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KAPITEL FÜNF

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Scarlet Paine spürte, wie sie durch die Luft schwebte, das Flattern von Millionen kleiner Flügel im Ohr fühlte sie, wie sie immer höher stieg. Sie schaute sich um, um zu sehen, dass sie von einem Schwarm von Fledermäusen getragen wurde, die sie umgaben, sie klammerten sich an die Rückseite ihres Shirts und trugen sie durch die Luft.

Scarlet wurde durch die Wolken getragen, durch den schönsten Sonnenaufgang, den sie je gesehen hatte, der ganze blutrote Himmel war in Feuer getaucht. Sie verstand nicht, was passiert war, aber irgendwie hatte sie keine Angst. Sie spürte, dass sie sie irgendwohin trugen, und das Kreischen und Flattern um sie herum fühlte sich vertraut und familiär an.

Bevor Scarlet verstehen konnte, was passiert war, setzten die Fledermäuse sie sanft ab, vor dem größten Schloss, dass sie je gesehen hatte. Es hatte alte Steinwände und sie stand vor einem enormen, gewölbten Tor. Die Fledermäuse flogen hoch und verschwanden, ihr Flattern wurde leiser.

Scarlet stand vor der Tür und langsam öffnete sie sich. Ein gelbes Licht drang heraus und Scarlet wollte durch diese Tür gehen.

Scarlet trat über die Schwelle, ging in das Licht und kam in die größte Kammer, die sie je gesehen hatte. Im Inneren, aufgereiht in Perfektion, sie ansehend, stand eine Armee von Vampiren, alle in schwarz gekleidet. Sie schwebte zu ihnen hinüber, sah auf sie hinunter, als wäre sie ihr Führer.

Wie ein Mann erhoben sie gemeinsam ihre Hände und schlugen sich damit auf die Brust.  “Du hast eine Nation geboren”, riefen sie im Gleichklang, das Echo erschall laut von dem Wänden wieder. “Du hast eine Nation geboren!”

Die Vampire ließen einen lauten Ruf erklingen und als sie das taten, nahm Scarlet es in sich auf, sie fühlte dass sie endlich ihre eigenen Leute gefunden hatte.

Scarlets Augen flogen auf, als sie von dem Geräusch von zersplittertem Glas erwachte. Sie lag mit dem Gesicht nach unten auf Zement, ihre Wange drückte dagegen, kalt und feucht. Sie sah, wie Ameisen auf sie zu krabbelten und legte ihre Hand auf den rauen Zement, um sich aufzusetzen und sie wegzufegen.

Scarlet war kalt und hatte Schmerzen, ihr Nacken und Rücken taten von dem Schlaf in dieser unbequemen Position weh. Vor allem war sie desorientiert, es machte ihr Angst, dass sie ihre Umgebung nicht erkannte. Sie lag unter einer kleinen Brücke, als der Sonnenaufgang über ihr hineinbrach. Es stank nach Urin und schalem Bier und Scarlet sah, dass der Zement über und unter mit Graffiti besprüht war und als sie sich umsah, entdeckte sie viele leere Bierdosen und gebrauchte Nadeln. Sie stellte fest, dass sie an einem schlechten Ort war. Sie sah sich blinzelnd um und hatte keine Ahnung, wo sie war, oder wie sie hergekommen war.

Erneut erklang das Geräusch von splitterndem Glas, begleitet von schlurfenden Schritten und Scarlet drehte sich schnell um, alle ihre Sinne in Alarmbereitschaft.

Ungefähr drei Meter entfernt standen vier Penner, die betrunken oder auf Drogen aussahen – oder einfach nur gewalttätig. Unrasierte, ältere Männer, die sie anstarrten, als wäre sie ein Spielzeug, das lüsterne Grinsen in ihrem Gesicht enthüllte gelbe Zähne. Aber sie waren stark, das konnte sie sehen, breit und kräftig und auf Grund der Art, wie sich ihr näherten, einer von ihnen warf Bierflaschen kaputt, konnte sie sehen, dass ihre Absichten nicht freundlich waren.

Scarlet versuchte sich daran zu erinnern, wie sie an diesen Ort gekommen war. Es war ein Ort, an den sie niemals freiwillig gegangen wäre. War sie hierhin gebracht worden? Ihr erster Gedanke war, dass sie vielleicht vergewaltigt worden war; aber sie sah an sich hinunter und fand sich selbst voll eingekleidet wieder und wusste, das war es nicht. Sie dachte zurück und versuchte sich an den vorigen Abend zu erinnern.

Aber es war alles nur ein schmerzhafter Schatten. Einzelne Momente blitzten vor ihr auf: eine Bar auf der Straße 9…eine Auseinandersetzung…aber es war alles so verschwommen. Sie konnte sich nicht recht an die Details erinnern.

“Du weißt, dass Du unter unserer Brücke bist, oder?” fragte einer der Penner sie, als sie näherkamen. Scarlet stemmte sich auf Hände und Knie und dann auf ihre Füße, innerlich zitternd, aber sie wollte sich die Angst nicht ansehen lassen.

“Niemand darf hierher kommen, ohne die Maut zu bezahlen”, sagte ein anderer.

“Es tut mir leid”, sagte sie. “Ich weiß nicht, wie ich hier hingekommen bin.”

“Das war Dein Fehler”, sagte ein anderer mit einer tiefen, knurrenden Stimme und lächelte sie dabei an.

“Bitte”, sagte Scarlet und versuchte, dabei hart zu klingen, aber ihre Stimme zitterte, als einen Schritt zurückwich, “ich möchte keinen Ärger. Ich gehe jetzt. Es tut mir leid.”

Scarlet drehte sich um, um zu verschwinden, mit klopfendem Herzen, als sie plötzlich Schritte hörte, die hinter ihr herrannten und einen Arm fühlte der sich um sie schlang und ein Messer, das sich in Brust bohrte. Ein Würgen überkam sie bei dem Gestank nach Bier aus seinem Atem.

“Nein, das tust Du nicht, Liebling”, sagte er. “Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt.”

Scarlet kämpfte, aber der Mann war zu stark für sie, seine Bartstoppeln kratzten ihr im Gesicht, als er sein Gesicht an ihrem rieb.

Direkt standen auch die anderen drei vor ihr und Scarlet schrie auf, kämpfte mit aller Gewalt, aber schon fühlte sie die Hände, die an ihrem Oberkörper herunterfuhren. Einer von ihnen erreichte ihren Gürtel.

Scarlet bockte und drehte sich, versuchte wegzukommen – aber sie waren zu stark. Einer von ihnen öffnete ihren Gürtel, warf ihn davon und sie hörte das Klingen von Metall auf Zement.

“Bitte, lasst mich gehen!” schrie Scarlet während sie sich wand.

Der vierte Penner griff ihre Jeans an der Taille und begann sie herunterzuziehen. Scarlet wusste, dass, wenn sie jetzt nichts täte, sie verletzt werden würde.

Etwas in ihr schnappte ein. Sie verstand nicht, was es war, aber es überwältigte sie komplett, eine Energie flutete sie, stieg von den Zehen bis in ihre Fingerspitzen. Sie fühlte eine sengende Hitze, die ihre durch die Schultern fuhr, durch ihre Arme und die Hände. Ihr Gesicht wurde rot und am ganzen Körper standen ihr die Haare zu Berge und sie fühlte ein Feuer, das in ihr brannte. Sie fühlte eine Stärke, die sie nicht verstand, wusste plötzlich, dass sie stärker war als diese Männer, stärker, als alles im Universum.

Dann fühlte sie noch etwas anderes: eine animalische Wut. Es war ein neues Gefühl. Sie hatte nicht länger den Wunsch, von hier wegzukommen – jetzt wollte sie genau hier bleiben und diese Männer dafür bezahlen lassen. Sie auseinanderreißen, Stück für Stück.

Und schließlich fühlte sie noch eine Sache: Hunger. Ein tiefer, nagender Hunger, der gestillt werden wollte.

Scarlet lehnte sich zurück und knurrte, ein Geräusch, das sogar sie selbst erschreckte; ihre Fänge wuchsen, während sie sich zurücklehnte und den Mann trat, der ihr an die Jeans gegangen war. Der Tritt war so voller Wut, er ließ den Mann fast sechs Meter durch die Luft fliegen, bis er mit dem Kopf gegen eine Betonwand schlug. Er sackte bewusstlos in sich zusammen.

Die anderen traten zurück und ließen sie los, die Münder weit geöffnet vor Schock und Angst, während sie Scarlet anstarrten. Sie schauten, als hätten sie verstanden, dass sie einen sehr großen Fehler begangen hatten.

Bevor sie reagieren konnten, wirbelte Scarlet herum und schlug den Mann, der sie gehalten hatte mit ihrem Ellbogen, und traf seinen Kiefer so hart, dass er sich zweimal um sich selbst drehte und dann bewusstlos zu Boden ging.

Scarlet drehte sich um, fauchend und sah die beiden anderen an wie ein Tier seine Beute. Die beiden Penner standen mit vor Angst geweiteten Augen vor ihr und Scarlet hörte ein Geräusch und schaute an einem hinunter, um festzustellen, dass er sich in die Hose gepinkelt hatte.

Scarlet bückte sie, hob ihren Gürtel auf und ging beiläufig auf sie zu.

Der Mann stolperte Rückwärts.

“Nein!” wimmerte er. “Bitte! Ich habe es nicht so gemeint!”

Scarlet sprang nach vorne und legte den Gürtel um den Hals des Mannes. Dann hob sie ihn mit einer Hand hoch, die Füße baumelten über dem Boden, der Mann japste und versuchte sich am Gürtel festzuhalten. Sie hielt ihn hoch über dem Kopf bis er sich nicht mehr bewegte und tot zu Boden fiel.

Scarlet drehte sich rum und sah den letzten Mann an, der weinte und zu verängstigt zum Weglaufen war. Ihre Fänge wurden länger, sie ging auf ihn zu und versenkte sie in seinem Hals.  Er schüttelte die Arme und dann, nach wenigen Augenblicken, lag er in einer Blutlache.

Scarlet hörte ein entferntes Huschen und sah sich um, um festzustellen, dass der erste Penner langsam auf die Beine kam. Er sah sie panisch an und versuchte auf Händen und Knien davon zu krabbeln.

Sie stürzte sich auf ihn.

“Bitte tu mir nicht weh”, wimmerte er heulend. “Ich habe es nicht so gemeint. Ich weiß nicht, was Du bist, aber ich habe es nicht so gemeint.”

“Ich bin mir sicher, dass Du es nicht so gemeint hast”, antwortete sie mit einer dunklen, unmenschlichen Stimme. “So wie ich es auch nicht so meine, was ich jetzt tue.”

Scarlet packte ihm am Rücke seines Shirts, wirbelte ihn herum und warf ihn mit ganzer Kraft – gerade nach oben.

Der Penner flog wie eine Rakete, direkt gegen die Brücke, sein Kopf und seine Schultern krachten gegen den Zement, der Klang von fallendem Schutt erfüllte die Luft, da sie ihn halb durch die Brücke geworfen hatte. Dort hing er, steckte fest und seine Beine baumelten unter ihm.

Scarlet sprang mit einem Sprung auf die Brücke und sah zu, wie sein Oberkörper im Beton steckte, er schrie, sein Kopf und seine Schultern steckten fest und er war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Er wackelte in dem Versuch, sich zu befreien.

Aber das konnte er nicht. Er saß in der Falle für den nächsten Wagen, der vorbeifahren würde.

“Hol mich hier raus!” verlangte er.

Scarlet lächelte.

“Vielleicht beim nächsten Mal”, sagte sie. “Genieß den Verkehr.”

Scarlet drehte sich um, sprang ab und flog in den Himmel, die Schreie des Mannes wurden leiser und leiser, während sie höher und höher stieg, weg von diesem Ort, immer noch keine Ahnung, wo sie war, aber es interessierte sie auch nicht länger. Nur eine Person stahl sich in ihren Kopf: Sage. Sein Gesicht schwebte vor ihrem geistigen Auge, sein perfekt gestaltetes Kinn, seine Lippen, seine ausdrucksstarken Augen. Sie konnte seine Liebe für sie spüren. Und ihr ging es genauso.

Sie wusste nicht, wo ihr Zuhause war in dieser Welt, aber es interessierte sie auch nicht, solange sie mit ihm zusammen war.

Sage, dachte sie. Warte auf mich. Ich komme zu Dir.

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