg einfach nicht gehen. Lieber benötige ich die doppelte Zeit und fühle mich wenigstens etwas sicherer. Dennoch fühle ich trotz der Straßenlaternen die Angst auch heute wieder ganz stark, die sich wie an jedem Abend in mir breit macht. Mein Herz klopft, doch ich versuche, mich auch an diesem Tag zu beruhigen: „In 20 Minuten werde ich zu Hause sein, sicher in meiner Wohnung! Mir wird nichts passieren!“ Schließlich bin ich diesen Weg schon unzählige Male gegangen und noch nie war etwas passiert. Immer hatte ich mir umsonst Sorgen gemacht und so wird es auch heute sein, beruhige ich mich selbst. Ich ärgere mich wie immer über mich selbst, dass ich ein so ängstlicher Mensch bin, da dadurch so viele Momente in meinem Leben so sehr erschwert werden. Und ich hoffe wieder einmal, dass ich diese starken Angstgefühle vielleicht eines Tages doch noch ablegen kann. Doch irgendwie fällt es mir heute noch viel schwerer als sonst, mich zu beruhigen, denn die Dunkelheit und die Angst sind mir heute ganz und gar nicht geheuer. Irgendwie rast mein Herz heute ganz besonders schnell und ich frage mich, warum ich heute so besonders ängstlich reagiere. Meine Wohnung liegt ziemlich abseits, am Rande der Stadt, in einer abgelegenen Gegend. Ich versuche wie an jedem Abend, auf Geräusche zu achten. Oft bilde ich mir ein, etwas zu hören. Daher schaue ich mich immer wieder um, ob mich irgendwer still und heimlich verfolgt, doch ich sehe kaum etwas. „Mensch, das ist aber auch dunkel! Es ist doch erst 19 Uhr!“, denke ich mir ärgerlich. Und wie jeden Abend, wenn ich von der Arbeit komme, weiß ich nicht, was mir lieber wäre: Allein auf den Straßen unterwegs zu sein, damit sich mir keine Gefahr bietet oder doch lieber fremden Menschen zu begegnen, von denen ich letzten Endes auch nicht weiß, ob ich ihnen vertrauen kann. Ich kann mich nicht entscheiden, denn irgendwie fühlt sich beides nicht richtig an. „Ach, ich will einfach nur nach Hause!“, denke ich mir. Also beeile ich mich, um der Gefahr bald aus dem Weg zu sein. Den größten Teil des Weges habe ich mittlerweile zurückgelegt und über jeden einzelnen Schritt, den ich näher zu mir nach Hause komme, bin ich erleichtert. „Gleich habe ich es geschafft! Ganz ruhig bleiben! Es passiert dir nichts!“, beruhige ich mich immer wieder selbst. Ich versuche, mich abzulenken und an dieses und jenes zu denken. „Mensch, der Weg zieht sich aber wieder in die Länge!“, denke ich mir.
Ich bin so froh – gleich bin ich zu Hause
Endlich erkenne ich von weitem meinen Wohnblock. Es sieht so wahnsinnig dunkel aus in dieser Ecke, fällt mir wieder einmal auf und am liebsten würde ich gar nicht weiter gehen, sondern wieder umdrehen, denn mein Herz fängt an, schneller zu schlagen. Doch wohin zurück soll ich gehen?! Ich habe keine Wahl, denn ich möchte schließlich nach Hause, also muss ich weiter Richtung fürchterlicher Dunkelheit, ob ich will oder nicht. „Aber ich habe es ja gleich geschafft“, stellt sich auch ein wenig Erleichterung ein. In etwa fünf Minuten werde ich die Tür aufschließen und ich bin zu Hause. Ich kann es kaum erwarten und ich werde immer schneller. Dennoch versuche ich, mit leisen Schritten auf meine Eingangstür zuzulaufen, um nicht auf den letzten Metern noch irgendwen auf mich aufmerksam zu machen. Ich kann das Ende des Weges fühlen. Der Weg, der sich wieder einmal wie ein 100 Kilometer Marathon angefühlt hat, neigt sich dem Ende zu. Nur noch 20 Meter sind es. „Die schaffe ich auch noch!“, rede ich mir ein, doch das fällt mir alles andere als leicht, denn die letzten Meter sind immer die schlimmsten, denn dort, wo ich wohne, fürchte ich mich immer umso mehr. Erster Eingang, zweiter Eingang, dritter Eingang. Bis zum vierten und letzten Eingang, bis zum Ende des Blocks, muss ich gehen und je näher ich diesem komme, desto dunkler wird es, denn die letzte Straßenlaterne steht am Anfang des Blocks und umso größer wird wie immer meine Angst. Ich denke mir wieder einmal „Mensch, diese Ecke ist so verdammt gefährlich! Was hier alles passieren kann!“, und ich bin so froh, dass es bis jetzt immer gut gegangen ist und ich immer sicher nach Hause gekommen bin. Bis jetzt! Denn an diesem Abend sollte es sich ändern. Doch ich denke mir wie an jedem Tag „Ich bin so froh, wenn ich endlich die Tür aufgeschlossen habe und ich meine Wohnung betreten kann“, denn sicher und ungefährlich fühlt sich diese Ecke ganz und gar nicht an. Doch schnell verwerfe ich die furchterregenden Gedanken wieder, denn sie versetzen mich in große Panik. Es ist so dunkel, ich sehe kaum noch etwas und ich schaue wie immer flehend alle Fenster nach, ob irgendwo vielleicht ein Licht brennt oder sogar jemand heraus schaut, der mir im Notfall zur Hilfe kommen könnte. Doch da ist wie immer niemand, alle Fenster sind dunkel und geschlossen. Alle sitzen bereits in ihren Wohnzimmern und sie würden es wahrscheinlich nicht einmal bemerken, wenn mir etwas zustoßen würde und ich fühle mich wie immer so verdammt allein und hilflos. Ich schaue von weitem, ob im Hausflur Licht brennt und vielleicht irgendwer zufällig gerade heraus kommt. Dann könnte ich schnell hinein huschen und müsste nicht im Dunkeln das Schlüsselloch suchen und mich vor Hektik und Panik beim Aufschließen überschlagen. Aber nein, es ist dunkel. „Aber es wird mir nichts passieren! Bleib ruhig!“, versuche ich mich wieder selbst zu beruhigen. In meiner Jackentasche halte ich wie jeden Abend schon den Schlüsselbund bereit und wähle bereits ganz leise den passenden Schlüssel, der meine untere Eingangstür gleich öffnen wird. Ich erkenne ihn mittlerweile bereits an der Form, denn ich möchte ihn nicht erst suchen, wenn ich vor der Tür stehe, denn es soll schließlich schnell gehen und wie immer werde ich die Tür so schnell wie es nur geht aufschließen, sie ruckartig aufschieben und sofort wieder zudrücken, damit niemand hinter mir noch mit in den Flur huschen und mich überfallen kann. Dieser Moment ist fast der schlimmste, weil ich beim Aufschließen immer ganz besonders schnell sein möchte und es mir meist nicht gelingt, da die Hände viel zu sehr zittern, mein Herz zu sehr rast und ich das Schlüsselloch meist gar nicht schnell genug finde. Einmal hätte ich den Schlüssel fast abgebrochen, weil ich zu unvorsichtig damit umgegangen war, daher muss ich etwas vorsichtiger sein. „Wenn ich doch bloß schon im Hausflur wäre! Ich habe solch große Angst“, überschlagen sich meine Gedanken. Und ich werde immer schneller. Ich komme der Tür näher. „Gleich habe ich es geschafft und alle Angst war wie immer umsonst!“, denke ich mir. Doch irgendwie macht sich an diesem Abend ein besonders ungutes Gefühl in mir breit. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber an diesem Abend verspüre ich eine besonders große Angst. Meine Schritte werden immer schneller, den Schlüssel habe ich bereits aus der Jackentasche genommen und ich möchte die Tür gerade aufschließen und ein kleines Stück Erleichterung macht sich in diesem Moment in mir breit. Ich denke mir „Siehst du, du hast jeden Abend solch große Angst und das musst du gar nicht!