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3 DIE HERKUNFT VON SUPERHELDEN

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Superhelden werden selten als solche geboren. Die wohl bekannteste Ausnahme ist Superman, der seine Superkräfte der ausserirdischen Herkunft verdankt. Die allermeisten Superhelden werden erst in ihrer Adoleszenz zu dem, was sie am Ende auszeichnet. Es gibt bei praktisch allen den einen bestimmten Moment, in dem sie zum Superhelden werden. Das wird sehr oft durch Zufälle und äussere Umstände ausgelöst. So wird Spider-Man von einer radioaktiven Spinne gebissen, und die Mitglieder der Gruppe X-Men erhalten ihre Superkräfte durch eine Mutation. Oft entstehen Fähigkeiten oder Kräfte auch aufgrund von Experimenten. Die Fantastic Four zum Beispiel verdanken ihre Superkräfte kosmischer Strahlung, die ihre Moleküle verändert hat; in «Hulk» geht es um den Kernphysiker Dr. Bruce Banner, der nach einem Unfall mit einem Bomben-Prototyp starker Gammastrahlung ausgesetzt war. Aber ein solch entscheidender Hero-Moment allein reicht nicht, um den Charakter eines Superhelden zu formen und für seinen Erfolg zu sorgen. Genauso wichtig ist die Herkunft, ohne die das künftige Handeln des Superhelden wohl kaum die Prägung hätte, die sie hat.

In praktisch allen Spider-Man- oder Batman-Filmen werden die traumatischen und für die Entwicklung der Figur entscheidenden Momente aus der Kindheit des Helden eingeflochten. Viele Superhelden wurden während dieser Lebensphase unterdrückt, an den Rand der Gesellschaft gedrängt, waren der Ungerechtigkeit anderer ausgeliefert usw., bis sie sich ihrer Superkräfte bewusst wurden und erkannten, wie sie sich wehren konnten. Ein gutes Beispiel für einen solchen Wandel ist Captain America, der anfänglich von der Armee ausgemustert wird. Sein unbändiger Wille, dem Land zu dienen, führt am Ende dazu, dass er nicht nur aufgrund eines Experiments zum Superhelden wird, sondern sogar als inoffizieller Anführer der Avengers zur Führungsperson aufsteigt. Bei den meisten Superheldengeschichten sind Mut und Zivilcourage die zentralen Eigenschaften, die die Figuren zu dem machen, was sie sind. Und diese Eigenschaften bringen sie schon aus ihrer Herkunftsgeschichte mit.

Es sind also vor allem ihre Erfahrungen und charakteristischen Eigenheiten, die den Werdegang als Superhelden begünstigen. Spider-Mans Sinn für Gerechtigkeit, das technische Genie von Iron Man, Batmans eiserne Disziplin weisen schon früh auf Eigenschaften hin, die für den Superhelden später sehr wichtig werden. Vielen Superhelden wird ausserdem überdurchschnittliche Intelligenz nachgesagt, in Internetforen wird diskutiert, wer der intelligenteste Superheld ist, und immer wieder gibt es auch Versuche, aufgrund der in den Geschichten erwähnten Fähigkeiten Rückschlüsse auf den Intelligenzquotienten der Figuren abzuleiten. So wird Batmans IQ auf 192 geschätzt und der von Iron Man auf weit über 200.

Auffallend ist ferner, dass materielle Ressourcen ein weiterer Faktor sind, der den Werdegang zum Superhelden begünstigt. Iron Man kommt aus einer wohlhabenden Industriellenfamilie, und aufgrund seiner Herkunft kann er nach einer schlimmen Kriegsverletzung seine gepanzerte Rüstung entwickeln. Batman verfügt über keinerlei besonderen Superkräfte; seine Überlegenheit basiert vor allem auf Willenskraft, hartem Training, Intelligenz, technischen Hilfsmitteln und der enormen Finanzkraft aus seinem Familienvermögen. Schon mehrmals hat das «Forbes Magazine» die Finanzkraft der 15 reichsten fiktiven, aber nicht mythologischen Charaktere geschätzt. 2013 wurde das Vermögen von Bruce Wayne, Batmans Alter Ego, auf 9,4 Milliarden Dollar geschätzt. Die reichste fiktive Figur ist allerdings nach wie vor Dagobert Duck mit einem Vermögen von 65,4 Milliarden Dollar, immer laut «Forbes».

Aber zurück zu den Superhelden. In ihrer Herkunft liegt oft auch ihr wunder Punkt. Jeder Held hat seine Achillesferse, es ist aber wichtig, dass er seine verletzliche Stelle kennt und sie nicht der Gefahr aussetzt. Bei Superman ist es ein Material seines Heimatplaneten Krypton, das Kryptonit, das ihn in die Knie zwingt. Heute wird das Wort «Kryptonit» von vielen Menschen auch als geläufiges Synonym für den wunden Punkt einer Person verwendet. Übrigens: Erfunden wurde es 1945 in einer Superman-Radio-Show. Der übliche Sprecher der Hauptperson war krankheitsbedingt ausgefallen, und man wollte damit den kurzzeitigen Stimmenwechsel erklären. Der Gründer der X-Men, Professor Charles Francis Xavier alias Professor X, kennt jede Schwäche seiner Mutanten und hält in seinen «Xavier-Protokollen» eine Reihe von Plänen bereit, wie er mächtige Mutanten-Charaktere besiegen könnte, wenn sie zur Gefahr werden sollten. Hier spielen also diese Schwachstellen, diese «Achillesfersen» eine wichtige Rolle. Es ist wichtig, nicht nur die eigenen Schwächen, sondern auch die der anderen in einem Team zu kennen.

Seit über achtzig Jahren verfolgen Millionen Menschen jeden Alters die faszinierenden Geschichten der Superhelden in Comics, Filmen, Hörspielen und Videogames. Man fiebert mit, freut sich über Erfolge und leidet mit den Helden. Aber auch wenn die Berichte über ihre heldenhaften Taten im Zentrum stehen: Ohne die Erzählung der Herkunftsgeschichte kommt keine erfolgreiche Heldenfigur aus. Bei einzelnen Charakteren kommt dieses Element allerdings sehr spät ins Spiel, so wurde die Herkunftsgeschichte der X-Men-Figur Wolverine erst Jahrzehnte nach dem erstmaligen Erscheinen der Figur erzählt. Irgendwann braucht es aber bei jeder Heldenfigur den Blick zurück, denn jeder Superheld und jede Superheldin hat eine Herkunftsgeschichte. Dasselbe gilt auch für heldenhafte Ideen.

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