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Vorwort eines Experten

Eine Anorexia nervosa gehört zu den schwersten Erkrankungen, die im Jugendalter auftreten können. Die Sterblichkeit liegt bei bis zu zehn Prozent im Langzeitverlauf. Das ist höher als bei vielen Krebserkrankungen im Jugendalter. Auch die Krankheitsdauer, die zwischen sechs und zwölf Jahren angegeben wird, zeigt, dass die Erkrankung sehr hartnäckig ist und häufig viele Behandlungsanläufe und vielfach viele ambulante und stationäre Behandlungsepisoden benötigt.

Die Ursache für eine Anorexia nervosa ist immer noch nicht vollständig aufgeklärt. Es handelt sich um eine seelische Erkrankung, die starke, aber auch biologische zum Beispiel genetische Ursachen hat. Die Anorexia nervosa oder auch Magersucht führt jedoch sehr schnell zu körperlichen Veränderungen, die auch den seelischen Zustand beeinflussen, so dass sich die Erkrankung in einem Teufelskreis selber aufrechterhält. Die ernüchternden Fakten sind, dass derzeit nur zwei Drittel aller Betroffenen einer Anorexia nervosa geheilt werden. Bei einem Drittel kommt es zu einem sehr langen oder chronifizierten Krankheitsverlauf. In den letzten zehn Jahren hat sich in der Essstörungsbehandlung viel verändert. Die biologischen Faktoren geraten zunehmend in Blick und es werden auch viele neue psychologische Behandlungsansätze ausprobiert.

Neben dem Wissen über die Erkrankung Anorexia nervosa ist der Blick auf die individuelle Situation der Betroffenen wichtig. Jede Betroffene – es sind überwiegend Frauen – erlebt ihre eigene Erkrankung. Eine anorektische Essstörung verhält sich nicht nach Lehrbuch und bedeutet immer eine persönliche Katastrophe für die Betroffene und die Angehörigen. In dem vorliegenden eindrucksvoll geschilderten Bericht wird deutlich, wie karg das Leben mit einer anorektischen Essstörung ist und wie mühsam der Weg aus der Essstörung ist. Dieser Bericht zeigt allerdings auch, dass es Ziele geben muss, Ideen und Wünsche, wie ich ohne Essstörung leben kann, um sie zu überwinden und es bedarf eines sicheren Rahmens für das Wachstum von Heilungsprozessen. Ich wünsche der Autorin viel Glück in ihrem neuen Leben ohne Essstörung und ich wünsche allen betroffenen Leserinnen und Lesern den Mut, sich auf den Weg zu machen die Essstörung zu überwinden.

Bad Wildungen, den 18.11.2020

Dr. med. Hartmut Imgart

Chefarzt Parklandklinik Bad Wildungen-Reinhardshausen

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Sozialmedizin, Ernährungsmedizin und Notfallmedizin

Kinder-, Jugend-, Erwachsenen- und Familientherapie

Spezielle Psychotraumatherapie

Folge dem Kompass deines Herzens

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