Читать книгу Yolanda - Niels Rudolph - Страница 6

¼. Kapitel: was dann geschah …

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Etwas irritiert öffne ich die Chronik, und beginne zu erzählen:

»Das weitere Schicksal von Manon und Yolanda beginnt mit der Flucht in den Familienlandsitz jener von Falkenstein, einige Meilen nordwestlich von Silberauen. Das Anwesen war seit geraumer Zeit verwaist und wies diverse Baufälligkeiten auf, die dem Glück des jungen Paares jedoch nicht im Wege stehen sollten. Liebestrunken vergaß die Zauberin ihre finsteren Pläne und begann das Haus behaglich einzurichten, während Manon sich um die Schäden draußen kümmerte …«

»Mach mal halblang, Tintenlutscher. Willst Du jetzt die ganze Zeit so geschwollen daherschwafeln? Was kommt als Nächstes? Häkeldeckchen und Landidylle mit einem Haufen Bambinos wie die Orgelpfeifen?«

»Am Anfang wart Ihr doch glücklich verliebt und zufrieden miteinander. Die Machtgelüste waren in weite Ferne gerückt und hatten Platz für profanere Wünsche nach Familie und Geborgenheit gemacht.«

»Aber nur, bis ich den Zauber durchschaut und Stummel in die Wüste geschickt habe.«

Ich stutze, schiebe die Brille auf den Nasenrücken und lasse den Finger über die Zeilen der Chronik gleiten. »War es nicht eher umgekehrt? Dass er Deiner überdrüssig wurde und sich nach einer Anderen umgeschaut hat?«

»Du vergisst wohl, wer der beschränkte Lakai und wer der geniale Bösewicht ist.«

»Bescheuert war Manon ja nun wirklich nicht, eher gehandicapt, was ja wiederum Dein Verschulden war. Er hatte Dir auf dem Turm die Hand gereicht, weil er es als Chance betrachtete. Doch sehr viel Zeit dürfte kaum vergangen sein, bis er gemerkt hat, dass Du im tiefsten Inneren stets die herrschsüchtige Tyrannin geblieben bist.«

»WAS? Du %§&$# &#§%*!!!« Yolandas Augen funkeln böse. »Wer hat mich denn so erschaffen?!«

»Immer sachte. Du hast doch eine adlige Kinderstube, in die solche Kraftausdrücke wirklich nicht passen. Denk daran, dass auch Kinder diese Geschichte lesen könnten«, versuche ich sie zu beruhigen.

»Ach ja? Ich möchte Deinen Umgangston mal hören, wenn Du tagaus, tagein in einer muffigen Ungeheuer-WG leben müsstest.«

Ich räuspere mich und bin bemüht, den Faden aufzunehmen.

»Manon verließ Yolanda also, und die garstige Zauberin gab sich immer öfter der zweiten großen Leidenschaft neben der Weltherrschaft hin: Tee und Schokoladenkeksen. In unendlichem Herzeleid verlor sie die Kontrolle über den Gebäckkonsum und nahm beträchtlich zu …«, ich stutze erneut. Da stimmt doch etwas nicht.

»Pah! Neunmalkluger Geschichtenonkel! Sieht es etwa so aus, als hätte ich auch nur ein Gramm zu viel auf den Rippen?« Sie dreht sich keck um die eigene Achse.

»In der Tat …«, stammele ich. In meiner Chronik ist alles völlig anders beschrieben, als ich es in Fleisch und Blut vor mir sehe. Yolanda ist das blühende Leben. Schlank, attraktiv, jung … Das ist es! Sie wirkt zu jugendlich. Ich rechne nach.

»Gerade begleitete ich Wulfhelms Reisen in die Südlande. Die erste Chronik spielt vor zwölf Jahren und damals warst Du Mitte zwanzig, also musst Du schon fast 40 sein. Da hast Du doch an der magischen Matrix herumgezupft, um Deine Kurven wieder in Form zu bringen«, stelle ich tadelnd fest.

»Wulfhelm! Immer dieser Zauberlehrling! Was hat der, was ich nicht habe?«, stöhnt sie entnervt.

»Einen guten Charakter«, antworte ich humorlos. »Können wir jetzt weitermachen?«

»Ja, ja …«

»Yolandas Herz brach also, weil ihr Geliebter sie so schnöde für eine dralle Blondine aus Graustein verließ, die in einem Wäldchen in der Nähe Beeren sammelte, als …«

»Das ist ja gar nicht wahr! Erzähl die Geschichte gefälligst richtig!«, faucht Yolanda. »Ich sehe ja aus wie die letzte Loserin! Berichte lieber, wie ich die Kaiserin von Harpienfels wurde.«

»Äh …«, beginne ich und blättere verwirrt in der Chronik. »Wann soll das stattgefunden haben?«

»Wahrscheinlich, als Du in den Südlanden Wüstenflöhe gezählt hast. Geh mal beiseite. Jetzt erzähle ich die Geschichte!«

Yolanda

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