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Vorwort zur 1. Auflage

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Das autistische Kind gibt es nicht. Jedes autistische Kind ist anders. Jedes autistische Kind ist eine neue Herausforderung für die Lehrkraft.

Autismus ist als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung definiert. Die komplexen Störungen des Zentralnervensystems, die der Behinderung zugrunde liegen, wirken sich auf kognitive, sprachliche, motorische, emotionale und interaktionale Funktionen aus und führen zu Veränderungen im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung. Symptomatisch steht bei den Betroffenen eine in der Schwere unterschiedlich stark ausgeprägte Beziehungs- und Kommunikationsstörung im Zentrum. Das Verhalten von Autisten besitzt häufig einen repetitiven Charakter.

Bestimmte Merkmale autistischer Menschen finden sich auch in der normalen kindlichen Entwicklung wieder. Allerdings ist es so, dass die Verhaltensweisen bei nicht-autistischen Kindern meistens nur kurzzeitig auftreten und damit nur eine vorübergehende Entwicklungsstufe sind. Bei autistischen Kindern überdauern sie hingegen bis weit über den normalen Zeitpunkt hinaus. Ein Beispiel ist die Echolalie, das Nachsprechen von Wörtern oder Sätzen. Viele kleine Kinder durchlaufen diese Stufe beim Sprechenlernen. Autistische Kinder können hingegen teilweise noch als Neun- oder Zehnjährige durch echolalische Wiedergaben kommunizieren.

Bei Kindern mit Autismus treten typische Entwicklungsschritte der kindlichen Reifung oft erst verzögert auf. Die innere Reife und das Verhalten stehen im Widerspruch zu dem tatsächlichen Alter des Kindes. Es entsteht ein dem Alter nicht angemessenes Verhaltensbild.

In anderen Bereichen können autistische Kinder schon sehr viel weiter als die Gleichaltrigen sein, zum Beispiel wenn es um Faktenwissen oder um logisches Denken geht.

Diese und viele andere Symptome des autistischen Kindes machen es für Lehrkräfte schwierig, sich auf die Kinder einzustellen. In der Schule werden Kinder mit Auffälligkeiten aus dem Autismus-Spektrum entsprechend häufig zu einem Problemfall. Die vielen Fragen und manchmal auch die Hilflosigkeit der Lehrer, die nicht wissen, ob ihre Bemühungen die Kinder überhaupt erreichen, ob sie ihnen gerecht werden oder ob die Schüler einer ganz anderen Förderung – vielleicht auch gar keiner? – bedürfen, erlebe ich oft bei meinen Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer. Mit diesem Buch möchte ich aus meiner Sicht Antworten geben – aus der Sicht einer jungen Frau, die ihren Autismus jetzt als weitgehend überwunden betrachtet, aber mit dieser Störung sowohl Schule als auch Studium durchlaufen musste.

Meine Ratschläge sind keine allgemeingültigen Handlungsanweisungen und können auch nicht für die individuellen Probleme eines jeden Kindes gleich gut geeignet sein. Dennoch hoffe ich, den Lesern mit diesem Buch hilfreiche Einblicke in die Innenwelt von Schülern mit Autismus geben zu können.

Nicole Schuster Holzkirchen, im August 2009
Schüler mit Autismus-Spektrum-Störungen

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