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Annäherung im Netz

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Ohne irgendjemand beleidigen zu wollen, aber wir armen Single-Frauen haben es doch alle schon einmal erlebt, dass uns eine Nachricht im Netz besonders angesprochen hat und wir darauf hereingefallen sind, die eine mehr, die andere weniger. Das Herz fängt wie verrückt an, für diesen so schönen, galanten, leidenschaftlichen Mann zu schlagen, der auf uns aufmerksam geworden ist und von unserem Antlitz in der Fotografie verzaubert worden war, von unserer Geschichte erobert wurde oder von den wenigen bekannten Informationen, die selbst die Zurückhaltendsten im Facebook-Profil, Twitter oder andere soziale Netzwerken veröffentlicht haben.

Man kann einfach nicht dagegen angehen, wir Frauen sind romantisch und "verfügbar" ohne Gleichen. Das heißt, wir sind dazu bereit zu glauben, dass Amor uns doch noch erblickt hat, unsere intimsten Liebeswünsche bemerkt hat und uns mit seinem Pfeil getroffen hat.

Es schien uns ein fabelhaftes Zeichen des Schicksals zu sein, dass sich so ein bemerkenswerter Mann in Marine- oder Militäruniform sich für uns interessiert. Ein offener Blick, ein gewinnendes Lächeln, dunkle und tiefe Augen oder auch helle Augen, das spielt keine Rolle. Wenn man sich verliebt, ist auch die Farbe der Augen veränderbar und entspricht auf jedem Fall dem Idealbild, das man in seinem inneren Auge vor sich hat. Erinnern Sie sich an Proust und die Augenfarbe der kleinen Gilberte Swann, die er als Kind kennen lernte? Er beschreibt sie als ein so glänzendes Schwarz, dass sie ein helles blaues Licht abgeben, das so sehr strahlt, dass, wenn das kleine Mädchen keine so schwarzen Augen gehabt hätte - schreibt Proust - er ihre himmelblauen Augen nicht besonders geliebt hätte.

Es ist die Begegnung von Begehren und wahrer Erscheinung, die das Idealbild mit Merkmalen füllt. Zwei Teile des Puzzlespiels, die sich ergänzen. Welch Zufall! Welch Glücksfall, denken wir, seit dem Beginn mit den wenigen freundlichen Phrasen des falschen amerikanischen Soldaten. Auch sein Alter ist genau das richtige für uns. Zwischen fünfzig und sechzig, wie so viele alleinstehende Frauen, die verwitwet, oder geschieden sind, die vor dieser glücklichen Begegnung alle Seiten wie Meetic, Lovoo, Badoo erfolglos ausprobiert haben, vielleicht weil der Gegenüber sich als 25 jünger ausgab, oder weil sie nicht korrigierbare Macken hatten, die sie einst zur Trennung von vorherigen Ehefrauen, Verlobten und Geliebten geführt hat. Als meine Schwägerin mich einmal fragte, warum ich mir nicht einen neuen Gefährten fürs Leben suchen würde, sagte ich, dass es schwierig ist, die richtige Person zu finden, denn als Erwachsene sind wir anspruchsvoller; wir verzichten nicht so leicht auf unsere Unabhängigkeit, und auch weil die Männer, die sich uns präsentieren, doch schon von ihrer Frau verlassen wurden und das wahrscheinlich, weil sie einen Defekt haben.

"Defekt?" wiederholte meine Schwägerin und begann darüber zu lachen, indem sie wiederholte: "Ah, Defekt, Defekt... wie lustig!"

Das Gleiche könnte man doch auch über uns sagen, also was soll's? Auch wir Frauen der Dating-Sites, stellen in unser meetic-Profil das Foto ein, das nur wenige Jahre nach der Erstkommunion aufgenommen wurde, und dann gehen wir zur Verabredung in der Hoffnung, dass der Unglückliche nicht merkt, dass die Person, die er vor sich hat, die Großmutter des Mädchens auf dem Foto sein könnte. Und, was macht man also in solch einem Fall? Die Höflichsten bieten einen Kaffee an und verabschieden sich. Die anderen sagen dir direkt ins Gesicht: "Warum versteckst du dein Alter? Es kann nicht sein, dass du vierzig Jahre alt bist, du bist bestimmt sogar noch zwanzig Jahre älter!"

"Und du bist angeblich erst 55?" könnten wir entgegnen und eine unverschämt optimistische Antwort erhalten. "Ich bin 64, aber ich halte mich gut!"

Was können wir angesichts einer so großen Eitelkeit tun? Ich glaube, dass es am besten wäre, das ganze einfach zu vergessen. Oder aus purer Rache könnten wir unserem Freund hier raten, sich mindestens einen Spiegel zuzulegen.

Wie viele Freitagabende enden mit einem Streit oder manchmal mit einer ungehobelten Phrase desjenigen, der im Netz gar so aristokratisch erscheint, aber am Ende des Tages mehr mit dem Umgangston am Hafen vertraut zu sein scheint, aber nicht um die Segel zu setzen, sondern um sich als Dockarbeiter zu verdingen.

Das ist jedoch nichts Dramatisches. Ist die Sprache des aktuellen Bösewichts unangenehm? Dann sollte jeder seines Weges gehen. Ich kann ihn allerhöchstens bannen und damit Schluss mit lustig!

Der Bluff zahlt sich nicht aus. Nicht einmal eine Pizza, aus Freundschaft ist erlaubt, wenn man sich nach irreführenden Informationen trifft. Das sind die Risiken der Social Media. Bis vor kurzem noch alles in allem moderate Risiken: eine Blamage, eine Enttäuschung, eine verpasste Einladung zum Essen. Aber sonst nichts Ernstes.

Hühner, Die Goldene Eier Legen

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