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KAPITEL SECHS

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Maria saß mit ihren Freunden im Kürbisfeld, hasste das Leben und war so eifersüchtig auf alle. Jeder schien einen Freund zu haben, außer ihr. Und diejenigen, die keinen hatten, hatten eine wirklich starke Clique von Freunden, die sich zusammengeschlossen hatte.

Maria saß auf einem Haufen von Kürbissen, Becca und Jasmin an ihrer Seite und wusste nicht mehr genau, wo sie zugehörte. Maria hatte immer eine starke Clique um sich gehabt, die besten Freunde überhaupt, sie vier, sie und Becca und Jasmin und natürlich, ihre beste Freundin, Scarlet. Sie waren unzertrennlich gewesen. Wenn eine von ihnen keinen Freund hatte, waren die anderen immer da für sie gewesen. Sie und Scarlet hatte sich geschworen, niemals miteinander zu streiten, aufs selbe College zu gehen, die Trauzeugin der anderen zu sein und immer maximal zehn Blocks voneinander entfernt zu wohnen.

Maria war sich ihrer Freunde so sicher gewesen, auch Scarlet.

Dann war in den letzten paar Wochen alles auseinander gebrochen, ohne Vorwarnung. Scarlet hatte ihr Sage direkt vor der Nase weggeschnappt, den einzigen Jungen, den Maria wirklich toll fand, seit einer sehr langen Zeit. Marias Gesicht errötete, als sie an die Demütigung dachte; Scarlet hatte dafür gesorgt, dass sie so dumm aussah. Sie war immer noch so sauer auf sie deswegen und glaubte nicht, dass sie ihr je verzeihen könnte.

Maria erinnerte sich an ihren letzten Streit, als Scarlet sich verteidigt hatte und sagte, dass Sage sie halt mochte und sie ihn nicht gestohlen hatte. Tief im Inneren wusste Maria, dass sie vermutlich Recht hatte. Aber sie musste immer noch jemandem die Schuld geben und es war deutlich einfacher, als sich selbst die Schuld zuzuschieben.

Jemand schubste sie und Maria rutschte von dem Kürbishaufen, landete am Boden und ihre Jeans wurden schlammig.

“Pass doch auf!” schrie sie angepisst.

Sie sah hoch und entdeckte einen der betrunkenen Jungs. Mehrere Hundert Schüler ihrer Stufe hatten sich hier versammelt, wie sie es traditionell schon immer getan hatten, am Tag nach dem großen Herbstfest, für dieses dumme Schul-Kürbis-Pflücken-Event. Jeder wusste, dass niemand wirklich Kürbisse pflückte, sie alle saßen einfach nur im Kürbisfeld herum, füllten sich mit heißem Apfel-Cidre und Donuts, während das Gesindel ihrer Klasse den Cidre mit Gin versetzte. Und einer dieser Idioten hatte sie geschubst. Ihm war noch nicht einmal aufgefallen, dass er es getan hatte, als er herumstolperte. Maria kannte ihn und sie wusste, dass alle diese Jungs, die in diesem Alter schon so tranken, nichts aus ihrem Leben machen würden, so dass sie zumindest darauf Trost schöpfen konnte.

Maria musste ihren Kopf freibekommen. Sie konnte es nicht mehr ertragen, hier herumzusitzen. Sie wollte nur noch weg. Sie war immer noch niedergeschlagen und sie wusste nicht einmal, warum. Ihre beste Freundin zu verlieren, selbst mit Jasmin und Becca im Rücken, fühlte sich wie ein herber Verlust an. Was das Ganze noch schlimmer machte, war, dass sie immer noch Lust auf Sage hatte. Die Gedanken an ihn machten sie verrückt.

Maria kam auf ihre Füße und begann zu laufen.

“Wo gehst Du hin?” fragte Jasmin.

Maria zuckte die Achseln.

“Ein bisschen frische Luft schnappen.”

Maria schob sich durch die Menge, ging weiter und weiter in das Feld hinein, weg von der Stadt und beobachtete all die Kinder, die ihre Becher in der Hand hielte, lachend herumsaßen und allesamt so glücklich aussahen. Jeder außer ihr. In diesem Moment hasste sie sie alle.

Maria schaffte es bis zum Rand der Menge und ging weiter, bis sie einen einsamen Heuschober mitten im Feld fand.

Sie legte den Kopf in die Hände und hielt ihre Tränen zurück. Sie fühlte sich depressiv und wusste nicht, warum. Vor allem, dachte sie, weil Scarlet nicht mehr in ihrem Leben war. Normalerweise schrieb sie ihr hundert Mal am Tag. Sie verstand nicht, warum alles so weit kommen musste. Und sie konnte nicht aufhören an Sage zu senken, selbst wenn sie wusste, dass er sie nicht mochte. Sie schloss ihre Augen und wünschte ihn sich herbei.

Sage, ich würde alles dafür geben, dachte sie. Komm her, ich will Dich. Ich brauche Dich.

“Warum sitzt ein hübsches Ding wie Du hier ganz alleine?” erklang eine dunkle, verführerische Stimme.

Maria zuckte zusammen, öffnete ihre Augen und war völlig geschockt von dem Anblick, der sich ihr bot. Es war nicht Sage. Aber es war ein Junge, der, falls das möglich war, sogar noch wunderbarer als Sage war. Er trug schwarze Lederstiefel, schwarze Lederhosen, ein schwarzes T-Shirt, eine schmale Halskette aus Haizähnen und eine passende, schwarze Lederjacke. Er hatte graue Augen und gewellte, braune Haare und ein kleines, perfektes Lächeln. Er hatte mehr Sexappeal als jeder andere Kerl, den sie je gesehen hatte: er sah aus wie ein Rockstar, der direkt vor ihr von einer Bühne kam.

Maria blinzelte mehrere Male und schaute sich um, fragte sich, ob dies ein Witz sein sollte. Aber er war der einzige hier und er sprach mit ihr und niemand anderem. Sie versuchte, ihm zu antworten, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken.

“Hübsch?” war alles, was sie hervorbrachte, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.

Er lachte und es war das schönste Geräusch, das sie je gehört hatte.

“Komm schon, sie alle haben Spaß. Warum Du nicht?”

Ohne auf eine Antwort zu warten, näherte er sich anmutig, hielt ihr seine Hand hin und ohne dass sie es richtig mitbekam, nahm sie seine Hand, sprang von dem Heustapel und folgte ihm, so dass sie beide Hand-in-Hand allein durch das Feld liefen. Sie war so hin und weg von ihm, dass ihr noch nicht einmal auffiel, dass das nicht besonders normal war. Eine Fantasie aus ihrem Kopf war wahr geworden und er nahm sie mit sich. Aber sie war noch nicht bereit, sich Fragen zu stellen.

“Ähm…wer bist Du?” fragte sie versuchsweise mit zitternder Stimme, überwältigt von dem Gefühl seiner Hand in ihrer.

“Ich war auf der Suche nach einem Date für das Maislabyrinth”, sagte er mit einem Lächeln, während sie es betraten. “Das ist wohl mein Glückstag. Maria, richtig?”

Sie sah ihn erstaunt an.

“Woher kennst Du meinen Namen?”

Er grinste sie an und lachte.

“Du wirst bald feststellen”, sagte er, “dass ich fast alles weiß. Und was meinen Namen angeht: Du kannst mich Lore nennen.”

*

Lore lief Hand-in-Hand mit Scarlets Freundin und war begeistert von sich selbst, wie leicht es gewesen war, sie zu verführen. Diese Menschen waren einfach zu schwach, zu naiv – es war eigentlich nicht fair. Er hatte noch nicht einmal seine Kräfte entfalten müssen und innerhalb weniger Augenblicke, hatte er sie in der Hand. Ein Teil von ihm wollte sich an ihr nähren, die Energie aus ihrem Körper saugen und sie dann entsorgen, wie er es auch mit anderen Menschen tat.

Aber ein anderer Teil von ihm sagte ihm, dass er geduldig sein musste. Immerhin war er übers Land geflogen und direkt vor ihr gelandet. Lore hatte nach einem Weg gesucht, an Scarlet ranzukommen und während er flog, hatte er Marias starke Gefühle aufgeschnappt; er hatte ihr Verlangen nach Sage gespürt, ihre Verzweiflung. Es hatte ihn angezogen wie einen Magnet.

Lore hatte Maria mit seinen Adleraugen vom Himmel aus gesehen, und als er zu ihr runtergetaucht war, hatte er erkannt, dass sie die perfekte Falle wäre, jemand der so allein war, so verletzlich – und Scarlet so nahe stand. Wenn jemand einen Weg zu Scarlet finden würde, wäre es sie. Lore entschied, sich mit ihr anzufreunden, sie zu nutzen, um Scarlet zu finden und, wenn das alles vorbei wäre, sie umzubringen. In der Zwischenzeit könnte er vielleicht ein bisschen Spaß mit ihr haben. Diese erbärmlichen Menschen würden glauben, was ihre Phantasie ihnen vorgab.

“Ähm…ich verstehe es nicht…” sagte Maria während sie gingen, ihre Stimme zitterte nervös. “Erklär es mir. Du sagtest, Du bist… irgendwie neu hier?”

Lore lachte.

“In gewisser Weise”, sagte er.

“Also wirst Du auf unsere Schule gehen?” fragte sie.

“Ich glaube nicht, dass ich Zeit für die Schule haben werde”, antwortete er.

“Was meinst Du damit? Bist Du nicht in meinem Alter?” fragte sie.

“Doch, bin ich. Aber ich habe die Schule schon vor langer Zeit beendet.”

Lore hätte fast gesagt vor Jahrhunderten, aber glücklicherweise konnte er sich noch stoppen.

“Vor langer Zeit? Was meinst Du damit? Bist Du hochbegabt oder sowas?” Sie sah ihn mit großen, bewundernden Augen an und er lächelte sie an.

“Sowas in der Art”, sagte er. “Also Deine Freunde sind noch da, auf der Party?” fügte er hinzu.

Maria nickte.

“Ja, sie alle, außer… Naja, ich bin ja nicht mehr mit ihr befreundet, als ja, alle.”

“Außer wem?” fragte Lore fasziniert.

Maria errötete.

“Naja, meine frühere, beste Freundin. Sie ist nicht da. Aber wie schon gesagt, wir sind auch nicht mehr befreundet.”

“Scarlet?” fragte er und bereute sofort, zu viel von sich Preis gegeben zu haben.

Maria sah ihn misstrauisch an.

“Also, woher weißt Du das alles? Hast Du mich irgendwie gestalked?”

Lore spürte, dass sie sich von ihm zurückzog, und er wollte sie nicht verlieren. Er sah sie an, hielt ihre Wange und seine Augen blitzten sie an. Sie blinzelte und als sie das tat, wischte er die letzten dreißig Sekunden ihrer Konversation aus ihrem Gedächtnis.

Maria blinzelte mehrmals und er nahm ihre Hand und sie gingen weiter.

Das war´s, dachte er. Auf ein Neues.

“Also sind Deine Freunde noch da, auf der Party?” fügte er hinzu.

Maria nickte.

“Ja, alle außer… Naja, ich bin nicht mehr mit ihr befreunden, also ja, alle.”

“Außer wem?” fragte Lore fasziniert.

Maria errötete.

“Naja, bis auf meine ehemalige, beste Freundin. Sie ist nicht da. Aber wie ich schon sagte, wir sind nicht mehr befreundet.”

Lore machte eine Pause und durchdachte seine nächsten Worte.

“Was ist zwischen Euch passiert?” fragte er vorsichtig.

Maria zuckte die Achseln und sie gingen schweigend weiter, ihre Schuhe knirschten im Heu.

“Du musst es mir nicht erzählen”, sagte Lore schließlich. “Wie auch immer, ich weiß, wie das ist. Mein Cousin. Er war mal wie ein Bruder für mich. Jetzt sprechen wir nicht einmal mehr miteinander.”

Maria sah ihn mitfühlend an.

“Das ist schrecklich”, sagte sie. “Was ist passiert?”

Lore zuckte mit den Achseln.

“Lange Geschichte.” Jahrhunderte lang, wollte er hinzufügen, aber er hielt sich zurück.

Maria nickte, und fühlte eine große Sympathie ihm gegenüber.

“Nun, da Du es zu verstehen scheinst”, sagte sie, “erzähl ich es Dir. Ich weiß nicht warum, da ich Dich nicht einmal kenne, aber ich habe das Gefühl, dass Du es verstehen könntest.”

Lore schaute sie beruhigend an.

“Ich scheine diesen Effekt auf Menschen zu haben”, sagte er.

“Wie auch immer”, fuhr Maria fort, “meine Freundin, Scarlet, sie, also, sie hat mir einen Jungen weggenommen, den ich mochte. Nicht, dass mich der Junge jetzt noch interessiert.”

Maria hörte auf zu sprechen und Lore fühlte, dass sie noch etwas sagen wollte, er las es in ihren Gedanken:

Also, nicht, seitdem ich Dich getroffen habe, um genau zu sein.

Lore lächelte.

“Jemandem den Freund zu stehlen”, sagte Lore und schüttelte seinen Kopf. “Es gibt nichts Schlimmeres als das.”

Er drückte ihre Hand fester und Maria schenkte ihm ein halbes Lächeln.

“Also seid Ihr keine Freunde mehr?” sagte Lore abschließend.

Maria schüttelte ihren Kopf.

“Nein. Ich habe es komplett mit ihr beendet. Ich fühle mich ein bisschen schlecht dabei. Ich meine, sie ist immer noch in meinen Favoriten gespeichert und wir sind noch auf Facebook befreundet und so. Soweit bin ich noch nicht gekommen. Aber ich habe sie nicht mehr angerufen, oder ihr geschrieben. Wir haben uns früher hundert Mal am Tag geschrieben.”

“Hast Du versucht, ihr zu schreiben?”

Maria schüttelte den Kopf.

“Ich möchte wirklich nicht darüber reden”, sagte sie.

Lore spürte, dass er sie zu sehr bedrängt hatte. Es würde ihn viel Zeit kosten, sie zu verführen und von ihr alles über Scarlet zu erfahren, was er wissen musste. In der Zwischenzeit musste er sie dazu bringen, ihm zu vertrauen – ihm komplett zu vertrauen.

Sie erreichten die Mitte des Maislabyrinths und blieben stehen. Maria schaute zur Seite und Lore spürte, wie nervös sie war.

“Als, was jetzt?” fragte sie mit zitternden Händen. “Vielleicht sollten wir zurückgehen?” fügte sie hinzu.

Er las ihre Gedanken:

Ich hoffe, er will nicht zurück. Ich hoffe, er küsst mich. Bitte, küss mich.

Lore nahm ihr Gesicht in seine Hände, lehnte sich zu ihr und küsste sie.

Zuerst wiederstand Maria ihm und zog sich zurück.

Aber dann verschmolz sie mit seinem Kuss. Er konnte fühlen, dass sie sich ihm völlig hingab, und er wusste, dass sie ihm gehörte.

Berufen

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