Читать книгу Schatzjäger - Nicolas Koop - Страница 6
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Оглавление»Bitte sehr, Miss«, sagte der Taxifahrer und zeigte seine weißen Zähne.
»Albert Road, genau dort, wo Sie hin wollten. Soll ich hier auf Sie warten?«
Sarah schüttelte leicht den Kopf.
»Nein, danke. Fahren Sie ruhig«, sagte sie und drückte dem Mann einige Geldscheine in die Hand.
»Danke, Miss«, rief er ihr nach, als sie und Ben bereits ausgestiegen waren. Dann fuhr er los.
»OK, Liebes, und was machen wir nun?«
»Jetzt klingeln wir beim Haus, Ben. Was denn sonst?«
»Und wenn die Polizei da auf uns wartet?«
»Wäre es denn das erste Mal, dass wir dann in der Patsche stecken?«
»Nein, Schatz«, antwortete Ben.
»Siehst du. Also, los geht’s.«
Ben nickte. Hand in Hand betraten sie die Veranda des weiß getünchten Hauses. Dann klingelten sie und warteten. Nach wenigen Augenblicken öffnete sich die Tür und ein junger Mann von vielleicht fünfundzwanzig Jahren erschien in der Öffnung.
»Was kann ich für Sie tun«, fragte er unwirsch.
»Guten Tag«, antwortete Sarah höflich.
»Wir suchen Mr. Aaron Kutesa.«
»Da sind Sie zu spät gekommen. Mein Vater wurde erschossen. Ich bin Jack Kutesa, sein Sohn. Kann ich Ihnen vielleicht trotzdem weiterhelfen?«
Sarah antwortete nicht. Stattdessen gab sie ihm den Brief, den sie in London erhalten hatte. Jack nahm ihn in die Hand und begann zu lesen. Er runzelte die Stirn und sah dann wieder zu Ben und Sarah.
»Dann sind Sie Sarah Brandon?«
»Ja, genau.«
In diesem Augenblick lichtete sich die Miene des jungen Mannes.
»Kommen Sie rein, schnell. Wenn die Polizei Sie hier sieht, dann werden Sie festgenommen. Schnell, schnell«, rief er beinahe.
Dann trat er ins Haus und Ben und Sarah folgten ihm. Er ging mit ihnen in das von Sonne durchflutete Wohnzimmer, wo sie alle drei Platz nahmen.
»Erika hat Ihnen den Brief geschickt?«
»Ja. Vor drei Tagen haben wir ihn bekommen«, antwortete Sarah.
»Das ist nicht gut. Das heißt, Thomas müsste bereits in Kapstadt sein. Wenn sie ihn nicht auch erwischt haben.«
»Wer ist Thomas?«
»Ein Aborigine, der in Australien lebt in der Nähe des Ayers Rock.«
»Gut. Aber was hat das mit Erika zu tun?«
»Warten Sie bitte. Ich will es Ihnen kurz erzählen. Ich und Erika, wir sind...hmm... bzw. wir waren ein Paar. Sie ist nach Australien gegangen, um dort bei einer Firma zu arbeiten, die sich mit Pharmaforschung beschäftigt. Angeblich geht es um ein neues HIV Medikament. Doch schon nach kurzer Zeit hat sie sich wieder bei uns gemeldet und gesagt, dass es der Firma darum geht, die Geheimnisse der Traumpfade zu erkunden.«
»Verzeihen Sie bitte, Jack«, warf Sarah kurz ein, »ich bin ja eigentlich mehr mit Ägypten vertraut, wie Sie vielleicht wissen.«
Der junge Mann nickte bestätigend.
»Deswegen werden Sie verstehen, dass ich mich mit der Geschichte der Aborigines nicht ganz so gut auskenne. Gehören die Traumpfade der Aborigines nicht eher in den Bereich der Mythen?«
Ben stieß ihr in die Seite und lächelte sie an.
»Schatz, haben wir auferstandene Ägypter nicht auch einmal für Mythologie und Märchen gehalten?«
»Sie sprechen sicher von Ihrem Abenteuer in Ägypten, nehme ich an«, sagte Jack nun.
»Ich habe davon gelesen. Es stand ja in fast allen Zeitungen, dass Sie den Terroranschlag aufgeklärt haben.«
Sarah lächelte.
»Wenn wir uns besser kennen, werde ich Ihnen vielleicht einmal die ganze Wahrheit erzählen, Jack.«
»Gut gut. Ich habe mir schon gedacht, dass mehr an der Sache dran ist, als in den Medien berichtet wurde. Nun ja, lassen wir das für den Moment. In den alten Geschichten der Aborigines ist davon zu lesen, dass in einem mythischen Zeitalter durch Musik und Gesänge die Welt, wie wir sie heute kennen, geschaffen wurde.«
Ben räusperte sich plötzlich.
»Davon habe ich schon einmal gelesen. Ist nicht auch die Rede vom riesigen Pfauendiamanten?«
Er blickte sich zu Sarah um und erntete einen sauren Blick.
»Nun ja, Diamanten sind ja auch nicht so wichtig. Bitte erzählen Sie weiter, Jack.«
»Was diese Firma genau vorhat, das kann ich leider auch nicht sagen. Erika wollte Informationen beschaffen, damit wir das Vorhaben aufdecken können. Ebenfalls hat sie hoffentlich noch dafür sorgen können, Thomas in Sicherheit zu bringen.«
»Aber was hat Thomas damit zu tun?«
»Thomas ist der letzte Bewahrer der Traumpfade. Die meisten Aborigines halten sich nicht mehr an die alten Traditionen. Wer die Traumpfade versteht und beherrscht, der wird die Macht haben, die Welt so zu formen, wie es seinem Wunsch entspricht.«
»Jack, Sie meinen, das hat die Firma im Sinn, wo Erika gearbeitet hat?«
Der junge Mann nickte zustimmend.
»Genau, Sarah. Wie gesagt, ganz sicher weiß ich es nicht. Aber aus den Andeutungen, die Erika uns machen konnte, hat mein Vater darauf geschlossen.«
»In Ordnung. Das erklärt wohl unser Zusammentreffen am Flughafen«, sagte Ben und begann zu erzählen.
Als er geendet hatte, klatschte Jack in die Hände.
»Ich bewundere Sie. Wie kaltblütig Sie in dieser Situation vorgegangen sind. Einfach unglaublich.«
»Danke. Wo sollte Thomas hingebracht werden?«
»Nach Hout Bay...mein Bruder arbeitet und wohnt dort in der Nähe des Hafens.«
»Wie lange brauchen wir, um dorthin zu fahren?«
»Noch nicht einmal eine Stunde.«
»Haben Sie ein Auto, Jack?«
Der junge Mann nickte.
»Ja, es steht hinter dem Haus.«
»Wollen Sie uns fahren?«
»Sie wollen mitkommen?«
»Aber natürlich«, antwortete Sarah energisch.
»Aber wieso? Warum wollen Sie eventuell sogar Ihr Leben riskieren für eine Sache, die Sie doch gar nichts angeht?«
Ben musste kurz auflachen.
»Nun, vielleicht wollen wir einfach mal wieder die Welt retten.«
»In Ordnung, dann kommen Sie. Wir gehen durch die Hintertür. Dann werden Sie nicht gesehen.«