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Vorwort

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Wenn ich in den letzten Jahren anderen Menschen von meinen Schwierigkeiten erzählte, reagierten diese häufig mit Kommentaren wie »Uff, ja, ich finde das auch superlästig, wenn im Supermarkt umgeräumt wurde.« Oder »Mich nervt das auch, wenn jemand zu spät kommt.«

Ja, genau, das kennt doch irgendwie jeder. Und wenn jemand so etwas zu mir sagt, dann ist das ganz bestimmt »gut gemeint«: Es geht darum, einen gemeinsamen Nenner mit mir zu schaffen. Eine Verbindung. Darum, Verständnis zu zeigen.

Aber ganz ehrlich: Bei solchen Kommentaren fühle ich mich immer total unverstanden. Es kommt mir so vor, als würden andere meine Probleme bagatellisieren oder sie nicht ernst nehmen. Als würde mein Gegenüber meinen, dass ich mir das alles nur einbilde oder einfach nur übertreibe. Die meisten verlieren dabei aus dem Blick, dass das, was sie »lästig« und »nervig« finden, für mich viel weitreichendere Konsequenzen hat als für sie. Denn für mich ist der umgeräumte Supermarkt nicht einfach nur superlästig, sondern ein kolossaler Stresstest, der mich derart unter Druck setzen und schlauchen kann, dass ich entweder den Einkauf abbreche oder hinterher stundenlang ermattet auf dem Sofa liege. Und mich nervt es nicht einfach nur, wenn jemand zu spät kommt, sondern es bringt mich vollkommen aus dem Konzept – mitunter auch so sehr, dass ich die Verabredung überhaupt nicht mehr wahrnehmen kann. Das sind nur zwei kleine Alltagsbeispiele aus einem ganzen Katalog …

Andererseits: Wenn es wirklich so viele Menschen gibt, die ähnliche Situationen wie ich als Herausforderung erleben – nur eben nicht so extrem wie ich –, dann ist das ja vielleicht doch unser gemeinsamer Nenner? Und womöglich wäre es diesen Menschen eine Hilfe, etwas über meinen Umgang mit diesen Herausforderungen zu erfahren? Vielleicht können sie etwas davon auf sich selbst übertragen, da, wo es für sie passt.

Das waren die Überlegungen, die diesem Buch vorausgingen. Deshalb werde ich hier von vielen kleinen und größeren tagtäglichen Stolpersteinen erzählen – und davon, wie ich sie (inzwischen) überwinde. Meistens jedenfalls. Denn die jahrzehntelange Anpassung hat natürlich auch bei mir Spuren hinterlassen, und es wird lang dauern, bis ich sie alle ausgelöscht habe. Aber ich bin schon richtig gut dabei, ich habe bereits große Fortschritte gemacht und bin weiterhin zuversichtlich!

Apropos Asperger: Mir ist bewusst, dass Hans Asperger, nach dem diese Form des Autismus in den 1940ern benannt wurde, in der Zeit des Nationalsozialismus eine umstrittene Rolle gespielt hat. Der Begriff ist aber derzeit in Literatur und Gesellschaft so eingeführt, dass ich mich dennoch dafür entschieden habe, ihn in meinem Buch zu verwenden. Ab 2022 gilt die neue, elfte Version der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-11) der WHO, in der nur noch allgemein von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) die Rede sein wird. Wann die ICD-11 in Deutschland eingeführt wird, steht noch nicht fest.

Willkommen auf der Achterbahn der Gefühle

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