Читать книгу Boys, Girls – One School - Niksche Taylor - Страница 6
ОглавлениеZweites Kapitel
„Stellt euch schön in einer Reihe auf, Kinder!“
Total aufgeregt läuft Mrs. Linsow mal hierhin, mal dorthin und schreit uns Anweisungen entgegen. Vor lauter Nervosität hat sie kleine rote Flecken auf den Wangen. In genau fünf Minuten sollen die neuen Mitschüler ankommen. Mrs. Linsow hat uns stundenlang gepredigt, wie wir uns zu verhalten haben. Als Erstes müssen wir uns einzeln vorstellen und jedem Mädchen wird ein Partner zugewiesen, da am Abend noch eine Tanzveranstaltung sein soll. Zweitens müssen wir rücksichtsvoll, freundlich und zuvorkommend sein. (Aber natürlich, immer doch.)
Wir haben uns alle ziemlich herausgeputzt.
Taylor trägt lange blattförmige Ohrringe, ein nachtschwarzes taillenbetonendes Kleid und hohe schwarze Schnürstiefel. Ihr Gesicht hat sie sich ganz weiß gepudert. Sie sieht aus wie eine Hexe, aber eine echt schöne Hexe!
Linda hat sich für ein rotes Kleid mit golddurchwirkten Streifen entschieden, die ihr kleines Figur Problem gut verbergen. Ihre Haare sind zu einem extrem kurzen Pferdeschwanz gebunden worden.
Robin trägt heute ausnahmsweise mal keine Brille, sondern Kontaktlinsen. Sie hat ein blau-grünes bodenlanges Kleid mit aufgenähten Rüschen an. Ihre Haare liegen glatt am Kopf an.
Bella, finde ich, sieht am schönsten aus. Ihr Kleid ist ein wahrer Traum aus weißschimmernder Seide. Das Kleid hat einen weiten schwingenden Rock, ein tief ausgeschnittenes Oberteil mit Trompetenärmeln und einem sexy Rückenausschnitt.
Mira und Jenny sind wieder vollkommen gleich gekleidet. Gelbe, ziemlich kurze Röcke und rote kurzärmelige Tops. Jede von ihnen hat jeweils an den Handgelenken und Fußknöcheln einige silberne, klingende Armreifen. Außerdem tragen beide die gleichen Turnschuhe.
Ich selbst habe mir nicht besonders viel Mühe mit meinem Aussehen gegeben. Ein bisschen Make-up, aber nicht zu viel. Ich trage ein schwarzes Minikleid und große sternenförmige Ohrringe.
Auf einmal wird die Eingangstür schwungvoll aufgestoßen und in einer Reihe kommen die Jungs herein. Einige davon sehen ja gar nicht mal so übel aus, andere dagegen… Naja.
Hektisch begutachte ich noch einmal mein Outfit und als ich aufblicke, bleiben meine Augen am Gesicht eines Jungen hängen, der mir plötzlich das Herz höherschlagen lässt. Er hat dunkelblaue Augen, ein unheimlich süßes Lächeln und kurze blonde Haare, die vorne an der Stirn hoch gegelt sind. Er ist ungefähr einen Kopf größer als ich.
Mrs. Linsow teilt in diesem Moment jedes Mädchen einem Jungen zu. Ich kreuze die Finger hinter dem Rücken und hoffe, dass ich diesem supertollen Typen zugewiesen werde. Zur Sicherheit schließe ich noch zusätzlich die Augen. Schon höre ich meinen Namen, höre einen Jungennamen, reiße die Augen auf und vor mir steht…
„Der absolute Ätztyp!“
Sebastian. Zu Stacheln hoch gegelte Haare, fast tiefschwarze Augen, ein selbstgefälliges Grinsen und was für einen (nun sagen wir – eigenwilligen) Modegeschmack.
Ich drehe mich um und lasse meinen Blick über die Menge schweifen, um zu sehen welches Mädchen den Traumjungen zugewiesen bekommen hat, doch als ich sie sehe – vergeht mir wirklich alles. Ausgerechnet diese eingebildete Streberin.
Oh, entschuldigt, ich vergaß sie vorzustellen.
Sie heißt Claudia, hat pechschwarze Haare (trägt immer einen geflochtenen Zopf), dunkle Augen, eine schlanke Figur und schleimt sich bei jedem Lehrer ein. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, andere bei Mrs. Linsow anzuschwärzen. Dadurch scheint sie sich nicht wirklich beliebt zu machen und auch keine richtigen Freunde zu haben oder zu finden. Na klasse und ausgerechnet sie bekommt diesen tollen Typen. Daniel heißt er anscheinend, wenn ich das richtig mitbekommen habe.
Seufzend wende ich mich wieder „Meinem Traumprinzen“ zu und frage ihn mit einem zuckersüßen Lächeln: „Und was wollen wir beide jetzt machen?“
„Ich will mal nicht so sein. Prinzessin, du kannst entscheiden!“
Oh mein Gott, ist der schrecklich eingebildet. Genau in diesem Augenblick gehen Claudia und Daniel an uns vorbei und als ob er meinen Blick bemerken würde, dreht er sich um und zwinkert mir lächelnd zu. Erschrocken schaue ich zu Boden und werde knallrot.
„Also was ist nun, können wir?“
Oh Mist, den habe ich ja vollkommen vergessen gehabt. Naja, muss ich halt das Beste aus der Situation machen.
„Wir könnten in den Park gehen. Oder ich könnte dir die Schule zeigen, inklusive Dachboden, Gemeinschaftsräume und allem drum und dran oder wir könnten zum Festsaal rübergehen?!“
Na mal sehen, wofür er sich entscheidet.
„Weißt du, Prinzessin, ich glaube wir fangen als erstes damit an, dass du mir den Dachboden zeigst. Klingt schön kuschelig und dann darfst du mir gerne noch den Rest zeigen.“
„Ähm ja genau. Okay, dann fangen wir einfach mal an, aber tu mir einen Gefallen und hör auf mich Prinzessin zu nennen! Ich heiße Christin, damit das klar ist. Verstanden?“
Er grinst mich cool an und sagt: „Klar doch, Schätzchen!“
Taylor ist mit ihrem „Auserwählten“ einigermaßen zufrieden, nur scheint er null Spaß zu verstehen und das ist nicht unbedingt das Richtige bei Taylor. Robert ist einer von der Sorte: „Gutaussehend, aber miesepetrig.“
Na warte Bürschchen, dich kriege ich noch warm. Bloß wie? Im nächsten Moment fällt bei Taylor der Groschen. Sie grinst ihn an und fragt: „Na, Lust auf ein kleines Abenteuer?“
Bei Bella, Robin und Liane sieht es dagegen schon etwas anders aus.
Bellas Junge sieht nicht nur mies aus, sondern textet sie auch noch die ganze Zeit über mit blöden Witzen zu. Darf ich vorstellen – Nico.
Robins Typ, Chris, ist das genaue Gegenteil von ihr. Laut, frech, mittelmäßig gutaussehend und eine richtige Quasselstrippe.
Naja, und bei Liane ist das auch nicht so viel anders. Nur das der Knabe Malte heißt.
Jenny und Mira haben es dagegen gar nicht mal so schlecht getroffen.
Jenny hat einen großen, dünnen, schwarzhaarigen Jungen zugeteilt bekommen. Sein Name ist Flori.
Mira hat einen Jungen mit kurzen gegelten braunen Haaren, kräftig gebauter Statur und einem netten Lächeln abbekommen. Er heißt Riko.
Ich habe Sebastian die Schule, die Turnhalle und sogar den langweiligen Dachboden gezeigt. Jetzt gehen wir langsam runter in den Park. Eigentlich könnte er ja ganz nett sein, wenn er nicht andauernd einen auf Macho machen würde.
Als wir uns draußen auf eine Holzbank setzen, dreht Sebastian mich plötzlich zu sich herum, zieht mich an sich und drückt mir einen feuchten Kuss auf den Mund.
Im ersten Moment weiß ich gar nicht, wie mir geschieht, und bin einfach nur komplett überrumpelt. Doch dann springe ich wutentbrannt auf und gebe ihm eine saftige Ohrfeige. Dann drehe ich mich auf dem Absatz um und renne zum Teich. Dort angekommen setze ich mich unter eine Trauerweide und lehne mich an den Stamm. Ich blicke aufs Wasser, wo mehrere Schwäne schwimmen. Langsam verraucht meine Wut über diesen Übergriff.
Als er sie da so alleine sitzen sieht, hat er auf einmal ein seltsames Gefühl im Bauch. Sie sieht so süß aus, wie sie dasitzt und schläft. Eine Haarsträhne ist ihr ins Gesicht gefallen und bewegt sich leicht bei jedem Atemzug von ihr. Ganz leise kommt er näher und reißt einen Grashalm ab. Damit streicht er ihr dann ganz leicht über die Nase.
Irgendwie muss ich eingeschlafen sein, denn auf einmal kitzelt mich etwas an der Nase und ich fahre erschrocken hoch. Ich mache die Augen ganz leicht auf und sehe ihn… Daniel! Er hockt genau vor mir im Gras und streicht mit einem Grashalm ganz sanft über meine Haut. Unter halbgeschlossenen Lidern sehe ich ihn an und frage: „Müsstest du jetzt nicht bei Claudia sein?“
„Und du bei Sebastian?“
Er grinst mich schelmisch an und ich muss lachen.
„Ertappt!“
Tja, Eins zu Null für ihn.
„Nein, mal ehrlich, warum bist du nicht bei Sebastian?“
Prüfend blickt er mir in die Augen.
Ich senke den Blick und stottere: „Ach, weißt du, weil äh…“
Ich breche mitten im Satz ab und er grinst verständnisvoll.
„Ist schon okay, du brauchst mir nichts zu erklären. Ich weiß ja wie er so ist.“
„Und woher willst du das so genau wissen, hm? Bist du etwa genauso?“
Misstrauisch blicke ich ihm offen ins Gesicht.
Doch er reißt abwehrend die Hände hoch und erklärt: „Hey Stop, nein so bin ich ganz und gar nicht, aber zufällig gehe ich mit ihm in eine Klasse und teile mir mit ihm auch noch ein Zimmer. Und das nicht erst seit gestern!“
„Na okay, dann will ich dir das mal glauben. Themawechsel. Wie findest du eigentlich Claudia?“
Fragend schaue ich ihn an. Er braucht nicht lange zu überlegen.
„Wow, sehr subtiler Themenwechsel. Aber kann es sein, dass sie vielleicht ein wenig zu eingebildet ist?“
Ich pruste laut los: „Yep, so kann man das natürlich ganz gut beschreiben.“
Daniel muss ebenfalls lachen, doch im nächsten Atemzug wird er ganz ernst.
„Weißt du, wenn ich ehrlich bin finde ich Claudia nicht so toll, aber ein anderes Mädchen dagegen schon.“
Ich schlucke: „Ah okay, wie heißt sie denn? Vielleicht kenne ich sie ja zufälligerweise.“
Atemlos warte ich auf seine Antwort und kreuze wieder einmal heimlich die Finger hinter dem Rücken. Aber bevor er dazu kommt etwas zu erwidern, kommen Sebastian und Claudia auf uns zugelaufen.
„Die beiden würden doch ein tolles Paar abgeben“, witzele ich.
Claudia bleibt empört vor mir stehen und schreit mich an, was ich mir dabei denken würde, ihr den Freund auszuspannen. Zwischen Daniel und Sebastian wird eine ähnlich schwachsinnige Unterhaltung geführt. Im ersten Moment will ich alles klarstellen, aber irgendwie genieße ich Claudias unbegründete Eifersucht auch etwas. Also lasse ich es bleiben mich zu rechtfertigen und lächele sie bloß leicht an. Doch darüber regt Claudia sich noch mehr auf.
„Das findest du wohl witzig, du Schlange? Na warte!“
Doch bevor sie auf mich losgehen kann, nimmt Daniel ihren Arm und zieht sie kurzerhand weg. Dabei redet er beruhigend auf sie ein.
„Warum, um Himmelswillen, ist sie eigentlich so sauer?“
Fragend drehe ich mich zu Sebastian um.
Er grinst und meint: „Vielleicht sieht sie dich ja als mögliche Konkurrentin an. Ach, und übrigens mal zu deiner Info, bei Daniel hast du sowieso keine Chance. Also schlag ihn dir gleich aus dem Kopf.“
Erstaunt hebe ich die Augenbrauen und versuche möglichst beiläufig zu fragen: „Wie kommst du darauf, dass ich was von ihm will`?“
Sebastian lächelt überheblich und meint dann ganz lässig: „Baby, ich erkenne ein entflammtes Herz, wenn ich es sehe. Aber dein Schwarm hat bereits `ne Freundin und die hat wirklich Klasse. Also nimm lieber mich. Ich bin noch frei.“
In mir dreht sich plötzlich alles und das Einzige, was ich noch herausbringe, ist ein: „Mann, bist du eingebildet!“
Dann drehe ich mich um und lasse ihn einfach stehen.