Читать книгу Halali! - Nataly von Eschstruth - Страница 4

Erstes Kapitel

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Das war ein wirklicher, echter, rechter Sonntag. So hell hatte die liebe Sonne lange Tage zuvor nicht mehr geschienen, so früh war sie in letzter Zeit keinmal aus ihrem rosigen Wolkenbett emporgestiegen, wie heute!

Madame hatte auch schon volle Toilette gemacht, das goldrote, wundervolle Gewand umweht von flimmerndem Strahlenflor und duftigen Schleiern, die weit hinauf in die lichten Himmelsfernen wehen.

Auf ihrem Haupt funkelt das Diadem der Allbeherrscherin, von dem sich nächtens die hellen Sterne lösen, ihrer Gebieterin die rühmende Gefolgschaft zu machen.

Während das leuchtendschöne Weib ihren Sonnengott, dem sie sehnsüchtig entgegenstrebt, umfängt, hüten die kleinen Himmelsaugen mit blitzendem Umblick die schlafende Welt und wissen gar manche ernste und heitere Geschichten von den wunderlichen Menschenkindern zu erzählen, die sich oft hassen, weil sie sich lieben, und sich auf Amors Schlachtfeld gar grimmig befehden, weil sie im Grunde des Herzens gern den süssesten Frieden machen möchten.

Glockenläuten hörte man in dieser Waldeinsamkeit nicht, es müssten denn grad’ die blauen Campanula’s sein, die am Wegrain im köstlichen Morgenwind hin und her schaukeln und geburtsechten Sonntagskindern mit feierlichem Geläut verständlich sind.

Ja, das war eine wonnesame Luft, die von den endlos gedehnten Bergwäldern um das idyllisch gelegene Kurhaus wehte, geschwängert von all dem würzigen Duft, der der Blumen Sprache ist, wollen sie mit den Himmeln des Ewigen Ehre preisen!

Der Tau stiebt im Sonnengold wie ein Miniaturfeuerwerk um die Tannenzweige und zündet im Moos ungezählte Funken an.

Vögel baden im Frühlicht die weiten Schwingen, und die Schmetterlinge küssen die schlaftrunkenen Gesichtchen von Masslieb und Ehrenpreis.

Nur die Kurgäste schlafen noch.

Gestern abend hat man lang’ bei farbigen Windlichtern auf der Veranda zusammengesessen, den warmen Sommerzauber zu geniessen.

Die Jugend vom leichtlebigen Schlag tanzte nach den Klängen des Grammophon, die alten Herren machten ein harmloses Jeuchen, und was so ein bisschen poetisch und schwärmerisch, oder neugierig jagdsportlich beanlagt war, wandelte auf leisen Sohlen über die mondbeschienene Wiese, um Gedichte zu denken, oder das schlanke Wild zu belauschen, wenn es vorsichtig auf die Schneise trat, das auserwählte Alttier und der Bock voran — um in schweigendem Frieden zu äsen!

Nun schlief man verständnislos, bei verhängten Fenstern, in den unvergleichlichen Morgen hinein.

Nur der Hausknecht hatte die Stiefeln und Stiefelchen, die Schuhe und Schühchen mit rücksichtsloser Ungalanterie zusammengeschmissen und wichste die Kreidegezeichneten vor der Hintertür mit leisem Pfeifen:

„Als Napoljum dies vernommen,

liess er gleich die Stieweln kommen,

die vordem sein Onkel trug! ...“

Tempi passati!

Wo sind die seligen Tage hin, da ein Napoleum noch Stieweln trug!

Damals schlittete er, Johann, noch auf echten Filzparisern durch die Welt, — jetzt fährt das filzige Paris mit ihm Stuhlschlitten, als ob er nie in der Champagne und am Chemin des Dames mit echtem Krambambuli das Wohl seiner Damen zu Hause getrunken hätte!

Das stimmte selbst einen Hausknecht, dem sonst alle Politik und jede Komödie auf dem theatrum mundi ganz schnuppe ist, recht wehmütig.

Ein Gärtner harkte die vertrampelten Kieswege glatt, auf die die Kurgastjöhren sogar Birnenschalen und eine abgerissene Pferdeleine hingeschmissen haben. Er grollt nicht darüber, er ist tolerant, nur manchmal schnupft er aus einer blauen Tüte etwas „Hamburger Reiterlein“, denn er ist ein alter Mann und braucht von Zeit zu Zeit etwas geistige Anregung.

Inmitten der Hausfront, die sich längs der breiten Waldchaussee hinzieht, auf der während der lieben langen Sommerszeit Wagen auf Wagen, Touristen und Velofahrer, Mandolinen bewaffnete Wandervögel und alles weitere, was den Tross reisewütiger Salontiroler, Bergfexe und ehrlicher Enthusiasten einer mittelalpinen Gebirgswelt, bildet, rastlos dahinzogen.

Die lange Fensterfront des Kurhauses, das den Mittelpunkt von einem der vielen Luftkurorte bildete, wurde inmitten von einer geräumigen Loggia unterbrochen.

Auf breitem Holzsims standen die landesüblichen Scherben, von denen eine bunte Pracht von Hängenelken, rotglühenden Geranien, die selbst dann noch „Brennende Liebe“ heissen, wenn sie schon ganz welk und gebleicht sind, an dem holzgeschnitzten Geländer herniederrankten.

Die Stubentür, die zu ihnen herausführte, wurde leise geöffnet.

Einen Augenblick flammte es in der Sonne grellweiss auf, — dann sanken die zartgrauen Schatten des Windschirms über das elegante Morgenkleid und zwei reizende kleine Hände stützten sich auf die Balustrade.

Nicht zart und kränklich, wie sie über zuckende, überreizte Nerven streichen, sondern rosig, voll und weich, kraftvoll-energisch und edel geformt, als seien sie dazu geschaffen, ein Zepter zu führen.

Im Buchenschatten, am Waldhang gegenüber, blitzen ein Paar blaue Augen sehr interessiert empor.

Ein junger Tourist, im schmucken grünen Jagdzivil, den Weichen Filzhut aus der Stirn herausgerückt, sitzt behaglich im Moos und studiert die Geländekarte. Er scheint das schlafende Kurhaus mit seiner menschenleeren Terrasse zu langweilig zu finden, um dort zu frühstücken, und berechnet die Kilometer, die er bis zum nächsten Gebirgshotel zu wandern hat.

Da leuchten die beiden Frauenhände auf dem Balkongitter zu ihm herüber.

Die Ringe mit den Edelsteinen jauchzen der Sonne mit lebhafter Farbensymphonie entgegen.

Wie das blitzt und funkelt!

Hm, — schöne Hände, sehr schön!

Man sagt, der Charakter drücke sich darin aus.

Na, taxieren wir mal.

Viel Schönheitssinn, schick, schelmisch und zu lustigen Streichen aufgelegt, das deuten die Grübchen in der liebenswürdigen Fülle an.

Sie fasst energisch zu. — Sie weih, was sie will.

Unklar darf man ihr nicht kommen.

Wenn sie einen Fächer führt und man wird keck, — klappst sie zu!

Weh tut sie nicht damit, dazu sind die samtweichen Pätschchen viel zu mollig. Aber sie zieht sie auch nicht ängstlich zurück, wenn es gilt!

Die Nägel sind rosig und hübsch geformt, kurz geschnitten, wie bei einem tätigen Weibe, das nicht tagaus tagein auf dem Diwan liegt und Krallen an den Fingerkuppen züchtet.

Jede Übertreibung ist hässlich.

Der Kritikus rückt sich heimlich noch tiefer hinter den kleinen Wachholderbusch zurück und lockert den Krimstecher.

Er ist immer dafür, gründliche Arbeit zu machen.

Die Hände haben Ia bekommen, nun mal betrachten, was noch alles zu ihnen gehört.

Erst einmal den Kopf.

Famos.

Strachwitz fällt ihm ein, — das Lied von dem schönen Haupt und dem stolzen Mund. Als Gymnasiast hat er mehr für die Spezies alldeutscher Germaninnen geschwärmt, wie Ovid sie in seiner Bissula besingt.

Aber die Zeiten und Geschmäcker ändern sich.

Auch die glutäugigen brünetten Weiber können rasend auf die Nerven gehn!

Die da oben ist so eine!

Sie wähnt sich gänzlich unbeobachtet, guckt hinauf in den Himmel und sieht den Herrn in dem Jagdzivil gar nicht an. Ein vollwangiges, reizend frisches Gesicht mit kecker, kleiner Nase und einem Kirschenmund, der geradeso aussieht, als ob er die Leute recht ausspotten könnte!

Wie so eben! — Eigentlich ein bisschen unverschämt, wie sie so lachend zu Frau Sonne hinaufblickt, als wolle sie sagen: „Bilde dir nur nicht ein, du wärst da oben allein so helle!“

Die grossen, grossen, dunklen Augen machen ihr tatsächlich Konkurrenz!

Und wie sie so selbstbewusst den Kopf trägt!

Naturlockiges Haar, das sieht man.

Krause Haare, krauser Sinn!

So ein Stirnlöckchen kann tatsächlich ganz eigensinnig aussehen!

Grossartige Figur!

Als Waidmann nennt er es: „gut bei Wilpret!“

Schlank — und doch üppig, wie aus dem Wachsfigurenkabinett!

Alter?

Hm ... er kann unter dem Ringgefunkel nicht erkennen, ob ein Trauring mit dem Beschauer Versteck spielt.

Dem ganzen Habitus nach aber sicher verheiratet.

So ein feines, kleines Triumphieren um die gradlinigen Brauen möchte beinahe darauf hindeuten, dass sie Witwe ist!

Pfui, schäm’ dich, Jürgen —! Wie kann man ein solcher Erzketzer sein!“

Der Beobachter ist aufrichtig über sich selbst entrüstet. Aber er lächelt dabei genau so unverschämt nach Madame hinauf, wie diese soeben nach Frau Sonne.

Wurst Wider Wurst!

Schneeweiss angezogen.

Sonst ist er der modernen Damenkonfektion gegenüber unwissend wie ein Säugling, aber so viel versteht er doch, dass diese eigenartige Sache von Batist, Einsätzen und Spitzen, die so lobenswert indiskret über dem vollen Busen durchsichtig ist, etwas äusserst Elegantes repräsentiert.

Wenn sie ihn in diesem Augenblick angeärgert hätte, oder wenn er die Rechnung für diese duftige Schlangenhaut hätte begleichen müssen, so würde er fraglos grollen: „reichlich kokett!“

Die friedliche Sonntagsstimmung machte ihn aber tolerant.

Hübsch, sehr hübsch!

Für solch einsamen Hagestolz von sechsunddreissig Jahren ein aufregender Anblick. Er hat während seiner Karriere zum Forstmeister zuviel in idyllischen Waldhäusern gelebt, um neben Ebern und Hirschen auch schöne Weiber kennenzulernen.

Eigentlich wurde es Zeit, dass er sich mal unter den Töchtern des Landes nach einer Frau Forstmeisterin umsähe.

Gerade jetzt, wo er mit seiner treuen Kugelbüchse den Meisterschuss um ein eigenes Nest getan!

Wenn man Gutsbesitzer wird, ist es doch gut, sich für etwas Gutes zu sorgen!

Er hat schon so viele Bäume im Leben gepflanzt, aber an seinen eigenen Stammbaum hat er noch nie gedacht.

Es muss auch Erbonkels geben.

Er hebt das Fernglas abermals und stellt es auf „scharf“.

Wenn jetzt sechs Minnesänger vor ihrer Altane trillerten, könnte sie gar nicht graziöser mit diesen infam hübschen Händen in den Blumen herumwühlen, als sie es eben tut.

Er schaut andächtig zu.

Dass sie so früh aufsteht, überrascht und imponiert ihm.

Eben hebt sie eine Glasvase empor und bekommt etwas geradezu Verliebtes in die schwarzen Rackeraugen!

Kornblumen!

Sie nimmt eine Flasche und füllt das Wasser nach.

Drei Blumen nimmt sie heraus und steckt sie in den Spitzen des Morgenkleides am Busen fest.

Wenn sie ihm ein paar gute, bittende Worte gegeben, hätte er das ebenso geschmackvoll an ihr besorgt wie sie selbst!

Schade, dass die Damen in solchen Kunstkniffen meist sehr selbständig sind.

Schockbombenpotzmillionenelement!

Jürgen Zarrentin schnellt empor.

Zwei Eichkatzen über ihm im Buchenbaum haben das Zanken gekriegt und rasen ohne Ansehn der Person am Stamm herunter und überschlagen sich in wilder Flucht neben den Beinen des Herrn Forstmeisters. Die Schöne auf der Loggia wendet bei dem Getön das Haupt und starrt im nächsten Moment in seine Augen.

Nun soll sie bloss nicht glauben, er käme aus dem Mustopf!

„Geh den Frauen zart entgegen,

du gewinnst sie, auf mein Wort!

Doch wer kühn ist und verwegen,

kommt vielleicht noch besser fort!“

Dieses klassische Zitat hat er sich bereits in der Prima zum Motto für unerwartete Ereignisse im Lichtkreise des ewig Weiblichen gemacht!

Er tritt mit flottem Schritt auf die Strasse herab, reisst das grüne Lodenhütel von dem gewellten Blondhaar und schwenkt es voll echt touristischer Frechheit nach dem Balkon empor.

Seine Zähne blinken hell unter dem kurzgestutzten Schnurrbärtchen empor, — so vergnüglich lacht er über das ganze Gesicht.

„Guten Morgen, schöne Müllerin!“ — zitiert er mit klangvoller Stimme: „Ein armer Reisender bittet für seinen schmucklosen Hut um eine milde Gabe!“

„Einem Jäger geziemt der frische Bruch!“ scherzt sie harmlos entgegen, sein Zivil musternd. „Da steht eine Eiche! Bedienen Sie sich!“

„Auch dann, wenn ich noch kein Wild zur Strecke gebracht habe?“

Der Übermut blitzt aus ihren Augen.

„Schlagen Sie einen Frosch tot und blasen Sie Halali!“ spottet sie mit einem Blick nach seinem Bergstock.

„Ein Frosch hat weder Flaumfedern wie der Adler, noch Krickeln wie ein Gamsbock, entbehrt also jeglicher Siegestrophäe für mein Grünei! — Kornblumen aber sind mein Schwarm! Ich habe sogar in schwacher Stunde mal ein Gedicht auf sie gemacht, und wenn Sie dem Waidmann den Siegespreis versagen, so krönen Sie den Dichter, wie dies von alters her Sitte bei schönen Frauen war!“

Sie blickt ihm ungeniert in das männlich schöne, gebräunte Antlitz mit dem kühnen Wagemut in Miene und Wort.

Langsam hebt sie das Glas mit den Kornblumen empor.

Wie tausend Teufelchen prickelnden Humors tollt es hinter ihrer klugen Stirn.

„Sind Sie bescheiden?“

„Nein!“ — Er lacht noch kecker: „Nur Lumpe sind bescheiden, meine Gnädigste!“

„So. Der anspruchlose Bittsteller hätte nur die Blumen allein bekommen, dem Unersättlichen aber muss ich schon das volle Glas als volles Mass spendieren!“

Und ehe er sich’s versieht — schwupps ... kippt sie die Vase mit samt den blauen Kindern Floras um, dass der Guss dicht neben ihm auf den Kiesweg niederplatscht.

Schallendes Gelächter dankt ihr.

Er schwenkt und schüttelt sehr auffällig seinen Hut, als habe dieser die ganze Traufe aufgefangen, obwohl er auch nicht den kleinsten Tropfen oder Spritzer abbekommen hat und ruft: „Wenn das ein Ritterschlag war, meine Gnädigste, so bitte ich auch noch um die Sporen!“

Hastig sammelt er die Kornblumen und tritt weiter auf die Strasse zurück.

„Ohne jedwede Qualifikation Ihrerseits? Das möchte ein kühnes Beginnen sein! Es soll Beispiele dafür geben, dass leichtgläubige Germania’s zu Rittern ernannten, die sich als grimme Feinde entpuppten!“

Wieder lachte sie hell auf, wandte sich kurz um und war im nächsten Augenblick hinter der duftigen Kulisse von Nelken und Brennender Liebe entschwunden.

Die Kornblumen aber nickten auf Jürgen Zarrentins Hut und wanderten — als sichtbares Erinnerungszeichen an ein lustiges Abenteuer — in den lichten Sonntagsmorgen hinein.

An den Falkenklippen steht ein Hotel, dessen Restaurant meist von Touristen überfüllt ist.

Es bietet allen umliegenden Sehenswürdigkeiten des Gebirges einen vielbesuchten Kreuzpunkt, den fast alle Wagen und Wanderer, die Tagespartien von W. aus machen, passieren müssen.

Unter den riesigen Tannen, mit den tiefhängenden grünen Nadelfahnen, stehen die einzelnen Tische, an denen die Kommenden und Gehenden zwanglos Platz nehmen.

Eine Equipage hat soeben aus dem Tal vier Damen heraufgebracht.

Eine überschlanke, blasse Mama mit zwei wohlerzogenen Backfischchen, die wie verkörperte Bedankemichsknixe wirken, und eine sehr elegante, mittelgrosse junge Frau, grau in grau gekleidet, mit viel kokettem Tüllgeruschel und Stickereien um die Füsse, die wie ein geheimnisvolles Nebelbild durch das Waldesdämmern schwebt.

Die Neuankommenden suchen an all den Tischen und Tischchen umsonst nach ein paar freien Plätzen.

Nur dort — weiter zurück und fast aus dem Bereich der servierenden Kellner gerückt, steht noch eine Bank, aus Birkenstämmen gezimmert, vor einem Tisch, den rechts und links noch ein Natursessel flankiert.

Die Damen nehmen Platz.

Ein Schwarm von Wandervögeln braust die Berghänge hernieder, bunte Bänder flattern von den Mandolinen, und jubelnder Gesang weckt vielstimmiges Echo.

Man beobachtet, macht Physiognomiestudien und entwickelt den Backfischchen gegenüber lehrreiche Menschenkenntnis, aber auf den jenseitigen Bergabhang mit dem kleinen Pirschpfad im dichten Unterholz achtet niemand.

Leise Schritte verhallen im Moos, stoppen ab, und die Füsse haften.

Zwei tiefblaue Augen über kühn gezeichneter, schöner Nase blitzen wie in jähem Übermut auf, und die stattliche Gestalt weicht vorsichtig hinter die dicken, wetterverrunten Stämme der Tannen zurück.

Die blasse Mama hat sehnsüchtig nach dem Kellner ausgeschaut.

„Vorhin schon, ehe diese Sintflut von ausgehungerten Magen sich über die Restauration ergoss, schien es mir zweifelhaft, ob wir heute, an diesem bewegten Sonntag, der für acht gewöhnliche Tage rechnet, bedient werden würden! Ich halte es für das richtigste, wir gehen selber an das Büfett und holen uns Speise und Trank heran!“

„Wenn dieser alte Holzkasten kein ‚Tischlein deck dich‘ ist, bleibt uns nichts anderes übrig!“

„Bitte bemühe dich nicht, Muttchen!“ rufen die artigen kleinen Mädchen im Duett, „wir besorgen alles, was not tut!“

Die Genannte sieht genau so besorgt aus wie vor fünfzehn Jahren, als ihre Zwillingstöchterchen die ersten Schrittchen riskierten.

„Um alles! — um Gottes willen nicht allein gehen, Kinderchen! Unter all die vielen Menschen! in einem fremden Haus, wo ihr nicht aus noch ein — nicht wohinaus noch wohinein wisst! Ich gehe natürlich mit euch! — Finden Sie nicht auch, Frau Christel, dass solche Vorsicht angesichts der vielen unbekannten männlichen Wesen notwendig ist?“

Die schöne Frau in dem Nebelgewand lacht.

„Selbstverständlich! Es treiben sich oft haarsträubend freche Kerls in der Weltgeschichte hier herum! Soll ich auch noch mitgehen und seitliche Deckung aus der Rechten gegen feindliche Flankenangriffe bilden? Sie übernehmen die Linke, beste Frau von Malten, dann werden unsre Kücken schon in keine Kaffeetasse und kein Fuchseisen fallen!“

Die beiden Mädelchen knixen sehr manierlich und ahnen anscheinend gar nicht, in welch einer Gefahr sie sich befinden; die Mama aber kennt schon die etwas forsche Art ihrer Zimmernachbarin, lächelt wohlwollend und erhebt sich, inmitten ihrer beiden Sprösslinge dem wüst belagerten Büfett zuzustreben. Frau Christel schlägt ungeniert den Fuss in dem sehr schicken, hochgeschnürten Promenadenschuh über und entwickelt aus der Tasche ihres seidegefütterten, leise knirschenden Tailormade-Jaketts von Wasserschwaden-farbenem Tuch ein silbernes Zigarettenetui.

Sie öffnet, nimmt eine „Sport“ heraus, und versenkt die zierliche Hand in eine zweite Tasche, um sichtlich erregt darin herumzuwühlen.

Aha! Sie sucht nach Streichhölzern.

Keine da.

Donnerlacks, — fatal!

Ein trockenes Reis knackt hinter ihr.

Wie Deus ex machina steht eine hohe, markige Gestalt, selber so kraftvoll, wie ein Gott anzuschauen, vor der erstaunt aufblickenden Dame.

Er!

Ehe sie sich beherrschen kann, flammt eine Blutwelle über ihr reizvolles Gesicht. Sie starrt auf seinen Jägerhut, auf dem ein ganzer Strauss, auf seine Brust, an der eine einzelne Kornblume, wenn auch etwas welk, doch recht vertraut, ihr beinahe intim zunicken.

„Sie waren so sehr gütig, meine Gnädigste, mich heute mit frischem Wasser zu regalieren, darf ich mich jetzt vielleicht durch etwas Feuer revanchieren?“

Er lacht, — frech! äusserst frech! genau so wie heute morgen auf der Strasse vor dem Kurhaus.

Frau Christel scheint eine masslose Komödiantin zu sein. Sie heuchelt völlige Gelassenheit und hebt die Nase recht impertinent.

„Bitte darum — recht angenehm!“ greift nach der Zigarette und reckt erwartungsvoll das niedliche Patschchen dem verheissenen Streichholz entgegen.

Er hält die Schachtel voll schwefel- und phosphorloser Schweden zögernd in der Hand.

Tiefernst blickt er sie an.

„Sind Sie bescheiden, meine Gnädigste?“ flüstert er.

Wieder wird sie dunkelrot, was sie furchtbar zu ärgern scheint.

„Nein!“ persifliert sie. „Nur Lumpe sind bescheiden!“

„Gut. Wären Sie weniger habgierig, so hätten Sie nur ein einziges Zündhölzchen bekommen, da Sie aber ehrlich eingestehen, dass ein solches nicht genügt, überlasse ich Ihnen die ganze Feuersbrunst inklusive Schachtel.“

Er hat sie etwas aufgeschoben und ratscht schnell wie der Gedanke an den braunroten Köpfchen entlang, dass mit Zischen und Knattern der ganze Inhalt in Flammen steht.

Gleichzeitig fliegt das eigenartige Brillantfeuer neben Frau Christel in den Sand nieder.

Ein leiser Schreckensschrei!

Die junge Frau rafft jählings den Kleidersaum empor und flüchtet seitwärts in den Natursessel.

Jürgen Zarrentin zuckt die Achseln. Es sieht aus, als ob er sich innerlich vor Vergnügen schüttele.

„In Ihrer Nähe scheint ja alles und jedes Feuer zu sangen! Ich bitte um Verzeihung, dass die temperamentvolle Streichholzschachtel für Sie erglühte und zu Ihren Füssen erlöschen wollte! — Darf ich bitten?“ — Er nimmt die Zigarette aus den Lippen und bietet sie mit respektvoller Verbeugung an. „Sie brennt ebenfalls!“

Um Frau Christels Mund zuckt es. Halb humorvoll, halb pikiert.

Gelassen hebt sie die Hand und raucht an.

„Danke!“

„Bitte, — selbstverständlich. — Und nun gestatten Sie, dass ich die letzten Funken in der Asche totschlage und ... Halali blase.“

Sein Fuss tritt energisch den kleinen Altar voll flackernder Liebesflämmchen auf dem Waldboden zusammen, dann verneigt er sich sehr ritterlich, blitzt noch einmal mit den dunkelbewimperten Augen auf sie nieder und schreitet so ruhig, als sei nicht das mindeste geschehen, durch die Tannen, dem Hotel entgegen.

Frau Christel tut ein paar lange Züge an der „Sport“.

Beinah sieht es aus, als wolle sie die Zigarette beissen, so fest halten sie die Zähne.

Neben ihr toben Arm in Arm ein paar Nachzügler der Wandervögel vorüber.

„Es gibt Regen!“ johlt es von hüben.

Sie antworten in ausgelassener Heiterkeit:

„Und wenn schlechtes Wetter war

spielten wir Soldatchen,

oder Braut und Bräutigam

oder Muttchen-Vattchen!“

Frau Christel blickt weder nach dem regenverdächtigen Himmel, noch nach dem Sänger dieses hohen Liedes der Liebe, sondern nur tiefsinnig auf die angekohlte kleine Streichholzschachtel zu ihren Füssen.

„Hm ... wie einst im Mai ...! Unverschämter Kerl ... wer’s nur sein mag?“

Es ist dämmrig, als Frau Christel zur Medden in ihr Loggiazimmer des Kurhauses zurückkehrt.

Auf dem Tisch liegt ein Brief.

Grosser Umschlag, — Format Morgenpost.

Aha, von der Schwiegermama.

Sie blickt auf die Adresse nieder.

Stimmt. Die steilen, nervösen Schriftzüge der Stiefschwiegermutter.

„An Frau Christel zur Medden, geb. Freiin Lossow.“

Ja, ja, das ist sie. — Eigentlich Christine, zu Hause von Vatern auf der heimatlichen Scholle kurzweg „Stine“ genannt.

Kann sich schon denken, was das arme Altchen will!

Altchen? Gut, dass sie es nicht gehört hat, sonst wäre die Freundschaft zu Ende.

Mittelalterlich, — gut konserviert, — drei falsche Zähne, sonst alles noch merkwürdig echt.

Und sie will?

Immer das alte Lied! — Ärger! Ärger! Ärger! Angst und Sorgen — denn es muss noch Mord und Totschlag geben! Die Montechi und Capuletti sind Turteltauben dagegen. War ja auch ein wahnsinniger Gedanke, ein Gut zu kaufen, das mit dem Wohnhaus direkt an den Wirtschaftshof des Nachbarbesitzes grenzt!

„Ein Maler und ein Musikus,

so Wand an Wand — das gibt Verdruss!

Dieser Münchner Bilderbogen predigt eitel Wahrheit!

Als die letzte Nachricht von Ober-Kieferndorf kam, hatte die Mamsell von Unter-Kieferndorf der andern die Bibel in der Kirche vertauscht und war dadurch Wisserin eines geheimnisvollen Liebesbriefes geworden, den die Unter-Kieferndorferin eine Zeitlang auf dem Busen getragen, bis der Brief sengelte und sie ihn darum dem lieben Gott zur Obhut anvertraut hatte. Und nun kam die Giftviper, dieser Drachen! Diese Kanaille von einer Frau Lübbs, die „Lübbsch“ genannt, und stahl ihr zärtliches Geheimnis! Dies war das offizielle Kampfsignal auch zwischen den beiden Beherrscherinnen der Kochtöpfe und Geflügelhöfe!

Was wird nun heute wieder passiert sein? Es brodelt ja unaufhörlich in dem Hexenkessel, und das heilige Öl auf dem Lämpchen der Freundschaft versiegt.

Summa summarum — alles war verkracht, und wenn es nach Unterkieferndorf gegangen wäre, so hätte man Oberkieferndorf mit Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt.

Heimlich betete jeder, dass der andre recht bald Pleite machen möchte, und wenn einer dem andern „Guten Tag“ bot, so war es eine grasse Lüge!

Die Inspektoren standen sich auf Hauen und Stechen.

Die Dienstboten, Knechte und Mägde bekämpften sich mit dem Mut der Verzweiflung.

Alles was Odem hatte, tobte gegen den bösen Feind, den Nachbar, der ihnen zum Zank gesetzt war.

Krieg im Frieden!

Wo einer dem andern Last und Plage aufbimsen konnte, so geschah es, und dies alles erstreckte sich bis auf die Herrschaft hinauf, die dem Hetzer und Verleumder kläglich zum Opfer fiel.

Das Komischste aber war, dass die arme Schwiegermama diesen ganzen „Zores“ für bittern Ernst nahm, anstatt über all die gegenseitigen Attentate zu lachen, wie Frau zur Medden dies par distance getan!

Begütigen hiess das Horn des Hasses nur erhöhen, wie Kreuz und Leid, Wut und Feindschaft sich am giftigsten von milden Worten der Versöhnung nähren.

Wer sollte solchen Zuständen Halt gebieten, wer die Lawine aufhalten, die Ober- und Unterkieferndorf in einem Massengrab zu verschütten drohte?

Das Ende naht — es naht das Ende! — Aber es war jedesmal nur ein solches des Schreckens, das sich im schrillen Racheschrei aus aller Munde kund tat.

Und wie namenlos komisch wirkte dieser Sturm im Wasserglase auf den harmlosen Beschauer!

Die Beleidigungen gingen tief! Ein Zurück gab es nicht.

Wie oft hatte die arme Schwiegermutter ihr brieflich vorgestöhnt: „Ich habe genug! Ich kann nicht mehr! — Das Herz muss ich dir ausschütten, Christel, denn der Ärger würgt mich, bringt mich um, — darum kann ich nicht schweigen! Ich werde die letzte Sekunde segnen, wenn erst der Reisewagen vor der Tür steht, der mich diesem Höllenpfuhl entrückt!“

Die junge Frau lacht auch jetzt, wenn sie an solche Ergüsse denkt.

Sie öffnet den Brief. Er ist sehr lang und dick.

„Lung’ und Leber duckt euch, jetzt kommt ein Platzregen!“ seufzt sie, „wenn ich nur ein Hänfling wäre, so würde ich auf den ganzen Zimt Pfeifen, aber es gehört zu den Geduldsproben, deren man sich im Leben manchmal nicht erwehren kann!“

Und sie las.

„Mein Herzenskind!

Von Tag zu Tag wartete ich auf Nachricht von Dir, bis mir Dein lieber Vater heute mitteilte, dass Du eine kleine Vergnügungsreise in das Gebirge unternommen hast! Ich möchte Dich nicht mit langen Klageliedern und Jeremiaden langweilen, wenn gleich solche Briefe wie die meinen die besten Prüfungen für treue Herzen sind. — Was wieder alles in diesem schrecklichen Hause, das mir tatsächlich verflucht zu sein scheint, in letzter Zeit passiert ist, geht kaum noch auf eine Kuhhaut. Die bittersten Enttäuschungen bringt alles, was man zur Schlichtung der trostlosen Verhältnisse versucht!

Es ist, um aus der Haut zu fahren! Kein gutes Wort mehr, das man von drüben hört! Du hast einmal geschrieben, Christel, all die Schikanen, mit denen sich unsre Leute heimsuchen, entbehrten nicht den Stich ins Komische. — Ganz Unterkiefer komme dir vor wie ein Über brettel, auf dem die einzelnen Rollen äusserst charakteristisch verteilt seien! Ein kleiner Vortragsschwank nach dem andern! — Nein, das ist zu mild geurteilt, die Bühne, auf der hier gemimt wird, bietet rechte Schauer- und Trauerstücke, bei denen meine Nerven auf den Hund gekommen sind. Ich weiss ja, dass alles nur ein Bluff ist, um uns hier herauszugraulen, und gerade das erbittert mich auf das äusserste. Ältere Damen wie ich haben nicht mehr den Murr, resp. Leichtsinn, sich über das Miserere solch eines Ringens bis auf Blut und Messer lächelnd hinwegzusetzen. Ich räume allerdings das Feld und der Vorhang mag hinter mir fallen, wie hinter einem zu Tode gehetzten Wild, das noch obendrein ausgepfiffen wird. Dieser Vergleich wird Dir als leidenschaftliche Jägerin gefallen, du liebst ja sportliche Aufregungen! Aber meine Rache will ich haben, liebstes Kind, und auf Niedertracht mit Bosheit antworten! Wie ein Dieb in der Nacht soll es über das böse Gesindel nebenan kommen, dass wir ein Zufallsspiel auf dem Schachbrett spielen, mit dem nötigen Wechsel der Dame! Ich habe den ganzen Klimbim hier satt und mache den Kehraus für alle Ewigkeit! Ich fühle mich matt wie ein verlöschendes Licht und fühle, dass der Tropfen den Stein höhlt. Zuvor möchte ich aber auch dem Herrn Oberst ein Henkersüppchen einbrocken, das er auslöffeln soll zum Mundverbrennen! Jungen, hübschen Mädels und Frauen soll er ja stets den Scharmanten spielen, das sieht man an seinem Logierbesuch, der sich — wie Schneider sagte — geradezu gebummfiedelt bei dem Alten fühlt — hässlich ausgedrückt — und moralisch auf den Bauch gespukt! wie er noch hinzufügte. Ich weiss, dass Du Dich über diese Kritik des Inspektors krank lachen wirst, Christel, so schmerzlich sie auch für mich ist. Aber siehst Du, gerade auf dieses Dein so glückliches Temperament setze ich alle Hoffnung. Du hast noch kein so wahres Lehrgeld in der Schule des Lebens bezahlt, das mir die Gesundheit und sehr viel Geld kostete. — Darum höre! Ich will Dir jungen, schönen, reichen Frau ein Präsent machen, obgleich ich weiss, dass es ein Danaergeschenk ist. Vielleicht fasst du darum dieses Schreiben gar als eine Hiobspost auf! Ich verehre Dir Unterkieferndorf zu Erbe und ewigem Eigentum. Und wenn Du von diesem Deinem Erbe schon jetzt Besitz ergreifen willst, so komm’ her und nimm es in Empfang. Je eher ich den Staub von meinen Füssen schütteln kann, desto besser! Wir lassen dann sogleich alle gerichtlichen notwendigen Schritte, das Wichtigste, was hier nottut, geschehen, überschreiben das widrige Ding, diese elende Sandklitsche, dieses Teufelsnest auf Dich, und Du hältst als Königin von dem zerstörten Jerusalem Deinen Einzug in dieses Haus! Vielleicht baust Du alle gestürzten guten Beziehungen noch einmal auf, was ich jedoch stark in Zweifel ziehe. Verzeih’ meinen Unglauben. Ich möchte je eher, je lieber die Schlinge um den Hals loswerden, denn sie würgt mich. Also komm, bestes Kind, dass ich wirklich erlöst bin! Schreib bald. — Der Herr Oberst hat in Erinnerung an seine Räuberhauptmannstätigkeit im Feld zwischen unserm Besitz eine feindliche Schanze errichten lassen. Schneider nennt es kavalleristisch ‚Mauer, Hürde und Graben‘! — Geradezu kindisch albern und blödsinnig! Riskierst Du den Sprung über diese Hindernisse, die überall Steine in den Weg schmeissen? Wir haben dieses Bollwerk gar nicht erst zum Zankapfel gemacht, sondern nehmen lieber einen grossen Umweg, um auf unsre Wiese zu gelangen. ‚Sonne, Mond und Sterne lachen! und ich lache mit und sterbe!‘ so stöhnt Heinrich Heine und wohnte doch nicht auf dieser Endstation aller irdischen Behaglichkeit und Bequemlichkeit. Und wäre der ‚Kohinoor‘ (oder wie sich dieser Stein der Weisen schreibt, ich glaube es ist falsch!) hier zu finden, ich blieb nicht hier. Möchte doch der Herr Oberst bei einem Satz über seine eigene Schanze in dreifachem Sturz in die Tiefe rasen! Oh, wenn ich die Kraft hätte, diese Bestie, dieses Rindvieh, diesen Hinterwäldler zu zermalmen! — Dein guter, verstorbener Mann, beste Christel, war ein Opfer seiner Schwäche, als er hier ankaufte. Warum? Nur dass ich, die alte Stiefmutter, ein Dach über dem Kopfe habe? — Na, er ahnte ja nicht, dass auch hier ein Markstein an der Grenze stand, der für mich einen ganzen Kalvarienberg bedeutet. Kein Schwindler, kein Leviadan von Ungeheuer hätte mich so hereinlegen können! — Noch etwas für Dich Interessantes. Sie haben jetzt einen sehr starken, grossartigen Hirsch aufgespürt, der ständig von einem Revier in das andre wechselt und nach eitel Willkür sein Standquartier aufschlägt. Der Herr Oberst tobt von früh bis spät in den Wald, um ihn für seine Küche zu sichern. Wäre es nicht ein Hauptulk für dich, als brillante, treffsichere Jägerin, dem Kerl dieses Wild von der Nase wegzuputzen, ihn tüchtig zu nasführen, zu veräppeln? Ein Königreich für einen Sack voll Freikugeln, um den Patron zu äffen! Zuck’ nicht die Achseln in skeptischer Frage! Vertrau’ auf Dich selber! Bist ja ein so resolutes, grossartig energisches kleines Weib, und wenn Du mich rächen kannst, so will ich alle Glocken läuten und alle Kanonenschläge zu Deinem feierlichen Einzug in Walhall donnern lassen! Wenn ich mal hier heraus bin, werde ich mir Vorkommen, wie der Reiter über dem Bodensee. Was denkst Du? — Ich fiebere vor Ungeduld, Deine Antwort zu hören. Und wenn Du das Gut annimmst, so gibt es keine Fisematentchen und Wippchen mehr, Stine, dann heisst es auch: es steht geschrieben!

Und nun Dixi — und ex est! Der Postbote muss gleich kommen, möchte er mein und unser aller Tröster sein. Alles Weitere, was auf dem Papier hier noch fehlt, fügt Schneider noch hinzu, ich nenne ihn nur noch den ‚Sprecher am Torstein‘ (aus der Ingwelde!), denn er vertritt mich jetzt bei allem und jedem, da ich doch sozusagen schon in der offenen Tür stehe.

Ich werde lieber ein Siegel auf diesen Brief drücken — am liebsten ein Sicherheitsschloss davor hängen, vernageln und versiegeln, wenn’s möglich wäre! Trau — schau — wem! Man wird ja so entsetzlich misstrauisch! Glaube mir, es ist so!

So, — das Gut gehört Dir. Ich bin nicht mit Flucht hinausgetrieben, habe auch nicht verkaufen müssen, es ist geschehen! Ich habe gesiegt! Nun komm und hilf, dass der Feind zu meinen Füssen Halali blasen muss!

In Eile — mit Gruss und Kuss

Deine

Dorothea.“

Halali!

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