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2. In den Bergen
ОглавлениеEin paar Tage später machten sich die beiden Bären auf den Weg nach Afrika.
Sie liefen immer nach Süden, durch dunkle Wälder, grasbewachsene Lichtungen und gelbe Rapsfelder. Sie durchschwammen kühle, klare Seen und kämpften sich durch dichtes Unterholz. Nachts schliefen sie eng aneinander gekuschelt an einen Baum gelehnt.
Eines Morgens sahen sie ein großes Gebirge, die Höhen mit Schnee bedeckt. Polara und Bruno stiegen auf schmalen Pfaden und erklommen die steilen Felsen, bis sie endlich ein breites Schneefeld erreichten.
Bruno war so müde, er plumpste auf seinen Po und hielt sich die Augen zu, weil ihn das strahlende Licht blendete.
Doch Polara rief begeistert: „Hier ist es schön, alles so kühl und klar, so schön weiß. Wie die Sonne leuchtet und den Schnee glitzern lässt, fast wie zu Hause am Nordpol.“
„Nun ja, es ist ganz schön kalt, mir tun die Beine vom Klettern weh“, brummte Bruno.
„Stell dich nicht so an! Bist du jetzt schon ein alter Brummbär“, fragte Polara schmunzelnd, „schau mal, was ist denn das?“
Bruno nahm die Pfoten vom Gesicht.
Da stand ein Mann aus Schnee mit einem dicken weißen Kugelbauch, zwei Kohlestückchen waren seine Augen, die Nase eine Mohrrübe, und als Mund hatte er aufgereiht viele kleine getrocknete Pflaumen. Auf dem runden weißen Kopf trug er einen alten roten Nachttopf mit weißen Pünktchen, um seinen Hals war ein roter Schal geschlungen.
Bruno erklärte: „Das ist ein Schneemann, schau mal, er lächelt uns an. Den haben bestimmt die Kinder aus dem Dorf dort hinten gebaut.“
Polara stellte erfreut fest: „Er sieht schön aus, was die Menschenkinder so alles können.“
In diesem Moment verschwand sie in einer weißen Schneewolke.
„Polara“, schrie Bruno, dann war auch er über und über mit Schneeflocken bedeckt.
Er fiel auf den Rücken und rief: „Hilfe!“
„Es ist doch kein Unglück passiert, oder?“, ließ sich die Stimme eines Jungen vernehmen.
Bruno wurde auf die Beine geholfen und der Schnee von seinem Fell abgeklopft. Er wischte sich die kalten Flocken aus den Augen.
Als er wieder schauen konnte, fragte er aufgeregt: „Wo ist Polara?“
„Wer“, fragte der Junge, „ich sehe hier nur einen Schneemann und einen Schneeeisbären, oder?“
Bruno tapste los.
„Schnee nein, das ist meine Polara. So hilft mir doch.“
Der blonde Junge drehte gekonnt seine Skier in die andere Richtung, er rückte sich seine bunte Zipfelmütze zurecht und starrte Polara an.
Sie sah noch immer aus wie eine Skulptur aus Schnee und Eis, nur ihre leuchtenden blauen Augen waren zu erkennen.
Das Bärenmädchen schüttelte sich kräftig, dass der Schnee nur so aus ihrem Fell flog, sie lachte laut.
„Was ist das für ein toller Spaß.“
Bruno brummte: „Ich kann das nicht spaßig finden“, dann wandte er sich an den Jungen, „wer bist du denn überhaupt?“
„Ich bin der Fridolin Stirnimann, der beste Skifahrer hier aus dem Dörfli. Ich habe schon ganz viele Pokale gewonnen. Morgen darf ich an einem Landeswettbewerb teilnehmen, oder?“
Fridolin lächelte ein wenig verlegen, er spielte an den braunen Hornknöpfen seiner bunten Joppe.
„Aber entschuldigt bitte, meine Bremsung war eben ein wenig scharf. Ich habe euch ja ganz eingeschneit, oder?“
In diesem Moment wurde Fridolin erst bewusst, wer da vor ihm stand. Entsetzt riss er seine blauen Augen ganz weit auf.
„Ihr seid ja echte Bären, oder? Ein Braunbär und ein Eisbär auf meinem Berg. Hilfe!“
Fridolin setzte abrupt seine Skier in Richtung Tal und fuhr blitzschnell im Schuss bergab.
„Fridolin“, riefen Bruno und Polara gleichzeitig, „so warte doch, wir tun dir doch nichts.“
Aber er war schon ganz weit unten, nur noch als Pünktchen zu erkennen.
Polara und Bruno wanderten tagelang durch das Gebirge, bis sie an einen großen See inmitten bewaldeter Berge kamen.
Es war so schön an diesem Ort, das Wasser klar und erfrischend, dass die Bären zwei Tage dort blieben, um sich auszuruhen.
Am dritten Morgen machten sie sich wieder auf den Weg, durch ein Gebiet, in dem viele Menschen wohnten.
Polara und Bruno vermieden es, durch die Städte zu laufen, sie suchten sich einen Weg durch die Wälder.
Die Bären machten einen großen Bogen um eine riesige Stadt. Von Weitem sahen sie die hohen Häuser und Türme.
Sie liefen nach Süden, durch ebenes Gelände, über grüne Wiesen und viele Felder.
An einem großen Fluss hatten sie zwei Möglichkeiten, entweder zusammen mit den vielen Autos über eine Brücke zu gehen, oder ihn zu durchschwimmen.
Polara und Bruno entschieden sich fürs Schwimmen.
Nach ein paar Tagen taten sich erneut Berge vor ihnen auf, wieder begann die Kraxelei.
Endlich hatten sie den letzten großen Berg hinter sich gelassen.
Die Luft wurde wärmer, obwohl die Sonne gerade unterging. Auf den sanften Hügeln standen grünen Pinien. In der Ferne waren weiß gekalkte Häuser und ein Kirchturm zu erkennen.
Sie schleppten sich mit letzter Kraft bis an den Stadtrand, dann fielen die Bären in einer Scheune ins duftende Heu.
Polara brummte: „Hier ist es ganz schön warm, in den Bergen hat es mir besser gefallen.“
Bruno sagte lachend: „Na dann warte erst mal, bis wir in Afrika sind. Da ist es nicht nur warm, sondern richtig heiß. Willst du immer noch dorthin, oder sollen wir umkehren?“
„Auf gar keinen Fall, ich will, ich will, ich will!“, rief sie mit Nachdruck.