Читать книгу Die Nacht der Verwegenen - Морган Райс, Morgan Rice - Страница 15

KAPITEL NEUN

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Kyra flog auf Theons Rücken nach Süden durch Marda und kam langsam wieder zu sich; als sie endlich dieses Land der Dunkelheit verließ. Sie fühlte sich mächtiger als je zuvor. In ihrer rechten Hand hielt sie den Stab der Wahrheit, der leuchtete und dessen Licht sie beide einhüllte. Es war eine Waffe, das wusste sie, die mächtiger war als sie; es war ein Objekt des Schicksals, welches sie mit seiner Kraft erfüllte und sie beherrschte. Das Gefühl ihn in der Hand zu halten ließ das Universum größer erscheinen, gab ihr das Gefühl selber größer zu sein.

Kyra fühlte sich als ob sie die Waffe hielt, die seit ihrer Geburt für sie bestimmt war. Zum ersten Mal in ihrem Leben verstand sie, was gefehlt hatte und sie fühlte sich vollständig. Sie und ihr Stab, diese mysteriöse Waffe, die sie aus den Tiefen Mardas geborgen hatte, waren eins.

Kyra flog nach Süden und auch Theon war größer und stärker neben ihr, die Wut und Rache in seinen Augen spiegelten ihre eigenen wieder. Nach Stunden des Fliegens begann die Finsternis zu verblassen und das Grün Escalons wurde sichtbar. Kyras Herz machte einen Sprung beim Anblick ihres Heimatlandes, von dem sie geglaubt hatte, dass sie es niemals wiedersehen würde. Sie spürte ein Drängen; sie wusste, dass ihr Vater, von den Armeen Ras eingekesselt, sie im Süden brauchte; sie wusste, dass pandesische Soldaten das Land überströmten, sie wusste das pandesische Flotten Escalon von den Meeren angriffen, sie wusste, dass irgendwo weit oben die Drachen kreisten, die genauso von Escalons Zerstörung besessen waren und sie wusste, dass die Trolle einfielen, dass Millionen von Kreaturen ihr Land in Stücke rissen. Escalon befand sich von allen Seiten in einer ernsten Notlage.

Kyra blinzelte und versuchte von ihrem Geist die unheimliche Vorstellung ihres Heimatlandes, das in Stücke gerissen wurde und die langen Streifen von Ruinen, Schutt und Asche aus ihrem Geiste zu verbannen. Und doch als sie den Stab fester umklammerte, hoffte sie dass diese Waffe, Escalons Waffe der Erlösung war. Konnten dieser Stab, Theon und ihre Kräfte wirklich Escalon retten? Konnte etwas, dass schon so weit weg war noch gerettet werden? Konnte Escalon überhaupt jemals darauf hoffen das zu werden, was es einmal gewesen war?

Kyra wusste es nicht. Aber es gab immer Hoffnung. Das war das, was ihr Vater sie gelehrt hatte: Selbst in den schlimmsten Stunden, wenn die Dinge so düster aussehen, selbst wenn es so aussah, als ob sie völlig zerstört wären, gab es immer noch Hoffnung. Es gab immer einen Funken Leben, von Hoffnung, von Veränderung. Nichts war für immer. Noch nicht mal die Zerstörung.

Kyra flog und flog, sie fühlte wie ihre Bestimmung in ihr aufkam, fühlte das Gefühl von Optimismus, sie fühlte sich mächtiger mit jedem vorbeistreichendem Augenblick. Sie erinnerte sich und hatte das Gefühl, als ob sie etwas tief in sich selbst gefunden hatte. Sie erinnerte sich, wie sie das Netz der Spinne zerschnitten und sie fühlte dass sie, als sie das getan hatte, auch etwas in sich abgetrennt hatte. Sie war gezwungen worden alleine zu überleben und sie hatte die tiefsten Dämonen in sich besiegt. Sie war nicht länger dasselbe Mädchen, das in Fort Volis aufgewachsen war; sie war nicht einmal mehr das gleiche Mädchen, das nach Marda eingedrungen war. Sie kam nun als Frau zurück. Als Kriegerin.

Kyra schaute nach unten durch die Wolken und fühlte wie sich die Landschaft unter ihr veränderte und sah, dass sie endlich die Grenze erreicht hatten wo einst die Flammen gestanden hatten. Als sie die riesige Narbe auf dem Land betrachtete, zog eine Bewegung ihren Blick auf sich.

„Tiefer, Theon.“

Sie tauchten unter die schweren Wolken und als die Finsternis nachließ, machte ihr Herz einen Sprung beim Anblick ihres geliebten Landes. Sie war aufgeregt ihren eigenen Boden, die Hügel und Bäume, die sie kannte wiederzusehen und die Luft Escalons wieder atmen zu können.

Doch als wiederhinschaute, sank ihr Herz ab. Da unten waren Millionen von Trolle, die das Land überfluteten und aus dem Süden von Marda kamen. Es glich einer Massen Migration von Biestern, ihr Dröhnen war sogar von hier oben hörbar. Als sie das sah war sie sich nicht sicher ob ihr Land so einer Attacke standhalten konnte. Sie wusste, dass ihr Volk sie brauchte – und zwar schnell.

Kyra spürte den Stab der Wahrheit in ihrer Hand vibrieren und dann ein hohes flüsterndes Geräusch abgeben. Sie fühlte, dass er sie rief, sie zum Kampf befahl. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Stab beherrschte oder ob er sie beherrschte.

Kyra zielte mit dem Stab in Richtung Boden und im selben Moment ertönte ein krachendes Geräusch aus ihm. Es war als ob sie Donner und Licht in ihrer Handfläche hielt. Sie sah fasziniert zu wie eine strahlende Lichtkugel aus dem Stab schoss und nach unten Richtung Boden raste.

Hunderte von Trollen blieben stehen und schauten nach oben und sie erkannte die Panik und den Schrecken in ihren Gesichtern, als sie die Lichtkugel sahen, die vom Himmel auf sie herabflogen. Sie hatten keine Zeit wegzurennen.

Eine weitere Explosion erfolgte, so mächtig, dass ihre Schockwellen Theon und Kyra sogar vom Boden aus erreichten und ins Wanken brachten. Die Lichtkugel traf mit der Stärke eines Komets, der auf die Erde traf. Als sich die Explosion wellenförmig ausbreitete fielen tausende von Trollen tot zu Boden.

Kyra musterte ihren Stab erstaunt. Sie bereite sich gerade darauf vor, die Trollarmee zu vernichten – als auf einmal ein schreckliches Brüllen über ihr ertönte. Sie schaute nach oben und war erschrocken das riesige Gesicht eines scharlachroten Drachens aus den Wolken auftauchen zu sehen – und ein Dutzend weitere hinter ihm.

Sie realisierte zu spät, dass diese Drachen sie gesucht hatten.

Bevor Kyra sie mit ihrem Stab schlagen konnte, holte bereits ein Drache aus und streifte Theon mit seinen Klauen. Theon wurde von dem schweren Schlag überrascht und stürzte, sich wild drehend, durch die Luft hinab.

Kyra hielt sich mit ihrem Leben fest, als sie unkontrolliert durch die Luft wirbelten. Theons Flügel überschlugen sich immer wieder und er versuchte wieder ins Gleichgewicht zu gelangen, aber er drehte sich wieder und wieder um sich selbst. Kyra hing gerade noch so an ihm, grub sich in seine Schuppen, bis er es endlich schaffte sein Gleichgewicht wiederzufinden.

Theon brüllte vor Rache und trotz dessen, dass er kleiner war als die Gruppe flog er furchtlos nach oben auf den Drachen zu, der ihn angegriffen hatte. Der Drache war offensichtlich überrascht, dass der kleinere Theon sich erholt hatte und bevor er reagieren konnte stieß Theon ihm seine Zähne in den Schwanz.

Der riesige Drache schrie als Theon seinen Schwanz sauber abbiss. Für einen Moment flog er ohne Schwanz weiter, dann verlor er sein Gleichgewicht und wirbelte mit dem Gesicht zuerst in Richtung Boden. Er kam mit einem dumpfen Schlag auf und hinterließ einen Krater und eine riesige Staubwolke.

Kyra erhob ihren Stab, spürte das Brennen in ihrer Hand und schwang ihn als drei weitere Drachen angriffen. Sie sah, wie eine Lichtkugel nach vorne schoss und die drei Drachen ins Gesicht traf. Sie kreischten, hielten in der Luft an und begannen dann zu zappeln. Sie wurden dann ganz still und fielen schließlich wie Steine senkrecht hinab, bis auch sie den Boden mit einer Explosion erreichten und tot waren.

Kyra war erstaunt über ihre Kraft. Hatte der Stab der Wahrheit tatsächlich drei Drachen mit einem einzigen Schlag umgebracht?

Kyra erhob ihren Stab wieder, denn ein weiteres Dutzend Drachen erschien und als sie den Stab absenkte und damit hoffte sie zu töten, war sie überrascht als sie auf einmal einen schrecklichen Schmerz in ihrer Hand spürte. Sie drehte sich und bemerkte im Augenwinkel einen Drachen, der hinter ihr auftauchte und mit seinen Klauen über ihren Handrücken streifte. Er schlug gegen ihre Hand und Blut spritzte. Im selben Moment ergriff er den Stab der Wahrheit und riss ihn ihr aus den Händen.

Kyra schrie, mehr vor Schreck, dass sie den Stab verlor, als vor Schmerz. Dann ließ der Drachen den Stab fallen und sie sah geschockt zu wie dieser durch die Luft fiel, sich immer wieder überschlug und Richtung Boden hinabsegelte. Der Stab, Escalons letzte Hoffnung, würde zerstört werden.

Und Kyra, die nun unbewaffnet war, sah sich einer Horde Drachen gegenüberstehen, die alle nur darauf warteten sie in Stücke zu reißen.

Die Nacht der Verwegenen

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