Читать книгу Von Gottes Gnaden - Band I - Nataly von Eschstruth - Страница 5

II.

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Schnee lag über der Heide.

In wundervoller Reine und Klarheit leuchtete das flache Land, so weit der Blick reichte, wenn die Sonne am Himmel stand und die ruhige Luft vor Kälte flimmerte; schöner aber noch war es, wenn Himmel und Erde verschmolzen in grauen Schleiern, wenn ein geheimnisvoll falbes Licht seine Schatten um die Rüstern und Schlehdornbüsche malte, — wenn die Raben mit melancholischem Schrei einsam die matten Schwingen regten.

Dann stand der Oberst am Fenster und starrte stundenlang hinaus in den Wirbeltanz der Flocken, hinüber zu den Dächern des Dorfes, welche wie spitze Schneehaufen emporragten. Wenn die bläulichen Rauchfahnen darüber hinkräuselten, wusste er, dass nun Modder Fieken oder Mutting Hanne die Suppe auf dem Feuer hatte. Und wenn das gedämpfte Bellen eines Hundes von der Dorfstrasse herüberklang, ein Bellen, welches von Haus zu Haus zu vollerem Akkord anwuchs, schrill und tieftönig, cholerisch und sanguinisch, kläffend und grollend, dann sah Koltitz nach der Uhr und nickte zufrieden vor sich hin. Die Post fuhr ein. Manchmal summte er dann in den Bart: „Und hat sie keinen Brief für dich, — mein Herz — mein Herz!“ und er rieb sich behaglich die Hände dazu und nickte ingrimmig vor sich hin: „Fehlte auch noch! Briefe! Zeitungen! Verfluchter Kram, der einem nur die Ruhe stört. Ich mag nicht wissen, wie’s draussen aussieht, ich habe die Brücke hinter mir abgebrochen. Mögen sich die Menschen raufen oder vertragen, mögen sie sich herumzanken, sich hassen oder lieben, — mich ficht es nicht mehr an. Hier hört die Welt auf, hier verklingt ihr Lärm. — Ah — und das ist schön, wunderbar schön. Narren sind alle, die es so haben könnten und sich dennoch zu Lasttieren der Welt machen. Was trägt’s ihnen ein, ihr Rennen, Jagen und Hasten, der wilde unbarmherzige Kampf um Phantome? Sie reiben sich auf, sie überstürzen ihre kurzen Lebenstage, sie haben keine Zeit, um glücklich zu sein. Narren sind sie, Narren! — Hier ist’s still, und wenn es einmal stürmt und braust, so ist’s draussen vor dem Haus, über die Schwelle weht kein Gifthauch mehr.“

Und gerade den Sturm, den rauhen, wilden Nordlandsturm liebte Koltitz über alles. Er nannte ihn sein Hoforchester, seine göttliche Kapelle, welche einzig und allein für ihn die zaubervollen Märchenweisen der Unendlichkeit spielte. Dann sass er im behaglichen Lehnstuhl am Fenster und lauschte.

Die Bäume im Garten ächzten und stöhnten, es pfiff und schrillte um die Fenster und wenn ein neuer Windstoss daherfuhr, klang es, als rolle sich das Weltmeer brausend über die Heide heran.

Das Feuer prasselte im Kamin, Funken stoben um die dicken Eichkloben, wenn sich Erikas rotüberflammtes Gesichtchen neigte, die Glut übermütig anzublasen und zu schüren! —

Ja, Erika! Sie liebte ihn auch über alles, den wilden, unhöflichen Gesellen, den Schneesturm, welcher ihr so ungalant das blonde Köpfchen zauste und ihr die wunderlichsten Geschichten erzählte! Der Vater hörte nur Melodieen aus ihm hervorklingen, das junge Mädchen aber verstand Worte, Lieder, Märchen — tausenderlei närrische Dinge, welche sie andern Tags weitererzählte, der Modder Dörten und dem Liesing, wenn sie am Spinnrad sassen und gar nicht satt werden konnten, des gnä’ Frölens wundervolle „Läuschen und Riemels“ anzuhören.

Wenn der Kuckuck in der Schwarzwälderin viermal seinen Namen gerufen, wurde der Oberst schon ungeduldig.

„Jettchen! liebes Jettchen — es schlägt schon viere? Wo bleibt das Rackerzeug wieder mit dem Kaffe? Verdammte Unpünktlichkeit! Lodderei infame! Da soll doch gleich ein Himmelschockneundonnerwetter —“ „Aber Maus! sei doch nicht so niedlich!“ klagte eine weiche Stimme voll zärtlichen Vorwurfs, „die Uhr geht doch zehn Minuten vor!“

Frau Jettchens schmächtige kleine Gestalt versank in dem hohen Polstersessel am Ofen. Ihr Kopf, schlicht frisiert und mit schwarzer Spitzenbarbe belegt, neigte sich Tag für Tag mit gleicher Emsigkeit über die feine Leinenstickerei, als sei Erikas Hochzeit bereits in nächster Woche, als müsse die Ausstattung über heut und morgen fertig sein.

Frau Oberst Koltitz war eine sehr sympathische Erscheinung, die verkörperte Güte und Sanftmut, still, aber reich an schönen und idealen Gedanken, welche sich in jedem Urteil über Welt und Menschen ebenso liebevoll und verklärend ausdrückten, wie ihr Mann sie voll schwärzesten Pessimismus verdammte. Wo er hasste, verzieh und liebte sie; wo er anklagte, wusste sie zu entschuldigen; wo er Verrat und Schlechtigkeit sah, enthüllte sie immer noch eine gute Seite, fand stets Gründe, das wirklich Schlechte selbst nachsichtig und mitleidig zu beurteilen.

Ihrem Mann gegenüber war sie etwas schüchtern, beinahe ängstlich. Sie fürchtete seine Heftigkeit und suchte sie durch liebevollen Vorwurf zu entkräften. Der Kosename „Maus“ hatte früher in der Garnison viel Heiterkeit erregt und die so gern lästernde Welt hatte schnell die Komik der Gegensätze herausgefunden. Wenn der leicht gereizte Gatte, grimmig wie ein Nussknacker, in kräftigster Weise losschimpfte, nichts weniger wie allerliebst anzuschauen in solchem Augenblick, gab es wohl keine verblüffendere Entgegnung seitens der Gemahlin, als ihr zärtliches „Aber Maus, sei doch nicht so niedlich!“ Und ebenso scherzhaft wirkte dieser nämliche Einwurf, wenn Koltitz, in guter Laune, die bedenklichsten Geschichten auftischte, bei deren saftiger Pointe Frau Jettchen jedesmal hold errötend lispelte: „Aber Maus, sei doch nicht so niedlich!“ Die kleine Frau war entschieden überzeugt von ihren Worten, aber die Schandmäuler der Gesellschaft hatten die „niedliche Maus“ bald zum geflügelten Wort gemacht.

Wie stets, beruhigte sich der Oberst auch diesmal schnell. Er zog sich einen Stuhl neben den Sessel seiner Frau und trommelte ihr liebevoll mit den Fingern auf den Rücken.

„Mache keinen Spektakel, Alte! Ist doch nicht meine Schuld, dass der donnerwettersche Kuckuckskasten vorgeht! Die Liese soll übrigens sofort zum Uhrmacher laufen —“

Der Sprecher verstummte unter dem eigentümlichen Aufblick der Gattin.

„Zum Uhrmacher? Bei diesem Schneesturm vier Meilen weit in die Stadt laufen? Ich fürchte, Väterchen, sie findet keinen, der heute abend noch mit ihr heraus watet!“

„So, so; Teufel ja, vergesse immer noch, dass wir ja Gott sei Lob und Dank in einer Atmosphäre atmen, die auf Meilen weit keine Stadtlust verpestet. Famos, Jettchen! gar zu gemütlich. Hör’ mal, wie es draussen heult, man könnte sich einbilden, es wären Wölfe; und jetzt prasseln wieder ein paar Ziegeln vom Dach — ausgezeichneter Sturm! Frisch und gesund! Der pustet mal kräftig durch und schleppt keine Bacillen und keinen Strassenstaub mit sich ’rum! Und wie kuschelig ist’s hier im warmen Stübchen! Keine verfluchte Corridorklingel, die einem alle Minuten auf die Nerven geht! Keine Ordonnanzen, keine Visiten, ich brauche nicht alle zehn Minuten in den kalten Uniformsrock zu fahren, weil so ein paar wurstige Menschen die Stuben voll Schneewasser trampeln wollen! Nicht wahr, Jettchen, du findest das auch ein molliges Leben? Jettchen, Herzchen ..... Himmelschockdonnerwetter, warum antwortest du denn nicht?!“

„Aber Maus!“ — Jettchen zog den erregten Mann liebevoll wieder auf den Stuhl, von welchem er aufgesprungen, nieder. „Ich zählte doch gerade die Kreuzchen hier — siehst du ... dieses Muster bedingt Aufmerksamkeit, — ein, zwei Kreuzchen ... Stich ... ein, zwei Kreuzchen ... Doppelstich —“

„Verdammte Kreuzchen! wirf sie in die Ecke, Jettchen, dieses monotone Gezähle kann einen ja rasend machen! Also hör ’mal, Jettchen, dass dich die Frau Generalin .. und der Gelbschnabel von einer Majorsprotze hier nicht mehr ärgern können, und dass der Hauswirt keinen Skandal mehr macht, weil die Frauenzimmer die Wäsche unausgerungen auf den Boden hängten und das Wasser bei Kalkulators durchtrippte ... he, Jettchen, kommst du dir nicht vor wie im Himmel?“

Frau Koltitz fädelte ueues Garn in die Nadel. „Gewiss, Mäuschen, es ist reizend, du weisst, dass ich mir eine solche Idylle wie die hiesige mein Leben lang brennend gewünscht habe! Ich habe dich ja, Väterchen, dich! und ich weiss dich glücklich und zufrieden, das ist die Hauptsache. Aber ...“

„Alterchen, gieb mir ’n Schmatz!“ — Koltitz nahm in derber Liebkosung den Kopf der kleinen Frau zwischen beide Hände und küsste sie voll Dankbarkeit. „So; und was meinst du nun mit deinem „Aber?“

Ein leiser Seufzer. „Die Erika, Männchen! Das arme Wurm ist noch zu jung für diese klosterhafte Einsamkeit.“

„Papperlapap! — sieht das Mädel etwa aus, als ob sie sich langweilt und wegsehnt? Freut sich ihres Lebens wie ein Fisch im Wasser! Jung! ja, sie ist noch jung an Jahren, aber ein merkwürdig ausgereifter Charakter. Ich sage dir, Jettchen, das Kind weiss die Menschen besser noch zu beurteilen wie wir! Die hat den Schwindel und die Komödie da draussen in der grossen Welt durchschaut, die pfeift was auf diesen gleissnerischen Klimbim, hinter dessen schöner Aussenseite kein Körnchen von Aufrichtigkeit steckt —“

„Nein, nein, Väterchen! Erika war gern unter Menschen, sie hat sich immer gut amüsiert und denkt ohne jede Erbitterung an die Vergangenheit zurück. Dass sie die Feste und Vergnügungen der Residenz nicht vermisst, ist eben eine der goldenen Absonderlichkeiten ihres anspruchslosen, treuen Gemüts. Sie liebt uns und fügt sich heiter und ohne Murren in unsern Willen, aber gerade diese Selbstlosigkeit des guten Kindes rührt mich, und ich empfinde es als Schuld —“

„Schnickschnack! Du ahnst gar nicht, Jettchen, wie gern die Erika hier ist!“ — Koltitz blinzelte geheimnisvoll und stiess die sehr überrascht aufblickende Gattin leise mit dem Ellenbogen an.

„Aber Väterchen ...“

„Ja, ja, Väterchen!“ höhnte der Oberst, sie persiflierend. „Das Väterchen ist nicht so dumm und so egoistisch, wie du denkst! He, Alte — mach mal ein bisschen die Augen auf, wenn unsere Kleine neben dem Goldjungen, dem Wigand, sitzt —“

Frau Henriette schüttelte ernsthaft den Kopf. „Einbildung!“ entgegnete sie sehr entschieden, „du siehst, weil du sehen willst. Es gibt keine grössere Gleichgültigkeit als die zwischen Erika und Wigand!“

„Potz Hagelkreuzdonnerwetter — das Mädel sollte ihm nicht gefallen?! Da soll doch ...“

„Aber Maus! Maus! schrei doch nicht so! Nein, ich glaube nicht, dass Erika diejenige ist, welche den so sehr hausbackenen, poesielosen Mann erobern wird. Wigand ist ein grundbraver, vortrefflicher Mensch, aber ich taxiere ihn auf einen Geschmack, welcher lediglich in einer sehr schlichten, nur wirtschaftlich prosaischen Frau sein Ideal findet. Unser Kind hat aber zu lange schon die elegante Grossstadtluft geatmet, Erika ist ja fleissig und tüchtig, aber der Grundzug ihres Wesens ist eine sinnige, zarte Schwärmerei, für welche ein derber Landmann nie Verständnis haben wird!“

Koltitz lachte, allerdings ein wenig ärgerlich. „Das ist ja alles Nebensache, Jettchen! Die Verhältnisse passen dafür desto brillanter! Was könnte dem armen, mittellosen Jungen besseres passieren, als sich in ein schuldenfreies, schönes Gut hineinzusetzen, als eine Frau finden, die ihm alles, was er braucht, auf dem Präsentierteller zuträgt!“

„Wigand ist ein viel zu ehrlicher und treuer Mann, um zu berechnen, und was würde ihm auch alle Berechnung helfen, wenn er keine Gegenliebe findet?“

Koltitz fuhr sich entrüstet mit beiden Händen in die grauen Haare. „Keine Gegenliebe?! ich schlage das Mädel tot, wenn sie so einfältig ist —“

„Maus, sei doch nicht so niedlich!“

Der Oberst stiefelte mit Riesenschritten im Zimmer auf und ab. Endlich blieb er stehen und wühlte in Frau Henriettes sorglich geordnetem Arbeitskorb, als wolle er Salat mengen. „Dummheiten, wir zanken uns um Kaisers Bart. Abwarten, Jettchen, die Einsamkeit hat schon manch trocknen Stab in Myrthen grünen lassen! So, und nun Maul halten, Alte — draussen klirren endlich die Kaffeetassen.“

Die Thüre öffnete sich mit jenem eigenartig langsamen Rücken, welches unverkennbar verrät, dass die Klinke unter erschwerenden Umständen mit dem Ellenbogen niedergedrückt wird. Mit dem Füsschen nachhelfend und den wuchtigen Thürflügel zurückschiebend, erschien eine schlanke Mädchengestalt auf der Schwelle.

Ein dunkelbraunes Kleid aus Tuchstoff, einfach, aber sehr chic und modern, umschmiegte die graziösen Glieder, ein gesticktes Schürzchen schützte es vor etwaigen Flecken und die Frisur des blondlockigen Köpfchens zeigte, dass Fräulein Erika ihre Toilettenkünste an dem Geschmack der Grossstadt herangebildet.

Dennoch lag über der ganzen Erscheinung des jungen Mädchens etwas durchaus Frisches, harmlos Natürliches; ihr Aussehen verriet weder Koketterie noch Eitelkeit, sie kleidete sich gut und elegant, weil es ihrem Schönheitssinn zuwider war, etwas Unschönes oder Geschmackloses im Spiegel zu sehen.

Auf silberblitzendem Brett klirrten die Kaffeetassen in ihrer Hand und dieweil Liesing mit Kanne und Sahngiesser folgte, trällerte ihre junge Herrin, gleichsam als einladenden Zuruf für die Eltern: „Kaffeechen, Kaffeechen, du himmlischer Trank!“

Des Obersten Gesicht verklärte sich. „Komm, Alte!“ nickte er und folgte dem Töchterchen in das Nebenzimmer, wo der Kaffeetisch, so sauber und appetitlich wie ein Stillleben im Goldrahmen, zum Niedersitzen einlud. Der grosse, selbstgebackene Kuchen, in dessen Mitte ein Strauss Immergrün prangte, war ein Meisterstück der Modder Dörten; das Spiritusflämmchen unter dem silbernen Theekessel züngelte in bläulichem Licht, und mild verschleiert schwebte die elegante Broncelampe über der kleinen Tafel, das sturmumbrauste Zimmer des Heidehauses ebenso festlich zu erleuchten, wie ehemals den Speisesaal in der Residenz.

„Soll ich einschenken, Väterchen, oder warten wir auf Wigand?“

„Einschenken, kleiner Affe. „Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss nehmen was übrig bleibt!“ Wo steckt denn der Monsieur mal wieder?!“

„Er scheint in den Ställen aufgehalten zu sein!“ Die weissen Händchen füllten sehr gelassen die Tasse des Obersten und die Grübchen in den Wangen vertieften sich unter fröhlichem Lachen. „Ich hoffe wenigstens nicht, dass ihn der Sturm fortgeblasen oder dass er im Schnee stecken geblieben ist! Seine Stiefeln sind doch massiv genug, um beides zu verhindern!“

„Was hast du nur immer mit seinen Stiefeln?“ ärgerte sich der alte Herr, „ein Landwirt kann doch bei seinen Promenaden durch Stall und Sturzacker keine welschhahnenledernen Stiefelettchen tragen wie du!“

„Weiss ja, Väterchen, weiss ja! Die viereckigen Nägelungeheuer sehen nur so drollig aus, und geben dem guten Wigand eine ebenso absonderliche Façon wie seine Düffeljacke à la Onkel Bräsig!“

„Albernheit! eine famose, praktische, dauerhafte Joppe! Schaffe mir auch so eine an.“

Erika biss lachend in ihr Stück Kuchen. „Dann verklage ich dich, Papa! Die Aussicht auf zwei solche Exemplare würde eine Männerfeindin aus mir machen.“

„Weiss der Teufel, wie ihr Frauenzimmer an so ein bisschen Kleiderplunder hängt! Den Rock, an dem guckt ihr euch die Augen blind, aber was darunter steckt, ist Nebensache!“

„Hm ... beinahe hast du recht! Kleider machen Leute!“

„Machen Fatzken und Gigerln!“

„Machen Onkel Bräsigs und Kavaliere!“

„Gelbschnabel!“

„Schnäbelchen, wenn ich bitten darf.“

„Jettchen, schämst du dich nicht deiner Erziehungsresultate?“

„Das überlasse ich dir, Väterchen!“

„Willst du etwa auch gegen den Wigand zu Felde ziehen?“

„Auch? Kein Mensch steht in Waffen.“

„Du spottest über den braven Kerl!“

„Verlangst du etwa, dass ich für seine Stiefeln schwärmen soll?“

Koltitz rührte etwas verlegen in seiner Tasse. — „Hm ... es wäre mir schon lieber.“

Erika lehnte sich im Stuhl zurück und lachte schallend auf: „Mütterchen, was muss doch ein Mann für ungeheuerliche Vorstellungen von den Idealen eines Mägdleins haben!“

„Albernes Ding! .. ich habe auch Commissstieweln schief gelaufen und verkörperte trotzdem das Ideal deiner Mutter! Aber das kam daher, weil sie ein vernünftiges Mädel war, weil sie nicht auf mein Rindsleder, sondern auf meine vorzüglichen Eigenschaften sah, weil sie nicht sitzen bleiben wollte und dachte: Wie er aussieht, ist Wurscht — ich angle mir meinen Fritze —“

„Aber Maus, sei doch nicht so niedlich!“

Erika lachte immer ausgelassener. „Heiliger Sissifax, die Sache wird immer hübscher! Nun soll ich wohl gar nach Wigand angeln?!“

Jähe Stille. Das Ehepaar Koltitz wechselte einen hastigen Blick, der Oberst paffte ein paar kurze Dampfwolken und zog die Stirn in unheimliche Falten, Erika aber schnitt sich äusserst harmlos noch ein Stück Kuchen ab und fuhr ungeniert fort: „Na, Gott sei Dank, dass keine Menschenseele auf solch einen verrückten Gedanken kommt! Das ist das allerhübscheste an Ellerndörp, dass es keine Damenkaffees gibt, in welchen ganz unschuldige Menschen nolens volens zusammen verheiratet werden. Wigand ist ein lieber, braver Mensch, der beste und treuste Freund, den man haben kann, und seine schönste Eigenschaft ist die, dass er absolut kein Heiratskandidat ist. Wigand als Liebhaber ist eine unendlich komische Vorstellung. Kannst du dir diesen Mann von Stahl, Eisen, Rindsleder und Düffel wohl lyrisch denken, Mama?“ und sie prustete abermals laut auf vor Lachen.

Gleicherzeit dröhnte ein mächtiges Bellen im Hausflur. „Marsch in die Küche, Wodan!“ befahl eine tiefe, sehr ruhige Männerstimme und dann stampften wuchtige Schritte herzu.

„Guten Abend! Bitte sehr um Verzeihung, dass ich unpünktlich war, Freese kam aus der Stadt zurück und bat mich, sogleich abrechnen zu dürfen.“

Lupus in fabula stand an der Thüre. Eine hohe, reckenhafte Gestalt, breitschultrig und massiv. Das Gesicht war nicht hübsch zu nennen, aber frisch, gesund und beseelt von zwei so grundehrlichen, treuherzigen Augen, dass sie an die eines Kindes gemahnt hätten, wenn sie nicht allzu ernst, beinahe resignirt in die Welt geschaut hätten.

Die angefeindeten Stiefeln gaben dem Bein und Fuss allerdings ein auffallend klobiges Aussehen, ebenso ungeschickt wie die Jagdjoppe, welche ohne jede Spur von Eitelkeit, lediglich von ihrem Besitzer getragen wurde, weil sie billig, warm und bequem war. Ihr Schnitt war ungeschickt und verunstaltete die stattliche Figur des jungen Mannes, ebenso wie der blonde Vollbart etwas ungepflegt in den Tag hineinwuchs. Wigand hatte nicht viel Zeit für Toilette übrig. Allmorgendlich ein Bad in kaltem Wasser, dass das ganze Zimmer überschwemmt war, bildete den Hauptbestand seiner Körperpflege. Die Haare waren des kürzeren Verfahrens wegen geschoren und schnell mit der Bürste bearbeitet, und weil das Rasieren allzu lange aufhielt, liess der niemals unthätige Landmann den goldblonden Bart wachsen, wie es ihm just beliebte.

Seltsamerweise legte Herr von Landen umsomehr Wert auf das Aussehen seiner schönen Hand und seiner Zähne. Er pflegte beide in einer Weise, welche gegen seine sonstige Gleichgültigkeit wider seinen äusseren Menschen um so greller abstach. Nie sah man ihn ohne Handschuhe im Freien, nie benutzte der sonst eifrige Raucher die landesübliche, von allen Landwirten sonst so geliebte Pfeife.

Darum war seine Hand, trotz aller Arbeit und trotz alles persönlichen Zugreifens, weiss und tadellos bis zur Nagelspitze und seine Zähne so leuchtend weiss, dass der eitelste Indier ihn darum hätte beneiden können.

Was aber besagten diese einzigen Vorzüge bei der sonst so wenig repräsentablen Erscheinung?

Erika sah nur die rindsledernen Stiefeln und die ungeheuerliche Joppe mit den imitirten Hirschhornknöpfen, und weil sie absolut nach keinen Vorzügen an Wigands Erscheinung suchte, so übersah sie dieselben als etwas Selbstverständliches.

In seiner ruhigen, etwas ungelenken Weise trat er zum Kaffeetisch und nahm Platz.

Der Oberst hatte ihm mit schier zärtlichem Nicken die Hand entgegengestreckt: „Du weisst, mein braver Junge, dass der Dienst immer entschuldigt!“ und Erika lachte ihm fröhlich zu: „Spät kommt ihr, doch ihr kommt!“ — schenkte ihm Kaffee ein und legte ihm den Kuchen vor. —

Er hatte ihre Hand mit freundlichem Druck geschüttelt und die der Hausfrau respektvoll geküsst, nun liess er sich von der Cousine bedienen, als sei dies ganz in der Ordnung und ass und trank schweigsam, aber mit bestem Appetit.

Dann erzählte er Erika, dass er eine Menge frischer Hasenfährten entdeckt habe und morgen für einen Sonntagsbraten sorgen werde, auch treibe sich ein Flug Feldtauben um die Kornmiethen herum, unter denen er aufräumen wolle.

„Max, schiess’ nicht! ich bin die weisse Taube!“ hatte sie lachend erwidert, aber trotzdem eifrige Pläne gemacht, wie die Jagdbeute als höchst delikates Fricassee verarbeitet werden solle! —

Die jungen Leute verkehrten äusserst harmlos und heiter zusammen, mit einer Vertraulichkeit, wie sie zwischen Bruder und Schwester herrscht. Wigands Blick weilte voll warmer Herzlichkeit auf dem anmutigen Bäschen und in Erikas Wesen drückte sich die Achtung vor seiner Vortrefflichkeit und die Dankbarkeit aus, welche die ganze Familie Koltitz dem Manne zollte, der Ellerndörp in so ausgezeichneter Weise verwaltete.

Die Hagelkörner prasselten gegen das Fenster und der Sturm pfiff um den Giebel.

„Tolles Wetter! Wohl dem, der hinter dem warmen Ofen sitzt“, schmunzelte der Oberst, sich die Hände reibend, gleicherzeit horchte er hoch auf. Die Klingel der Hausthür rasselte, Wodan meldete mit durchdringendem Organ irgend etwas Aussergewöhnliches; Modder Dörtens und eine fremde Stimme wurden laut. Die Augen des alten Herrn wurden starr, die finstere Falte, welche sich zwischen die Brauen senkte, das nervöse Zittern der Nasenflügel prophezeiten die krankhafte Erregung, in welche ihn alles versetzte, was nicht auf dem tagtäglichen Programm des Hauses stand.

„Es wird wohl einer von den Knechten sein. Gewiss will er sich bei Wigand noch irgend welchen Befehl holen“, sagte Erika gleichmütig, aber sie wechselte einen schnellen Blick mit dem Vetter, dessen Mahnung derselbe auch sofort verstand und sich hastig erhob.

Zu spät. Schon stand Liesing in der Thür und meldete in sichtbarer Erregung über den absonderlichen Fall, dass der Briefträger da sei und absolut den Herrn selber sprechen wolle.

Die Hand des Obersten zitterte, dass der Kaffeelöffel, welchen er hielt, gegen die Tasse klirrte. Die braungelbe Färbung seines Gesichtes kündete Sturm. „Himmelschockbombenelement, werft den verfluchten Kerl zum Haus hinaus, ich will keine Briefe, ich verlange keine Briefe — ich schiesse auf jeden, der es wagt, hier meinen Frieden zu stören!“

„Aber Maus, sei doch nicht so niedlich, es ist ja vielleicht ein Geldbrief“, ängstigte sich Frau Jettchen. „Der Brief ist an den Herrn Obersten gerichtet, Liesing?“

„Nee, der Warnke seggt, ’s is för’n Baron.“

„Ah, also für mich?“

„Siehst du, Väterchen, er will ja nur zu Wigand.“ — Erika schlang beide Arme um den aufgeregten alten Herrn und zog ihn sanft auf den Stuhl zurück.

„Wigand, Junge, willst du etwa solch Teufelszeug von Papier und Tinte annehmen?“ fuhr Koltitz auf.

„Gewiss, lieber Onkel. Der Brief kann ja äusserst wichtige Nachrichten enthalten.“

Die ruhige Bestimmtheit des Sprechers wirkte.

„In Gottes Namen, hole ihn dir, mein Junge, ich alter Narr vergesse immer, dass du noch keine Tonsur auf dem Kopfe trägst.“ Er stützte die Stirn auf die Hand und starrte vor sich hin, aber er schaute doch jählings auf, als Wigand nach einer Minute zurückkam, eilig an den Schreibtisch trat und einen Postschein unterzeichnete.

„Eingeschriebener Brief?“

„Ja, lieber Onkel.“

„Hm.“ Man sah es dem runzligen Gesicht an, dass der alte Herr begann, neugierig zu werden. „Der Kerl soll in die Küche gehen und sich wärmen, gebt ihm einen Schnaps und was zu essen.“

„Gewiss, Papachen, ich will selber dafür sorgen.“ Erika sprang mit kaum unterdrücktem Jubel auf und eilte hinaus. Ihr lustiges Lachen und eine sehr eifrige Unterhaltung mit Warnke schallten in das Zimmer zurück.

„Nun lässt sie sich natürlich wieder tausenderlei Neuigkeiten von dem verfluchten Kerl erzählen“, grollte der Oberst.

„O ja“, nickte Frau Henriette gleichmütig, „erzählen wird er schon können. Es sollen ja kolossale Veränderungen in der Welt vor sich gegangen sein — Bismarck sei thatsächlich von seinem Amte zurückgetreten —“

Koltitz fuhr jäh empor, stierte seine Frau an, wie ein Gespenst, und wiederholte langsam: „Bismarck? der alte, eiserne Bismarck ... auch beim alten Eisen? Das ist ja Unsinn, undenkbar, Jettchen, ganz unmöglich.“

„Es ist eine Thatsache, Väterchen. Warnke wird wohl Zeitungen bei sich haben, wenn es dich interessiert, wirf einen Blick hinein und überzeuge dich.“

Das Haupt des pensionierten Offiziers war tief, tief zur Brust gesunken, die Schatten um seine Augen erweiterten sich. Einen Moment sass er regungslos, dann griff er mit beinahe heftiger Bewegung nach der Schelle und setzte sie stürmisch in Bewegung. „Warnke soll in mein Zimmer kommen, Liesing, bringt ihm das Essen dorthin“, befahl er kurz, erhob sich und schritt, ohne rechts und links zu blicken, durch die Seitenthür.

„Wigand, Wigand, hast du gehört? Er wird eine Zeitung lesen und alles erfahren!“ rief Frau Koltitz erregt und verschlang die Hände krampfhaft im Schoss.

Herr von Landen blickte von seinem Brief auf. „Es ist ein Segen, Tantchen. Gott sei Dank haben wir nun wenigstens eine Tatze des Bären aus der Höhle gelockt.“

„Wenn es nur gut ausschlägt, wenn er sich nicht so furchtbar aufregt! Jede Alteration ist ja Gift für ihn!“

Erika trat hastig ein. „Mama, ist es kein Irrtum, Warnke soll in Vaters Zimmer kommen?“

Frau Koltitz wandte sich ihr lebhaft zu. „Ach, Kind, mir ist unbeschreiblich bang, wie es ausfallen wird; er wird über Bismarck lesen!“

„Gott sei Dank!“

Das junge Mädchen setzte sich neben die Mutter nieder und zog zwei Briefe aus der Tasche. „Hier, Mutting, von der Generalin von Marburg und der Frau Oberstleutnant! Warnke hat sie heute in der Küche abgegeben, weil er nun doch einmal her musste.“

Frau Henriette blickte erfreut auf die Adressen nieder. „Wie lieb und freundlich von den Damen. Sie halten treue Freundschaft und nehmen so herzlichen Anteil an Väterchens Ergehen. Könnte Papa nur ein einziges Mal solch einen Brief lesen, er würde sich überzeugen, mit wieviel Zuneigung man im Regiment unserer gedenkt.“

Wigand trat näher. „Es würde ihn nicht bekehren, Tantchen. Sein Menschenhass ist krankhaft und liegt wohl in der Natur seines Leidens; fixe Ideen sind unheilbar. Wir alle sehen es mit Angst und Sorge, wie krank er ist, nur er selber will es nicht zugeben und behauptet, kerngesund zu sein.“

„Das ist ja an dem ganzen Elend schuld, Wigand. Ich versichere dir, dass Fritz effektiv nicht mehr auf dem Pferde sitzen konnte, dass es ihm unmöglich war, noch Dienst zu thun, und dennoch wollte er es nicht zugeben, dennoch nahm er es als grösste Ungerechtigkeit, als bitterste Kränkung auf, dass man ihm endlich den Abschied gab, weil er freiwillig nicht gehen wollte. Ach, das war eine furchtbare Zeit, den krankhaft überreizten Mann über diesen Schlag hinauszubringen, sein Hass, sein Ingrimm sind durchaus ungerechtfertigt, aber wehe jedem, der ihn davon überzeugen will. Hörst du nebenan? Jetzt erzählt er dem wildfremden Mann, dem Landbriefträger, die Geschichte seines Abschieds. Mit wahrer Wollust verbeisst er sich nun wieder in seinen Weltschmerz, voll Genugthuung, dass ein Mensch ihm zustimmt. Wer hätte so etwas früher für möglich gehalten.“

„Er ist krank, Tantchen; das erklärt alles.“

Frau Koltitz seufzte tief auf und Erika blickte ernst und nachdenklich auf den Teppich vor sich nieder.

Wigands Blick haftete auf ihrem Antlitz und es lag plötzlich ein wunderlicher Ausdruck in seinem Auge. Ein Gemisch von Spannung und Sorge, ein ängstliches Forschen, als wolle er in ihren tiefsten Gedanken lesen.

„Es ist euch Damen wohl sehr schwer geworden, euch hier in dieser Einsamkeit zu vergraben?“

Das junge Mädchen verharrte regungslos, Frau Koltitz aber schüttelte wehmütig den Kopf. „Ich bin vom Lande gebürtig und liebe die Stille und Ruhe eines Gutshauses. Was habe ich noch in der Welt zu verlieren? Ich bin gern hier und verlange nichts Besseres.“

Der junge Landwirt wandte den Blick nicht von Erika ab. „Du, Tantchen, du! Das ist wohl begreiflich, aber die Kleine sehnt sich gewiss gewaltig nach der Residenz und den alten Freunden zurück.“ Seine Stimme klang nicht so fest wie sonst und die Unruhe in seinem Gesicht trat stärker hervor.

Erika hob jählings den Kopf. Sie blickte voll zu ihm auf und lachte ebenso vergnügt und heiter wie sonst. Wie Sonnenschein ging’s über sein Antlitz. „Zurücksehnen? in mein schönes Pensionat? oder in die herrlich amüsanten Backfischkaffees, wo es zum guten Ton gehörte, in irgend einen Helden der Salons sterblich verliebt zu sein? Nein, Wigand, ich gehöre zu den unnatürlichen jungen Damen, welche weder eine Intima noch eine unglückliche Liebe zurückgelassen. Die Menschen beschäftigten bis jetzt nur meinen Verstand und mein Talent ‚zu beobachten‘, ich amüsierte mich im Ganzen, nicht im Einzelnen. Das Einzige, was ich bedaure, und zwar recht schmerzlich bedaure und vermisse, ist das Theater. Eine schöne Oper, eine gute Tragödie oder ein Lustspiel gehören zu den grössten Genüssen, welche man mir bieten kann. Dafür gebe ich alles andere hin. Hab’s auch gründlich genossen. Die gute Mutter hatte für uns abonniert, da war ich allabendlicher Gast in der Loge.“

Als habe eine milde Hand beruhigend und klärend über seine Stirn gestrichen, lächelte Wigand mit aufleuchtendem Blick zu ihr nieder. Niemand sah und bemerkte es. „Du überraschst mich, ich habe bislang stets die Litteratur für deine grösste Passion gehalten.“

„Für die grösste? Je nun, sagen wir, meine Vorliebe für gute Bücher geht mit meiner Freude an schönen Stücken Hand in Hand. Die Muse der Tragödie und die der Dichtung sind Geschwisterkind.“

Frau Henriette neigte sich wieder über ihre Stickarbeit. „Ich versichere dir, Wigand, es war ein Genuss, mit dem Kind in das Theater zu gehen. Oft begriff ich selber nicht, woher die kleine Person ein so tiefes, reifes Verständnis für die Kunst her hat. Das verleitete mich, sie getrost alle Bücher lesen und alle Stücke sehen zu lassen, ausgenommen die mit französischer Tendenz. Das treffende Urteil und die hohe, seelische Auffassung alles dessen, was sie sah und hörte, mussten wohl ein angeborenes Talent sein. Hat ihr auch nichts geschadet, im Gegenteil, ich freue mich nun doppelt, dass sie einen so reichen Schatz der Erinnerung mit in diese einsame Welt genommen.“

„Wird sie aber nicht als Sehnsucht nach Verlorenem an dir zehren, Erika?“

Sie schüttelte mit aufleuchtendem Blick das Köpfchen. „Nein, die Sehnsucht und die Erinnerung werden mich wohl erfüllen, aber sie werden nicht an mir, sondern ich von ihnen zehren. Die Bücher folgen mir ja als treue Freunde hierher, ihnen sind göttliche Flügel gewachsen, Berg und Thal siegreich zu überwinden. Das Theater verlangt, dass man zu ihm kommt und solcher Prätension muss man Konsequenz entgegensetzen.“ Sie lachte wieder leise auf. „Meine Schaubühne ist nun Ellerndörp und wer Augen im Kopf hat, kann hier gar manches Lustspiel, gar manch tiefernstes Drama sehen. Es gehört nicht immer Lampenlicht dazu! das kleine, blitzende Sternchen der Poesie leuchtet bei Tag und Nacht.“

Wie in stiller, entzückter Bewunderung hing Wigands Blick abermals an ihrem Köpfchen, es deuchte ihm, der goldene Stern, von dem sie soeben sprach, flimmerte geheimnisvoll über ihrer Stirn. Aber er wusste nicht, wie er das sagen sollte, er fand überhaupt keine Antwort seine Zunge war nicht geübt, die Trägerin seiner Gedanken zu sein. Niemand achtete darauf; Frau Koltitz strich zärtlich mit der Hand über die blonden Löckchen ihres Kindes, und das Feuer im Kamin flammte unter einem Windstoss hoch auf.

Die Thür des Nebenzimmers ward geöffnet. Der Oberst trat wieder ein. Sein Gesicht drückte die beste Laune aus. Er war so animiert wie lange nicht. Einen Pack Zeitungen auf den Tisch werfend, nahm er behaglich im Lehnstuhl Platz. „So, Kinder, nun wollen wir mal sehen, was es in der verrückten Welt für Neuigkeiten gibt!“

Von Gottes Gnaden - Band I

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