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Mary

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Die Geschichte von Mary wird von ihrem Sohn Lucien erzählt. Eine schlimme Geschichte, aber mit Happy End, wenn man das so nennen kann, wenn man sein eigenes Geld wieder beschafft.

Mary feierte gerade ihren 59. Geburtstag, als sie von einem amerikanischen Seemann kontaktiert wird, der ihr Glückwünsche und eine Freundschaftsanfrage schickt. Der Mann sagte, sein sei Name Michael Miller und er wäre 53 Jahre alt.

Sie lebt seit zehn Jahren in Italien. Sie ist Französin, die mit einem italienischen Journalisten verheiratet war und von dem sie geschieden ist. Sie hat aus dieser Ehe einen Sohn, Lucien, der als Mathematiklehrer an einem Gymnasium in Rom arbeitet, wo sowohl er als auch seine Mutter lebt.

Die Annäherung Michaels findet an ihrem Geburtstag statt. Er schickt ihr eine Freundschaftsanfrage, sie akzeptiert sie. Er schickt ihr einen großen Strauß roter Rosen (ein Foto) mit Glückwünschen in englischer Sprache.

„Wie hast du deinen Geburtstag verbracht?" fragt sie Michael am nächsten Tag in einem Italienisch voll von grammatischen Fehlern.

„Gut! Ich war mit meinen Freunden zum Essen und wir hatten einen schönen Abend.“

„Do you have a lot of friends? Who do you like? I'm jealous.“

„Sprichst du Französisch? fragt ihn Mary - ich kann nur ein bisschen Englisch."

„Avez vous beaucoup d'amis? Qui aimez-vous? Je suis jaloux“, wiederholt er und gibt zu, dass er den Satz mit Google übersetzt hat, und setzt die Unterhaltung mit Kopieren-Einfügen von Online-Übersetzungen fort.

„Also, wenn du Google benutzt, dann wähle gleich die italienische Sprache - drängt ihn Mary - weil in Französisch ich automatisch alle Fehler korrigiere.“

„Hast du viele Freunde? Wer gefällt dir? Ich bin eifersüchtig.“

„Sei nicht albern!“

„Ich denke nur an dich. Vor einem Monat habe ich dein Bild gesehen, aber ich bin schüchtern und erst an deinem Geburtstag fand ich den Mut, dich anzusprechen!“

„Wirklich?“ fragt ihn Mary geschmeichelt. „Und was gefällt dir an mir? Ich bin eine normale Frau.»

„Normal? Say normal is false. Normal entspricht nicht der Wahrheit. Du bist schön.“

„Wie alt bist du, hast du gesagt?“

„53 Jahre, und du?“

„Ich bin gerade 59 geworden, ich bin älter als du. Ihr Männer seid immer auf der Suche nach jungen Mädchen. Was findest du an einer reifen Person so anziehend?“

„Auf deinem Foto sehe ich eine elegante Frau, you're a beautiful woman. Mary darf niemals schlecht über Mary denken. Schau dich mit den Augen der Liebe an, so wie ich dich anschaue, und du wirst sehen wie schön du bist!“

„Liebe? Du hast es ganz schön eilig!“

„Yes, ich habe es eilig, aber ich folge meinem Herzen, das es noch eiliger hat als ich!“

Eine Woche nach ihrem Geburtstag hat Maria das Gefühl, Michael schon seit langer Zeit zu kennen. Er meldet sich jeden Tag zur gleichen Stunde bei ihr, und bedrängt sie mit seinen Anträgen, seine Liebe zu erwidern. Er sagt schöne Sätze, wenn auch in seinem ungelenken Italienisch, gesteht, dass er noch nie solche überwältigende Gefühle erlebt hätte. Er hatte andere Beziehungen gehabt, die aber unbedeutend waren, weil er immer geglaubt hatte, dass er für eine aufrichtige Beziehung einen Seelenverwandten finden müsste. Er glaubt, dass Gott eine vollkommene Liebe für jedes Lebewesen auf der Erde geschaffen hat, und er hatte das Glück, sie zu finden und seinen Traum zu erfüllen.

Zusammenleben, heiraten, vereint miteinander in einem einzigen Körper; das ist das menschliche Glück. Es gibt nichts Schöneres!

Mary ist berauscht von seinen Worten, von der Aufmerksamkeit Michaels, der sie mit Bilder von schönen Landschaften bei Sonnenuntergang, Blumen, meist roten Rosen, mit der Aufschrift "Je t'aime,“ oder "Je t'aime beaucoup“, oder als Alternative auch "I love you" überflutet.

Seltsamerweise sendet er keine Fotos von sich in anderen Posen oder in Situationen des täglichen Lebens. Mary hat von Michael nur zwei Bilder, eine Nahaufnahme und ein Ganzkörperfoto. Auf beiden Fotos ist er, ein gut aussehender Mann mit hoher Stirn, stolzem Blick, und einem angedeuteten Lächeln in Uniform zu sehen. Ein bisschen zu wenig zum Verlieben. Doch Maria ist so von den Phrasen, Versprechungen, Anspielungen auf ein perfektes sentimentales und sexuelles Glück eingenommen, dass sie nicht weiter fragt. Den Traum die bessere Hälfte zu finden, ist das, was sie will. Sie glaubt daran. Sie will nichts anderes. Michaels Worte sind ihre tägliche Dosis an Unterhaltung, eine erzählte und virtuelle Intuition, ein Vorgeschmack der realen Begegnung, die bald stattfinden wird. Michael will es, Maria will es, besonders nach Nachrichten wie diese:

„Darling, ich vermisse dich so sehr, du bist für meine Seele, für mein Herz unerlässlich geworden. Du bist der Tag und die Nacht.

Für mich bist du die Sonne und der Mond. Du bist meine Königin. Ich vermisse dich so sehr, dass die Tage, die mich von dir trennen, zu lang und grausam sind. Oh, wie würde ich gerne das Band durchschneiden, das uns vor unserem Treffen trennt! Liebe mich Mary! Mach mich glücklich und steh unserem Glück nicht im Wege!".

Hühner, Die Goldene Eier Legen

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